Endstation Kabul - Achim Wohlgethan

  • Endstation Kabul. Als deutscher Soldat in Afghanistan - ein Insiderbericht
    Achim Wohlgethan,
    Januar 2008
    Econ Verlag, ISBN: 3430200431
    Seiten: 304



    Im Zuge meiner Facharbeit bin ich auf dieses Buch gestoßen, ich habe es allerdings nicht gekauft, da ich in erster Linie Fakten brauchte und nicht persönliche Eindrücke von Soldaten. Interessiert hat mich das Buch schon, aber nur mich persönlich, für meine Facharbeit war es nicht relevant. Bei Tauschticket hat es schließlich eine nette Person wandern lassen und da konnte ich natürlich nicht Nein sagen und so hat das Buch nun seinen Weg zu mir gefunden.



    Inhalt:
    Afghanistan ist eine tickende Zeitbombe für die über 3000 dort stationierten deutschen Soldaten. Weil es keine Evakuierungsmöglichkeiten gibt, die Ausrüstung mangelhaft ist und die Führung sich mehr um ein gutes Image als um die Sicherheit ihrer Truppe sorgt, geraten Soldaten unnötig in Lebensgefahr. In seinem packenden Tatsachenbericht schildert der Fallschirmjäger Achim Wohlgethan seinen Einsatz in Kabul. Er lässt uns hinter die Kulissen der Bundeswehr blicken und rückt damit die Diskussion um den Afghanistan-Einsatz in ein völlig neues Licht.


    Der Verlag über das Buch: Wie fühlt es sich an, als deutscher Soldat in den Straßen von Kabul zu patrouillieren? Wie reagiert man, wenn plötzlich ein Kind mit einer Waffe vor einem steht? Und wie geht man als Soldat mit der ständigen Bedrohung um? In „Endstation Kabul“ erzählt der Fallschirmjäger Achim Wohlgethan lebendig und kenntnisreich von seinem gefährlichen Alltag als deutscher Soldat in Kabul. Mit seinem Insiderbericht bringt er uns nicht nur Land und Leute, sondern auch die Probleme der deutschen Armee und der internationalen Afghanistan-Politik nahe. Er nimmt uns mit in armselige Krankenhäuser, gefüllte Waffenlager und idyllische Bergdörfer, die von Warlords verwaltet werden. Er erzählt von seiner Hilfe für einen abgeschobenen Jungen aus Frankfurt und von seinen gefährlichen Operationen, die er für geheime Dienste und mit einer niederländischen Spezialeinheit durchführte, wodurch er mehr als einmal Auge in Auge mit afghanischen Kämpfern stand. Eindrücklich schildert er, dass die Bundeswehr die Gefährlichkeit ihrer Mission bewusst herunterspielt, sich mehr um ein gutes Image als um die Sicherheit ihrer Truppe sorgt und die Soldaten oft moralisch, politisch und juristisch im Stich gelassen werden. Mit seinem Erfahrungsbericht gewährt Achim Wohlgethan erstmals einen ungeschönten Blick auf den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und liefert politisch brisante Fakten, die die Diskussion um diesen Einsatz anheizen werden. Ein packendes und längst fälliges Buch.



    Über den Autor:
    Achim Wohlgethan kam nach einer privaten Ausbildung zum Berufshubschrauberpiloten 1995 als Zeitsoldat zu einem Fallschirmjägerbataillon nach Oldenburg. Nach seinem ersten Afghanistan-Einsatz wurde er Angehöriger eines Fallschirmjäger-Spezialzuges der "Division Spezielle Operationen" der Bundeswehr. Nach seinem Dienstzeitende arbeitete er weltweit als selbständiger Sicherheitsberater und lebt heute als Autor in Wolfsburg.



    Meine Meinung:
    Der Titel "Endstation Kabul. Als deutscher Soldat in Afghanistan - ein Insiderbericht" passt zu dem Buch, da er den Inhalt kurz und bündig präsentiert. Man weiß, dass es um einen deutschen Soldaten geht, der selbst in Afghanistan war und nun in diesem Buch davon berichtet.


    Das Cover zeigt den Autor des Buches, Achim Wohlgethan in Bundeswehrkluft auf einem Berg sitzend in Afghanistan. Ebenfalls zu erkennen ist die Stadt Kabul. Das Cover zeigt wohl eine typische afghanische "Landschaft". Ein bisschen dick aufgetragen find ich den Vermerk "TOP SECRET", denn dieser vermittelt mir keine Glaubwürdigkeit, sondern einfach nur Eindruck-schinden-wollen und ist doch sehr übertrieben. Wenn das Buch bzw. der Inhalt TOP-SECRET wären, würde man davon nichts erfahren.


    Insgesamt gesehen hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es liest sich sehr flüssig, teilweise ist sogar richtig Action geboten, und es wird nie langweilig. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Was noch zu erwähnen wäre, ich habe zu dem Thema, genauer gesagt über den Auslandseinsatz in Afghanistan, eine Facharbeit beschrieben, d. h. ich bin mit dem Thema vertraut. Natürlich nicht derart wie Soldaten, die selbst in Afghanistan waren. Mein Vater jedoch war Soldat (mittlerweile ist er Pensionär) und zwei Mal im Auslandseinsatz und hat auch Kameraden, die von den Einsätzen erzählen.


    Was mir bei den Amazon Rezensionen aufgefallen ist, ist die Gespaltenheit der Leser. Es scheint fast so, als ob Angehörige der Bundeswehr, die höhere Positionen einnehmen, das Buch verteufeln und als unwahr abstempeln. Ist nur eine Vermutung, wie gesagt. Irgendwas muss aber an dem Buch dran sein, denn ganz so unwahr kann es nicht sein. Ich denke zwar auch, dass teilweise Sachen für das Buch "geschönt" (nicht im positiven Sinne) wurden, aber dass doch auch eine gewisse Wahrheit dahinter steckt.


    Ein wenig unglaubhaft fand ich z. B. die Tatsache, dass Herr Wohlgethan, als er gerade in Kabul angekommen war, von einem Freund einen tollen Posten arrangiert bekommen hat. Gut, in der Bundeswehr ist so ziemlich alles möglich, aber diese Tatsache scheint doch erfunden.


    Vielerseits wird die einfache Sprache des Autors kritisiert, aber genau diese macht für mich das Buch glaubhaft. Der Autor beschreibt einfach seine Erinnerungen, die in Tagebuchform in Kabul aufgeschrieben hat. Er versucht nicht großartig Stilmittel etc. einfließen zu lassen, braucht er auch nicht, da er nichts verschönern will. Er schildert einfach nur seine Erlebnisse aus Afghanistan.


    Mir hat das Buch trotz der vielen negativen Kritik und wohl hinzugefügten Dingen doch auch etwas gegeben. Nämlich Informationen über den Einsatz, die Schilderung eine völlig anderen Landschaft als in Deutschland, die Menschen in Afghanistan, ihre Umgebung und teilweise auch ihre Lebensart hat der Autor, zumindest für mich, gut rübergebracht.


    Gut fand ich auch das Abkürzungsverzeichnis bzw. den Glossar am Ende des Buches. Von meiner Facharbeit her weiß ich, dass die Bundeswehr gerne Abkürzungen verwendet und wer mit diesen nicht jeden Tag zu tun hat, ist dafür sehr dankbar. Auch der Dokumenten-Anhang war sehr interessant, u. a. ist dort auch die Taschenkarte für Soldaten in Afghanistan abgedruckt, die beschreibt, wie sich die Soldaten verhalten müssen.


    Sehr hilfreich fand ich die Karten am Anfang und Ende des Buches. Einmal ist ganz Afghanistan abgebildet mit den Standorten der deutschen Bundeswehr. Hinten im Buch befindet sich schließlich die Karte von Kabul, die mir zur Vorstellung enorm geholfen hat.
    In der Mitte des Buches befinden sich noch Bilder vom Einsatz in Afghanistan, die den Autor zeigen, aber auch die Landschaft in Afghanistan.


    Ich werde wohl beim nächsten Treffen meines Vaters mit ehemaligen Kameraden das Thema ansprechen und fragen, ob jemand das Buch gelesen hat und was er/sie davon hält.
    Ich werde mich auch noch um weiteres "Material" umsehen, weil mich das Thema einfach interessiert und um vielleicht dann richtig/er beurteilen zu können. Näher betrachten werde ich dabei u. a. "Kabul, ich komme wieder" von Boris Barschow, "Einsatz am Hindukusch. Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan" von Britta Petersen und eventuell noch "Auslandseinsätze der Bundeswehr" von Andreas M. Rauch.


    Eine treffende Rezension, wie ich finde, könnt ihr hier lesen: http://www.amazon.de/review/R1…0S8P2G/ref=cm_cr_rdp_perm


    Erster Satz: "Als ich am Morgen des 11. September 2001 die Wache Hening-von-Tresckow-Kaserne in Oldenburg passierte, hätte noch niemand ahnen können, wie sich die Welt an diesem Tag ändern würde."


    Letzter Satz: "Willkommen in Kunduz, Afghanistan, 5. November 2003. Ich war wieder zu Hause."


    Fazit: "Endstation Kabul" ist ein Buch, das man teilweise mit Vorsicht genießen muss, aber es ist dennoch sehr lesenswert, vor allem für diejenigen, die das Thema Auslandseinsatz der Bundeswehr interessiert.



    Ich vergebe 4 von 5 Punkten.