Das Schiff von Stefan Mani

  • Vorab möchte ich sagen, daß es mir etwas schwer gefallen ist, das Buch einzuordnen.
    Es hat einen Isländischen Krimipreis gewonnen, aber aufgrund der etwas mysteriösen Vorfälle im Laufe des Geschehens, fände ich eine Einordnung unter Krimi/Thriller deplatziert und habe mich nach langem Überlegen für das Horrorgenre entschieden.


    In seiner Danksagung am Ende spielt Mani auf King, Lovecraft, Sartre und Morrison an, daher denke ich, daß diese Einschätzung Horror auch im Sinne des Autors ist


    Kurzbeschreibung
    Eine Irrfahrt von Island nach Südamerika. Neun Männer, auf denen die Vergangenheit lastet, sind leichte Opfer des Bösen. Das Schiff ist den Elementen ausgeliefert und für die Besatzung beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. In seinem dramatischen Roman erzählt Stefán Máni vom Wesen des Menschen in einer klaustrophobischen Welt.


    Über den Autor
    Stefán Máni wurde 1970 in Reykjavík geboren. Aufgewachsen ist er in Ólafsvík in West Island. Bevor er mit dem Schreiben begann, arbeitete er als Gärtner, Tischler und Buchbinder, in der Fischindustrie und auch als Sozialarbeiter mit Jugendlichen und in psychiatrischen Kliniken. Das Schiff ist sein siebter Roman.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch war der absolute Hammer. Aufgrund von Sprache und Stil hat mich das Schiff, wie ein Sturm einfach von den Socken gerissen. Man wird in diese Geschichte hineingesaugt und gezogen. Es ist von Anfang bis Ende superspannend und wenn man die 400 Seiten hinter sich hat, dann sitzt man da wie ein Pudel, schüttelt sich die vermeintlichen Wassertropfen vom Körper und meint, man wäre dabei gewesen, auf diesem Schiff, auf dem die Manschaft mit ihren ganz eigenen Dämonen kämpft und zu gewinnen versucht. Eine Gruppe Männer und jeder mit einer ganz eigenen Geschichte und seinem ganz persönlichen schrecklichen oder weniger schrecklichen Drama. Männer die sich aufeinander verlassen müssen und wo dennoch immer mehr Mißtrauen herrscht.
    Es ist ein brutales Buch, es ist ein aufrüttelndes und gefangennehmendes Buch und es wirklich beeindruckend.
    Ich wurde wirklich selten von einer Geschichte so umfassend eingenommen, daß ich meinte, das Salzwasser zu riechen, den Wind zu fühlen und den Hass der Manschaft untereinander zu empfinden.
    Kurz vor Jahresende, war das noch mal ein absolutes und grandioses Highlight.
    Einen einzigen wirklich kleinen Minuspunkt hat es und daß ist, daß man sich am Ende als Leser ein wenig mit seinen Überlegungen alleingelassen fühlt. Für Menschen, die also einen soliden Krimi oder Thriller erwarten, mit einer am Schluß detaillierten Aufklärung, ist dieses Buch nicht das richtige. Wer allerdings gerne ein wenig selbst denkt, auch dem Übernatürlich nicht ganz abgeneigt ist und dem Grauen, das allein durch Dunkelheit und Einsamkeit entstehen kann, sich nicht verschließt, für den ist dieses Buch genau das Richtige.
    Ein wirklich unheimlich gutes Buches mit einer starken sprachlichen Kraft.


    Ich fands grandios und hoffe, daß noch weitere Bücher von Stefan Mani übersetzt werden. :anbet


    Im Ich lese gerade, haben wir zum Buch ein wenig diskutiert, ACHTUNG eventuell Spoilergefahr!
    Das Schiff Vorablesen.de Stefan Mani

  • Die anfängliche Begeisterung ließ auf den letzten 60-70 Seiten doch stark nach.
    Zu verwirrend wurde es für mich. Ich wusste stellenweise nicht mehr, wohin mich der Autor führen wollte. Die neun Männer, jeder einzelne von ihnen mit vielschichtigen Problemen behaftet, misstrauisch miteinander umgehend, waren sehr gut dargestellt. Auch die düstere Atmosphäre an Bord und die Unwetter waren im Kopfkino präsent, dafür ein großes Kompliment an den Autor. Aber am Ende fühlte ich mich allein gelassen. Ich hätte viele Fragen an den Autor, wenn die Gelegenheit käme.


    Von mir gibt es 7 Punkte.

  • Meine Meinung:
    Zuerst zur Aufmachung des Buches.
    Das Cover trifft die Stimmung des Buches zu 100% und ich empfinde es deshalb als absolut gelungen.
    Das Geschichte beginnt mit einem hammerharten Einstieg, der einem so gut wie keine Atempause lässt. Man erfährt aus verschiedenen Blickwinkeln ( dies wird das ganze Buch hindurch beibehalten und ist wirklich gelungen umgesetzt ) einiges über die einzelnen Mitgliedern der Crew. Ihre Vergangenheit, ihren Problemen und persönlichen Dämonen.
    Das alles ist sehr spannend und flüssig beschrieben.
    Überhaupt ist der Schreibstil von Stefán Máni sehr präzise und oft nicht ohne Humor.
    Mir hat die Darstellung der Figuren ausserordentlich gut gefallen.
    Mit dem Auslaufen des Schiffes beginnt die Odysee, die unaufhaltsame Fahrt in die Katastrophe.
    Die Atmosphäre ist und bleibt düster und unheilvoll, nichts deutet auf ein gutes Ende hin.
    Und hier komme ich auch zum einzigen Kritikpunkt: Das Ende.
    Für mich nicht überzeugend. Es lässt zuviele Fragen offen.
    Zudem erhält die Geschichte dadurch einen kompletten Genrewechsel.


    Trotzdem, oder gerade deswegen, hoffe ich auf weitere Übersetzungen der Bücher des Autors. Ich würde gerne noch ein Buch vom ihm lesen.


    "Das Schiff" bekommt von mir 9 von 10 Punkten ( ein Punkt Abzug wegen dem Ende ).

  • Die Geschichte wird auf eine sehr komplexe und vielfältig ineinander verzahnte Weise erzählt. Durch sich überschneidende Perspektiv-Wechsel wird die Intensivität einzelner Szenen noch erhöht. Hinzu kommt, dass die Unbillen der Natur und später auch die Unzulänglichkeiten der Technik die Situation der Seeleute noch verschärfen und umso eindringlicher darstellen. Bumm Bumm Bumm


    Ich hatte mir zuerst von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet - eher einen Krimi oder ein Drama. Aber einige seltsame Hinweise, die sich quer durch das Buch ziehen, haben mich schnell vermuten lassen, dass hier noch mehr zu Tage kommen wird. Der Genre-Wechsel kam für mich dann nicht mehr überraschend, da die erste Eulen-Rezi ja schon unter Horror stand. Deshalb habe ich auch auf dieses Element im Buch gewartet. Habe mich schon lange nicht mehr bei einem Buch ständig gefragt, wo das noch hinführt und ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer, wie das alles enden soll.


    Nach einem furiosen Beginn mit gleich 2 Toten nach knapp 30 Seiten, hält die Geschichte inne und verlangsamt sich die nächsten 300 Seiten. Die Charaktäre werden sehr genau gezeichnet und die Situation spitzt sich langsam zu.


    Dann eskaliert erneut die Gewalt und plötzlich wird es wieder ziemlich rasant und blutig.
    Am Schluss nimmt der Plot nochmal eine überraschende Wende und endet .... ganz anders als erwartet.


    Wurde gut unterhalten, hätte mir aber im Mittelteil etwas mehr Aktion und ein zügigeres Voranschreiten der Handlung gewünscht. Das Ende muss man erst einmal verdauen und man verspürt das dringende Bedürfnis sich mit anderen Lesern dieses Buches auszutauschen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe es auch gerade gelesen, hier meine Meinung.



    Teuflischer Tanz mit dem Tod


    Saeli, Runàr, Jòn Karl, Àsi, Isàk, Òli, Gummi und Jònas bilden die Crew des Frachtschiffes Per se. Doch über jedem Mitglied der Crew schwebt ein dunkler Schatten. Kurz vor der Abfahrt wird auch noch bekannt, das die Reederei die Veträge kündigen will, was die Besatzung sehr ärgerlich und ängstlich stimmt. Das Schiff gerät in einen Sturm, der Hass, die Angst und das misstrauen kochen in den einzelnen Männern und treiben einige von ihnen in den Wahnsinn. Funk, Radar... keiner kann sich mehr sicher fühlen. Doch nicht nur Männer sind gefährlich, auch das Meer bietet einige Gefahren und so beginnt bald ein Tanz mit dem Tod...


    Ein hoch verschuldeter Familienvater, ein skrupelloser Geldeintreiber, ein Mann der seine Frau erschlagen hat, ein von Schuldgefühlen geplagter Kapitän, ein von Satan faszinierter Seemann, ein Mann im Kampf gegen den Alkohol und weitere Crewmitglieder voller dunkler Gefühle - das sind die Protagonisten von Stefàn Màni's Romans "Das Schiff". Ihre Namen sind genauso gewöhnungsbedürftig wie ihr Charakter, sie alle sind knofus & verwirrt, alle haben Dreck am Stecken und manche von ihnen dazu noch ein paar Schrauben locker. Das alles wirkt arg konstruiert und wenig glaubwürdig, ein Zusammentreffen so vieler dunkler Persönlichkeiten ist doch eher unwahrscheinlich.
    Überzeugend dagegen sind die Parallelen die der Autor zwischen den Protagonisten und ihrer Umwelt schafft. Während die Männer gegen ihre Probleme kämpfen, kämpft die Per se gegen die äußeren Bedingungen. Si entsteht trotz inhaltlicher Schwächen ein annehmbares Konzept.
    Unterstützend wirkt hier auch die Covergestaltung, die diese Umstände übermitteln kann.


    Die Handlung umfasst 412 Seiten und einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten. Der Roman beginnt mit mehreren Handlungssträngen die erst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, aber dann schnell zusammenfließen. Die Handlung im Roman wird meist parallell verlaufend geschildert, d.h. ein Zeitraum wird aus Sicht verschiedener Protagonisten geschildert. Teils läuft die Handlung aber auch chronologisch ab. Leider sind auch zum Teil sehr große Zeitsprünge enthalten. Dies alles macht es an manchen Stellen etwas anstrengend das Buch zu lesen.
    Fast die komplette Handlung spielt sich auf dem Schiff, dadurch enthält der Mittelteil viele, recht langatmige Passagen. Doch ein paar unerwartete Vorkommnisse sorgen für Lichtblicke und erzeugen Spannung.


    Die Sprache ist düster & teils nüchtern, bedrohlich & beunruhigend, offen & ungeschönt. Sie ist der Stimmung an Bord, aber auch dem wilden Treiben des Meeres angepasst. Der Autor spricht auch das Gehör des Lesers an, in dem er Geräusche wie "Bumm Bumm" oder "Klick Klick" umgangssprachlich übermittelt. Diese Geräusche haben auch erheblichen Einfluss auf die Handlungsweisen der Protagonisten.


    Alles in allem ein lesenswertes Buch, in dem Handlung, Psyche und Witterung perfekt aufeinander abgestimmt sind. Ein Buch voller Höhen und Tiefen, wie auch die Wellen des Meeres, die das Schiff umspülen.

  • Das Schiff (Originaltitel: Skipio, 2006)
    Stefán Máni, Januar 2009 (übersetzt von Tina Flecken)
    Ullstein Verlag, ISBN: 3550087403
    Seiten: 412


    Ich hatte wieder Glück bei vorablesen.de und durfte so das Buch "Das Schiff" vorablesen. Ich freue mich riesig, auch wenn die Leseprobe mich nicht gerade vom Hocker gerissen hat. Der Autor war mir bisher unbekannt, "Das Schiff" war nun mein erstes Buch von ihm. Wie es scheint wurde von ihm bisher kein anderes Buch übersetzt.



    Inhalt:
    Eine Irrfahrt von Island nach Südamerika. Neun Männer, auf denen die Vergangenheit lastet, sind leichte Opfer des Bösen. Das Schiff ist den Elementen ausgeliefert und für die Besatzung beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. In seinem dramatischen Roman erzählt Stefán Máni vom Wesen des Menschen in einer klaustrophobischen Welt. Tiefe Sturmwolken hängen über der Stadt, als die Per se den Hafen von Grundartangi verlässt. Kapitän, Steuermann, ein Koch und sechs weitere Männer gehen auf lange Fahrt nach Surinam. Jeder von ihnen hat etwas zu verbergen, alle sind Getriebene. Schon bald vergiften Feindseligkeiten und Drohungen die Atmosphäre. Gerüchte um eine bevorstehende Meuterei verdichten sich. Auf dem Höhepunkt des Sturms bricht die Verbindung zum Festland ab und der Schiffsmotor wird zerstört. Da entern Seeräuber das Schiff und zwingen die Männer, ein letztes Mal zusammenzustehen. Doch Surinam ist noch weit, es zu erreichen längst utopisch geworden. Wie wird es weitergehen mit der Crew? Werden sie Surinam erreichen?



    Über den Autor:
    Stefán Máni wurde 1970 in Reykjavík geboren. Aufgewachsen ist er in Ólafsvík in West Island. Bevor er mit dem Schreiben begann, arbeitete er als Gärtner, Tischler und Buchbinder, in der Fischindustrie und auch als Sozialarbeiter mit Jugendlichen und in psychiatrischen Kliniken. Das Schiff ist sein siebter Roman.



    Meine Meinung:
    Der Titel "Das Schiff" spiegelt hervorragend den Inhalt wider. Anfangs wird zwar nur von der bevorstehenden Schifffahrt erzählt, aber der Rest des Buches spielt auf dem Schiff "Per Se". Dieses Schiff ist somit der Schauplatz des Geschehens und in gewisser Weise besiegelt es auch das Schicksal der Seemänner.


    Das Cover zeigt eine stürmische Bucht, in der der Wellengang sehr unruhig ist. Die Atmosphäre wirkt daher alles andere beruhigend und idyllisch. Einzig der Leuchtturm auf dem Berg vermittelt den Eindruck einer idyllischen Bucht. Normalerweise hat man, wenn man sich eine Bucht denkt, einen idyllischen Ort vor Augen. Das Cover spiegelt quasi schon die Atmosphäre des ganzen Buches wider: unruhig, beklemmend, düster und unheimlich.


    Als erstes möchte ich erwähnen, dass ich positiv überrascht worden bin von dem Buch. Nach der mäßigen Leseprobe, die auch entsprechend bewertet habe, hatte ich nicht erwartet, dass mich das Buch derart in den Bann ziehen könnte.


    Anfangs ist das Buch eher weniger spannend, die Personen werden eingeführt. Aber nicht einfach so, man erhält aus den verschiedenen Perspektiven der Personen Eindrücke, z. B. wie sie leben, was sie tun und was sie zu verbergen haben. Diese verschiedenen Perspektiven werden im ganzen Buch beibehalten, d. h. es passiert, dass man ein und dieselbe Szene öfters miterlebt, aber mit den Augen der verschiedenen Protagonisten.


    Die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, gefällt mir zum Teil sehr gut. Der Autor verwendet Vergleiche und andere Stilmittel und schafft es dadurch die jeweilgen Situationen bis ins Detail zu beschreiben. Doch andererseits verwendet er auch Kraftausdrücke und Umgangssprache, was aber auch verständlich ist, denn er gebraucht sie dann, wenn Satan bzw. die Seemänner direkt miteinander reden. Manchmal hat mich das aber doch sehr gestört, weil es einfach nicht zur restlichen Sprache passt.
    Durch diese Sprache schafft er es auch eine beklemmende, unheimliche und düstere Atmosphäre zu erzeugen, die das ganze Buch über erhalten bleibt. Diese Atmosphäre hat wohl seinen Teil dazu beigetragen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.
    Die Atmosphäre wird auch durch Folgendes immer bestärkt:


    Bumm, bumm, bumm...


    Diese drei Wörter sind allgegenwärtig im Buch und spiegeln das Schlagen der Wellen an das Schiff wider. Dadurch fühlt man sich noch mehr auf das Schiff versetzt und in diese klaustrophobisch anmutende Situation. Vermutlich hätte sich dieser Eindruck noch verstärkt, wenn man das Buch wirklich auf einem Schiff gelesen hätte...
    Der Autor macht zu Beginn des Buches bereits Andeutungen, so etwa der Satz :" Kein Glück ist unendlich, doch das Böse währt bis in alle Ewigkeit..." Für mich war dieser Satz schon ein Anhaltspunkt für die Vorkommnisse, die später noch stattfinden sollen, und diese werden wohl nicht glücklich enden. Die größte Andeutung, die er aber macht ist der Abschnitt vor dem ersten Kapitel, in dem er ein Schiff beschreibt, das im Eismeer gefangen ist. Der letzte Satz dieses Abschnitts hat mich aber ein wenig verwirrt: " Was ewig schläft, ist nicht tot..." Was ist damit gemeint?


    Für zartbesaitete Gemüter würde ich das Buch nicht empfehlen, da es teilweise doch etwas brutaler zugeht. Vor allem, wenn ich an die Ermordung einzelner Personen denke, die dann doch etwas zu genau geschildert wird.
    Etwas Negatives muss ich aber dennoch erwähnen: Das Buch hätte ruhig um gute 50 Seiten kürzer sein können, da in der Mitte doch für meinen Geschmack etwas zu viel "geschwafelt" wird. An diesen Stellen musste ich mich fast zwingen weiterzulesen.
    Auch das Ende ist für mich nicht wirklich befriedigend. Was ist denn nun mit den Seemännern, haben sie überlebt? Darüber wird nichts mehr erwähnt, allein über den Heizer wird berichtet, was aber sehr sonderbar ist. Das Ende bleibt vermutlich zwar so mehr in Erinnerung, aber ein wenig Hoffnung wäre doch wünschbar gewesen.


    Erster Satz: " Der rostbraune Schiffsrumpf ruht auf dem Felsriff im Eismeer, hinten um dreißig Grad und an Backboard um fünf, sodass der Bug aus dem Eis ragt und das Heck über dem stockdunklen Abgrund schwebt."


    Letzter Satz: "Meister!, ruft der Heizer, verbeugt sich tief und macht die Tür weit auf..."


    Fazit: "Das Schiff" ist ein lesenswertes Buch, das den Leser durch die beklemmende Atmosphäre sofort in den Bann zieht und für alle empfehlenswert ist, die gerne düstere Literatur lesen.


    Ich vergebe 4 von 5 möglichen Punkten.

  • Der Inhalt ist schnell erzählt: Neun (See-) Männer auf einem Frachtschiff, auf dem Weg von Island nach Surinam und ein Haufen Geheimnisse.


    Dies ist das erste vom Autor ins Deutsche übersetzte Buch, in seiner isländischen Heimat hat er bereits sieben Bücher veröffentlich. Für das Buch "Das Schiff" hat er einen isländischen Krimipreis gewonnen, wobei es sich m.E. eigentlich gar nicht um einen Krimi handelt. Eigentlich passt die Geschichte in kein Genre so richtig.


    Meinen Geschmack hat das Buch nicht getroffen. Wenn es ein Krimi ist, dann erwarte ich Spannung und Auflösung, und wenn es kein Krimi ist, dann gefiel es mir trotzdem nicht, weil es eben an Spannung und Auflösung fehlte und dann doch so einen Hang zum Übernatürlichen hatte.


    Die nicht vorhandene Auflösung ist für mich *der* Schwachpunkt, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Es wird nicht nur am Schluss nichts aufgelöst, es wird auch mittendrin vieles einfach unaufgelöst stehengelassen… sei es der Piratenüberfall, der praktisch einfach so auf einmal im Raum steht, sei es aber auch die Beziehungen und damit einhergehenden Konflikte der Besatzungsmitglieder untereinander. Was mit den an Land verbliebenen Personen geschieht… auch davon erfährt man nichts mehr.


    Die Geschichte fängt recht viel versprechend an, wir lernen die Hauptfiguren und verschiedene kleine Teilhappen der beginnenden Geschichte aus verschiedenen Perspektiven kennen und wir ahnen, dass alles und alle irgendwie zusammenhängen. Naive Leser wie ich haben das Vertrauen in den Autor, dass er am Ende alles schön auflöst. Es fehlt ein bisschen der Sympathieträger in der Geschichte, aber entweder das kommt noch oder es geht auch ohne.


    Auch wenn ich die Perspektivwechsel grundsätzlich gelungen fand, waren sie mir doch oft zuuu wiederholend. Da wurden zu viele Fakten einfach wiederholt, ohne dass der Leser aus der neuen Perspektive etwas Neues erfahren hätte.


    Nach den ersten Kapiteln, als sich unsere Gefährten endlich auf dem Boot befinden, schleppt sich die Handlung so dahin. Es gibt ein bisschen Sabotage, viel Sturm, es gibt eine Menge durchgeknallter Typen (so dass man sich über die Zusammenballung an Durchgeknalltheit schon wundert), es gibt keinen Sympathieträger und es gibt eine Menge sinnloses Geschwafel. Dann gibt es noch einen Piratenangriff, der durch die momentane Tagesaktualität noch das Beste an der Handlung ist, und am Ende gibt es den abstrusen Versuch der Selbst-Rettung und dann… Nichts.


    Fazit: Sowohl Autor als auch Geschichte haben Potential, aber mehr als ein durchschnittliches "ganz ok" mag ich hier nicht vergeben und dies nur für Teile der Geschichte und für das Einfangen der klaustrophobischen Stimmung im Sturm auf See.

  • Wenn ein Autor in dem kleinen Island so starke Konkurrenz hat wie Arnaldur Indridason und Ysa Sigurdarttir, muss Mann sich etwas einfallen lassen, um aufzufallen. Warum Stefán Máni den isländischen Krimipreis 2007 bekommen hat, verstehe ich nicht. Einen Krimi hat er nicht geschrieben, vielleicht sollte es ein Abenteuerroman werden? Auch kann ich nicht verstehen, warum Stil und Sprache die Jury tief beeindruckt haben. So jedenfalls laut Klappentext. Der Autor bemüht sich. originell zu sein, seine Sprache hat nichts Raffiniertes, er gebraucht oft falsche Bilder. Etwa mit Sätzen wie : die ebenerdigen Fenster leuchten wie die Augen einer Kreatur, die weder alt noch jung, weder real und irreal sind (S. 16) Oder: dann küsst der Jeep seine Wange. Ein kalter Kuss, der Knochen brechen lässt, Fleisch aufreißt und Eingeweide sprengt (S. 39) . Oder ganz daneben: eine Art chemischer Jesus, der den Gedankensturm beruhigt, die Schwankungen zwischen Hyperaktivität und Depression ausgleicht und auf diese Weise eine Art Windstille auf dem Ozean der Seele auslöst (S. 241) Oder: Das Böse ergreift Besitz von Jón Karl. Es rumort in seinem Kopf, pumpt schwarzen Eiter in sein Blut (S. 404) Mánis Rezept ist einfach: Neun Männer auf einem Schiff, alle irgendwie kaputt. Einer hat seine Frau erschlagen, einer hat Spielschulden, einer wittert die Welt-Verschwörung von Juden oder Muslimen oder beides zusammen, ein Kapitän, der seiner Frau nachtrauert und ein Schwerverbrecher, der aus Versehen an Bord gelangte und "Satan" genannt wird. Ach ja, meutern will die Mannschaft (außer Satan) auch, weil die Reederei angeblich das Schiff verkaufen will. All das wäre vor dem Hintergrund eines blauen Himmels und spiegelglatten Meeres nur halb so spannend, also muss ein richtiges Unwetter her, das das Schiff - nicht zuletzt, weil einer die lebenswichtigen Kabel durchschneidet - in den Untergrund reißt. Zwischendurch bleibt noch Zeit für pseudo-philosophisches Geschwätz über Job, Teufel und die Welt, offenbart der Autor ein merkwürdiges Frauenbild. Etwa: Steuermann Jónas und seine Frau Maria hatten freie Liebe in der Ehe vereinbart, aber Maria war begehrter als er. "Das Hässliche, das sie immer wieder tat. Sie war zu einer Nymphomanin geworden" (S. 100) deshalb musste sie sterben. Ich würde das Buch niemals verschenken.

  • @ Eskalina
    Ich glaube, das könnte dir liegen.


    @ Hanseatin
    Schade, daß das Buch dich nicht begeistern konnte, gerade die Stellen die du aufzählst, empfand ich als unheimlich gelungen und sprachlich sehr tief gehend.

  • Unheimlich beängstigend!!!
    Danke Vorablesen.de habe ich "Das Schiff" zugesendet bekommen, es hat mich trotzdem einige Zeit gekostet, es ganz fertig zu lesen, da ich mich zu Beginn recht schwer in das Buch hineingefunden habe. Die einzelnen Charaktere sind zu Beginng sehr verwirrend dargestellt, der Leser kann sich nicht sicher sein, wer zu wem gehört. Doch im Laufe des Buches fügen sich die Puzzleteile immer besser zu einem vollständigen Bild zusammen - eine fantastische Meisterleistung des Autors!


    "Das Schiff" zieht den Leser sofort in seine eigenartige, bedrückende Atmosphäre voll Geheimniskrämereien und Brutalität. Ein Schiff voller Männer, die zusammengehören, und doch kämpft jeder seinen eigenen Kampf. Jeder einzelneder Männer auf dem Schiff verfügt über ein dunkles Geheimnis, dass es zu bewahren gilt. Die Charaktere sind faszinierend tiefgründig dargestellt, mit all ihren Schattenseiten und einer fast unheimlichen Exaktheit.


    Das Datum, an dem die Per se den Hafen verlässt, ist der 11. September 2001; dieses Datum wurde vom Autor sicher nicht zufällig gewählt. Der 11. September hat für große Furcht und Verwirrung in der Welt gesorgt, und so ist es auch das Datum, an dem die Dunkelheit auf dem Schiff real wird.


    Der Titel "Das Schiff" ist ebenso perfekt ausgewählt, da die komplette Handlung auf dem Schiff stattfindet, auch das Cover des Buches bestärkt meinen Gesamteindruck vom unheimlichen und düsteren Geschehen mit einem sehr überraschenden, tragischen Ende.

    "Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben."
    George Bernard Shaw

  • Dieses Buch hat mich sofort in den Bann gezogen mit seiner , dem Untergang geweihten und befremdlichen Crew. Die einzelnen Matrosen, Heizer oder der Kapitän gehen an Bord und jeder trägt seine ureigensten Ängste mit sich. Das kann nich gutgehen und daher herrscht auf dem Schiff bald Anarchie, Brutalität und Mißtrauen pur.


    Was mich Anfangs so beeindruckte, ließ leider mit zunehmenden Kapiteln nach. Ich habe keinen heißen Draht zur Mystik und deshalb hat das Buch durch sein Ende meine Begeisterung sehr gedämpft. Einzelne Charaktere, wie z. B. der Heizer, lösten bei mir nur Kopfschütteln und die Frage aus: So was läuft noch frei herum?!


    Ich fand keinen Protagonisten, der mir gefallen hätte, ausser "Satan" - der aber nun in der Unterwelt den Ton angab. Gefallen hat mir anfänglich auch die Idee, die Ereignisse wiederholt aus Sicht eines anderen zu sehen. Dadurch ergaben sich aber zu viele Wiederholungen. Das ewige "Bumm bumm bumm" und "ratatatata" fand ich auf Dauer wirklich unnötig.


    Sprachlich war das Buch sehr beeindruckend , aber für mich zu düster. Depressionsgefahr lauerte im Hintergrund und deshalb war es schlussendlich so gar nicht mein Fall . Bumm bumm bumm.

  • Kurzbeschreibung
    Eine Irrfahrt von Island nach Südamerika. Neun Männer, auf denen die Vergangenheit lastet, sind leichte Opfer des Bösen. Das Schiff ist den Elementen ausgeliefert und für die Besatzung beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. In seinem dramatischen Roman erzählt Stefán Máni vom Wesen des Menschen in einer klaustrophobischen Welt.


    Über den Autor
    Stefán Máni wurde 1970 in Reykjavík geboren. Aufgewachsen ist er in Ólafsvík in West Island. Bevor er mit dem Schreiben begann, arbeitete er als Gärtner, Tischler und Buchbinder, in der Fischindustrie und auch als Sozialarbeiter mit Jugendlichen und in psychiatrischen Kliniken. Das Schiff ist sein siebter Roman.




    Die Leseprobe bei Vorablesen.de machte einen recht guten Eindurck auf mich und um so mehr freute es mich, dieses Buch gewonnen zu haben.


    Leider gefiel es mir immer weniger, je länger ich las und es schließlich abbrach.


    Jeder auf dem Schiff hat mehr oder weniger schwere Probleme, die ich allerdings alle nicht interessant fand. Auch der Schreibstil wirkte auf mich sehr sprunghaft, sodass ich in das Buch nicht reinkam. Schade, wäre es nicht so hektisch gewesen, hätte mir das Buch sehr gut gefallen.


    # Gebundene Ausgabe: 411 Seiten
    # Verlag: Ullstein Hc (1. Januar 2009)
    # Sprache: Deutsch
    # ISBN-10: 3550087403
    # ISBN-13: 978-3550087400
    # Größe und/oder Gewicht: 22 x 14,6 x 3,8 cm

  • Also mir hat das Buch richtig gut gefallen.
    Überzeugt hat mich vor allem der Schreibstil!


    Hier ist meine Rezi.


    Inhalt:
    Ein Schiff und seine Crew. Jedes Besatzungsmitglied der Per se hat sein dunkles Geheimnis, als das Schiff in den frühen Morgenstunden des 11.09.2001 von Grundartangi aus in See sticht.
    Geplant ist eine zweiwöchige Überfahrt von Island nach Surinam.
    Für den Kapitän Gudhmundur Berndson soll es die letzte große Fahrt sein.
    Für den Matrosen Arsall Egilsson steht seine finanzielle Zukunft auf dem Spiel.
    Der zweite Steuermann Jonas Jonasson flüchtet nach einem schrecklichen Verbrechen.
    Karl sollte eigentlich gar nicht mit an Bord sein.
    Jeder der Männer hat Gründe die Überfahrt auf die eine oder andere Weise zu sabotieren. Werden sie ihr Ziel erreichen?


    Meine Meinung:
    Ich bin absolut begeistert von diesem Buch.
    Obwohl praktisch die komplette Handlung auf dem Frachtschiff Per se stattfindet, hat mich "Das Schiff" durch seinen Abwechslungsreichtum und die Komplexität des Handlungsstrangs gefesselt. Zu Beginn fällt es noch schwer, die vielen unterschiedlichen Protagonisten und ihre Episoden miteinander zu verbinden, doch mit fortschreitender Handlung werden auch die Verbindungen der Bruchstücke immer klarer.
    Besonders die bildhafte Sprache von Stefan Mani, die jeden Charakter mit präzisen Beschreibungen wiedergibt, ist mir positiv aufgefallen. Vom gehetzten Familienvater, bis zum Alkoholiker oder einem offensichtlichem Verbrecher sind allen Personen eindrucksvolle Passagen gewidmet, die den eigentlich wichtigen Aspekt des Buchs - die Abgründe der menschlichen Psyche – offenbaren.
    Schon das Datum zum Beginn der Romanhandlung wird nicht zufällig gewählt sein. Der 11.September 2001 hat für Veränderungen in der Welt gesorgt und so ist es auch die heile Welt der Schiffsbesatzung, die an diesem unheilvollen Datum zu bröckeln beginnt. Abgeschnitten von der Außenwelt haben die Ereignisse in New York für die Crew der Per se keine Bedeutung, doch es sind nicht nur Anschläge auf Nationen oder Gebäude die zu fürchten sind. In "Das Schiff" ist es der Anschlag auf die Gemeinschaft, der Egoismus des Einzelnen, die mangelnde Kommunikation und das fehlende Vertrauen, die den Untergang herbei führen.
    Für europäische Zungen sind die isländischen Namen sicherlich eine Herausforderung, aber das sollte nicht von dieser neuen Erfahrung abhalten einen Roman eines isländischen Autors zu lesen. Das Einzige was mich bei diesem Buch noch zufriedener hätte machen können, wären ein paar kleine Seekarten gewesen, um die Schiffspositionen in Längen- und Breitengraden besser nachverfolgen zu können. Bei diesem Buch sind jedoch die Aufmachung, das Cover und der Titel in sich stimmig und tragen positiv zur Gesamteindruck bei.
    Letztendlich stellt sich mir nun die Frage, ob das Böse in jedem von uns steckt oder tatsächlich Satan unter uns wandelt.


    Fazit:
    Spannung pur und ein sprachlicher Hochgenuss!

  • Das Frachtschiff Per se macht sich mit seiner knappen Besatzung auf den Weg nach Südamerika. Zu seiner Besatzung hat sich ein fremder Passagier eingeschlichen. Jòn Karl, der in der Unterwelt besser bekannt ist als Satan. Gefürchtet und skrupellos. Jeder der Männer auf dem Schiff hat seine eigenen Probleme und Geheimnisse. Wirklich zufrieden ist niemand und alle zusammen sind von der Angst gequält, dass dies ihre letzte Fahrt ist, da die Reederei viele Leute entlassen will. Das sorgt für weitere Spannung unter der Crew und es kommt fast zu einer Meuterei. Was bis dahin noch keiner weiß ist, dass dies tatsächlich die letzte Fahrt der Seeleute sein wird. Allerdings aus anderen Gründen als befürchtet ...


    In diesem Buch wimmelt es nur so vor schlechter Stimmung, Geheimnissen und Wahnsinn. So viele Leute auf einem Schiff, die alle ihr eigenes Ziel verfolgen, teils krank sind, teils wahsinnig und von Psychopharmaka abhängig. Es kommt wie es kommen muss. Zunächst läuft nur ein wenig schief, aber die Ereignisse lassen sich nicht mehr stoppen, der eine mißtraut dem anderen, am Ende vertraut niemand mehr irgendwem, einige wahnsinnig geworden, vertrauen nicht einmal mehr ihrem eigenen Urteil.
    Durch mehr oder weniger mysteriöse Ereignisse und einem Zusammentreffen mit Piraten, kommt das Schiff schließlich komplett von seinem Kurs ab und landet im ewigen Eis.


    Sprachlich gesehen ist das Buch ein absoluter Hochgenuss. Es macht einfach Spaß zu lesen, sich mitreißen zu lassen und mit den Wellen zu schaukeln. Auch stimmungsmäßig ist das Buch total überschwappend und ansteckend und sehr, sehr düster und brutal, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist.
    Spannung ist auf jeden Fall vorhanden, denn man will dringend wissen, was es mit den ganzen Geschehnissen nun auf sich hat und wie die Geschichten der einzelnen Seeleute zu Ende gehen, ob sie überhaupt überleben.
    Durch den oftmaligen Perspektivenwechsel ist ebenso eine Menge Abwechslung geboten.


    Und da bin ich auch schon bei den Sachen, die mir nicht gefallen haben: Das Ende.
    Ich habe nichts gegen Übernatürliches in Büchern, egal ob mehr davon oder doch weniger. Aber es soll schon irgendwie in sich schlüssig und nachvollziehbar sein. Das hat mir bei diesem Buch in jedem Fall gefehlt.
    Ich finde es zwar gut zum Schluß noch selbst ein wenig Spielraum für Gedanken zu haben, aber eine gewisse Richtung hätte ich dann schon gehabt, die ich hätte einschlagen können.
    Außerdem gefiel es mir auch nicht, dass einige Handlungsstränge vom Anfang nicht mehr aufgegriffen und einfach vergessen wurden.


    Insgesamt allerdings ein ziemlich gutes Buch, wenn man mal vom Ende absieht.

  • Meine Meinung:


    Zum Inhalt wurde ja schon ausführlich berichtet, deshalb spare ich mir das und komme erst mal zu den (leider spärlich vorhandenen) Punkten, die mir an dem Buch gefallen haben:
    Mani führt seine Figuren recht geschickt ein. In episodenartigen Szenen wird die Mannschaft vorgestellt, die Wege der Besatzungsmitglieder kreuzen sich in einer Weise, die nur auf den ersten Blick zufällig erscheint. Die Männer werden zwar nicht ausführlich charakterisiert, dennoch erhält der Leser schnell einen Eindruck von den Nöten & Sorgen, die jeden Einzelnen quälen und für die Zeit an Bord einiges an Konfliktpotenzial verheißen.
    Mani arbeitet verstärkt mit Perspektivwechseln, wobei er jeweils in der erzählten Zeit zurückspringt, so dass der Leser ein Ereignis aus Sicht mehrerer Besatzungsmitglieder erlebt. Diesen erzählerischen Kniff halte ich grundsätzlich für gelungen, auch wenn es Mani im Lauf des Romans damit etwas übertreibt und die Perspektivwechsel allzu unmotiviert daher kommen, weil sie für den Leser keine neuen Einsichten bergen.


    Damit auch gleich zu den Kritikpunkten:
    Es ist reine Geschmackssache, eine persönliche Abneigung, die ich dagegen entwickelt habe, wenn in der 3. Person Präsens erzählt wird und kann dem Autor nicht angekreidet werden.
    Was mich allerdings wirklich gestört und mir den Spaß am Lesen über weite Strecken regelrecht verdorben hat, ist die ungezügelte Metaphernwut des Autors. Ich liebe Metaphern, sofern sie stimmig, lebendig und unverbraucht sind. Metaphern müssen einfach passen. Und genau das tun sie bei Mani nicht. Im Gegenteil:
    Bei Vergleichen wie: "(...) Rippen, die wie rohe Spaghetti zerbrechen" rollen sich mir die Fußnägel hoch.
    Und auch der Satz "Ein Schlaf, der schwarz ist, wie der Taumel der Nacht, tief wie ein Koma und ebenso kalt wie der ewige Winter" lässt mich nicht grade vor Freude über dessen Originalität und Bescheidenheit dahinschmelzen. Während des Lesens habe ich immer wieder Block und Stift zur Hand genommen, weil mir einzelne Sätze so grottig erschienen, dass ich sie aufschreiben musste. Das habe ich schnell aufgegeben, ich hätte ein kleines Büchlein mit Sätzen, Vergleichen und Metaphern füllen können, die meines Erachtens schief, misslungen, theatralisch oder völlig ausgelutscht sind. Die sprachlich-stilistische Größe oder Kraft, das jedenfalls was die Jury des Isländischen Krimipreises wohl so beeindruckt haben soll, darf man dem Klappentext Glauben schenken, habe ich jedenfalls vergeblich gesucht und schmerzlich vermisst.


    Desweiteren bin ich mit dem Plot nicht ganz einverstanden, bzw. kann nicht ganz begreifen, weshalb es überhaupt noch dieser Gefahr von außen

    bedurfte, wo doch schon so viel Konfliktpotenzial in den Charakteren der Männer angelegt. Ich hätte eher mit psychologischem Schrecken und Horror gerechnet, der aus der Figurenkonstellation entsteht, als mit einer derart plumpen Wendung.
    Die Handlung im Allgemeinen habe ich über weite Strecken als etwas zäh empfunden und das Ende ... Nun gut, ich gebe zu, es auch nach nochmaliger Lektüre der letzten Seiten nicht verstanden zu haben. Damit kann ich leben. "Das Schiff" war jedenfalls alles andere als mein Buch.


    Der Erzähler ist nicht immer das Wichtigste (...) Das Wichtigste ist die Geschichte. Und die war ziemlich gut.


    Den ersten beiden Sätzen möchte ich nicht widersprechen. Den letzten kann ich, was Manis eigenes Werk angeht, nicht unterschreiben.

  • Der Plan war eigentlich, dieses Buch mit nach Island zu nehmen. Nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob, vor mir das tobende Meer, hinter mir der tiefverschneite Snaefellsnesjökull, das das richtige sein wird. :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Der Plan war eigentlich, dieses Buch mit nach Island zu nehmen. Nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob, vor mir das tobende Meer, hinter mir der tiefverschneite Snaefellsnesjökull, das das richtige sein wird. :gruebel


    Ob es richtig ist oder nicht hängt wohl von deiner persönlichen Reizschwelle ab. Die richtige Umgebung dafür ist es aber allemal :lache

  • Am Anfang werden die einzelnen Mannschaftsmitglieder und deren soziales Umfeld vorgestellt. Danach dreht sich alles nur noch um die Per Se. Durch die recht detaillierten Beschreibungen einzelner Situationen, konnte ich mich gut in die Stimmung an Bord einfinden. Immer wieder gibt es ungeahnte Wendungen, die den Spannungsbogen aufrechterhalten. Das Ende war mir zu plötzlich und viele am Anfang aufgeworfene Fragen blieben unbeantwortet.

    Das Buch war gut zu lesen und hat Spaß gemacht. Das Cover passt zum Buch.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Meine Rezension zu "Das Schiff":


    Das Buch beginnt für einen kleinen Moment sehr harmlos. Ein Matrose verbringt den letzten Abend bei seiner Familie, bevor er für viele Wochen auf einem Frachtschiff an heuert.
    Doch schon nach kurzer Zeit überschlagen sich die Ereignisse und man ist mitten drin in dieser unglaublich spannenden Geschichte. Zu Beginn kann man noch gar nicht erahnen, wie sich die einzelnen Schicksale zusammen fügen werden. Stefán Máni macht das sehr geschickt, indem er die verschiedenen Situationen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der einzelnen Charaktere darstellt. Jedes Besatzungsmitglied schnürt sein Päckchen, um sich auf das Schiff zu begeben, und diese Päckchen sind gefüllt mit Gewalt, Mord, Verzweiflung, Sehnsucht und Hoffnung.
    Sie begeben sich unwissentlich auf die schwimmende Hölle im Schiffsgewand, in der Hoffnung, daß sich am Ende der Fahrt alles zum Guten wendet. Doch jedes mal wenn sie denken, schlimmer geht es nicht mehr, schwimmt von irgendwo eine neue Katastrophe her.
    Als wirklich einziges (aber absolut nebensächliches) Manko sind die isländischen Namen anzumerken, mit denen ich mir am Anfang ein bischen schwer getan habe. Aber als Tipp für die zukünftigen Leser kann ich es empfehlen sich einen kleinen Zettel mit den Namen der Charaktere, deren Aufgaben auf dem Schiff und ihren jeweiligen Verbrechen anzulegen.
    Zum Abschluß kann ich nur sagen, daß ich das Buch wirklich außergewöhnlich finde. Die Figuren sind so unterschiedlich und fassettenreich und immer wenn man denkt, daß es nicht mehr schlimmer kommen kann, wird man eines Besseren belehrt wodurch die Spannung gnadenlos aufrecht erhalten wird.