'Die Fürstin' - Seiten 149 - 297

  • Hallo Eric und Demo,


    also, ich finde die Sprache zumindest wirklich köstlich und genieße es, mich in diese Zeit zurück versetzen zu lassen.


    Bin auch gerade mit diesem Lese- Abschnitt fertig geworden und habe dazu auch ein paar Fragen an Eric, die er bestimmt gerne beantworten wird. Mir schwirrt nämlich etwas der Kopf, beim Versuch, durch dieses Heiratsarrangement zwischen Preußen und Österreich durchzusteigen.
    Ich finde, jetzt hätte wirklich eine Karte gefehlt, um durchzusteigen, welche Geschäfte da abgewickelt werden sollen - da liegt der mangelhafte Geschichtsunterricht schon zu weit zurück.


    Habe ER also die Güte, uns ein wenig an seinem Hintergrundwissen teilhaben zu lassen.


    Ansonsten fahre ER ruhig fort, uns auch weiterhin auf`s Trefflichste zu unterhalten...es soll sein Schaden nicht sein...:-)


    Lieben Gruß... :wave
    Baumbart


    PS:...jetzt weiß ich auch, warum mir "Die Fürstin" so gut gefällt. Weil es m.E. nach kein Konstrukt ist, sondern es wohl tatsächlich stimmt, was Eric sagt: "Die Fürstin" wollte so geschrieben werden...für mich ein weiterer Beweis dafür, daß "Kunst" von Können kommt und es Dinge gibt, die man nicht lernen kann, sondern die einfach DA sind.

  • Hallo Baumbart,


    tröste dich. Bei dem Versuch, die verschiedenen geplanten Heiratsarrangements zu begreifen, rauchten auch schon anderen Leuten die Köpfe. Ich stürzte mich natürlich wie ein Geier darauf und überlegte, wie ich sie am Besten für den Roman verwenden konnte.


    Fakt war, dass Maria Theresia, je länger kein Bruder geboren wurde, immer mehr in den Rang der Erbin der Habsburger Besitzungen aufstieg, und damit nahm eine mögliche Heirat eine Dimension an wie selten zuvor bei einer Prinzessin aus einem regierenden Haus, vergleichbar höchstens noch mit der Heirat Bloody Marys, der Schwester Elisabeths I. von England mit Philipp von Spanien.


    England und die Niederlande, zu jener Zeit Hauptverbündete Habsburgs, wollten einen zu großen Machtgewinn durch diese Heirat verhindern und ließen auf geheimen dilomatischen Wegen durchsickern, dass sie eine Verbindung Habsburgs mit einem der großen Königreiche Europas wie Spanien, Schweden und Frankreich notfalls mit Waffengewalt bekämpfen würden.


    Frankreich hoffte, Maria Theresia im Fall ihrer Thronbesteigung einige Ländereien in Italien abfordern und seine Grenze auf Kosten kleinerer deutscher Staaten weiter nach Osten ausdehnen zu können. Außerdem machte es klar, dass es bei einer Verbindung Habsburgs mit Lothringen, die sich immer mehr abzeichnete, nicht tatenlos zusehen würde. da es ein derart massives Heranrücken der Habsburger Macht an seine Grenzen fürchtete, zumal von Lothringen aus der Weg nach Paris nicht weit war.


    Prinz Eugen, der in etwa die Stellung eines Premierministers einnahm, wusste um die Befindlichkeiten der anderen Reiche durchaus Bescheid und strebte eine Heirat für die Erbtocher an, die Habsburgs Stellung im Reich dauerhaft stärken konnte, ohne das fragile Gleichgewicht in Europa zum kippen zu bringen. Für ihn gab es vor allem drei interessante Möglichkeiten, mit Preußen, dessen Hauptteil an das damals noch habsburgische Schlesien grenzte, mit Bayern, den Deutschösterreichern stammesverwandt, dazu ebenfalls erzkatholisch und eine in Prinz Eugens Augen sinnvolle Erweiterung Österreichs nach Nordwesten. Als drittes kam dann noch Sachsen mit dem zum Zeitpunkt von Charlottes Besuch in Wien noch nicht geborenen Erbprinzen Friedrich August von Sachsen, den Sohn der Maria Josepha, das an das habsburgische Königreich Böhmen grenzte.


    Den Franzosen wäre keine der drei Möglichkeiten recht gewesen, doch sie besaßen nicht die Macht, sie zu verhindern, zumal England unter der Hand sein Einverständis bekundete und in einem Waffengang auf Habsburgs Seite gekämpft hätte.


    Am interessantesten erschien Prinz Eugen die preußische Heirat, da Preußen sich neben Habsburg zur zweitstärksten Macht im Reich entwickelt hatte. Außerdem war der Bayernprinz zehn und der Sachse fünfzehn Jahre jünger als Maria Theresia. Prinz Eugen zog diese beiden denn auch erst nach dem Seitern seiner preußischen Pläne in Erwägung, um die in einen Augen fatale Heirat mit Lothringen zu verhindern. Doch Karl VI. als zärtlicher Vater und Maria Theresia setzten sich im Endeffekt durch und Franz Stephan durfte das Reserl zum Traualtar führen.


    Um die preußische Heirat zu verhindern, stellten Frankreich und Spanien die im Roman kurz erwähnte Möglichkeit einer spanischen Heirat in den Raum, für die Karl VI. sich zum Entsetzen Prinz Eugens begeisterte. Erst ein energisches Fingerklopfen Englands und der Niederlande beendeten dieses Zwischenspiel. Die preußische Option war da aber bereits durch den Hochmut der Habsburger Unterhändler, der Einmischung der katholischen Kirche und Maria Theresias Einfluß auf ihren Vater bereits vom Tisch.


    Bevor es jedoch zum finalen Kampf um Maria Theresias Erbe kam, musste erst einmal der polnische Erbfolgekrieg ausgefochten werden. Es gelang Österreich zwar, Friedrich August, den Sohn Augusts des Starken als polnischen König durchzusetzen, doch es verlor bereits in diesem Krieg etliche Gebiete an Frankreich und dessen Verbündeten und Franz Stephan durfte sein Herzogtum Lothringen mit der weitaus weniger bedeutenden Toscana vertauschen, die zudem von ihrem letzten Herrscher aus dem Haus Medici bereits vorher testamentarisch an Habsburg vermacht worden war.


    Als dann Karl VI. starb, kam für Habsburg zu dem von Prinz Eugen befürchteten Schlimmsten aller Fälle. Frankreich, sowie die sich beleidigt fühlenden Bayern und Preußen erkannten die Erbfolge nicht an und setzten ihre Truppen in Marsch. Das Ergebnis kennen wir ja.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Zitat

    Original von Eric
    Als dann Karl VI. starb, kam für Habsburg zu dem von Prinz Eugen befürchteten Schlimmsten aller Fälle. Frankreich, sowie die sich beleidigt fühlenden Bayern und Preußen erkannten die Erbfolge nicht an und setzten ihre Truppen in Marsch. Das Ergebnis kennen wir ja.


    Es ist immer wieder interessant zu sehen, aus welchen Gründen Menschen getötet werden.
    Und je mehr mit einem Federwisch beseitigt werden können, desto -- rein menschlich betrachtet -- mickriger ist der dahinterstehende Grund.

  • Hallo Eric,


    vielen Dank für Deine überaus interessanten Ausführungen. Ein wenig später wird das ja in Deinem Roman (so in den Seiten ab 320 etwa) auch nochmal angesprochen und deutlich gemacht.


    Zwei Anmerkungen hätte ich noch dazu: Ich hatte mich mal eine zeitlang für die Geschichte Großbritanniens interessiert - und interessiere mich auch jetzt noch sehr dafür - es gab mal eine zeitlang solche TV-Filme über Elisabeth I. und Maria Stuart, Sir Francis Drake usw. - erinnert Ihr, Iris und Eric, Euch vielleicht daran?


    Und noch interessanter für mich: habt ihr eventuell Buchempfehlungen aus der Zeit - wie auch zusätzlich noch zu der Zeit, in der Dein Roman, Eric spielt? Es interessiert mich wirklich - Fachbuch wie andere Literatur...:-)


    Die andere Anmerkung schreib ich zu den dazu gehörenden Seiten von "Die Fürstin", damit ich hier nicht alles durcheinander bringe... :grin


    Lieben Gruß
    Baumbart

  • Zitat

    Original von Baumbart
    Ich hatte mich mal eine zeitlang für die Geschichte Großbritanniens interessiert - und interessiere mich auch jetzt noch sehr dafür - es gab mal eine zeitlang solche TV-Filme über Elisabeth I. und Maria Stuart, Sir Francis Drake usw. - erinnert Ihr, Iris und Eric, Euch vielleicht daran?


    Klar, Mantel&Degen-Schinken mit Erroll Flynn hab ich als Fratz für mein Leben gern geschaut!


    Zitat

    Und noch interessanter für mich: habt ihr eventuell Buchempfehlungen aus der Zeit - wie auch zusätzlich noch zu der Zeit, in der Dein Roman, Eric spielt? Es interessiert mich wirklich - Fachbuch wie andere Literatur...:-)


    Da muß ich passen -- aber es ist ja auch Erics Metier.
    Mir fällt dazu nur Tania Douglas' Tanz der Wasserläufer ein, das hat 's aber nicht bis zur Buchladenkasse geschafft ...
    Aber ich möchte meinen Lesegeschmack hier nicht zum Maßstab erklären!

  • Hi Iris,


    tust Du doch gar nicht... :knuddel1...ICH habe doch um Empfehlungen gebeten...:-)


    Ich hoffe, ich bekomme noch gute Vorschläge von Eric oder anderen...im Hinterkopf hab ich schwach einen Roman, der sogar Elisabeth I. heißt, glaub ich und ganz gut sein soll?


    Muß mal googlen gehen...:-)


    :wave
    Baumbart


    PS:...was geschah denn zwischen Buchregal und Buchladenkasse, Iris? Hattest Du es schon bis zur Hälfte durch und es war sche...??? *garnichtneugierigbin*... :grin

  • Zitat

    Original von Baumbart
    PS:...was geschah denn zwischen Buchregal und Buchladenkasse, Iris? Hattest Du es schon bis zur Hälfte durch und es war sche...??? *garnichtneugierigbin*... :grin


    Also ... ich hatte ... na ich nenn 's mal: Probleme mit Stil und Erzählweise. Es ist ein typisches Eichborn-Buch. Und dann diese <Ironie_on> überaus glaubwürdige Begegnung im Walde ... ... 24,90 war mir einfach zuviel dafür.

  • Zitat

    Original von Iris


    Also ... ich hatte ... na ich nenn 's mal: Probleme mit Stil und Erzählweise. Es ist ein typisches Eichborn-Buch. Und dann diese <Ironie_on> überaus glaubwürdige Begegnung im Walde ... ... 24,90 war mir einfach zuviel dafür.


    Aha...nächste Frage: was ist ein typisches Eichborn-Buch?


    Kläre Sie mich bitte auf, ja?


    (komme mir vor wie ein noch unbeschriebenes Blatt...oder ein Schwamm...:-)...)

  • Zitat

    Original von Baumbart
    Aha...nächste Frage: was ist ein typisches Eichborn-Buch?


    Es gibt eine recht eigentümliche Linie im Programm Unterhaltung, die vom Cheflektor Matthias Bischoff sehr stark geprägt wird. Ich kann dir das gar nicht so genau erklären ...
    Ich will überhaupt nicht behaupten, daß es schlecht ist, nur eben ... nicht mein Geschmack.

  • Hallo Iris und Baumbart,


    Politik wurde damals wie heute von Gefühlen beherrscht und entsprechend ausgeführt. Verstand und Logik hatten da wenig Chancen. Da spielten die Religion, Ehrbegriffe und verletzter Stolz eine weit entscheidenere Rolle, und natürlich der Wille, noch größer und mächtiger zu werden. Friedrich II. Gründe, gegen Habsburg loszuschlagen, wurden auch davon beeinflusst, und natürlich durch einen fast schon gefährlich zu nennenden Übermut, für den er und Preußen auch entsprechend bezahlen durften.


    Romanempfehlungen aus der Zeit Elisabeths I. habe ich leider keine, dafür aber auch die Filme über sie gesehen. Bette Davis war für mich die beste Elisabeth, die es geben kann. Eroll Flynn spielte seine übliche Rolle als frecher Gentleman, der allen bösen Buben zum Trotz die Schöne kriegt. Ich glaube, einmal, als er Lord Essex spielte, wurde er allerdings geköpft.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Hallo Eric,


    Dir gerne zustimme...genauso wie es keine bessere Kleopatra als Liz Taylor gab...:-)


    Bin schon ein bissl fündig geworden (siehe unten). Offenbar gibt es eine ganze Reihe, die jeweils den Untertitel trägt: "Der Roman ihres/seines Lebens".


    Es gibt viel zu lesen...:-)


    Lieben Gruß
    Baumbart

  • Hallo Baumbart,


    ich besitze zwar eine Biographie Elisabeths I. und ein paar Sachbücher aus dieser Zeit, aber nichts spezielles über England, da ich dieses weite Feld lieber den dortigen AutorInnen überlasse, und natürlich den Damen und Herren aus dem Yankeeland, die sich dazu berufen fühlen. Ich tobe mich lieber auf dem Kontinent aus.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Hallo Eric,


    das tu man auch. Ich ernenne IHN hiermit zu einem meiner persönlichen Hausautoren und freue mich auf weitere interessante Bücher, an denen Er uns teilhaben lassen wird...:-)


    :wave
    Baumbart

  • Hi Tanzmaus,


    okidoki, schon editiert...:-)


    Hast recht, nachher meint Eric noch, sich mit so profanen Dingen wie dem Schreiben von Romanen nicht mehr abgeben zu brauchen...und wo kämen wir denn dann hin?!


    :wave
    Baumbart

  • Hallo Baumbart,


    ER ist wirklich ein wenig übertrieben. In solchen Höhen pflege ich mich nämlich nicht aufzuhalten. Da wird mir ja wir Sauerstoffmangel schwindelig.


    Jetzt kam noch ein Telefongespräch dazwischen und ich muss schnellstens los zur Arbeit.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Hallo Eric,
    bin jetzt mit diesem Teil des Buches auch fertig und kann dir nur gratulieren. Zum einen verstehst du es, einen Roman mit weiblichem Hauptdarsteller zu schreiben, ohne gleich eine Emanzensoap draus zu machen, zum andern sind deine Hintergrundinfos fantastisch rübergebracht. Besser kann man es einfach nicht machen. Auch die Beschreibung des Wiener Hofes ist so einprägsam, daß man sich den Protagonisten zusammen langweilt. Das Einfangen von Stimmungen ist offenbar eine deiner Hauptstärken. Aber auch die Zeichnung der bekannten Akteure der Geschichte ist klasse und man sieht die Personen direkt vor sich. Den zum Sadismus neigenden Preussenkönig und sein darunter leidender Sohn, die Hemmungslosigkeit des Sachsenkönigs, die listenreiche Gestalt Savoyens, kurz schon nach wenigen Zeilen glaubt man, die Personen alle selbst zu kennen. Ich bin immer noch restlos begeistert.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Hallo Demosthenes,


    du sprichst mir und meiner Frau, die nicht unwesentlich an diesem Roman beteiligt war, ein hohes Lob aus, auf das wir durchaus stolz sind. Gerade das Verbinden von fiktiver Handlung in einen historischen Rahmen ist eine delikate Angelegenheit, denn gerade die aus der Geschichte bekannten Personen dürfen um Gotes Willen nicht steif und hölzern wirken, sondern müssen ebenso lebendig agieren wie ihre erfundenen Zeitgenossen.


    Unser Credo für einen solchen Roman lautet, dass er so geschrieben werden muss, dass sich seine Geschichte damals jederzeit ereignen hätte können. Nur so wirkt er glaubhaft. Ich habe mich für den Roman durch etliche Biographien gearbeitet und ein Persönlichkeitsprofil für die historischen Personen erarbeitet, um sie so authentisch wie möglich agieren zu lassen.


    Ein in fernerer Vergangenheit spielender Roman ist sicher leichter zu schreiben, da über die damaligen Persönlichkeiten weniger bekannt ist als über August den Starken, den Soldatenkönig oder Maria Theresia. Es hat mir und meiner Frau jedoch riesigen Spaß gemacht, genau diese Epoche schildern zu können.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Hallo Baumbart,


    vielleicht kann ich noch etwas zu Deiner Bücherliste beitragen.


    Ich habe "Tanz der Wasserläufer" diesen Sommer gelesen. Meine Meinung dazu findest Du hier, auch mit meiner Meinung zum Sprachstil und der Waldszene, die Iris anspricht. Da ich mir grundsätzlich keine normalpreisigen HC mir unbekannter Autoren zulege (es sei denn, ich kriege welche als Geschenk), hätte es bei mir wohl auch nicht zum Originalpreis den Weg zur Kasse gefunden! :lache Allerdings hat Weltbild im Moment eine Ausgabe für 14,95 €, die ich für i.O. befand.


    Elisabeth I. von Cornelia Wusowski habe ich direkt nach Heinricht VIII. von Margaret George gelesen. Ich muß sagen, ich fand das Werk von Frau Wusowski deutlich besser und es schien mir auch sauber recherchiert. Für die Maria Stuart von Margaret George hatte ich dann keine Lust mehr... die kommt später irgendwann mal dran. Allerdings ist es durchaus ganz sinnvoll, sich vom Grundsatz her über Heinrich VIII. informiert zu haben, bevor man die Elisabeth I. liest.


    Weltbild bietet übrigens jetzt neu ein Werk zu Maria Theresia von Gabriele Marie Cristen an. Ich hatte es aber noch nicht in der Hand, geschweige denn, es gelesen zu haben und Rezensionen dazu habe ich auch noch nicht gefunden.


    Viele Grüße
    Pelican :wave