'Die Kalligraphin' - Seiten 180 - 252

  • bleumourant - ist das das Ursprungswort des heute geläufigen blümerant?


    Von Schwarzbach will seine Tochter also an August den starken Verschachern. Was ist es bloß, was ihn dazu treibt. Er setzt sich auch über Victors Wünsche hinweg, erpresst ihn quasi mit der Unschuld seiner Tochter.


    Habar wird zum Spielball der Männer und Amalia gibt ihr dafür die Schuld. Ist ja auch der einfachste Weg :rolleyes
    Dieses verfressene verwöhnte Balg wird mir immer unsympathischer. Bin gespannt, was uns da am Hof noch erwartet.


    Die Chemie zwischen Victor und Habar stimmt. Aber haben eine Muslima und ein dem christlichen Gott zugewandter Mensch, von dem ich vermute, dass er gerne eine geistliche Laufbahn einschlagen würde, überhaupt eine Zukunft?


    Ibrahim hat sich taufen lassen. Hab schon im wiki-Link gelesen, dass solche Türkentaufen die reinsten Volksfeste waren. Hat schon was von Jahrmarktsattraktion an sich. Und bei mir verstärkt sich der Eindruck, dass es nicht des Glaubens wegen ist sondern eine reine Flucht vor der Vergangenheit.


    Die Geschwister haben sich entfremdet. Ibrahim hält seine Schwester offenbar für Schwarzbachs Hure. Nett, solche Schlüsse zu ziehen ohne sich vom Wahrheitsgehalt zu überzeugen.
    Der Werdegang der Geschwister ist schon interessant. Haber ist weiterhin nur geduldet. Zwar keine Sklavin, aber auch nicht mehr als eine Dienstmagd, während Ibrahim zum angenommenen Sohn wird.

  • Danke für die Info :-)
    Hab gerade mal geschaut und diese Erklärung gefunden, wie aus bleumourant blümerant wurde.


    Im 17. Jahrhundert breitete sich von Frankreich aus das Blassblau (bleu mourant, wörtlich übersetzt "sterbendes Blau") als Modefarbe aus. Als man der Farbe überdrüssig wurde, entwickelte sich daraus die übertragene Bedeutung für etwas, das Unwohlsein hervorruft.


    Wann haben sich die Badegewohnheiten eigentlich wieder geändert? Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Leute ja sauberer als man annimmt. Das Wegpudern und Wegparfümieren und die Einstellung, dass waschen schädlich ist, war glaub ich typisch für die Zeit um Ludwig IVX, oder?
    Ich bin mir nur nicht sicher, wann man zum Waschen zurückgekehrt ist :gruebel

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Dieses verfressene verwöhnte Balg wird mir immer unsympathischer. Bin gespannt, was uns da am Hof noch erwartet.


    Du sprichst mir so aus der Seele!!!
    Ich habe echt schon darauf gewartet, bis sich die Beziehung zwischen Amalia und Harbar ändert.


    Zitat

    Ibrahim hält seine Schwester offenbar für Schwarzbachs Hure. Nett, solche Schlüsse zu ziehen ohne sich vom Wahrheitsgehalt zu überzeugen.


    Das fand ich auch total krass und irgendwie nicht nachvollziehbar für mich. Ibrahim habe ich ehrlich gesagt anders eingeschätzt :gruebel

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    :kuh:lesend

  • Hallo,


    Zitat

    Von Schwarzbach will seine Tochter also an August den starken Verschachern. Was ist es bloß, was ihn dazu treibt.


    Bouquineur
    Die Karriere. Solche Beziehungen wären nicht zu unterschätzen.


    Zitat

    Ibrahim hat sich taufen lassen. Hab schon im wiki-Link gelesen, dass solche Türkentaufen die reinsten Volksfeste waren. Hat schon was von Jahrmarktsattraktion an sich. Und bei mir verstärkt sich der Eindruck, dass es nicht des Glaubens wegen ist sondern eine reine Flucht vor der Vergangenheit.


    Bouquineur
    Stimmt, das muss ein ziemlicher Trubel gewesen sein, und die feinen Herrschaften haben Schlange gestanden, um Taufpaten zu werden. Flucht vor der Vergangenheit finde ich sehr gut, das sehe ich auch so.


    Bouquineur und Bonomania
    Ich denke, dass sein Angriff auf Habar von Schuldbewusstsein beflügelt wird. Er hat schließlich das Versprechen gebrochen, er hat sie allein gelassen.


    Zitat

    Wann haben sich die Badegewohnheiten eigentlich wieder geändert?


    Spätestens gegen Mitte/ Ende des 18. Jahrhunderts. In den Städten werden allerdings die wenigsten Menschen die Möglichkeit gehabt haben, sich zu waschen. Wahrscheinlich war das Wasser oft sogar wirklich schädlich, weil vollkommen verdreckt. Nur hatte man damals eben die Vorstellung, dass durchs Waschen die Haut durchlässiger für Krankheiten wird, weshalb man es vermieden hat, oder nach dem Baden Bettruhe hielt. Gebadet hat – wer es sich leisten konnte - ja durchaus manchmal. Irgendwo habe ich davon gelesen, dass Ludwig XIV. mal ein Treffen mit einem Minister verschob, damit der sich von seinem Bad erholen konnte.


    Liebe Grüße


    Kirsten

  • Mir fällt immer wieder auf, mit welcher Arroganz Amalia (und eigentlich auch fast alle anderen) über Hadar reden, als wäre sie nicht mehr als ein niedliches Tier. Dass sie noch nicht total verzweifelt ist, muss man ihr hoch anrechnen. Ich wäre schon längst am Boden zerstört.


    Amalia ist wirklich ein Aas. Es ist oberfies, dass sie Hadar einredet, sie sei so hässlich, dass sie kein Mann jemals anschauen würde. Die Arme! Ich nehme mal an, dass das Gegenteil der Fall ist, wie man ja an Ferdinand von Trottdorf sieht. (Der im übrigen auch ein herrlicher Widerling ist. :-) )


    Infolge dieses unsäglichen Jadgfestes wird Hadars Leben nun also noch schwieriger und komplizierter. Nun muss sie auch noch stets auf der Hut sein und Amalia lässt keine Gelegenheit aus sie zu demütigen.


    Spannend ist weiterhin die Frage, ob Victor in Hadar verliebt ist oder sie nur als Freundin sieht. Inzwischen glaube ich schon fast, dass letzteres der Fall ist und Hadar sich Dinge von ihm wünscht, die er ihr nicht geben kann. Ich sehe in ihm eher einen Mönch, als einen Geliebten, Ehemann und Vater. Ohne ihn aber wäre ihr Leben unerträglich.


    Schade, dass das Wiedersehen zwischen Hadar und Ibrahim so kühl ausfällt. Natürlich müssen sich die beiden nach so langer Zeit und so unterschiedlichen Erfahrungen fremd sein. Ich verstehe nur nicht so ganz, warum Ibrahim zu Hadar sagt: "Ich habe auf dich gewartet. Ich habe lange gewartet." Hat er tatsächlich gedacht, dass sie von Gut Schwarzbach fliehen und zurück kommen kann? Oder schiebt er ihr nur den schwarzen Peter zu, weil er selbst ein schlechtes Gewissen hat? Vermutlich ist es wohl das, oder?

  • :nerv


    Ach, wie peinlich!


    Da bin ich nun schon auf Seite 280 und kann es immer noch nicht richtig. Aber zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich heute morgen keine Gelegenheit hatte mich von meinem Bad zu erholen, sondern gleich anschließend mit unserem Hund raus musste. Wie soll man da einen klaren Kopf behalten. ;-)


    Nein jetzt mal im Ernst. Ich denke, dass es daran liegt, dass eine gute Freundin auf den Spitznahmen "Hadarle" hört. Trotzdem gelobe ich Besserung. :wave

  • Zitat

    Original von bonomania


    Du sprichst mir so aus der Seele!!!
    Ich habe echt schon darauf gewartet, bis sich die Beziehung zwischen Amalia und Harbar ändert.



    Das fand ich auch total krass und irgendwie nicht nachvollziehbar für mich. Ibrahim habe ich ehrlich gesagt anders eingeschätzt :gruebel


    Ging mir gleich. Bin fast etwas entäuscht von Ibrahims haltung.

  • Zitat

    Original von Solas
    Hallo,



    Bouquineur
    Die Karriere. Solche Beziehungen wären nicht zu unterschätzen.


    Und dafür ist ihnen jedes Mittel recht gewesen. :bonk Sogar die eigenen Kinder zu verschachern.


    Mich würde mal interessieren, ob Habar und Ibrahim beim ersten Treffen türkisch oder deutsch gesprochen haben. :gruebel

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich finds spannend, dass wir alle so Schwierigkeiten mit dem kurzen Namen Habar haben - mich eingeschlossen. Von Haber, Harbar, Hadar war schon alles dabei. Mit Ibrahim dagegen haben wir offenbar kein Problem :lache


    :write
    Ich habe mich auch schon verschrieben und aus Habar eine Haber gemacht.
    Danai das muss Dir überhaupt nicht peinlich sein - wir wissen ja wer gemeint ist :grin

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  • Amalia entpuppt sich auch für mich als verwöhntes Balg. Zuerst fand ich sie sympathisch und dachte, sie hätte sich tatsächlich als Freundin für Habar gefunden. So kann man sich täuschen.


    Und die Herren? :yikes
    Zum Glück ist Viktor nett zu ihr. Sie scheinen sich nicht gleichgültig zu sein. :gruebel

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Auch für mich wird hier wieder ganz deutlich, welch oberflächliche Person Amalia doch ist. Deshalb war ich über ihre Reaktion, als Ferdinand von Trottdorf Habar küßte, wenig überrascht. Typisch für dieses verzogene Gör, daß sie Habar die Schuld für dieses Ereignis gibt, anstatt von Trottdorf. Ist eben der einfachere Weg und sich mit schwierigen Dingen auseinanderzusetzen, das ist sie eben nicht gewohnt. Ganz schlimm empfinde ich es vor allem, daß sie es Habar ununterbrochen spüren läßt und sie wie eine Sklavin behandelt.


    Wie Emmanuel von Schwarzbach seinen Sohn Victor behandelt, um ihn zu zwingen an den Hof nach Dresden zurückzukehren, finde ich mehr als ungerecht. Er droht ihm sogar, anstatt seiner die Schwester zu schicken, wohl wissend, welches Schicksal sie dort erwarten würde. Umso bewundernswerter ist Victors standhafte Weigerung, auch wenn er letztendlich doch kapitulieren muß.


    Zitat

    Original von Danai
    Spannend ist weiterhin die Frage, ob Victor in Hadar verliebt ist oder sie nur als Freundin sieht. Inzwischen glaube ich schon fast, dass letzteres der Fall ist und Hadar sich Dinge von ihm wünscht, die er ihr nicht geben kann. Ich sehe in ihm eher einen Mönch, als einen Geliebten, Ehemann und Vater. Ohne ihn aber wäre ihr Leben unerträglich.


    Hierzu habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Manchmal schien es mir, als ob Victor tiefere Gefühle für Habar entwickeln würde. Dem gegenüber steht jedoch seine Hingabe zu Gott. Sieht er sie wirklich nur als Freundin ? Interpretiert Habar ( und auch wir Leser :grin ) mehr in seine Handlungen als tatsächlich vorhanden ?


    Das Wiedersehen zwischen Habar und Ibrahim habe ich mir so ganz anders vorgestellt ( aber das ist ja genau das, was ein gutes Buch ausmacht, nichts ist vorhersehbar :lache :lache :lache ). Doch unter welch merkwürdigen Umständen kam dieses Treffen zustande ? Und welche Rolle spielte Karl dabei ? Unser lieber kleiner Karl !? Obwohl er doch wußte, daß Habar sich bei den von Schwarzbachs aufhielt, verhielt er sich merkwürdig distanziert ihr gegenüber. Und als bester Freund Ibrahims hätte es ihm doch am Herzen liegen müssen, ihn und dessen Schwester wieder zusammen zu bringen.


    Für Habar selbst war es sicherlich ein Schock ihren Bruder wiederzusehen und gleichzeitig zu erfahren, daß er zum Christentum gewechselt hat. Auch über Ibrahims Reaktion war ich sehr überrascht. Was bedeutet seine letzte Bemerkung, das von Schwarzbach jede Frau zur Hure machen würde ? Wie kommt Ibrahim zu dieser Annahme ? Hiervon ist doch noch die Rede gewesen, weder als Andeutung, noch als Gerücht.

  • Es ist noch gar nicht erwähnt worden, wie grausam mit Konrad, dem wohl behinderten Bruder umgegangen wird (oder ich hab`s überlesen :-)). Man hat ihn mit Händen und Füßen ans Bett gefesselt :yikes! Mir hat echt gut gefallen, wie subtil Kirsten dem Leser die Vernachlässigung Konrads vor Augen führt: "Er sammelte mehrere tote Fliegen von der Fensterbank und wischte den Staub vom Porträt ihrer Mutter...." (S. 185).


    Die Erpressung von Schwarzbach, seine Tochter Amalia dem Fürsten Karl August quasi "zum Fraß" vorzuwerfen, falls Viktor nicht freiwillig nach Dresden zurückkehrt finde ich schon übel. Aber damals waren die Kinder, insbesondere die weiblichen, fast immer nur Mittel zum Zweck. Und so wie Amalia bisher "rüberkommt" wäre sie wahrscheinlich eher geschmeichelt als verletzt.


    Über Viktor hört man nichts mehr - vielleicht damit man sich so seine Gedanken macht und dem nächsten Teil entgegenfiebert :-)?


    Am Ende stellte sich mir die Frage, ob Ibrahim resigniert und die gemeinsame Vergangenheit aufgegeben hat, weil er glaubte, dass Habar von Schwarzbach zu dessen "Hure" gemacht wurde?


    Zu dieser Zeit hatten die Frauen wirklich die "A...karte". Zuerst wurden sie von den Männern nach deren Gutdünken missbraucht und anschließend als Hure gebrandmarkt, auch wenn sie selbst überhaupt keine Schuld traf.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Es ist noch gar nicht erwähnt worden, wie grausam mit Konrad, dem wohl behinderten Bruder umgegangen wird (oder ich hab`s überlesen :-)). Man hat ihn mit Händen und Füßen ans Bett gefesselt :yikes! Mir hat echt gut gefallen, wie subtil Kirsten dem Leser die Vernachlässigung Konrads vor Augen führt: "Er sammelte mehrere tote Fliegen von der Fensterbank und wischte den Staub vom Porträt ihrer Mutter...." (S. 185).



    Stimmt, zu diesem Thema hat sich wirklich noch niemand geäußert. Was zu heutigen Zeiten undenkbar wäre, einen behinderten Menschen quasi im Hinterzimmer zu verstecken und an das Bett zu fesseln, scheint mir damals nicht unüblich gewesen zu sein. Konrad wird auch nie von einem Außenstehenden erwähnt, fast so als wüßte außer der Familie niemand, daß er überhaupt existiert. Nur Victor scheint sich hin und wieder um ihn zu kümmern.

  • In unserer Gesellschaft schon. Guck Dich aber mal in unseren Nachbarländern um. Es geht immer wieder durch die Presse, wie schlecht die Bedingungen in Waisenhäusern und Heimen für Behinderte dort noch sind. Ans Bett fesseln oder die Ärmel des Schlafanzuges um den Körper knoten sind dort keine Seltenheit.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Zu dieser Zeit hatten die Frauen wirklich die "A...karte". Zuerst wurden sie von den Männern nach deren Gutdünken missbraucht und anschließend als Hure gebrandmarkt, auch wenn sie selbst überhaupt keine Schuld traf.


    ..und was bitte hat sich daran bis heute geändert?