Joel Haahtela - Sehnsucht nach Elena

  • Dieses kleine Buch erzählt uns die Geschichte eines eigenartigen Mannes, der eines Tages einer Frau namens Elena begegnet und von ihr verzaubert zu sein scheint. Nur so kann man erklären, dass er sie fortan immer erwartet und nach ihr Ausschau hält. Man gewinnt auch den Eindruck, als hätte der Erzähler kaum ein eigenes Leben, als ob sich alles nur rund um die kurzen Momente „mit Elena“ drehen würde.


    Sie ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt seines Lebens, er ist ganz fixiert auf sie und alles, was mit ihr zu tun. Er vernachlässigt mit dem Verfolgen ihrer Spuren sein eigenes Leben so, dass sein Freund Jan überraschend in der Türe steht, weil er seit einer Woche keine Post mehr geholt hat.


    Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr drängte sich mir der Gedanke an einen Stalker auf. Auf der anderen Seite dachte ich mir: derart poetische Gedanken passen einfach nicht zu einem Stalker. Doch wer weiß schon, was in deren Köpfen vorgeht? Wo andere sich verfolgt und sogar bedroht fühlen, spinnen Stalker sich in ihren Köpfen vielleicht höchst romantische Beziehungen (die es natürlich weder gibt noch geben wird) zusammen!


    Ich war also sehr gespannt, welchen Verlauf die Geschichte nehmen wird. Es dauert seine Zeit, aber das eigenartige Verhalten wird schlüssig erklärt…


    Eine melancholische, zart erzählte kleine Geschichte über Liebe und Verlust. Ich kann so was nicht immer lesen, aber mir das kleine Büchlein sehr gut gefallen, vor allem auch wegen der schönen Sprache. Ich mag einfach Sätze wie diesen: Eine alte Uhr zu kaufen bedeutet, sich der Vergänglichkeit bewusst zu sein. Sonst könnte man glauben, alles ginge ewig weiter und nichts würde sich jemals ändern.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Nach langem Warten auf die Taschenbuchausgabe, habe ich "Sehnsucht nach Elena" auch endlich gelesen.
    Trotz der kürze der Sätze und der Kapitel habe ich mir viel Zeit gelassen, weil ich jedes Kapitel in mich aufnehmen und verarbeiten wollte.


    Zunächst scheint die Faszination, die der Ich-Erzähler für Elena empfindet, ziemlich unverständlich und immer wieder kommt mir der Gedanke, dass es sich um einen Stalker handelt. Doch die Sprache des Buches deutet auf etwas anderes hinaus. Es entsteht ein zartes Geheimnis, das man gern enthüllt haben möchte, jedoch auch wünscht, dass es geheim bleibt.
    Das Auftreten von Jan läst erahnen, dass der Ich-Erzähler einsam ist und trauert. Mir erschien die Sehnsucht und das Suchen nach Elena plausibler.
    Schließlich schafft es der Ich-Erzähler, seine eigene Vergangenheit zu bewältigen und man stellt fest, dass Elena ein Abbild der Erinnerungen ist.


    J. Haahtela hat ein gelungenes Buch geschrieben, das mich vor allem durch die Stimmung überzeugt hat, in die man sich wunderbar hineinfühlen kann.

  • "Sehnsucht nach Elena" ist ein Buch, das man wirklich sehr schnell durch hat, denn es ist leicht zu lesen, in kleinste Happen (teilweise nicht einmal eine Seite lang) verpackt und mit einem Thema, das vordergründig wohl jedem bekannt ist: Der Liebe.


    Allein diese Betrachtung wird aber dem Buch nicht gerecht, definitiv nicht. Ich habe fast bis zum Ende immer wieder überlegt, ob ich das Buch gut finde. Ob ich es überhaupt weiterlese, denn das "Geplänkel", das so wunderbar einfach zu lesen ist, ist halt auch immer irgendwie etwas belanglos. Aber dann... nach dem Paukenschlag (zumindest für mich war es einer) in Richtung Ende des Buches saß ich nur noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht da und war traurig, dass diese wunderschönen, wunderbaren und einfühlsamen Seiten ausgelesen sind.


    Die im Klappentext angesprochene Reise zu sich selbst unternimmt man zwangsläufig auch, wenn man das Buch liest, erst recht eben nach dem Wendepunkt (der hier nicht verraten wird, denn das macht genau den Reiz des Buchs aus). Immer wieder flechtet Joel Haahtela Sätze ein, die einem wie die tollste Melodie des Herzens vorkommen - belanglos, einfach, aber genauso treffend. Und auch wenn man die Auflösung schon kennt, kann man das Buch auch noch ein zweites oder drittes Mal lesen, um genau die Feinheiten zu entdecken, die das Wissen über das Leben und die Vergangenheit der Hauptperson ausmachen.


    Ein wunderbares Buch!

  • Fast wie ein Tagebuch werden einige Monate im Leben des Protagonisten erzählt, beginnend im Januar, an einem Tag, an dem er eigentlich etwas ganz anderes zu tun gedenkt. Durch Zufall begegnet er einer unbekannten jungen Frau im Park. Sie fasziniert ihn. Er führt weitere Begegnungen herbei, indem er täglich auf sie wartet. Sie merkt davon nichts. Doch seine Sehnsucht nach Elena wird immer größer. Er vernachlässigt sich, seine Wohnung, sein Leben. Als sie an einem Tag im Sommer nicht wie gewohnt durch den Park kommt, findet er ihre Adresse heraus, reist ihr ans Meer nach, alles ohne sie jemals anzusprechen. Hier kommt er ihr sehr nahe. Im Herbst kehrt er wieder in die Stadt zurück. Durch die gefühlte Nähe zu Elena gelingt es ihm nun, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, was ihn wieder in das richtige Leben zurückführt.


    Mit nur 152 Seiten ist das Buch recht kurz. Es ist in 4 Teile gegliedert, die jeweils an einem Ort spielen. Die Teile wiederum bestehen aus vielen 1-2 Seiten langen Kapiteln, die jeweils einen Tag oder auch einmal wenige Tage beschreiben.


    Joel Haahtela schreibt in kurzen, prägnanten und leicht poetischen Sätzen, die sich flüssig lesen lassen. Obwohl keine großartige Handlung vorhanden ist, ist das Buch spannend. Bis zum Ende ist nicht klar, worauf es hinausläuft. Es ist ein gefühlvolles Buch, das einen nachdenklich macht und nicht so schnell wieder loslässt.


    Da es aber kaum 2 Stunden Lesevergnügen bietet, finde ich den Preis von 16 € trotz hochwertiger Ausstattung (HC mit SU, gutes Papier, Lesebändchen) zu hoch.

  • Meine Meinung:


    Ein Mann begegnet einer Frau im Park und ist begeistert von ihr. Um sie öfters sehen zu können, geht er immer zur selben Zeit in den Park. Irgendwann bekommt er durch Zufall ihren Namen heraus: Elena. Aber nach einer Zeit kommt Elena nicht mehr in den Park und die Suche beginnt.


    Eine herzergreifende Geschichte, die in der Ich - Perspektive geschrieben ist. Durch die sehr kurzen Kapitel und die kurzen Sätze ohne wörtliche Rede hat man das Gefühl, man würde ein Tagebuch lesen.
    Am Anfang ist die Geschichte vielleicht etwas schwer zu begreifen, aber nach und nach wird es verständlicher.


    Ich vergebe 7 Punkte von 10 Punkten.