Die schwarze Taube - Beate Schaefer

  • Kurzbeschreibung:


    Eine Stadt in Aufruhr. Eine Kultur im Untergang. Eine Liebe, die unmöglich scheint. Trier, im Jahre 382 n. Chr.: Das Leben in der Stadt wird von Spannungen zwischen Christen und Heiden bestimmt. Römische Tempel brennen, fanatische Christen stören die in ihren Augen gottlosen Theatervorstellungen. In dieser unruhigen Zeit trifft die schöne, aber ausgediente Schauspielerin Marcia auf den Feind der Schauspielerei, Bischof Britto. Zugleich fasziniert und abgestoßen voneinander, beginnen sie einen Kampf: Sie kämpft um seine Liebe, er um ihr Seelenheil. Doch ist der, der am Ende gewinnt, auch der Sieger?



    Über die Autorin:


    Die Autorin studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und arbeitete danach in der Presse - und Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem für die Umweltstiftung WWF-Deutschland. Als Schriftstellerin trat sie zunächst mit Kurzgeschichten und zwei Libretti für Musiktheater hervor. Im Jahr 2000 folgte ihr Roman `Das Orakel von Cumae`, sodann 2002 der Roman `Bacchantische Nacht`. Im Frühjahr 2007 wurde ihr erstes Theaterstück `Blinde Hoffnung` am Stadttheater Pforzheim uraufgeführt und auch bei den Baden-Württembergischen Theatergarten in Konstanz gezeigt. Beate Schaefer lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Pforzheim.



    Eigene Meinung:


    Die schwarze Taube führt in das 4. Jh. n.Chr. nach Trier. Es wird die Geschichte von Marcia erzählt, einer Schauspielerin einer Theatergruppe, die sich vom Menschen Bischof Britto ungewöhnlich angezogen fühlt. Wir erfahren dabei viel über das Theater der damaligen Zeit, die Christianisierung ist auch ein größeres Thema, steht jedoch nicht unmittelbar im Vordergrund, sowie auch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Zentral im Blickfeld stehen vor allem die Figuren Marcia und Britto. Zwei Charaktere die gut gezeichnet werden und die in sich gespalten sind. Gut gefallen hat mir vor allem, dass dem Leser ein Interpretationsspielraum bezüglich der Motive der einzelnen Protagonisten bleibt, was das Buch auch sehr lebendig werden lässt.


    Schade fand ich, dass ich sich im letzten Teil des Buches die Ereignisse überschlagen. Die Entscheidungen der Personen bleiben zwar nachvollziehbar, aber insgesamt wirken manche Entwicklungen zu rasch auf ein Ende hingeschrieben. Insgesamt aber ein gut zu lesender historischer Roman, mit einem interessanten Schauplatz, interesseweckenden Figuren und einer geradlinig erzählten Geschichte, die ohne Kitsch und Theaterdonner auskommt. Von mir daher 8 Punkte.


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  • Als ich Beate Schäfers Roman „Die schwarze Taube“ zum ersten Mal in der Hand hatte, haben mich zwei Punkte besonders angesprochen: Trier im Jahre 382 nach Christus als Handlungsort und Theater und Christentum als zentrales Thema, das für mich etwas Neues verhieß, nachdem die meisten historischen Romane vor dem Hintergrund des Römischen Reichs sich auf andere Themen häufig Kampfeshandlungen konzentrieren. In der Tat hat mich Beate Schäfer dann nicht nur mit der Geschichte, die sie erzählt, sondern auch mit der sorgfältigen Recherche und ihrem Erzählstil überzeugt.


    Trier, 382 nach Christus: Der Alltag im antiken Trier ist geprägt von Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden. Die alten Tempel werden in Brand gesetzt, Theatervorstellungen werden als heidnische Veranstaltungen von fanatischen Christen gestört. Der christliche römische Kaiser Gratian fördert die aggressive Stimmung gegen die Altgläubigen. Zunftähnlich organisierten Schauspielern können nur dann Christen werden, wenn sie ihren Beruf aufgeben. Für die Schauspielerin Marcia ist die Bühne ihr Leben. Noch ist sie eine gefeierte Diva, steht auf dem Zenit ihrer Laufbahn, auch wenn sie ihre besten Tage bereits hinter sich hat und ihr in der Zukunft wohl die Mutterrollen verbleiben werden. Marcia könnte sich gar nicht vorstellen, anders zu leben. Als sie eines Tages Britto, den Bischof von Trier sieht, verliebt sie sich sofort in diesen beeindruckenden Mann, für den das Theater ein Ort der Gottlosen und des Verderbs ist. Zu Beginn scheint Marcias ringen um die Liebe dieses Mannes für sie wie ein Spiel. Ein Spiel in das sie sich immer mehr verstrickt. Britto, der seine Keuschheit Gott gelobt hat, fühlt starke Empfindungen für Marcia. Er glaubt Marcias Seele retten zu müssen, aber irgendwann erkennt auch er, dass seine Gefühle seinen Glauben zu überwinden drohen...


    Beate Schäfer lässt uns die Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden aus der Perspektive von Marcia erleben, die ihre Wurzeln in der alten Religion und kein Interesse am Christentum hat. Eine Zeit, in der die Staatskirche begann, sich in die Lebensbereiche von Bürgern, Sklaven und Freigelassenen einzumischen, wird lebendig. Eine Zeit in der heidnische Kritiker die christliche Intoleranz verspottet haben, das Christentum als Religion lebendiger Hoffnung aber für alle offen war ungeachtet sozialer Unterschiede. Die Geschichte, die uns Beate Schäfer erzählt, basiert, wie die Autorin im Nachwort schreibt, auf der Legende der heiligen Pelagia, einer Schauspielerin in Antiochia, die nach einer Begegnung mit dem dortigen Bischof, bei der sich beide ineinander verlieben, die Entscheidung trifft, ihr sündhaftes Leben sofort aufzugeben und als Mönch in die Wüste zu gehen. Mit großem Einfühlungsvermögen schildert Beate Schäfer, welche emotionale Entwicklung zwischen dem Bischof und der Schauspielerin stattgefunden haben könnte, und was dazu geführt haben könnte, dass diese Frau in die Wüste geht, um dort zu sterben. Besonders interessant fand ich die Informationen zum antiken Stückerepertoire und der Aufführungspraxis. Trier selbst stand für mich deutlich weniger im Vordergrund wie ich dies erwartet hätte.


    Beate Schäfers gelungener historischer Roman „Die schwarze Taube“ wurde vom Verlag Philipp von Zabern als Hardcover herausgegeben. Neben dem interessanten Nachwort der Autorin wird der Roman durch ein nützliches Glossar und weiterführende Literaturhinweise abgerundet.


    „Die schwarze Taube“ ist ein Roman, der Freunden historischer Romane mit lehrreichen Inhalten und religiösen Fragen sehr viel zu bieten hat. Spannend, faktenreich, lebendig und eindrucksvoll erzählt Beate Schäfer die tragische Geschichte von Britto und der charismatischen Marcia und macht 288 Seiten zu einem besonderen Leseerlebnis!


    9 von 10 Punkten

  • Meine Rezension:


    Es ist eine intensive und anspruchsvolle Geschichte, die Beate Schaefer in "Die schwarze Taube" erzählt. Christlicher Glaube gegen "heidnische" Rituale, fromme Reden gegen das lebendige Theater, Mann gegen Frau und vieles mehr findet sich in diesem historischen Roman wider, der ein sehr interessantes Setting bietet. Sprachlich anspruchsvoll wird die Geschichte der Schauspielerin Marcia erzählt, die sich in den Bischof von Trier verliebt und deren Leben sich durch diese Liebe und die damit verbundene Sehnsucht vollkommen verändert. Auch wenn es eine Weile dauert, bis man sich in die Geschichte eingefunden hat, fällt es ab einem bestimmten Punkt schwer, sie beiseite zu legen, so sehr wird man in das Geschehen und die inneren Konflikte der Handelnden einbezogen. Zahlreiche Nebenfiguren und -schauplätze füllen den Roman um die beiden - in irgendeiner Weise - verlorenen Seelen mit Leben und bringen den Alltag der Schauspieler, Sklaven, Mätressen in dieser schwierigen Zeit zum Ausdruck. Ein bisschen enttäuscht war ich davon, dass der Handlungsort (Trier) ein x-beliebiger war, die Geschichte hätte genauso gut in jeder anderen Bischofsstadt zu der Zeit spielen können. Die Ereignisse im letzten Drittel des Buches gingen mir, genau wie taciturus, auch zu schnell vonstatten, zu abrupt wirken die Geschehnisse, die auch nicht mehr so stark aus der Perspektive der Hauptfiguren in Form ihrer Gedanken und Gefühle, sondern vielmehr "von außen" beschrieben werden als in den ersten beiden Dritteln.


    Von mir gibt es dafür gute 7 Punkte! :wave