So finster die Nacht – John Ajvide Lindqvist

  • So finster die Nacht – John Ajvide Lindqvist
    Sprecher: Sascha Rothermund
    Lübbe Audio
    5 CDs, Spielzeit 344 Minuten, 55 Tracks
    19,95 Euro




    Kurzbeschreibung: Wenn das Unfassbare Einzug hält, nimmt es zunächst meist niemand wahr ... Wir schreiben das Jahr 1981. In Blackeberg, einem Vorort von Stockholm, scheint alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Nachdem jedoch die Leiche eines kleinen Jungen entdeckt wird, verbreitet sich in Windeseile die Furcht, dass ein Ritualmörder sein Unwesen treibt: Der Körper des toten Kindes ist blutleer - ausgesaugt. Noch ahnt niemand, was hier tatsächlich geschehen ist. Der zwölfjährige Oskar verfolgt wie viele schockiert, was über den Mord publik wird. Es ist jedoch etwas anderes, was Abwechslung in seinen traurigen Alltag bringt. In der Schule hält keiner zu ihm. Bis in der Nachbarwohnung ein Mädchen in seinem Alter einzieht. Sie schließen Freundschaft. Aber irgendetwas verwirrt ihn an Eli. Sie verlässt nur nachts die Wohnung...


    Sprecher: Sascha Rothermund, geboren 1974 in Westfalen, studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover Schauspiel. Er trat auf den Bühnen Bremens Magdeburgs, Lübecks und Hannovers auf, sowie in zahlreichen Filmen und Serien. Als Sprecher liest Rothermund für Lübbe Audio spannende und schaurig schöne Hörbücher diverser Genres.


    Meine Meinung: Der Text auf dem Cover der CD lässt an einen Thriller aus dem hohen Norden denken und so war ich dann doch etwas erstaunt, dass sich der vermeintliche Kriminalfall als „Vampirgeschichte“ herausstellte, obwohl sich Eli, als von einer Seuche befallen sieht und es ablehnt, als Vampir bezeichnet zu werden. Fakt ist, sie braucht Blut, um zu überleben. Als Thriller würde ich das Ganze deshalb nicht einordnen, sondern unter Horror oder Vampirgeschichte abseits aller Teenager-Romantik. Ich fand die Handlung stellenweise ziemlich grausam und da ich kein Fan von Horror bin, war ich mehr als einmal kurz davor, sie abzubrechen. Ich mag eben nicht hören, dass jemand von einem Opfer das Gesicht isst - derlei Mahlzeiten finde ich ziemlich unappetitlich und Schilderungen, dass das verbliebene Auge in einem ansonsten von Säure zerstörten Gesicht aussieht, wie eine „rote Kirsche auf einem verdorbenen Keks“, weisen zwar eine unfreiwillige Komik auf, doch auch solche Bilder sind einfach nicht mein Fall. Dass der Autor es allerdings versteht, eine unglaubliche Spannung aufzubauen und dass er die Stimmung der düsteren Plattenbau-Siedlung in der Oskar und Eli leben müssen, meisterhaft einfängt, zeigt sein Können, und wer dieses Genre mag, der findet hier einen spannenden und gut ausgearbeiteten Plot. Meinen Geschmack traf die Story leider nicht.

    Zum Sprecher allerdings kann ich sagen, dass ich seine Stimme sehr genossen habe. Es sind sie ersten Worte, die entscheiden, ob einem die Stimme eines Hörbuchsprechers gefällt und hier wusste ich es bereits nach dem ersten Satz – Diese Stimme ist ungemein sympathisch und ich freute mich darauf, von ihr die insgesamt 5 CDs vorgelesen zu bekommen. Sascha Rothermund liest sehr deutlich und mit angenehm hell und klar gefärbter Stimme. Er setzt die Betonungen richtig und führt so durch die Handlung ohne aufdringlich zu klingen. Eine leichte Schwäche zeigt sich, wenn er verschiedene Personen darstellen will. In manchen Dialogen konnte man die einzelnen Personen schlecht auseinander halten, da er ihnen zu wenig eigene Stimmfärbung gab. Trotzdem war es seine Stimme, die mich immer wieder davon abgehalten hat, die Geschichte abzubrechen und so bekommt er von mir dafür 8 Punkte.

  • Danke für die schöne Rezi Eskalina.
    Ich überleg mir gerade, ob ich über von Säure zerstörte Gesichter lesen will. Gibt es viele solcher Beschreibungen in dem Hörbuch? Passen sie wenigstens in die Geschichte oder bringt der Autor den Splatter nur um des Splatters willen ins Buch?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • :-) Die Beschreibungen passen und sie wirken nicht unecht und es gibt einige davon, trotzdem sind es nicht so viele, dass man sich erschlagen von ihnen fühlt. Es ist wirklich teilweise sehr spannend, doch ich bin da ein Sensibelchen... :wave

  • Zitat

    Original von Faryol D
    Die skandinavische Romanverfilmung lief wohl dieses Jahr beim Fantasy-Film-Festival.


    Und ist absolut großartiges Kino jenseits aller Hollywood-Konventionen, mit zwei tollen jungen Hauptdarstellern und einer erstaunlichen Sensibilität. Ein schwedisches Coming-of-Age-Drama, eine Geschichte über Kinder, aber nicht unbedingt FÜR Kinder, einfühlsam und oft auch hart - wer hier tatsächlich Splatter sucht, könnte falscher gar nicht sein.

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

  • Auch ich würde diese Geschichte viel eher unter Horror als unter Krimi einordnen. Teilweise geht es ganz schon heftig zur Sache und eine Menge Blut fließt ja sowieso. Ich bin ja kein Sensibelchen, aber manches war auch für mich etwas zuviel.
    Aber es ist auch die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Außenseitern, die in einer Plattenbausiedlung am Rande Stockholms leben. Lindqvist erzeugt eine düstere und trostlose Atmosphäre, wenn er beschreibt, wie Oskar von seinen Klassenkameraden gequält wird und sich in seine Phantasiewelt rettet. Die Story ist durchgehend spannend bis zum Ende hin und Sascha Rotermunds Lesestil hat mir sehr gut gefallen. Seine Stimme paßt perfekt zum Buch und auch an der Betonung habe ich nichts auszusetzen.


    Von mir gibt es 9 Punkte.