Inhalt:
Wie "eine schwankende Brücke ohne Geländer" ist das Leben für den jungen Flaneur. Ziellos treibt er durch die Straßen Istanbuls. Er geht in Kinos, trifft sich mit Künstlern und macht sich einen Spaß daraus, die Heuchelei der anderen zu entlarven. Mal provoziert er Passanten, mal Kellner in den Cafés, immer ist er unglücklich und auf der verzweifelten Suche nach der Frau seiner Träume. Eines Tages erblickt er ein Mädchen im blauen Regenmantel; er spürt, dass sie die Gesuchte ist. Sie steigt in einen Bus und fährt davon. Verzweifelt stürzt er ihr nach und kommt dabei fast unter die Räder. Er weiß, er hat sein Glück im gleichen Augenblick gefunden und wieder verloren.
Yusuf Atilgan erregte mit seinen Schilderungen von Haltlosigkeit und Entfremdung Aufsehen, weil er damit die Werte der jungen Türkischen Republik in Frage stellte.
Meinung:
Ohne Zweifel ist es interessant einmal in eine andere Welt einzutauchen, in der vollkommen andere Sitten und Bräuche herrschen, als man es gewöhnt ist - in diesem Fall in die Türkei.
In dem Buch lernt man den Müssiggänger kennen, der weitestgehend anonym bleibt und nur unter dem Buchstaben C. angesprochen wird. Er ist tagein, tagaus auf der Suche nach der Liebe seines Lebens - doch der Erfolg blieb ihm bisher verwehrt. So verbringt er den Tag damit, in Kinos oder Cafés zu sitzen, Frauenbekanntschaften zu knüpfen oder sich mit Künstlerfreunden zu treffen. Von Familie, Ehe und überhaupt einem geregelten Leben hält er nichts.
Arbeiten muss er nicht, denn er lebt vom Erbe seines Vaters. Versteht man zunächst einige Eigentümlichkeiten seines Verhaltens nicht, so klären sich diese im Verlauf des Buches nach und nach auf, denn vieles liegt in seiner Kindheit begründet.
Das Buch ist in 4 Teile gegliedert - entsprechend den Jahreszeiten. Der Großteil des Buches ist aus Sicht des Müssiggängers geschrieben, dazwischen erhält man jedoch immermal Einblicke aus einer anderen Perspektive, u.a. gibt es auch Briefe.
Insgesamt fand ich das Buch zwar recht interessant, aber irgendwie krankt es doch ein wenig daran, dass die ganze Zeit der Müssiggang beschrieben wird - denn (wie nicht anders zu erwarten) ist die Handlung natürlich dadurch doch relativ begrenzt. Man erhält im Gegenzug einen sehr ausführlichen Einblick in die (recht pessimistische) Gedankenwelt des Müssiggängers, der oft in seinen Gefühlen hin- und herschwankt, und ohne Unterlass sich und die ihn umgebenden Menschen analysiert.