Ullstein, Dezember 2008, Taschenbuch, 488 Seiten
Kurzbeschreibung:
Rückseite: Wien 1683. Die junge Hebamme Anna und ihre Tante Theresa helfen den Frauen der Stadt bei schwierigen Geburten. Dem Prediger Abraham a Santa Clara ist ihre Arbeit verdächtig: Kann es mit rechten Dingen zugehen, dass sie so oft Mutter und Kind retten können? Ist da Hexenwerk im Spiel? Doch ehe er die Hebammen auf den Scheiterhaufen bringen kann, überfallen die Türken die Stadt. Und es gibt einen Mann, der Anna liebt und die beiden Frauen unbedingt retten will.
Über die Autorin:
Beate Maly, geb. 1970 in Wien, verheiratet, zwei Kinder, Kindergärtnerin und Montessori-Pädagogin in Wien; kam 1997 zum "Bücherschreiben", inzwischen bereits vier Veröffentlichungen. Die Hebamme von Wien ist ihr erster historischer Roman.
Meine Rezension:
Die Hebamme von Wien ist ein wunderbarer Vertreter des Genres Historischer Roman. Das Genre wird von Hebammen als Protagonistinnen allerdings reichlich bevölkert, aber hier reißen einige realistische Schilderungen vom gefährlichen Leben dieses Berufs in dieser Zeit viel raus und machen den Roman zu einem bemerkenswerten Buch.
Eigentlich spielen gleich mehrere Hebammen mit, man muss wohl noch froh sein, dass der Roman nicht gleich noch Die Tochter der Hebamme der Königin oder so ähnlich heißt.
Immerhin ist aber auch Wien als reizvoller Schauplatz schon im Titel
Theresa und ihre Nichte Anna gehen den Beruf der Hebamme nach, setzen ihr Leben aufs Spiel indem sie zum Beispiel Geburtszangen einsetzen, die von der Kirche natürlich streng verboten sind. Doch ihr Wille, bei schwierigen Geburten die Mütter zu retten, ist größer als ihre Angst.
Gleichzeitig ist dieser Beruf auch eine Möglichkeit, als unverheiratete Frau zu leben. Anna´s Mann, der sie zudem schlecht behandelte, ist an der Pest gestorben, wie auch der Rest der Familie. Das schweißt die beiden Frauen fest zusammen.
Und dann nehmen sie sogar noch einen verwaisten Straßenjungen bei sich auf. Von denen gibt es viele in den Straßen Wiens nachdem die Pest so viele Opfer gefordert hatte.
Eine weitere wichtige Figur ist Lorenzo Martecelli, ein Kurier und Jurist, der aus Italien stammt und von Ungarn nach Wien geschickt wird. Er ist bei dem einflussreichen Graf Starhemberg, dem Stadtkommandant, im Dienste. Als er Anna trifft, verstehen sie sich schnell sehr gut.
Doch eigentlich ist es Wien im Jahre 1683, das als heimlicher Protagonist die interessante Kulisse bietet. Dann stehen auch noch die Türken vor Wien und belagern die Stadt.
Schon 1529 gab es eine Türkenbelagerung Wiens. Und auch diesmal wird die Gefahr die Gesellschaft und ihre Regeln verändern. Obwohl das auch Raum für abwechslungsreiche und spannende Handlungsabläufe bietet, werden die Schrecken von Krieg, Folter, Verletzten und Toten, sogar Massengräber, nicht ausgespart. Die politischen Verwicklungen, die den Kriegsverlauf beeinflussen, sind interessant geschildert.
Die Figuren sind allesamt gut entworfen, vor allem Anna, Lorenzo, Theresa, aber auch Nebenfiguren wie Pater Anselm, der Kurier Rudolf, Graf Starhelmberg, der Apotheker Meister Konrad und mit Basma, spielt sogar noch ein Osmanin ein größer Rolle. Anna lernt sie kennen, als Basma schwanger ist und schon bald verbindet sie trotz Feindschaft ihrer Völker eine Freundschaft.
Das Buch hat mich begeistert. Fans historischer Romane können bei diesem Roman eigentlich bedenkenlos zugreifen, auch wenn das Genre nicht gerade neu erfunden wird. Dafür sind die Inhalte aber exakt beschrieben und gut transportiert. Ich habe ihn gerne gelesen und werde auf weitere Bücher der Autorin warten.