Sterbehilfe/ Selbsttötung

  • Ich denke es ist besser wenn ich mich an diesem Punkt aus der Diskussion verabschiede. Es macht wohl wenig Sinn, dieses konkrete Thema mit Menschen zu diskutieren, die meine Meinung, meine religiöse Überzeugung als "abstruses Zeug" abtun. Und von diesen "Eulen-Glaubensdiskussionen" haben wir wohl auch bisher mehr als genug gehabt. Sie endeten meistens in persönlichen Anfeindungen und die Sache trat eins ums andere Mal in de Hintergrund.


    Also lassen wir das Ganze - huldigen wir der Naturwissenschaft. :lache :lache

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • * Titel einer Columbo-Folge



    Bei diesem Thread musste ich vor allem an Sunny von Bülow denken, die am 06.12.2008 verstorben ist, nachdem sie seit Weihnachten 1980 im Koma lag. Sicherlich kein anregendes Dasein, aber immerhin war sie die letzten 27 Jahre noch körperlich da.


    Ich halte es mit der Einstellung, dass der, der kein Leben geben kann - und zwar ganz gezielt, also auf ein bestimmtes Wesen gerichtet - auch keines nehmen darf. Simpel, aber logisch.


    Was jemand mit sich selbst anstellt, ist in erster Linie seine Sache - und die seiner Angehörigen.


    Leben auszulöschen - auch wenn es euphemistisch "Sterbehilfe" genannt wird - finde ich persönlich untragbar. Wer möchte denn wie beurteilen, wann und ob Leben lebenswert ist oder nicht? Ist Leben immer nur mit einem klaren Verstand und der maßgeblichen Wahrnehmung (Hören oder Sehen) und Möglichkeit zur Kommunikation erstrebenswert? Ich denke nicht. Das Lebendigsein an sich - in welcher Form auch immer - ist es sicherlich. Die Mikroorganismen, die unsere armen geschätzten Toten auffuttern, tun ja auch nicht viel mehr als das, Rumwuseln und Ausscheiden.


    Dasein heißt da sein. Und selbst wenn wir heute viele Mittel haben, um es so lange wie möglich und unter den schwierigsten Umständen zu erhalten, ist es irgendwann - zumindest in dieser Form - vorbei. Womöglich haben wir nur dieses eine Dasein, dann wäre es umso trauriger, freiwillig, z.B. mit Hilfe einer Verfügung, vor Jahren in besinnlicher Stunde vor dem Notar ausgefüllt, mal einfach so darauf zu verzichten.


    Wer die Möglichkeiten unserer Zivilisation nicht wahrnehmen möchte, ist ja im Übrigen nicht gehindert, sich unter Naturvölker zu mischen, wo das Sterben gar nicht künstlich aufgehalten werden kann. Aber auf Internet und Fernsehen dann ebenfalls verzichten...?
    Es ist eine Entscheidungssache.


    Aber letztlich glaube ich persönlich, dass niemand fähig ist, eine tragbare und begründete Entscheidung über die Fortsetzung oder die Beendigung seines Daseins oder dasjeniger anderer zu treffen, weil wir eben nicht wissen, ob und was uns danach ereilt.


    Was den Engländer und seinen TV-Tod angeht: panem et circenses.
    Hier treibt es weitere Blüten.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • @ Suzann: Deine Position habe ich bisher noch an keiner Stelle nicht respektiert gefunden. "Abstruses Zeug" und ähnliche Formulierungen fanden sich bisher bei Tom und Dir.

  • @licht: Der Tod wird von den drei großen monotheistischen Religionen, die insgesamt betrachtet eine beherrschende Stellung einnehmen, als Übergang betrachtet, mit dem eine Vielzahl von Ritualen einhergehen (so muss, z.B., ein toter Muslim so liegend zur Ruhe gebettet werden, dass er mit der rechten Seite Mekka zugewandt ist). Juden gehen in die Scheol ein, Christen wandern in den Himmel, und für Muslime ist der Tod sogar besser als das Leben (was genaugenommen auch für Christen gilt). Diese starke Glaubensprägung okkupiert den "Vorgang" für sich und erklärt ihn, vereinfachend gesagt, zu einer Art Heiligtum, womit er gleichzeitig zum Tabu für die weltliche, also auch gesellschaftliche Betrachtung wird (bzw. wurde). Dieser "Übergang" kann nicht einfach so nach Gusto vollzogen werden, weil es eben reichlich religiöse Implikationen gibt; alle drei Weltreligionen verdammen - mehr oder weniger unisono - den Selbstmord als Tat gegen Gottes Willen (mit sehr unterschiedlichen Konsequenzen). Hieraus speisen sich auch viele Argumentationsketten im Bereich Abtreibung und ähnlichen. Die Stellung der Weltkirchen zur Sterbehilfe gleicht sich. Es ist aber vor allem diese starke Ritualisierung des Todes, seine Qualifizierung als "Übergang", die verhindert, dass emotionslos über dieses Thema diskutiert werden kann. Diese Auffassung ist auch in den Köpfen der meisten Menschen fundamentiert, selbst in denen von Leuten, die sich selbst als Atheisten bezeichnen. Hier machen sich die Kirchen zunutze, dass es den meisten Menschen ganz recht ist, einfach überhaupt nicht an den (eigenen) Tod zu denken.

  • Ich frage mich gerade, wie etwas, das in den Mittelpunkt gestellt wird, tabuisiert wird. :gruebel
    Verzeih, Tom, dass jemand, der mit einem Glauben nix am Hut hat, dem Tod keine eigenständige Deutung geben kann und sich damit in die dumme Ecke gestellt sieht, kannst Du nun niemandem anderen anlasten als dem, der sich an dieser Stelle nicht selbst eine Deutung geben kann. Tut mir leid, dass wir nicht jedem, der uns ablehnt auch noch dazu sagen, was er denn ansonsten glauben oder annehmen soll oder wie er mit bestimmten Phänomenen umgehen kann. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass sich Deine geistigen Vorbilder rühmen, in großer Klugheit wirklich auch echte Alternativen anzubieten. Aber wenn das nicht so ist, dann ist es auch verständlich, dass es als Tabu erscheint, wenn man über etwas nicht reden kann, weil man nix zu sagen oder nachzuplappern hat.

  • @ Delphin:

    Zitat

    Ich bin froh, dass es solche Menschen gibt und das Thema Sterbehilfe dadurch enttabuisiert wird.


    Die Enttabuisierung dieses Themas ist sicherlich wichtig und richtig, aber darf dabei die Würde des Sterbenden übergangen werden? Das Thema Sterbehilfe wurde vor einigen Monaten in der Talkshow von Sandra Maischberger besprochen, in der unter anderem ein Vertreter von Dignitate Deutschland auftrat und auch eine Angehörige, deren Ehemann den Weg des Freitodes über eine Organisation gewählt hatte.
    Was ich als besonders abstoßend empfand, war die Schilderung eines Beispiels über den letzten Weg, insbesondere die auf einem Rastplatz im Auto stattfindende Sterbehilfe. Dieser Bericht erschütterte mich besonders, da ich bereits mehrere Menschen sterben sehen habe. Einige starben in der Familie, andere schliefen friedlich ein, andere wiederum hatten einen langen Leidensprozess hinter sich.
    Wenn Sterben Bestandteil des Lebens ist, warum binden wir das Sterben dann nicht in unser Leben ein und gestalten diesen Abschiedsmoment so angenehm wie möglich?


    @ licht:

    Zitat

    Nur mal so nebenher bemerkt: Die Friedhöfe befanden sich lange Zeit mitten in den Orten. Sie waren um die Kirchen herum gelegen... Man starb zu Hause und wurde von dort öffentlich durch den Ort zum Friedhof geleitet... Es ist keine Erfindung der Kirchen, die Friedhöfe aus den Orten zu verbannen, das Sterben an den Rand zu schieben und damit den Tabus Vorschub zu leisten.


    Du sprichst einen wichtigen Gesichtspunkt an. Der Trend geht weg von Friedhöfen, die in kirchlicher Hand liegen zu Friedhöfen, die von den Kommunen verwaltet werden, was sich m.E. auch bemerkbar macht.. Es ist insgesamt alles eine Frage des Bestattungsmanagements geworden, angefangen von der üblichen Bestattung bis zur Urnenbeisetzung, wenn nicht gar bis zur Diamantenpressung oder zu Urnenmauern direkt an der Autobahn, die einer Lärmschutzmauern ähneln (so erlebt in Spanien).


    Zwei Aspekte möchte ich noch ansprechen: die Rolle der Kirche und die Stellung der behandelnden Ärzte.


    Wer mich kennt, weiß, dass ich ein angespanntes Verhältnis zur Kirche und zu Gottes Stellvertretern habe, aber nirgends habe ich ein derart engagierteres Verhalten von Pastoren erlebt, wenn es um den letzten Weg geht. Wer jemals die Gelegenheit haben sollte, an einer Aussegnung teilzunehmen, der sollte diese Gelegenheit nutzen, um sich mit dem Tod intensiver auseinanderzusetzen.


    Was die Rolle der Ärzte bei der Sterbebegleitung/Sterbehilfe anbelangt, bin ich sehr zwiegespalten. Unterschiedlichste Erfahrungen mit den Halbgöttern in Weiß haben gezeigt, dass jahrelange Berufspraxis diese Spezies nicht unbedingt souveräner im Umgang mit dem Tod werden lässt.
    Spezialisten im Bereich der Palliativmedizin sucht man in Krankenhäusern vergeblich und nach Gesprächen mit Allgemeinmedizinern ist dieser Bereich für sie nicht lukrativ, obwohl wir in einer alternden Gesellschaft leben und so bleibt letztlich jeder sich selbst überlassen und sollte schon in jungen Jahren sich Gedanken über seine Eigenverantwortung im Alter machen.

  • Zitat

    Hier machen sich die Kirchen zunutze, dass es den meisten Menschen ganz recht ist, einfach überhaupt nicht an den (eigenen) Tod zu denken.


    Dran Denken nutzt aber sowieso nicht viel. Entweder man bekommt Panik oder man hat für sich eine passende Einstellung zu der Thematik gefunden oder die Sache ist einem wurstegal.
    Vermutlich ist es nur dann zweckmäßig, ausgiebig an die eigene Vergänglichkeit zu denken, wenn man seine Beerdigung gerne in aller Ausführlichkeit selbst organisieren möchte ;-), man die Angelegenheit hochspannend findet oder man von dem Glauben erfüllt ist, sich für das "Danach" bemühen oder es sich verdienen zu müssen. (Heute bemüht man sich - der Werbung sei Dank -entschieden mehr für das Hier und Jetzt).
    In diesem Fall hat man sicher ein ganz erhebliches Bedürfnis, daran zu denken.


    Wahrscheinlich könnten wir uns Diskussionen dieser Art ersparen, wenn wir in der Gesellschaft einen natürlichen Umgang mit der Thematik gefunden hätten und diesen auch pflegen würden.
    Da waren die Menschen zu frühren Zeiten sicher begünstigter.

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  • Um es kurz zu fassen, Tom: Wer etwas in den Mittelpunkt stellt, stellt sicher kein Tabu auf.
    Wenn Du ein Tabu empfindest, kannst Du diesen Umstand nur Dir selbst (oder deinen Gurus) zuschreiben. Es kann keine Kirche auch nur im Mindesten etwas dafür, dass es Dir und Deinen Gesinnungsgenossen nicht gelungen ist, einen Dir angemessenen Umgang mit dem Phänomen des Sterbens zu finden.


    edit: @ Tom, ich dachte eigentlich bisher, Du seiest des Lesens mächtig, aber vermutlich willst Du auch nicht alles lesen können.


    oder noch kürzer: Tom, macht ihr selbsternannten Atheisten doch mal was alleine! Emanzipiert Euch doch mal wirklich und sagt, was IHR wollt und denkt. Dann könnt ihr uns auch wirklich eine Alternative anbieten.

  • Zitat

    Original von licht
    Ich frage mich gerade, wie etwas, das in den Mittelpunkt gestellt wird, tabuisiert wird. :gruebel
    Verzeih, Tom, dass jemand, der mit einem Glauben nix am Hut hat, dem Tod keine eigenständige Deutung geben kann und sich damit in die dumme Ecke gestellt sieht, kannst Du nun niemandem anderen anlasten als dem, der sich an dieser Stelle nicht selbst eine Deutung geben kann. Tut mir leid, dass wir nicht jedem, der uns ablehnt auch noch dazu sagen, was er denn ansonsten glauben oder annehmen soll oder wie er mit bestimmten Phänomenen umgehen kann. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass sich Deine geistigen Vorbilder rühmen, in großer Klugheit wirklich auch echte Alternativen anzubieten. Aber wenn das nicht so ist, dann ist es auch verständlich, dass es als Tabu erscheint, wenn man über etwas nicht reden kann, weil man nix zu sagen oder nachzuplappern hat.


    Es gibt durchaus säkulare Möglichkeiten mit der Angst vor dem eigenen Tod umzugehen. Irvin D. Yalom hat dem Umgang mit dieser Angst in vielen seiner Bücher thematisiert (z.B. in "Die Schopenhauer-Kur" oder "Die Reise mit Paula" oder in seinem Fachbuch "Existentielle Psychotherapie"). Sein neuestes Buch "In die Sonne schauen" ist speziell diesem Thema gewidmet. Rezi
    .

  • Danke, Delphin, offenbar schrub ich doch nicht ganz unverständlich. Ansonsten sollten wir Tom das Buch anbieten, dann findet er sich vielleicht nicht mehr so tabuisiert. ;)

  • Zitat

    Ich frage mich gerade, wie etwas, das in den Mittelpunkt gestellt wird, tabuisiert wird.


    Es wird etwas anderes als der Tod "in den Mittelpunkt" gestellt, lieber licht.


    Und - Deutung? Phänomen? :pille


    BTW: Ich habe nicht die geringste Angst vor dem Tod. Warum sollte man vor etwas absolut unvermeidbarem Angst haben? :gruebel

  • Oh wie die Kichenmänner wieder giftig werden, wenn sie versuchen ihre nicht erklärbaren Traumvorstellungen zu erläutern und sich unverstanden fühlen.
    Der Tod wird in den meisten Religionen mit einem geheimnisvollen Zauber umgeben, der ihm schlichtweg nicht innewohnt.
    Wenn man stirbt, ist das eine sehr unangenehme und schmutzige Angelegenheit und das bildliche ins Licht laufen, bekommt nur der Sterbende selbst mit.
    Die Angehörigen hören die Geräusche der letzten Darmentleerung, sehen eventuell den Urinaustritt, wenn die Muskulatur erschlafft, manch ein Toter übergibt sich gar, weil ein ungestüm Trauernder auf den Bauch gedrückt hat.
    Auf so etwas bereitet einen die Religion nicht vor, die spricht von Englein, die einen in den Himmel heben und von Lichtstrahlen, auf denen man zum heiligen Geist fährt und sowas soll man dann ernsthaft als angemessene Art der Vorbereitung auf den Tod sehen?
    Ich will hier niemandem meine Meinung aufdrängen, aber ich erwarte genauso wie Suzann auch, daß ich nicht von irgendwelchen Menschen bekehrt werden soll, die einem für mich naiven Glauben anhängen.


    Zitat

    Wer mich kennt, weiß, dass ich ein angespanntes Verhältnis zur Kirche und zu Gottes Stellvertretern habe, aber nirgends habe ich ein derart engagierteres Verhalten von Pastoren erlebt, wenn es um den letzten Weg geht.


    Natürlich, ist doch die letzte Chance eine "verlorene" Seele zu erretten.
    (Entschuldigt meinen Sarkasmus.)



    @ Alice
    Es geht nicht darum, daß jemand anderer entscheidet, daß jemand jetzt zu sterben hat. Es geht darum, daß Menschen die aufgrund ihrer Erkrankungen für sich selbst entscheiden, daß ihr Leben nicht mehr lebenswert ist, nicht in der Illegalität ihr Glück und den Tod suchen müssen, sondern daß sie offen sagen dürfen: "ICH WILL NICHT MEHR! HILF MIR!"
    Denn das dürfen sie in unserer Gesellschaft nicht, sie müssen ausharren, stark sein, leiden und ertragen, denn nur wer genug gelitten hat, der darf ins Paradies, die ganzen SELBSTMÖRDER müssen draußen bleiben, die dürfen nicht mal auf den christlichen Friedhof, selbst wenn ihre Gattin und die Eltern dort bereits liegen.

  • Zitat

    Original von licht
    Danke, Delphin, offenbar schrub ich doch nicht ganz unverständlich. Ansonsten sollten wir Tom das Buch anbieten, dann findet er sich vielleicht nicht mehr so tabuisiert. ;)


    *hüstel*


    Wie kommt das jetzt, dass ich Tom eigentlich Recht gebe und Du mir zustimmst? :lache


    Wenn ich die Haltung habe, dass Suizid eine Sünde ist, und dass ein Suizid zu einem Aufenthalt in der ewigen Verdammnis führt, während ein Aushalten bis zum natürlichen Ende die Chance auf Erlösung offen lässt, und ich dann einem todkranken Menschen begegne, dann muss ich ihn doch mit aller Macht daran hindern, sich das Leben zu nehmen, sonst schicke ich ihn doch direkt in die ewige Verdammnis und mich gleich mit. Und mache damit Sterbehilfe zum Tabu.


    Oder ob ich es zum Beispiel so sehe wie Epikur, dass unser Zustand des Nicht-seins nach dem Tod derselbe ist, wie der des Nicht-seins vor dem Beginn unseres Lebens, nämlich nichts Schlimmes. Dann könnte ich nach genauer Prüfung auch verstehen und akzeptieren, wenn dieser Mensch zu dem Schluss kommt, dass es für ihn richtig ist, die letzten Monate nicht mehr auszuhalten, sondern Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen.

  • Zitat

    Ansonsten sollten wir Tom das Buch anbieten, dann findet er sich vielleicht nicht mehr so tabuisiert.


    Ob Delphin tatsächlich eine Wir-Fraktion mit Dir bilden möchte, sollte sie vielleicht selbst entscheiden. ;-) Davon abgesehen - wer meine Rezensententätigkeit nur ein ganz klein wenig verfolgt, wird wissen, dass ich ohnehin alles von Irvin D. Yalom lese. Dieses Buch liegt längst auf meinem SUB, aber aus anderen Gründen als Du vielleicht vermutest.


    Edit: Delphin war schneller. :grin

  • @ Babyjane

    Zitat

    Es geht nicht darum, daß jemand anderer entscheidet, daß jemand jetzt zu sterben hat. Es geht darum, daß Menschen die aufgrund ihrer Erkrankungen für sich selbst entscheiden, daß ihr Leben nicht mehr lebenswert ist, nicht in der Illegalität ihr Glück und den Tod suchen müssen, sondern daß sie offen sagen dürfen: "ICH WILL NICHT MEHR! HILF MIR!"


    Aber selbst bei aller Liebe kann nicht von anderen erwartet werden, dass sie deswegen töten. Auf diese Weise wird diesen Menschen eine ungeheure Verantwortung und Last auferlegt, die im Grund nicht die ihre ist. Ich finde das fast schon mit Kriegsdienst vergleichbar: Töten auf Verlangen. Eine schreckliche Vorstellung.
    Auch wenn einem die Leidenden noch so leid tun und sie sich sehnlichst wünschen, den Abschied nehmen zu dürfen - es gibt einfach Grenzen. Und das hat seinen Sinn, denn neben der immensen Verantwortung ist auch die Mißbrauchsgefahr erheblich.
    Die Todesstrafe haben wir ja glücklicherweise (mit Ausnahme von Hessen) abgeschafft.


    Und die Selbstmörder - nun ja, die dürfen dann eben nicht in den Katholiken-Himmel, aber es gibt zum Glück jede Menge anderer netter Orte, wo sie willkommener sind ;-).

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  • Alice : Die Missbrauchsgefahr ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Es ist ja schon im Bereich Organspende unglaublich schwierig, den Gerüchten um verfrühtes Maschinenabschalten oder unterbleibende Hilfsleistungen entgegenzuwirken, ganz zu schweigen von den (schwer einzuschätzenden) Aktivitäten der Organmafia oder vom Organhandel grundsätzlich. Auch dieser Bereich ist übrigens von meinen Anmerkungen betroffen; nicht wenige Menschen glauben, möglicherweise ein beschissenes Leben nach dem Tod erwarten zu müssen, wenn sie ohne Nieren oder Augen im Himmel ankommen.


    Zitat

    Auch wenn einem die Leidenden noch so leid tun und sie sich sehnlichst wünschen, den Abschied nehmen zu dürfen - es gibt einfach Grenzen.


    Jemand leidet. Derjenige erregt mein Mitgefühl. Er wünscht es sich sehnlichst, "Abschied nehmen" zu dürfen. Bitteschön. Aus welchem Grund sollte es ihm verweigert werden - aus welchem vernünftigen Grund?

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Die Todesstrafe haben wir ja glücklicherweise (mit Ausnahme von Hessen) abgeschafft.


    Ähm... die Todesstrafe ist durch das Grundgesetz abgeschafft, das gilt meines Wissens auch in Hessen. ;-)


    Glaub mir, ich wäre dazu in der Lage einen meiner Lieben auf seinen Wunsch hin und in einer Situation, die ich auch selbst als unlebenswert empfinde, von seinem Leiden zu erlösen.
    Natürlich sollte diese "letzte Gnade" von niemandem abverlangt werden, der dazu nicht in der Lage ist oder der dadurch schwer traumatisiert würde. Aber eben darum finde ich die Institution "Sterbehilfe" wichtig und wünschenswert.
    Aber das ist eben meine Ansicht...


    Das Selbstmörder nicht in den Katholikenhimmel dürfen ist mir selbst ehrlich ziemlich schnuppe, was ich schrecklich finde, ist, daß auch in der heutigen Zeit den Angehörigen dieser Menschen durch den Glauben ein schlechtes Gewissen verpaßt wird und sie nicht nur mit dem Tod des Angehörigen zu kämpfen haben, sondern auch noch damit kämpfen müssen, daß der Glaube diese Art des Gehens verteufelt.

  • @ BJ; ich bat Tom etwas zu erklären, was er bis jetzt nicht getan hat. Mehr nicht. Ich habe bisher nicht einmal im Ansatz versucht, eine kirchliche Position zum Thema zu formulieren. Hingegen hat Tom etwas behauptet und bisher nicht erklärt und hat ein anderer kirchliche Meinung pauschal als Unsinn abqualifiziert. Ich würde es wirklich begrüßen, wenn das wahrgenommen würde und ich würde es begrüßen, wenn es ENDLICH gelänge, dass Atheisten selbständig und für sich formulieren, statt immer nur gegen die Kirche zu sein.


    Ich möchte niemanden bekehren, nur das selbe Recht in Anspruch nehmen, wie alle anderen auch und meine Meinung sagen.
    Und ich sehe nicht ein, warum ich Behauptungen, die aufgestellt wurden, nicht hinterfragen sollte... Und wenn Tom jammert, er stünde unter einem Tabu, dann kann ich ihn auch bitten, ernst zu machen, mit dem was er meint und dies auch zu formulieren statt immer nur zu gucken, was wir als Kirchen machen um sich dann darüber zu beschweren.