Sterbehilfe/ Selbsttötung

  • Ja ich muss mal ein Thema loswerden das mich beschäftigt. Heute wurde sich in meiner Schule unterhalten das in England wohl eine Doku über Selbsttötung und Sterbehilfe auf eine Menge kritiken gestoßen ist und ich frage mich: WIe kann man so was mit sich machen lassen. Ich meine: Wie kann denn einen Menschen bitten sich umzubringen oder noch schlimmer selbst sein Leben zu beenden?

  • Sowas kannst und musst du dir nicht vorstellen, bis du in so einer Lage bist.

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • @ Novemberkind: bitte benutze wenigstens im Ansatz eine gängige Orthographie und Interpunktion. es ist fürchterlich schwer, zu entziffern, was Du da meinst.


    zur Sache: Ich hörte heute im Radio, dass sich ein Mann beim Suizid, begleitet von einer schweizer Organisation zur Sterbehilfe, hat filmen lassen. Dies sei wohl auch ausgestrahlt worden. Er wolle damit ein Zeichen für die Legalisierung der Sterbehilfe setzen. Klick: das sagt tagesschau.de dazu.


    für mich ist das ein normaler Selbstmord, der nix im Fernsehen zu suchen hat. Ich finde es völlig daneben, sich dabei filmen zu lasse. Argumentativ bringt das eine Debatte um Sterbehilfe um keinen Deut weiter. Es emotionalisiert die Diskussion und bringt den Kanälen Aufmerksamkeit und Quote und Geld. Es zeigt nur einmal mehr, wie mediengeil manche Leute sind und wie skrupellos manche Medien.

  • Also vorab: Ich kann mir selber auch nicht vorstellen, mich umzubringen. Leider bin ich über die Doku aus England nicht so ganz im Bilde und weiß nicht, ob der Mann tatsächlich gebeten wurde, sich umzubringen. Ich dachte, es sei seine eigene Entscheidung. Er war krank und wollte schmerzfrei sterben, bevor er durch seine Krankheit noch mehr leiden muss.


    Wenn das wirklich so gewesen ist, finde ich, dass man seine Entscheidung respektieren sollte. Es ist sein Leben und sein Körper, der ihm Schmerzen bereitet. Ich muss nicht in seiner Haut stecken und kann ihm auch nicht vorschreiben, sein Leben zu ertragen. Vielleicht würde ich in dieser Situation ähnlich handeln, wer weiß?


    Und wenn jemand sterben will, es aber allein nicht mehr schafft, sein Leben zu beenden, dann finde ich es gut, dass es Sterbehilfe gibt. Immer vorausgesetzt, dass es der freie Wille des Patienten ist.


    Ich weiß nicht genau, inwiefern der Gedanke, jemanden zu bitten, sich das Leben zu nehmen, in dieser Dokumentation auftauchte. Ich nehme mal an, dass es so gemeint war, dass man, wenn Sterbehilfe legalisiert würde, dieser Idee vermutlich Tür und Tor öffnen würde. Ich bin nicht der Meinung, dass das gängige Praxis werden würde, denke aber schon, dass es den einen oder anderen Fall in dieser Richtung geben würde. Das wäre für mich allerdings kein Grund, Leute, die nicht mehr leben wollen, einfach dazu zu zwingen weiterzuleben. Die Legalisierung von Sterbehilfe wäre nicht das erste Gesetz, das missbraucht würde. Aber dass ein Gesetz missbraucht werden kann, ist kein Grund es abzuschaffen; vielmehr muss man es schützen.


    Ich befürchte aber, wenn Sterbehilfe legalisiert würde, würde sie institutionalisiert und zu einem Großteil Sache des Staates. Es müssten, wie schon gesagt, Gesetze her, um Fälle wie den oben genannten zu verhindern. Der Gedanke, dass man erst ein Gutachten anfordern und diverse Amtsgänge erledigen muss, um jemandes Wunsch zu sterben nachkommen zu können, ist mir höchst unheimlich. Womöglich kommt dann noch ein staatlicher "Sterbehelfer", der den Giftcocktail verabreicht.


    Ich finde, dass man dem Wunsch eines Menschen, ob er weiterleben möchte oder nicht, nachkommen sollte. Auf der einen Seite sehe ich ein, dass man dann auch Gesetze braucht, damit niemand zum Suizid genötigt werden kann. Auf der anderen Seite finde ich, dass der Tod eine sehr persönliche und intime Sache ist in die der Staat sich nicht einmischen sollte. Schwieriges Thema.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Ich finde es ganz schlimm, dass dieser arme todkranke Mann in seinen letzten Minuten gefilmt wurde- auch wenn er es evtl. wollte. Das ist so ein intensiver privater Moment- der hätte nur seine Frau und ihn selber (und evtl. den Begleiter) etwas angehen dürfen.


    Trotzdem finde ich darf bzw. sollte man das Thema Sterbehilfe nicht verallgemeinern. In einem Fall wie diesen der derzeit durch die Medien geht finde ich sollte ein Mensch (vorausgesetzt er ist noch in der Lage das selbst zu entscheiden, bzw. es vorher schriftlich festgelegt zu haben) frei entscheiden können friedlich aus dem Leben zu scheiden.


    Die Krankheit ALS ist nicht ohne, und am Ende ist man ja ähnlich wie bei der Multiplen Sklerose komplett gelähmt, und ich meine es kann auch zur Atemlähmung kommen. Mit Sicherheit kein schönes Sterben, zumal der Mann ja gefangen in seinem eigenen Körper war und sich so gar nicht mal mehr bewegen konnte.


    Ich muß ehrlich sagen, ich kann diesen Mann verstehen selbst den Zeitpunkt seines Todes bestimmen zu wollen, zu einer Zeit wo er seine Krankheit nicht mehr ertragen bzw. eine weitere Verschlimmerung nicht mehr hätte ertragen können.


    Allerdings möchte ich auch nicht in der Haut der Menschen stecken die dies als Begleiter entscheiden.
    Wann ist ein Leben noch lebenswert? Wann könnte noch Hoffnung bestehen? Wann ist der Mensch so verzweifelt das er sterben möchte- obwohl noch Lebensqualität besteht?


    Ich bekomme im Krankenhaus ja jeden Tag das Leiden und Sterben von (zum Teil sehr jungen) Menschen mit. Manche haben Glück und dürfen nach langer Krankheit friedlich einschlafen, aber leider ist das nicht die Regel und viele müssen sich lange über Monate/Jahre quälen. Mit großen Schmerzen. Mit großen Ängsten. Mit großer Hoffnunglosigkeit.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

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  • Zitat

    Original von Novemberkind
    Ich meine: Wie kann denn einen Menschen bitten sich umzubringen oder noch schlimmer selbst sein Leben zu beenden?


    Rein theoretisch:
    Du bist sehr krank, bestehst nur noch aus Schmerzen und Leid.
    Von deinen mittlerweile erwachsenen Kindern wirst du ignoriert und hast niemanden (mehr), der dir beisteht / beistehen möchte.
    Kannst du dann wirklich nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die sterben wollen? Sich mglw umbringen wollen?
    Ich bin nicht dermaßen vermessen, mir ein Urteil über Menschen, die ich weder kenne, noch deren Umstände ich kenne, zu bilden.
    Deshalb sage ich freiheraus, dass ich es nicht weiß. Ich weiß nicht, wie ich an deren Stelle reagieren würde.
    Ich kann bloß versuchen mir vorzustellen, wie es diesen Menschen geht, jedoch endgültig wissen, werde ich es erst, wenn mir das Gleiche passieren wird.


    Leute, die wissen, dass sie sowieso sterben werden und es ausschließlich eine Frage der Zeit ist, ob es in einer Woche oder einem Monat passieren wird, haben ohnedies nichts zu verlieren. Nur zu gewinnen. Nämlich:
    Eine Vermeidung weiterer Schmerzen, die Umgehung eines langen und qualvollen Todes.


    Und jetzt stelle ich dir ebenfalls eine Frage:
    Du verstehst wirklich nicht, was Menschen, die alt und zudem todkrank sind, dazu veranlasst, sich umzubringen?!!


    Tut mir Leid, dass ich mich aufrege, jedoch sollte man sich nicht vorschnell über solch sensible Themen ein Urteil bilden.


    Und dieser Meinung bin ich, obwohl ich gemäß meiner Wertvorstellungen niemals Selbsmord begehen dürfte / könnte / würde.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen - Buddha

  • Zitat

    Original von Confiance


    Rein theoretisch:
    Du bist sehr krank, bestehst nur noch aus Schmerzen und Leid.
    Von deinen mittlerweile erwachsenen Kindern wirst du ignoriert und hast niemanden (mehr), der dir beisteht / beistehen möchte.
    Kannst du dann wirklich nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die sterben wollen? Sich mglw umbringen wollen?


    Die Formulierung dieses Satzes ist ziemlich missverständlich, finde ich. Aus dem Satz von Novemberkind lese ich, dass man jemand anderen bittet, sich selbst umzubringen. So nach dem Motto:


    Oooch Mama, ich habe keine Lust dich zu pflegen, gib dir doch bitte die Kugel.


    Was jetzt gemeint ist, kann ich aber auch nicht mit Sicherheit sagen :wave.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Zitat

    Original von coolcassis
    Sein Leben!
    Seine Schmerzen!
    Seine Entscheidung!


    Seid tolerant!


    Coolcassis, machst Du es Dir damit nicht ein wenig einfach, das einfach jeden selbst entscheiden zu lassen??? Das ist auch eine Art von Verdrängung!


    Als ambulante Hospizhelferin habe ich mich schon häufiger mit dieser Thematik konfrontiert gesehen, für mich ist es eher ein gesellschaftliches Problem, denn heutzutage wird der Tod verdrängt, was man wieder an dieser "Sensations-Geschichte" aus England sieht.


    Ich plädiere dafür, den Tod zu entabuisieren und ein menschenwürdiges Sterben wieder zuzulassen!!! Solange der Tod im stillen Kämmerlein, im Krankenhaus oder im Altenheim passiert, wird sich daran nichts ändern!


    Und es gibt heutzutage medizinisch sehr viele Möglichkeiten, jemanden auch mit schwersten Krankheitzuständen schmerzfrei weiterleben zu lassen! (und komm mir bitte niemand damit, wie ich das wissen kann, schließlich hab ich nebenbei auch noch eine Approbation....)


    Solche Sensationsgeschichten hat es immer mal wieder gegeben und wird es immer geben, solange wir nicht anfangen, den Tod wieder als das zu akzeptieren, was er ist: Ein Teil des Lebens, genauso wie Geburten. Beim Tod schließt sich der Kreis, viele Sterbende sind froh darüber, noch einmal reflektieren zu können und sich von ihren Lieben verabschieden zu können.


    Und ich bleibe dabei: Niemand muß am Ende des Lebens Schmerzen leiden, medizinisch ist vieles möglich, allerdings muß man auch dort den feinen Weg finden zwischen Schmerztherapie und unnötiger Lebensverlängerung.


    Abgesehen davon finde ich, sollte bitte differenziert werden zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe!


    Ich könnte jetzt stundenlang über das Thema schreiben, habe aber im Moment nicht die Zeit dafür, wollte hier aber mal ein Statement hinterlassen, in dem eine etwas andere Sicht dargestellt wird als die, daß da jeder selbst für verantwortlich ist! Die Verdrängung des Todes bring solch merkwürdige Blüten hervor, und dagegen kann meiner Meinung nach jeder etwas tun!!!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Nun scheint auch der Tod öffentlich und damit kommerzialisiert zu werden. Ob man bei dieser Sendung ordentlich Werbeminuten verkauft hat? Man hätte jeweils zwischen den letzten Atemzügen für Potenzmittel oder auch für Buerlecithin (flüssig) werben können.


    Wenn sich jemand das Leben nimmt/nehmen möchte, dann ist das eine reine Privatsache, dann hat das nichts aber auch gar nichts in der Öffentlichkeit zu suchen. Daraus aber eine öffentliche Geschichte zu machen, das Sterben eines Menschen live zu senden ist in meinen Augen nur pervers.


    Man ist gespannt, welche Tabus als nächste gebrochen werden. So weit sind wir dann vielleicht doch nicht von Menges "Millionenspiel" entfernt. Umso perverser desto sendefähiger?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Nun scheint auch der Tod öffentlich und damit kommerzialisiert zu werden.


    Das schlimme ist, dass dieser eigentlich völlig unsinnige Satz bedauerlicher Weise stimmt.


    Es scheint so, dass die meiner Ansicht nach völlig berechtigte Forderung Caias der Tod sollte -(ich meine auch wie das Leben-) wieder mehr enttabuisiert werden tatsächlich nicht wertneutral erfolgt, sondern nur wenn damit eine Kommerzialisierung erfolgt. Richtig und wichtig wäre eine gesellschaftliche Enttabuisierung der Geburt und des Todes als gesellschaftlicher Konsens, aber für den privaten Bereich. Das Sterben findet nicht mehr in der familiären Öffentlichkeit statt, die Sterbenden können häufig selbst im Krankenhaus nicht in Würde sterben, sondern werden auf dem Gang oder in kleine Zimmer abgestellt- es könnte ja der Tod andere berühren. Dabei ist es durchaus so, dass nicht nur die böse Familie schuld ist, weil sie sich um den armen Sterbenden nicht kümmmert, sondern viele Menschen wollen sich mit dem eigenen Tod oder dem eigenen Sterben nicht auseinandersetzen- oder wer von Euch hat eine Vorsorgevollmacht, eine Betreuungsvollmacht und ein Testament?


    Wir sind wirklich soweit, dass die Alten in der Gesellschaft so nerven, dass man ihre geräuschlose und stressfreie Entsorgung als Idealziel schon im Kopf der Betroffenen konditioniert hat. Jugendwahn an allen Ecken führt dazu, dass die alten Menschen sich selbst durch diese Brille sehen.


    die Kommerzialisierung wird ier aber vielleicht auch helfen- es gibt einfach mehr Bedarf an Produkten für Senioren, als an Kinderspielzeug, einfach deshalb, weil es mehr Senioren als Kinder gibt. Es darf nur nicht dazu kommen, dass das Alter nur mit Viagra und Cialis, mit Seniorenreisen und 70+ Disco gleichgeschaltet wird und wenn das dann nicht mehr hilft ab in die Tonne, sondern es muß das Bewußtsein von Würde bei den Jungen entstehen, die Beteiligung am Leben.

  • Zitat

    Original von beowulf
    sondern viele Menschen wollen sich mit dem eigenen Tod oder dem eigenen Sterben nicht auseinandersetzen- oder wer von Euch hat eine Vorsorgevollmacht, eine Betreuungsvollmacht und ein Testament?


    Wenn jeder mal für sich anfangen würde, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, wäre schon viel gewonnen! Und mit einer Vorsorgevollmacht und einer Betreuungsvollmacht kann man vieles erreichen, aber in erster Linie sehe ich darin auch eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, was man alles regeln kann und was man selbst geregelt haben will! Und das wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung - im Gegensatz zu solchen Fernseh"dokumentationen", die nur auf Sensationsmache aus sind.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von Caia


    Coolcassis, machst Du es Dir damit nicht ein wenig einfach, das einfach jeden selbst entscheiden zu lassen??? Das ist auch eine Art von Verdrängung!


    Als ambulante Hospizhelferin habe ich mich schon häufiger mit dieser Thematik konfrontiert gesehen, für mich ist es eher ein gesellschaftliches Problem, denn heutzutage wird der Tod verdrängt, was man wieder an dieser "Sensations-Geschichte" aus England sieht.


    Ich denke, dass du die den Film nicht gesehen hast, denn dann würdest du nicht von "Sensationsgeschichte" sprechen. Diese Dokumentation geht gerade nicht sensationslüstern mit dem Thema um, sondern sehr zurückhaltend und sehr sensibel.


    Für mich liegt das Problem eines menschenwürdigen Sterbens nicht bei der Selbsttötung und der Sterbehilfe - sondern bei der Apparatemedizin.
    Medizinisch ist sehr viel möglich - und alles was möglich ist, muß gemacht werden, so scheint es.
    Menschen, die vor etlichen Jahren eines friedlichen Todes gestorben wären, werden heute künstlich am Leben erhalten und siechen dahin.


    Meine Konsequenz habe ich vor einigen Jahren gezogen und eine Patientenverfügung verfasst, in der ich genau festhalte, welche lebensverlängernden Massnahmen und lebenserhaltenden Massnahmen ich mir wünsche.
    Ich möchte nicht von Apparaten künstlich am Leben erhalten werden (was für mich persönlich zum Beispiel auch eine Organspende aussschließt) und so weiter.


    Ich würde mir wünschen, dass Ärzte meine Wünsche respektieren und dass meine Familie nicht um die Durchsetzung meiner Wünsche kämpfen muß.


    Ansonsten habe ich sehr viel Respekt vor Menschen, die selbstbestimmt in schwerer Krankheit ihren Weg wählen. Und ich habe auch sehr viel Respekt vor dem Mann in England, der sich dabei hat begleiten lassen.


    Der Mann in England hatte eine Krankheit die ihn langsam und qualvoll sterben liess, da nach und nach die Muskeln versagten - und zwar alle. Es fängt mit dem Bewegungsapparat an. Gut, da kann man sich das Leben noch einrichten. Doch es geht auf die inneren Organe über - man kann nicht mehr schlucken, man kann nicht mehr atmen, man kann nicht mehr verdauen.
    In medizinischer Vergangenheit wäre ein solcher Mensch spätestens dann verstorben, wenn er hätte keine Nahrung mehr aufnehmen können.
    Heute wird hier mit Magensonden nachgeholfen, dann mit Beatmungsgeräten - und ein Leben verlängert mit medizinischer Gewalt, obwohl der Mensch selbst vielleicht sagt: lasst das, ich will das nicht.
    Solange die Medizin nicht akzeptiert, dass Menschen eine Behandlung für sich auch ablehnen dürfen, wenn sie sich der Konsequenzen bewußt sind, solange wird Sterbehilfe ein Thema sein.


    Die Medizin kann schmerzfrei halten, kann dich mit Magensonde künstlich ernähren, kann dich beatmen - was hat das mit menschenwürdigem Sterben zu tun? Nichts in meine Augen!


    Ich hoffe, das mein Wunsch respektiert wird. Und ich hoffe, dass ich niemals die Hilfe eines anderen Menschen in Anspruch nehmen muß, um meinen Wunsch Nachdruck zu verleihen.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Janda, wenn das nicht richtig rübergekommen ist, ich stimme Dir in allem zu, unter "menschenwürdigem Sterben" verstehe ich auch, daß man die Apparatemedizin eben nicht bis zum Ende ausreizt, ich sprach lediglich von Schmerztherapie!


    Meiner Meinung nach gehört dazu auch die Überlegung, ob es eben Sinn macht, eine Magensonde zu legen, oder nicht. Und dazu gehören in meinen Augen auch Angehörige, die das Sterben einfach "aushalten" und nicht sofort den Notarzt rufen, wenn es zu Ende geht, denn der ist verpflichtet, alles mögliche zu tun, um das Leben zu erhalten.


    Das Problem liegt hier auch in rechtlichen Grauzonen, denn ein Arzt, der einen hippokratischen Eid geschworen hat, ist dazu angehalten, Leben zu erhalten - und aus Angst vor gerichtlichen Konsequenzen werden hier oft Dinge getan, die unnütz sind, ein Leben unnötig verlängern und zu einem quälenden Dahinsiechen machen.


    Aber auch das ist wiederum ein gesellschaftliches Problem: Warum kann man nicht einfach Menschen, deren Zeit abgelaufen ist, Sterben lassen? Auch hier spielt das eigene Umgehen mit dem Tod eine Rolle, denn wenn die Angehörigen ihren Sterbenden nicht gehen lassen wollen, wird nach jedem Strohalm gegriffen, sei er auch noch so zerbrechlich!


    Was die Dokumentation angeht, hast Du recht, ich habe sie nicht gesehen, schön, wenn es wenigstens keine sensationslüsterne Dokumentation war. Trotzdem bin ich der Meinung, daß es nichts im Fernsehen zu suchen hat.


    ALS kenne ich selbst, ich kenne das Krankheitsbild, den Verlauf und die (kaum mögliche) Therapie.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein