Kritische Diskussion zu den "Biss-Romanen"

  • So, nach langem Nachdenken eröffne ich nun diesen Thread. Ich glaube ich werde mir nicht unbedingt Freunde machen, wollte aber nun mal nachfragen, da mich das Thema sehr beschäftigt.
    Um gleich Anfeindungen (à la: lies doch erst mal selbst) vorwegzunehmen: ich habe die ersten 3 Bände tatsächlich gelesen und habe mich auch unterhalten gefühlt. Auf eine poetische und auch archaische Art und Weise.


    Und zwar: wie kann es sein, dass junge Mädchen heutzutage sich so massiv mit den Biss-Büchern identifizieren, und insbesondere mit Bella? Bella kann nicht ohne Mann existieren. Sie kann nix ohne Mann unternehmen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, sie wird permanent gerettet und ist generell ein tolles Hausmütterchen (sie kocht und macht den Haushalt ihres Vaters ohne dies in Frage zu stellen). Sie wird, wenn sie ohne Freund ist, zum neurotischen Nervenbündel ohne Selbsterhaltungstrieb und ohne Selbstwertgefühl und bekommt Schimpfe von Edward, die sie auch so annimmt, weil sie sich ja nicht benommen hat.
    Was ist das denn für ein Frauenbild? Ist es so erstrebenswert ein Ding an der Seite von einem tollen unsterblichen Helden zu sein, der einen wie ein debiles Haustier behandelt?


    Warum will man wie Bella sein?

  • Mmh. Ich habe diese Romane zwar nicht gelesen und werde es auch nicht tun, aber die Erklärung dafür, warum sich (junge) Frauen offenbar Männer, die mit "harter Hand" eine Beziehung regieren, wünschen und erträumen, scheint mir ziemlich simpel. Das ganze Emanzipationsgedöns geht nämlich an den eigentlichen Interessen der Frauen lichtjahreweit vorbei. Sie sind in eine Position gebracht worden, die ihnen eine Partnerschaft auf Augenhöhe abnötigt, vergleichbaren beruflichen Erfolg und selbstbewusstes Auftreten in allen Lebenslagen. Dabei wollen die meisten Frauen den starken Beschützer, der auch mal ungefragt sagt, was Sache ist, notfalls - eigentlich sogar gerne - auch laut. Das liegt in ihrer Natur. Einparkhilfen kaschieren nur sowieso nur die Symptome.















































    Achtung: Das war ironisch gemeint. :grin

  • Erklären kann ich mir das ganze auch nicht. Ich weiss nur von mir, dass es mal Tage gibt, an denen ich auch mal gerne das kleine Frauchen sein möchte, das vom Mann beschützt wirde und der ihr sagt, wo es lang geht. Das ist meistens so, wenn ich mich nicht wohl fühle. Die Tage, an denen ich weiss was ich zu tun habe und auch selbst entscheiden soll überwiegen aber.


    Identifizieren sich denn wirklich so viele Mädels mit Bella? Ich habe das noch nicht so mitbekommen. Ich habe bisher nur das erste Buch gelesen und fand es sehr unterhaltsam. Mehr aber auch nicht. Das zweite liegt schon hier (hat mir eine liebe Eule geliehen) und ich werde es dann auch demnächst lesen.


    Ich kann das alles nicht so nachvollziehen - ich wollte nie so sein wie eine Figur aus einem Buch. :gruebel

  • Tom : :lache
    Je mehr ich mich mit der Thematik beschäftige, desto mehr glaube ich das tatsächlich (Ironie, die zweite).
    Was das einparken angeht: Bella darf tatsächlich nicht Auto fahren, wenn ihr Freund mit im Auto ist. Sie kann das nämlich nicht so gut (sagt er).


    Nee, aber ich hätte gern ein paar Erklärungen von "Fans". Ich kann das nämlich nicht nachvollziehen. Oder sehe ich das alles zu eng? Ist Bella in echt mal vielleicht voll emanzipiert?

  • [quote]Original von Tom
    Mmh. Ich habe diese Romane zwar nicht gelesen und werde es auch nicht tun, aber die Erklärung dafür, warum sich (junge) Frauen offenbar Männer, die mit "harter Hand" eine Beziehung regieren, wünschen und erträumen, scheint mir ziemlich simpel. Das ganze Emanzipationsgedöns geht nämlich an den eigentlichen Interessen der Frauen lichtjahreweit vorbei. Sie sind in eine Position gebracht worden, die ihnen eine Partnerschaft auf Augenhöhe abnötigt, vergleichbaren beruflichen Erfolg und selbstbewusstes Auftreten in allen Lebenslagen. Dabei wollen die meisten Frauen den starken Beschützer, der auch mal ungefragt sagt, was Sache ist, notfalls - eigentlich sogar gerne - auch laut. Das liegt in ihrer Natur. Einparkhilfen kaschieren nur sowieso nur die Symptome.


    Gut, dass ich erst runtergescrollt habe :grin, ich wollte gerade loslegen :chen


    edit: ich habe die Romane bisher nicht gelesen, Vampirromane sind nicht so mein Genre, verfolge aber staunend die Erfolge dieser Serie. Sollte sie vielleicht doch mal lesen, damit ich mitreden kann.


    Aber ich habe eine gute Bekannte mit einer eigentlich total emanzipierten Tochter (12 Jahre und spielt leidenschaftlich Fussball), die ebenfalls total auf diese Romane abfährt. Gerade gestern haben wir darüber gesprochen. Vielleicht brauchen die jungen Mädchen diese Bücher als Ausgleich bzw. Gegenstück zum realen Leben :gruebel?

  • Es sind ja nicht nur junge Mädchen, die sich mit den Büchern bzw. Bella identifizieren. Die Fangemeinde zieht sich durch alle Altersklassen. Ich habe nur den ersten Band gelesen, weiß also nicht, ob sich Bellas Verhalten in den Folgebüchern ändert, scheint aber Deiner Schilderung nach nicht so zu sein, Cookiemonster. Das Bild, was Bella verkörpert, entspricht wohl der Lebeneinstellung von Frau Meyer. Sie ist Mormonin, soweit ich weiß. Also ein sehr konservatives Rollenbild.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Es sind ja nicht nur junge Mädchen, die sich mit den Büchern bzw. Bella identifizieren. Die Fangemeinde zieht sich durch alle Altersklassen. Ich habe nur den ersten Band gelesen, weiß also nicht, ob sich Bellas Verhalten in den Folgebüchern ändert, scheint aber Deiner Schilderung nach nicht so zu sein, Cookiemonster. Das Bild, was Bella verkörpert, entspricht wohl der Lebeneinstellung von Frau Meyer. Sie ist Mormonin, soweit ich weiß. Also ein sehr konservatives Rollenbild.


    Das wollte ich auch gerade schreiben.


    Aber eigentlich passt es ja nun nicht mehr so richtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nach diesem Hype und den Millionen noch alles beim "alten" im Hause Meyer ist.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Es sind ja nicht nur junge Mädchen, die sich mit den Büchern bzw. Bella identifizieren. Die Fangemeinde zieht sich durch alle Altersklassen. Ich habe nur den ersten Band gelesen, weiß also nicht, ob sich Bellas Verhalten in den Folgebüchern ändert, scheint aber Deiner Schilderung nach nicht so zu sein, Cookiemonster. Das Bild, was Bella verkörpert, entspricht wohl der Lebeneinstellung von Frau Meyer. Sie ist Mormonin, soweit ich weiß. Also ein sehr konservatives Rollenbild.


    Ich finde Bella wird von Band zu Band schlimmer. Und im 4. wird alles gänzlich unerträglich, weil ihre Bereitschaft, sich selbst für Edward

    zu opfern, vollkommen auf die Spitze getrieben wird.
    Sogar noch viel viel schlimmer als im zweiten Band, als sie sich ständig in Gefahr bringen "mußte" um sich Edwards Stimme einbilden zu können.


    Mir ging es beim Lesen aller vier Bände genauso wie Cookiemonster. Ich dachte mir ständig "??? ÄH??? GUTE FRAU??? GEHT'S NOCH???", egal ob es ums Befehlen, Autofahren, "Anbahnung von eventuell geschlechtsverkehrähnlichen Handlungen" ;-) oder sonst was ging. Diese Unterwürfigkeit, dieses Kuschen und der gleichzeitige an den merkwürdigsten Stellen auftauchende Drang, absurde Handlungen zu vollziehen, die sie in Gefahr bringen (womöglich um schmachtend gerettet zu werden?), fand ich seeeehr merkwürdig.

  • Es wird immer wieder Bücher geben, um die ein Wirbel gemacht wird.
    Und nicht immer gibt es dafür nachvollziehbare oder erklärende Gründe.


    Ich habe die 3 Bände gelesen und inständig gehofft, dass Bella jetzt endlich gebissen wird damit das ein Ende hat.

  • Aber die Frage lautet ja nicht, warum Frau Meyer, Mitglied der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", das geschrieben hat (das dürfte sich vor dem Hintergrund von selbst erklären), sondern warum so viele weibliche Leser darauf abfahren, ein Pusselchen dabei zu erleben, wie es ihrem persönlichen Vampir und gleichzeitig einem Frauenbild aus dem neunzehnten Jahrhundert folgt. Ich nehme hiermit einen Teil der Ironie von oben zurück und behaupte, dass sich diese Leserinnen nach einer "klaren" Geschlechter-/Rollenverteilung sehnen. ;-)

  • Ich kenne nur die Leseprobe bei Weltbild, in der Edwards Äußerem gehuldigt wird, da ist von "perfekt, vollkommen, engelhaft" die Rede, und dass Bella seine Schönheit zum hundertsten Mal bewundert.


    Zieht sich diese Schönheitsverehrung wirklich durch das ganze Buch?

  • Ich find die BissBücher gut, aber ich identifiziere mich nicht mit Bella. Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist..

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Zitat

    Original von TheAlice
    Ich find die BissBücher gut, aber ich identifiziere mich nicht mit Bella. Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist..


    Ich identifiziere mich mit keinem Protagonisten. Weder in diesem Buch noch in anderen. (Zumindest nicht in Romanen)

  • Durch die vielen, vielen guten Rezis über die Biss-Bücher und jetzt hier diese "negativen" (wenn man das so nennen kann) bin ich schon auf diese sehr gespannt. Ich werde sie mir auf jeden fall nächstes Jahr (da es sein kann, dass ich welche zu Weihnachten bekomme) kaufen und durchlesen, erst dann kann ich auch über ein Buch mitreden.


    Und was die identifikation mit Bella angeht.... hmmm, ich kann mir vorstellen, dass sich diese Leserinen mit einigen Eigenschaften Bellas identifizieren, aber nicht mit der Bella selbst. ( ?( hoffe dass das halbwegs verstendlich ist!) Denn so wie ihr sie beschrieben habt, kann ich mir nicht vorstellen dass jemand so gerne sein will wie sie. :pille


    Und was das Beissen angeht, ich hätte mich auch von Anfang an beissen lassen. :chen :grin