Gavino Ledda - Padre Padrone

  • Titel: Padre Padrone
    Originaltitel: Padre Padrone. L’educazione di un pastore
    Autor: Gavino Ledda
    Verlag: DTV
    Erschienen: Oktober 2003
    Seitenzahl: 287
    ISBN-10: 3423131217
    ISBN-13: 978-3423131216
    Preis: 8.90 EUR


    Der Autor:
    Gavino Ledda wurde 1938 in Siligo auf Sardinien geboren. Nach Abschluss seiner sprachwissenschaftlichen Studien in Rom lehrte er an der Universität von Sassari Linguistik. Sein erstes Buch „Padre Padrone“ wurde 1975 mit dem „Premio Viareggio“ ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt und verfilmt. Ledda lebt heute wieder in seinem Heimatdorf.


    Zum Inhalt:
    In seinem Buch schildert Ledda das Schicksal des sardischen Hirtenjungen Gavino und erzählt die Geschichte einer Befreiung. Nur vier Wochen besucht Gavino die Schule im Bergdorf Siligo, dann zerrt ihn der Vater gewaltsam aus dem Klassenraum und zwingt ihn zum Hüten der Schafe. Statt Lesen und Schreiben lernt er die Einsamkeit kennen, hält Zwiesprache mit der Natur und versinkt in einer Welt aus archaischem Schweigen und roher Gewalt. Erst im Alter von 21 Jahren gelingt der Versuch, dieser Welt zu entkommen. Gavino meldet sich freiwillig zur Armee, ohne ein Wort Italienisch zu sprechen. Doch der Kampf ist noch nicht zu Ende ...


    Meine Meinung:
    „Padre Padrone“ ist ein autobiographischer Roman. Ledda schreibt kraftvoll aber auch nüchtern. Schon nach wenigen Sätzen kann man sich der Faszination dieses Buches kaum entziehen. Es ist zudem ein hochpolitisches Buch, auch wenn es beim ersten Hinsehen vielleicht nicht den Anschein hat. Es geht auch um die Unterdrückung durch die väterliche Diktatur, um die Bewahrung von Traditionen die immer wieder dafür sorgen, man an seinem angestammten und angeborenen Platz gefälligst zu bleiben hat und das nichts so schlimm ist, wie der Ausbruch aus irgendwelchen Konventionen. Zum Hüten von Schafen ist halt keine Bildung notwendig und wer nach Bildung strebt ist nichts anderes als ein Dieb der nur andere für sich arbeiten lässt. Vorurteile beherrschen das Denken der Menschen in den sehr ärmlichen Dörfern Sardiniens. Die Kinder werden mit brutaler Härte erzogen und um ihre Kindheit betrogen.
    Gavino Ledda mit „Padre Padrone“ ein mehr als beeindruckendes Buch geschrieben. Eher unterschwellig als direkt kritisiert er die italienischen gesellschaftlichen Verhältnisse, beschreibt aber trotzdem intensiv und sehr genau.
    Ein sehr lesenswertes Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.