Bücher im Gedächtnis - Eure Erfahrungen

  • Hallo liebe Bücherfreunde,


    vielleicht könnt ihr, wenn ihr meine kurze Schilderung gelesen habt, von euren Erfahrungen berichten:


    Neulich habe ich mich geärgert. Ich unterhielt mich mit einer Kollegin über das Lesen, und als ich ihr eines meiner Lieblingsbücher nannte, fragte sie nach dem Inhalt des Buches. Voller Euphorie wollte ich loslegen, mit dem Ziel ihr möglichst detailliert und unterhaltsam davon zu erzählen, um ihre eingeschlafene Leselust zu wecken.


    Leider geriet die Euphorie ins Stocken. Schon beim Protagonisten fing es an, dessen Namen mir partout nicht einfallen wollte. Die ersten Mutmaßungen vernichteten schnell und erbarmungslos meinen Erzähldrang, und ich fragte mich ernsthaft, ob ich ein Gedächtnisproblem habe oder das hoch geschätzte Buch doch nicht zu meinen Lieblingsbüchern zählt. Ich schob es auf ein schlechtes Namensgedächtnis und versuchte fortzufahren. Doch der Versuch scheiterte kläglich, und ich fand vor lauter Gedanken kaum Worte, da mir gar nichts mehr einfallen wollte. Ich wurde zunehmend verzweifelter, und war nicht sicher, ob das, was ich aus der Not heraus stammelte, überhaupt aus dem und nicht aus einem meiner anderen Lieblingsbücher stammte - zusammenhangslos und unwichtig erschien es mir. Ich schämte mich meines schlechten Gedächtnisses oder meines aufgrund der Umstände abgestorbenen Erzähldrangs. Ich beschloss das Thema zu beenden und sagte: "Lies es am besten doch mal selbst!".


    Daheim angekommen, zog es mich sofort zu meinen Regalen. Jeder Buchrücken sah mich vorwurfsvoll an und fragte: "Erzähl doch mal, was hast du von mir behalten?". Nicht anders als bei meiner Kollegin stand ich auch hier wie ein begossener Pudel, egal ob dickes oder dünnes Buch, anspruchsvolle Weltliteratur oder einfacher Unterhaltungsroman, Lebenswerk oder Kurzgeschichte an mein Gedächtnis appellierte.


    Nach ein paar Tagen griff ich zum angesprochenen Lieblingsbuch und las es ein zweites Mal nach gut zwei Jahren. Es waren die selben Bilder, Gefühle und Spannungsmomente, die vor meinem geistigen Auge auftauchten. Wie ein roter Faden zog sich die Erinnerung von der ersten bis zur letzten Seite durch das Buch. Ich bin mir sicher, in ein paar Wochen ist all das wieder verloren und vergessen.


    Warum ist das so?


    Lese ich zu schnell? Lese ich zu viel? Mache ich mir zu wenig Gedanken über das Gelesene? Habe ich ein schlechtes Gedächnis?


    Ich freue mich über eure Erfahrungen und Tipps.


    Liebe Grüße,
    Pat.

  • Ich kann mir auch nicht den Inhalt aller Bücher merken, die ich gelesen habe. Grob weiß ich worum es ging und kann auch einige Details sagen. Aber ich bekomme auch nicht alle Namen der Protagonisten zusammen.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Ich vergesse den Inhalt von Büchern leider auch schnell. Aber ich denke, das liegt daran, wenn man einfach sehr viel liest.
    Man ist immer wieder von schönen neuen Geschichten fasziniert, da vergißt man halt leider auch vieles wieder.


    Ich kann Dich also beruhigen, mir geht es nicht anders.


    Ich merke mir aber die Bücher, die mir besonders gut gefallen habe, da ich die dann ein zweites Mal lesen.


    LG Märchenfee

  • Es kommt natürlich schon darauf an, wie lange es her ist, dass ich ein Buch gelesen habe. Bücher, die sich auf besondere Weise von anderen abgrenzen (Schreibstil, Form etc.) bleiben natürlich auch mir besser im Kopf als ein weniger auffälligere.
    Doch wenn ich an meinem Bücherregal vorbeigehe, kann ich mich schon noch grob an die Inhalte erinnern, an manche mehr, an manche weniger. Namen der Protagonisten zu wissen, finde ich dabei garnicht so wichtig (ich kann mir Namen eh nie merken :lache), außer sie sind schön außergewöhnlich und sind bei mir mit der Person wirklich verankert. Viel mehr kann ich mich allerdings an meine eigenen Gefühle beim lesen erinnern und weiß, wie ich es fand. Ach ja, und ich weiß bei erstaunlich vielen, an welchem Ort (Zimmer, Balkon, Zug etc.) ich mich beim Lesen befand.

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Tess ()

  • Ein Buch nachzuerzählen fällt mir meistens auch schwer (außer ich habe es gerade frisch gelesen), aber sobald ich es nochmal lese, fällt mir alles sofort wieder ein, deswegen lese ich äußerst selten ein Buch zweimal.
    Auch die Namen kann ich mir meistens nicht lange merken.
    Aber so grob den Inhalt weiß ich im Normalfall schon noch - und vorallem, ob mir ein Buch gefallen hat!

  • Zitat

    Original von Tess
    Viel mehr kann ich mich allerdings an meine eigenen Gefühle beim lesen erinnern und weiß, wie ich es fand.


    Stimmt, das kann ich mir auch von jedem Buch merken, welche Gefühle es in mir geweckt hat. :-)


    LG Märchenfee

  • Seitdem ich mir auferlegt habe, hier zu jedem Buch, das ich gelesen habe, meine Meinung/Zusammenfassung zu schreiben, ist das etwas besser geworden. Dennoch ist es mir unmöglich, thematisch ähnliche Bücher über längere Zeit auseinanderzuhalten.
    Z.B. lese ich gerne Bücher über das Ostjudentum, die beiden Singers etwa, Soma Morgenstern und Scholem Alejchem. Was aber wer nun genau geschrieben hat, welche Protagonisten in welchen Roman gehören und was darin genau passiert ist, vergesse ich regelmäßig wieder. Da ist auch kein Kraut gegen gewachsen :-(

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Nach einer Weile weiß ich selbst bei Büchern die ich wirklich mochte nicht mehr detailiert um was es darin geht. Ich kann mich aber im Normalfall noch nach Jahren daran erinnern ob mir das Buch gefallen hat oder nicht.

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Ich kann mich bei den meisten Bücher, die ich nur selten gelesen habe, nur mehr daran erinnern, ob ich es gemocht hab oder nicht. Spätestens nach dem dritten Mal lesen ist auch der Inhalt wieder parat. Ich glaube nicht, dass der Inhalt besonders wichtig ist; wenn ich mich wieder daran erinnern will, lese ich's einfach noch einmal.

  • Es gibt Bücher, die habe ich vor dreissig Jahren gelesen und bekomme eine halbwegs vernünftige Inhaltsangabe hin, es gibt Bücher die habe ich vor dreissig Tagen gelesen und weiß nicht mehr genau worum es da ging. Namen allerdings- au weia- kann ich mir nie merken. Ich habe in meiner beruflichen Tätigkeit mir so angestrengt angelernt Namen und Sachverhalt zu trennen, dass ich das schon manchmal beim Lesen eines Buches nicht mehr hinkriege und wenn es dann, wie bei einem meiner Lieblingsbücher der letzten Jahre um so Protagonisten geht, die Brynt oder so ähnlich heißen...

  • Von allen Büchern genau den Inhalt wieder geben, kann ich auch nicht. Wer kann das igentlich schon !?
    Von Büchern die ich mehrmals gelesen habe oder mich wirklich angetan haben, könnte ich es vielleicht.
    Manchmal brauch ich auch nur ein Satz vom Bücherrücken lesen, dann weiss ich wieder, um was es ging.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ich weiß so ziemlich von allen gelesenen Büchern den Inhalt. Bei dem einen genauer als bei dem anderen, aber ich weiß es. :grin
    Ich muss auch dazu sagen, dass ich doch sehr genau lese, um ja alles mit zu bekommen.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Original von chiclana
    Ein Buch nachzuerzählen fällt mir meistens auch schwer (außer ich habe es gerade frisch gelesen), aber sobald ich es nochmal lese, fällt mir alles sofort wieder ein, deswegen lese ich äußerst selten ein Buch zweimal.


    Genauso geht es mir auch. :wave

  • Das kommt bei mir auf das Buch an, da geht es mir ähnlich wie Beowulf.
    In der Regel ist es so, dass ich mir die Inhalte von Krimis/Thrillern schlecht merken kann.Das geht schon soweit, dass ich mich oft fragen muss"Habe ich das jetzt schon gelesen oder nicht". :gruebelVielleicht liegt es doch am Alter, da fängt das Gehirn an, unwichtige Sachen auszusortieren :help.

  • Mir geht es auch so, dass ich die Handlung oft nur verschwommen im Gedächtnis habe. Bei vielen Büchern jedenfalls.
    Am schlimmsten ist es aber mit den Namen der Protagonisten: die habe ich meist nicht einmal beim Lesen im Kopf, und bin dann manchmal überrascht beim Lesen selbst, so quasi "was macht denn dieser mir nicht bekannte Protagonist plötzlich an dieser Stelle?". Da denke ich mir dann, dass ich vorzeitige Amnesie habe.


    Abgesehen davon finde ich es manchmal sehr schwer, Bücher für jemanden zu erklären, wenn sie mir sehr gefallen haben. Da ist es nämlich ja meistens so, dass das Buch in mir Emotionen ausgelöst hat, die mir eigen sind. Da kann ich dann nur aus meiner Perspektive erzählen, und weiss meistens nicht mal genau, was es nun war, was mich so berührt hat.
    Dazu kommt natürlich, dass ich für die meisten Menschen jedenfalls, einen sehr eigenwilligen Lesegeschmack habe.

  • Jetzt hab ich meine Bücher auch mal wieder angeguckt. Bei vielen weis ich noch den groben Inhalt, bei einigen weniges auch Details, wenn sie mir wirkklich gut gefallen haben, oder ich andere Erinnerungen mit ihnen verbinde. Bei den Namen der Protagonisten wirds schon wieder schwer. es sind so viele und teilweise ähneln sie sich ja auch. Nur bei meiner Lieblingsserie kenn ich die Bücher bin ins kleinste Detail :-]