Grabesgrün - Tana French / Gelesen von David Nathan

Verlag: aragon Hörbuch
Tonträger: 6 CDs (laut Verlag, ich habs als audible-Download)
Spielzeit: 448 Minuten - autorisierte Lesefassung
Sprecher: David Nathan

Link zur Buchrezension

Inhalt:
Wer bringt ein kleines Mädchen um und bahrt es auf dem Opferaltar einer Ausgrabungsstätte auf? Jede Spur, die die beiden jungen Dubliner Ermittler Rob und Cassie verfolgen, führt sie nur tiefer in ein Dickicht, in dem sich alle Gewissheiten in ihr Gegenteil verkehren. Und keiner darf erfahren, dass Rob vor vielen Jahren selbst etwas Furchtbares erlebt hat – im Wald bei ebenjener Ausgrabungsstätte ...

Autorin:
Mit der jungen Autorin Tana French betritt ein außergewöhnliches Erzähltalent den Tatort. Sie wurde in den USA geboren, wuchs in Irland, Italien und Malawi auf und lebt seit 1990 in Dublin. Tana French machte eine Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitet für Theater, Film und Fernsehen.

Sprecher:
David Nathan, die deutsche Stimme von u.a. Johnny Depp und Christian Bale, gehört zu den gefragtesten Sprechern Deutschlands. Atemlose Spannung ist garantiert, wenn David Nathan einem Krimi seine einzigartige Stimme leiht.

Meine Rezension:
Ein atmosphärisch dichter und richtig guter Thriller. Für mich war alles sehr glaubhaft umgesetzt, die ermittelnden Beamten waren mir sympathisch (allerdings gehts mit der Sympathie für Rob ab einer bestimmten Stelle steil bergab) und die Verdächtigen gut in Szene gesetzt. Die Schilderung der Polizeiarbeit, die nervenaufreibend ist und häufig in Sackgassen endet, weiß zu überzeugen. Allerdings vermute ich an dieser Stelle die stärksten Kürzungen gegenüber dem Buch, da in den Rezis dazu häufig vom Ausmaß dieser Ermittlungen berichtet wurde. Selber habe ich das Buch noch nicht gelesen, lege es mir aber zu, sobald es als TB erhältlich ist. Die Sprache an sich fand ich im übrigen sehr angenehm und gerade am Anfang in den ersten Rückblenden geradezu poetisch. Sehr ungewöhnlich für ein Buch bzw. Hörbuch dieses Genres.

Die Geschichte wird aus Robs Ich-Perspektive erzählt und das funktioniert auch sehr gut. Rob berichtet uns von den tragischen Ereignissen in seiner Kindheit, an die er leider keinerlei eigene Erinnerung mehr hat, von der engen geschwisterlichen Beziehung zu seiner Kollegin Cassie und von den fortlaufenden Ermittlungen. Dabei plaudert er auch immer mal wieder aus dem Nähkästchen, wenn es zum Beispiel um das alte Spukgespenst "Ritualmord durch Satanisten" geht, das in Polizistenkreisen sowas wie das Monster von Loch Ness ist. Jeder denkt sofort dran, wenn ein Mord ungewöhnlich ist, aber es passiert praktisch nie.
Als Rob nun genau in der Gegend ermitteln muss, in der vor vielen Jahren seine besten Freunde spurlos verschwanden, bricht bei ihm nach und nach die alte Wunde wieder auf. Auch für seinen Beruf kann das negative Folgen haben, denn außer Cassie weiß niemand etwas von dem Vorfall, noch nicht mal sein Vorgesetzter. Sollte es bekannt werden, droht Rob der Entzug des Falles...

Die Auflösung des Mordes war für mich keine allzugroße Überraschung, ich hatte so etwas vermutet und auch bezüglich des Motivs bzw. Hintergrundes hatte ich einen konkreten Verdacht. Das hat den Genuß aber nicht allzusehr geschmälert. Wichtiger war die Entwicklung und Ausarbeitung der Charaktere, sowohl die von Rob und Cassie als auch bei Verdächtigen und Zeugen.

Ein Grund, warum sowohl Figuren als auch Handlung in diesem Hörbuch so überzeugend sind, ist für mich David Nathan. Er gehört sowieso schon zur Riege meiner Lieblings-Sprecher, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass dieses Hörbuch zu den besten zählt, die ich von ihm habe, vielleicht sogar DAS Beste. Ob nebulöse Rückblicke in Robs Vergangenheit, Entsetzen, flüstern, schreien, Trauer, Enttäuschung; all diese Facetten versteht er mühelos zu meistern und dem Zuhörer ein spannendes, manchmal sogar atemraubendes (es gab echt Stellen wo ich die Luft angehalten hab) Erlebnis zu bieten.
Allein für ihn gäbe es volle 10 Punkte. Leichte Abzüge gibt es für die Auflösung (siehe oben) und für den Schluß, welcher zwar passend, aber furchtbar deprimierend ist. -_-

9 von 10 Punkten.

Zitat

Original von Rosenstolz
Ich hoffe schwer, dass sich "meine" Bücherei das Hörbuch auch noch anschafft.

Ich drück Dir die Daumen.

Ich finde David Nathan hat ein sehr seltenes Talent, egal wen er spricht oder wie, bei ihm klingt es nie "peinlich" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein). Das ist leider bei einigen Sprechern ein Problem, z.B. wenn mal ein Mann eine Frau sprechen soll oder eine Frau einen Mann. Da neigen manche zur Übersteigerung und das klingt dann einfach nur doof. Gibt wirklich nur wenige, die mich auf dem Gebiet richtig überzeugen konnten.

Edit: Ein "nie" eingefügt. ^^;

Logisch. Muss ich gleich editieren... Danke für den Hinweis.