'Der gestohlene Abend' - Kapitel 36 - 54

  • Theos literarische Theorien haben einen gewissen Reiz und sie sind originell. Es ist richtig spannend, ihm zuzuhören, aber mir geht es gleichzeitig wie wohl auch Matthias, der den Thesen gefühlsmäßig skeptisch gegenübersteht, ohne jedoch treffende Argumente dagegen halten zu können.

  • Teil 3 beginnt in Berlin. Damit hätte ich nicht gerechnet.
    Endlich meldet sich Janine und sie wollen sich in Paris treffen.
    Von der Zugfahrt dahin gibt es atmosphärische Beschreibungen, die dem Leser ein Bild vermitteln, „Der verlassene Bahnhof trieb vorbei. Er war in schmutziggelbes Licht getaucht.“, das auch mit Matthias innerem und äußeren Zustand (übermüdet, unrasiert) im Einklang zu stehen scheint. Das ändert sich mit dem Wiedersehen mit Janine. Sie verbringen ihre Zeit zusammen, besichtigen Stadt und Museen.


    Die Tim & Struppi-Comics sind mir weniger im Gedächtnis, die gehörten in meiner Jugend nicht zu meinen bevorzugten Comics, ich mochte z.B. Marsupilami.


    Das Hergé klischeehafte Motive von anderen Kulturen verwendete, war mir aber bekannt. Es gab mal Wirbel um den Band Tim & Struppi im Kongo.
    Das er aber eine erzreaktinäre, rassisistische Grundeinstellung hatte und nicht nur Mitläufer, sondern rechtsradikal war, geht aus anderen Quellen nicht so deutlich hervor, wie z.B. Wikipedia (Tim & Struooi, siehe auch Abschnitt Nachkriegswirren in: Herge)
    Dort steht, er hätte bestritten ein Nazi-Symphatisant gewesen zu sein.
    Mir fehlt jedoch so oder so jegliche Lust, mich mit TinTin und Herge zu bechäftigen.

  • In Kapitel 53 spitzt sich die Handlung zu, indem Matthias endlich mehr herausfindet, sehr zum Unmut von Janine, die es so ansieht dass er sich in einen zweiten David verwandelt, getrieben, misstrauisch usw. In der Bibliothek gibt sich Matthias als David aus und erfährt dessen Ausweisnummer und kommt im Computer an die entsprechenden Daten.
    Leider kommt es in Kapitel 54 dann statt zum klärenden Gespräch erst einmal zur Trennung mit Janine. Ich befürchte, dass es ein endgültiger Bruch ist, wenn ich die unterstrichenen Zeilen aus dem Shakespeare-Sonett Nr.71 richtig deute.


    Damit habe ich auch diesen Abschnitt beendet und den Rest des Romans lese ich morgen.

  • Die Situation zu Beginn dieses Abschnitts ist ganz schön unerträglich: Zu wissen, dass der Ex bei der Freundin ist und die einen am Telefon auch noch abwürgt. Kein Wunder, dass Matthias völlig neben der Spur ist.


    Und dann der Brand im Archiv und Janines merkwürdiges Gestammel - was ist da nur vorgefallen? Sehr spannend! Dass sie sich darauf nicht einmal kurz meldet, nehme ich ihr sehr übel. Wie kann man so sein? Ist mir völlig unverständlich. Ich hätte ihre Entschuldigung (oder das was so klingen sollte) auch nicht für voll genommen. Auch ihr Gebahren nachher in Pairs bzw. Brüssel ist mir fremd, allerdings hat sie mich mit ihrem Vergleich mit den Liebesbriefen zum Nachdenken gebracht.... Eine schwierige Frage, die mit Illusion und Wahrheit zusammenhängt... Sie beschäftigt mich ganz sicher noch länger.


    @ all: Würdet ihr die Briefe lesen und wenn ja, warum? Oder warum nicht?


    In diesem Abschnitt taucht auch der Begriff "Der gestohlene Abend" wieder auf, ausgerechnet in einem Brief von David an einen NYT-Reporter - ich habe keine Ahnung, was sich hinter dem Brief verbirgt. Aber offenbar hat der gute Herr De Vander keine so blütenweiße Vergangenheit wie man bisher dachte...


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Theos literarische Theorien haben einen gewissen Reiz und sie sind originell. Es ist richtig spannend, ihm zuzuhören,


    Finde ich auch! :write Aber auch Winfrieds Ansichten finde ich interessant, der Vergleich mit den Biologen hat mir gut gefallen (S. 206).

  • Was milla`s Frage angeht: Ich kann diese nicht klar mit Ja oder Nein beantworten.
    Was mich davon abhalten würde ist erstens mein schlechtes Gewissen, denn diese Briefe waren nicht für mich bestimmt. Zweitens hätte ich wahrscheinlich Angst die Person könnte dann in einem anderen Licht erscheinen und mich evtl. in ein Gefühlschaos stürzen. Was dafür sprechen würde sie zu lesen wäre meine Neugier...


    Zum Abschnitt:
    Ich kann aufgrund von Janine`s Verhalten nachvollziehen das er, wie milla so schön ausdrückte, neben der Spur ist.
    Der Brand gibt mir zu denken, allerdings kommt später etwas Licht ins Dunkel...Zumindest kann ich begreifen warum es das Archiv betraf. Aber war Davids tragischer Tod wirklich ein Unfall? Daran mag ich nicht recht glauben...
    Auch Janines Äusserungen diesbezüglich passen für mich noch nicht ins Bild...
    "Der gestohlene Abend" taucht ein weitees Mal auf, was mag dieses bedeuten?

  • Die Frage diese Breife zu lesen ist wie eine dieser berühmten Fragen nur mit Ja oder nein zu beantworten: Schlagen Sie Ihre Frau immer noch? Haben mit dem Abschluß der Pubertät ihre Verwaltigungsphantasien aufgehört? Fahren Sie besser Auto wenn Sie betrunken sind?


    Was immer du tust- du tust das falsche- liest du die Briefe nicht wird dein Lebens vom Zweifel vergiftet, liest du sie machst du dir den Rest deines Lebens Vorwürfe über einen Vertrauensbruch.


    Ich würde also letztlich Lesen, den was immer der Erkenntnisgewinn bringt, was ich weiß kann ich letztlich verarbeiten und bewältigen, ständig nagende Zweifel sind da viel gefährlicher, oder ganz platt im Sprichwort: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

  • Ich würde die Briefe auch lesen..


    Janine wird mir immer unsympatischer, sie ist jemand, der sein Ding durchzieht und die Ohren und Augen vor allen anderen Eindrücken verschließt und logische Argumente gar nicht erst zulässt.


    Ein grässlicher Charakter, sie setzt moralische Maßstäbe an, die sie selber nicht hält, was dann wiederum völlig in Ordnung zu sein scheint.


    Sie denkt und redet sich ihre WElt schön.


    Den Brand hat David auf keinen Fall selber gelegt, wieso sollte er das tun, ich denke, jemand hat ihn aus dem Weg räumen wollen, Marian vielleicht??
    Oder sonstige Anhänger von De Vander?


    Fragen über Fragen!

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Original von beowulf
    Was immer du tust- du tust das falsche- liest du die Briefe nicht wird dein Lebens vom Zweifel vergiftet, liest du sie machst du dir den Rest deines Lebens Vorwürfe über einen Vertrauensbruch.


    oder schlimmer: Die Erinnerung an schöne Zeiten stellt sich womöglich als Illusion heraus.