Hier kann zu den Kapiteln 55 - Ende geschrieben werden.
'Der gestohlene Abend' - Kapitel 55 - Ende
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Ich habe das Buch jetzt durch.
Die Bombe ist hochgegangen.
Marian wird Hillcrest verlassen.Es würde mich noch interessieren, ob Paul de Mans Werk und seine philosophischen Ansätze nach der Aufdeckung immer noch anerkannt und noch Gegenstand von Lehrveranstaltungen sind.
Auch Matthias hat Hillcrest verlassen.
Jahre später trifft er Janine noch einmal, aber viel haben sie sich nicht zu sagen, oder sprechen es zumindest nicht aus.Der gestohlene Abend ist ein Buch mit soghafter Wirkung beim Lesen, das man voraussichtlich nicht so schnell vergisst.
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Ich habe jetzt auch die letzte Seite gelesen und muss das noch ein wenig sacken lassen. Mir war gar nicht klar, dass dieser Fall SO real war.
@ Herr Palomar: Danke für den Namen, ich hätte sonst bestimmt ewig gesucht. Was ich aus dem Wikipedia-Artikel herauslese, ist die Geschichte im Roman ja ziemlich eng an der "Vorlage". Deine Frage dazu, wie de Mans Werk heute gesehen wird, interessiert mich auch.
@ Wolfram: Gab es aus "literaturwissenschaftlichen Kreisen" schon Feedback zu dem Roman?
Wie sich die einzelnen Figuren (haben eigentlich alle ein reales Vorbild, vor allem Theo? :grin) entwickeln und was sie nach Hillcrest machen, fand ich sehr spannend, hat mir gut gefallen, dass die Geschichte nicht vorher endet.
Eine kleine Anmerkung: Ich hätte mir noch ein Nachwort gewünscht, in dem ein bisschen etwas über den Hintergrund der Geschichte erklärt wird. Man hat ja nicht immer die Gelegenheit, den Autor in einer Leserunde zu löchern
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Das Marian Hillcrest verlassen würde ahnte ich...
Bei Matthias war ich mir da nicht so sicher. Interessant zu lesen war wie es ihm Jahre später ergangen ist, wobei Matthias den Eindruck erweckte nicht glücklich zu sein. Ich glaube das Hillcrest und das was er dort erlebt hatte ihn nachhaltig sehr geprägt hat und dies führte wohl zu ieser Entwicklung seines Lebes. Ich weiss nicht warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl eine Aussprache mit Janine in Antwerpen hätte Matthias einen Teil "Seelenfrieden" geben können. Er hätte vielleicht einen Teil seiner Vergangenheit abschliessen/verarbeiten können.
Vielleicht lieg ich damit aber auch total falsch...
Schön fand ich das Theo und Matthias noch Kontakt miteinander haben und Theo Matthias quasi "zwingt" Erlebtes/Gefühltes niederzuschreiben. Auch eine Art TherapieMir hat das Buch gut gefallen, ich bin froh das ich es in der LR mit euch lesen durfte. Die Einteilung in Abschnitte war für mich sehr von Vorteil, denn obwohl das Buch zweifelsohne "Sogwirkung" hatte, waren für mich Lesepausen von Nöten um es "sacken" zu lassen.
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Zitat
Original von nofret78
Ich weiss nicht warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl eine Aussprache mit Janine in Antwerpen hätte Matthias einen Teil "Seelenfrieden" geben können.
Das glaube ich auch! Aber Janine schien so verbohrt, dass eine Aussprache nicht möglich war. Vielleicht hat ihn das auch so enttäuscht, dass sie mit seinen Gedanken und den Ereignissen nichts anfangen konnte bzw. nichts zu tun haben wollte. Andererseits kann ich es auch verstehen, dass sie - nach David - offenbar nicht mit "noch so einem" klarkam. -
Ich habe mich mit Germanistik nie intensiv beschäftigt- dass es Literaturtheorien gibt war mir klar, aber das das so in Ideologie ausarten kann finde ich schon heftig. Janine ist nicht Anhängerin einer Theorie, sondern ihre Verhaltensmuster passen auf einen Sektenanhänger.
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Herr Palomar? Milla? Was ist den?
Edith meint:
Ich finde das eine schwierige Rezi und ihr drückt euch, ich habs dann doch mal versucht.. -
Ich war jetzt zwangsweise ein paar Tage nicht online und habe das Buch inzwischen fertig gelesen.
Janine ist mir im Laufe des Romanes immer unsympathischer geworden, auch bei dem Ausblick auf die späteren Jahre.
Matthias tut mir irgendwie Leid, weil er so ungewollt wohl zwischen die Fronten geraten ist.
Und David blieb für mich bis zuletzt doch etwas rätselhaft.
Ich habe ja von Literaturwissenschaften leider keine Ahnung, deshalb ist mir sicher auch viel an Anspielungen entgangen.
Aber ich fand das Buch sehr spannend und die verschiedenen Literaturtheorien sehr interessant.
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Zitat
Original von beowulf
Herr Palomar? Milla? Was ist den?
Kurz vor Weihnachten hat mich der Wissenschaftsbetrieb selbst noch voll in Beschlag genommen Aber ich habe meine Rezi jetzt auch ergänzt -
Nachtrag: Das Buch, das als Brücke zwischen Leserunde Fleischhauer und Leserunde Schützhofer dienen sollte subt weiter. Hier ist die Gelegenheit richtig das Buch sacken zu lassen und zwei Tage nichts neues anzufangen zu schön.
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Zitat
Original von milla
Wie sich die einzelnen Figuren (haben eigentlich alle ein reales Vorbild, vor allem Theo? :grin)Da habe ich auch schon überlegt, wer das sein könnte
ZitatEine kleine Anmerkung: Ich hätte mir noch ein Nachwort gewünscht, in dem ein bisschen etwas über den Hintergrund der Geschichte erklärt wird. Man hat ja nicht immer die Gelegenheit, den Autor in einer Leserunde zu löchern
Ein Nachwort hat mir auch gefehlt. Ohne Herrn Palomars Hilfestellung hätte ich nicht gewusst, um wen es sich bei De Vander gehandelt hat.
Ich hab mich schwer getan mit den philosophischen, literaturwissenschaftlichen und germanistischen Diskussionen der Protagonisten, muss ich zugeben. Dinge, mit denen ich mich bislang nicht beschäftigt habe.
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Zitat
Ich hab mich schwer getan mit den philosophischen, literaturwissenschaftlichen und germanistischen Diskussionen der Protagonisten, muss ich zugeben. Dinge, mit denen ich mich bislang nicht beschäftigt habe.
Ja, das habe ich befürchtet. Obwohl ich alles versucht habe, das auf ein allgemeinverständliches Niveau zu bringen, ist mir natürlich klar, dass es da eine Grenze gibt. Und ich wollte ja kein Sachbuch schreiben. Im Grunde ist es mit dieser Literaturtheorie ähnlich wie mit der Relativitätstheorie von Einstein: sie ist sowohl ein wissenschaftliches als auch ein gesellschaftliches Phänomen, wie alle Wissenschaft. Kein Laie versteht Einstein, aber wir alle denken und fühlen in den Bahnen, die seine Theorie eröffnet hat. Ihre Konsequenzen schockieren uns nicht mehr sondern sind uns in Fleisch und Blut übergegangen. Mit dem Poststrukturalismus (das ist der wissenschaftliche Überbegriff für De Vanders/De Mans Theorie) ist es ähnlich: da ist ein Denken entstanden, dass sich heute durch sehr viele öffentliche Diskurse zieht und diese steuert, ohne dass man sich dessen immer bewusst ist. Und dieses Denken hat nun mal leider totalitäre Züge, ähnlich wie manche Theorien in den 20´er Jahren, denen man das damals auch nicht ansah. Sie wirkten nur "kulturkritisch" und "kulturpessimistisch" und erst im Rückblick sieht man ihnen an, wie gefährlich sie waren. Darüber sollte man vielleicht keinen Roman schreiben sondern eine Doktorarbeit. Aber dann lesen das nur die Leute, die es ohnehin schon wissen. Und ich versuche ja immer, solche Fragen und Themen breit lesbar zu machen.
Es gib ein sehr gutes Buch (leider nur auf Englisch) über den ganzen Fall: David Lehman: Signs of the Times, da wird das ganze Panorama aus wissenschaftlicher/journalistischer Sicht sehr gut dargestellt (deshalb heißt der Reporter im Roman auch Lehman). Ist gebraucht im Internet noch hier und da zu bekommen. Wer sich für das wilde Denken der 80'er Jahre interessiert, wird dort fündig. -
Ich brauchte eine Weile um das Buch sacken zu lassen und finde es rückblickend wirklich spannend, sowohl die Entwicklung der Figuren, als auch das Thema, von dem ich, wie so viele hier, nicht wirklich Ahnung hatte..
Ich glaube, dass dieses Buch nicht so, wie soll ich es ausdrücken, Publikumswirksam, ist.
Und ich glaube, das es daran liegt, dass es den Leser mehr fordert.
Sprachlich und inhaltlich ist einfach sehr viel verpackt und als Leser freut man sich, dass man sich die oberflächlichen Strukturen (auch mit Hilfe von einigen Nachschlagewerken) wenigstens soweit angeignet hat, dass man meint die Gesamthandlung zu verstehen und die Reaktionen der Figuren nachvollziehen zu können.
Das Buch liest sich nicht so weg, wie die"Drei Minuten mit der Wirklichkeit"und es vermittelt auch das Wissen nicht so beiläufig wie "Das Buch in dem die Welt verschwand".
Es fordert den Leser mehr und damit schrumpft auch der Leserkreis (was jetzt nicht böse gemeint ist)Bei mir blieb der wirklich sehr nachdrückliche Eindruck (wie im übrigen auch bei der Schule der Lügen) das der Autor so viel mehr kann, dass er sich quasi mit diesem Buch in eine enges Korsett der Allgemeinverständlichkeit pressen musste, das er zwar erträgt, aber man merkt, dass es ihn zwickt und quält.
Der Horizont deines Wissens über Literaturwissenschaft blitzt sooft zwischen den Zeilen durch, obwohl er so sorgfältig in der "Laienlesertauglichen"Geschichte von Matthias verpackt ist, dass man sich bisweilen klein und ungebildet vorkommt.
So hatte ich mit dem Schluß einige Probleme, hatte ich doch nicht damit gerechnet, dass dieser Sommer in den Staaten Matthias dermaßen aus der Bahn werfen würde, dass sein restliches Leben davon beeinflußt wird, aber das ist wahrscheinlich ein persönliche Einstellung.