Da im "40-Tage buchkauffrei"-Thread gerade die Frage nach den Lese-Exemplaren aufkam, hier einige persönliche Anmerkungen zu dem Thema:
Lese-Exemplare erreichenden Buchhändler auf zwei verschiedenen Wegen:
Die Verlage schicken unverlangt Lese-Exemplare an die Buchhandlungen, vor Allem im Frühjahr und im Sommer, bevor die Vertreterreisen beginnen. Dabei handelt es sich vor Allem um Werke neuer Autoren, die der Verlag auf diesem Wege bekannt machen und vorstellen will
Darüber hinaus hat der Buchhändler die Möglichkeit bei seinem Vertreter praktisch jedes Buch, welches ihn interessiert, als Lese-Exemplar zu bestellen. Die Bestellung und Annahme von Lese-Exemplaren verpflichtet allerdings den Buchhändler zu gar nichts, nicht mal dazu, das Buch auch wirklich zu lesen, geschweige denn, es positiv zu bewerten und zu verkaufen.
Lese-Exemplare sind ein wichtiger Bestandteil der buchhändlerischen Arbeit, sie ermöglichen dem Buchhändler sich über Autor und Werk zu informieren und diese Kenntnisse im Verkaufsgespräch anzuwenden. Sollte dem Buchhändler ein Lese-Exemplar nicht gefallen, so wird er daraus die Konsequenzen ziehen und dieses Buch entsprechend Einkaufen und, auf Nachfrage des Kunden ehrlich seinen Meinung kundtun.
Eine Verpflichtung irgendwelcher Art gibt es von Seiten des Buchhandels nicht, kein Buchhändler, der seine Berufsbezeichnung verdient, wird aus Dankbarkeit oder sonstigen Gründen ein Buch, welches er als Lese-Exemplar erhalten hat besser bewerten, als es seiner Meinung entspricht!
Lese-Exemplare halte ich für ungeheuer wichtig bei der Verrichtung meiner Arbeit, ich kann mich vorab über neue Autoren und ihre Bücher informieren und diese Informationen nutze ich in meiner täglichen Arbeit, da ich mir all diese Bücher niemals kaufen könnte oder würde.
Mehr als die Hälfte der mir zur Verfügung gestellten Lese-Exemplare befinde ich als mittelmäßig bis schlecht, was sich wiederum auf meinen Einkauf auswirkt, andererseits bewahrt mich diese Lektüre davor, zu viele schlechte oder mittelmäßige Bücher einzukaufen.
Natürlich ist die Möglichkeit kostenlos Bücher zu bekommen ein unschätzbares Privileg, andererseits könnte kein Buchhändler seine tägliche Arbeit verrichten und dem gerechtfertigten Anspruch der Kunden gerecht werden ohne dieses Privileg. Auch wenn es Spaß macht - es ist immer auch Teil unserer Arbeit!