Die sterbende Sonne - Mattias Gerwald

  • Auszug aus dem Klappentext


    Der bedeutendste Astronom des 16. Jahrhunderts, Tycho Brahe, war extravagant, lebte skandalös und erschütterte das Weltbild seiner Zeit. In seiner Sternenburg auf der Insel Ven führte er ein wildes, sinnliches Leben gegen alle Konventionen. Dass der Adlige eine blutjunge Bauerntochter heiratete, führte zum Skandal, dass er die Lehre vom unveränderlichen Kosmos widerlegte, brachte die Inquisition gegen ihn auf. Seit einem Duell trug er eine Silbernase, und während seiner Flucht durch Europa wurde er als dänischer Satyr zur Legende. Der Nachwelt hinterließ er Himmelsbeobachtungen von unerreichter Genauigkeit.


    Meine eigene Meinung:


    Der Klappentext ist meiner Ansicht nach schlicht und ergreifend eine bodenlose Frechheit und ich hoffe, daß es kaum Leser abschrecken wird, die einen sehr guten historischen Roman wirklich zu schätzen wissen.


    Denn diese eher reißerisch gehaltenen Zeilen des Klappentextes lassen den Leser eher einen Roman vermuten, der actionlastig ist und von wilder Flucht und ungezügelter Lebensweise dieses Freidenkers handelt.


    Wie angenehm ist man dagegen dann auch überrascht, einen wirklich mit Fingerspitzengefühl und gutem Einfühlungsvermögen in die Zeit der Inquisition geschriebenen historischen Roman vorzufinden.


    Ohne den Leser mit seitenlangen grausigen Folterszenen zu langweilen oder sich in kitschiger Wiedergabe des lüsternen, ausschweifenden Lebens der Königs-oder Kaiserhöfe Europas zur damaligen Zeit zu ergehen, schafft es Mattias Gerwald durch seinen flüssigen Schreibstil und seine Wortwahl sowie feinem, unaufdringlichen Spannungsbogen den Lesern deutlich zu machen, welchen Schwierigkeiten sich Wissenschaftler im Europa des 16.Jahrhunderts gegenüber sahen - auch wenn sie, wie Tycho Brahe, über einen Adelstitel und die dazugehörigen finanziellen Mittel verfügten, um ihren Forschungen nachgehen zu können und nicht nur in bezug auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die man lange Zeit auch noch gezwungen war, vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten (nicht nur Tycho Brahe - das betraf durch die Bank alle in dieser Zeit lebenden Forscher!), sondern auch das ganz private Leben dieses Astronomen.


    Mattias Gerwald gelingt es sehr feinsinnig, auch den Mann Tycho Brahe lebendig werden zu lassen, für den es normal und überaus mutig war, ein Leben gegen herrschende Konventionen tatsächlich auch zu leben - und der Leser hat das große Glück, durch einen Autor wie Mattias Gerwald das Ganze auch miterleben und nachvollziehen zu dürfen.


    Ein Autor, den man sich unbedingt merken sollte - und der leider offenbar noch keine eigene Homepage hat.


    Stattdessen habe ich für die interessierten Leser hier mal eine Internetseite über Tycho Brahe eingestellt:


    Tycho Brahe



    Gruß
    Baumbart


    PS:..mal hochschubs, sorry. Hat niemand Kontakt zu diesem talentierten Schriftsteller? Leserunden?...:-)

  • Baumbart,


    das klingt ja richtig gut... und ist schon auf dem Wunschzettel...


    Viele Grüße
    Pelican :wave


    P.S.: Hab die Hartz-Diskussion nicht vergessen, habe aber grad ziemlich Action im Geschäft und hatte am Wochenende Tanten-Dienst... Du mußt noch ein bißchen Geduld mit mir haben...

  • Hallo Pelican,


    ich glaube, Du wirst von diesem Autor wirklich nicht enttäuscht sein. Es hat mich wirklich furchtbar geärgert, daß der Roman so reißerisch angepriesen wird, was er überhaupt nicht nötig hätte.


    Soweit ich das bisher überblicken kann, hat Mattias Gerwald außer dem hier vorgestellten Buch noch vier Bücher schon herausgebracht und geht - genauso wie Iris Kammerer hier - genauso fürsorglich und verantwortungsbewußt mit der wirklichen Historie um.


    Dabei dann als Leser solche irreführenden Klappentexte festzustellen, die wohl der Verlag "verbrochen" hat, tut richtig weh.


    Diesen Autor bei einer Leserunde zu erleben, stelle ich mir persönlich als absolutes Sahnehäubchen vor.


    Frage ist nur: "Wie denn ohne Arme?" - sprich mangels E-mail-addy...:-(


    Lieben Gruß
    Iris (Baumbart)


    PS:...was lange währt, wird meistens besonders gut, Peli... :knuddel1

  • Hi!


    Zitat

    Original von Baumbart
    Soweit ich das bisher überblicken kann, hat Mattias Gerwald außer dem hier vorgestellten Buch noch vier Bücher schon herausgebracht und geht - genauso wie Iris Kammerer hier - genauso fürsorglich und verantwortungsbewußt mit der wirklichen Historie um.


    Oh nein, das tut er nicht! In seinem Buch "Die Gesandten des Kaisers" wimmelt es nur so von Falschheiten. Ich habe bei Amazon.de deswegen einen ziemlichen Verriß des Buches geschrieben und ein paar Bsp. aufgezählt. Mag sein, daß er es in seinen anderen Romanen anders macht, aber mir hat das gereicht.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo Baumbart,


    das Thema klingt interessant und auf Klappentexte gebe ich nicht viel - sie sind wirklich oft reißerisch und nichtssagend.


    Ich habe mal bei Amazon wegen seinen anderen Büchern geguckt, die allerdings alle sehr negative Kritiken hatten, u.a. historische Ungenauigkeiten.


    Hast Du auch andere Bücher von ihm gelesen oder sonst jemand? Der Autor sagt mir nämlich bisher gar nichts. :wave

  • Hallo murmelito,


    nein, leider noch nicht, aber der Roman "Die sterbende Sonne" hat meines Wissens keine historischen Ungenauigkeiten - jedenfalls soweit ich das verifizieren konnte.


    Gruß
    Baumbart