Sex ist eigentlich nicht so mein Ding.....

  • Die Leserunde hat mich zum Selbstschreiben animiert....mein Versuch hier.
    Zur Berichtigung der eventuell noch vorhandenen Rechtschreibfehler bin ich wie immer zu faul!


    Viel Freude beim Lesen!


    Weihnachten
    Lässig lehne ich an der Theke und sehe den Anderen beim Tanzen zu. In einer Hand mein Rotweinglas, in der anderen meine Egarette. Ist ja jetzt überall Rauchverbot, da muß man als Raucherin aus Leidenschaft eben kreativ werden. Ich sehe bereits von weitem, wie er auf mich zusteuert. Kristof. Den Krawattenknoten gelöst, den Hemdknopf geöffnet und dieser Blick. Schnell sehe ich weg und nehme einen tiefen Zug. Sehr dicht vor mir bleibt er stehen, ich rieche seinen Duft. Nach Rauch, ein bisschen Schweiß und Gaultier. Allein das würde mich ja schon total willenlos machen, aber Kristof ist noch dazu quasi das ITGirl in männlicher Variante unserer Abteilung. Er ist nicht nur der Juniorchef, nein er ist an den richtigen Orten unterwegs, er liest die richtigen Bücher, kennt die guten Filme, trägt die beste Kleidung und mein Gott er trinkt sogar das angesagteste Mineralwasser. Evian mit einem Tropfen Zitrone. Betont gelangweilt hebe ich meinen Blick und versinke sofort in seinen wasserblauen Augen. Dieser Blick, Herrgott hilf mir. Er sagt kein Wort, windet mir das Glas aus der Hand, stellt es auf der Theke ab und drückt meine Egarette Ingo dem PC Nerd, welcher neben mir stand, in die Hand. „Da Kleiner, paß mal kurz auf das Ding der Dame auf!“ Besitzergreifend umfasst er mein Handgelenk und zieht mich auf die Tanzfläche. Jajajaja, ich liebe Männer, die wissen wie man mit Frauen umgeht.
    Jajajaja…
    Als wir die Tanzfläche erreichen wechselt der DJ den Musikstil, langsame Töne erklingen, perfektes Timing, ich liege in seinen starken Armen, schnuppere Gaultier-Rauch-Schweiß-Duft und genieße die neidischen Blicke der Tussis aus der Buchhaltung. Tanzen kann der Kerl also auch.
    Ich schmilze dahin, stelle mir jetzt schon vor, wie er mich nach der Tanzeinlage in die Toilette des Hotels zerrt, wir wild knutschend gegen die kühlen Wände sinken und uns unserer Kleider entledigen. Kristof scheint ähnliche Gedanken zu hegen und wir tanzen auf die Tür zu. Sekunden später stehen wir tatsächlich knutschend in der Damentoilette, mein Kopf und mein Rücken werden gegen die kühlen Fliesen gepreßt, seine Finger tasten über meinen Körper, seine Lippen an meinem Hals. HERRLICH….gerade als ich denke, noch perfekter kann es eigentlich nicht werden, zieht dieser Adonis und Gott der Liebe und unheimlich gut vorbereitete Kerl einen Zimmerschlüssel aus der Jackettasche. Noch immer haben wir nicht ein Wort gewechselt. Stumm folge ich ihm durch die Flure des Hotels, in dessen Lounge unsere gesamte Firma gerade ihre Weihnachtsfeier feiert. Im Zimmer angekommen sinken wir aufs Bett. Oh Mann, küsst dieser Mensch gut. Seine Hände fahren unter mein Kleid, die Seide raschelt, gleitet zur Seite, kein Kampf mit Knöpfen oder Häkchen, wie die ganzen unfähigen Kasper vor ihm. Nein, ein Handgriff und ich bin entkleidet. Der Anblick meiner Seidenstrümpfe entlocken ihm ein lustvolles Stöhnen, nein kein Brunftschrei, auch kein fettleibiges Schnauben, ein wirkliches lustvolles Stöhnen. Der Mann, weiß was Frauen wollen und ich weiß, was er will. Rasch habe ich auch ihn entkleidet, der lässige Anzug liegt neben dem Bett und er nackt neben mir, in seiner ganzen Pracht. Herrgott, groß und wohlgeformt. HERRLICH, ich seufze wieder und kann mein Glück noch gar nicht fassen.
    Aber was ist das? Der Gute macht keinerlei Anstalten mehr sich auch nur noch einen Zentimeter zu bewegen. Er liegt auf dem Rücken, wie ein angetackerter Marienkäfer, seine Arme zappeln ein wenig in meine Richtung, aber das wars auch schon. Was ist los? Wohin ist mein Liebesgott, mein Adonis verschwunden? Resigniert klettere ich auf das, was mir da so dargeboten wird, bewege mich rhythmisch und stöhne ein wenig, um ihm wenigstens eine kleine Bewegung zu entlocken. Aber nichts. Kristof liegt auf dem Rücken strahlt mich an, wie ein Honigkuchenpferd, während ich mir mit akrobatischen Höchstleistungen auf seinem Unterleib einen abturne. Nach gefühlten 2 Stunden wilden Turnens auf einem offenbar plötzlich temporär querschnittsgelähmten Kristof, simuliere ich gekonnt einen grandiosen Höhepunkt, kippe geschlaucht zur Seite und mime die schlafende Schönheit. Immerhin hat er so viel Verstand ebenfalls einzuschlafen, der kleine Kristof steht immer noch munter in der Gegend herum, wie ich unter meinen halb geschlossenen Lidern bemerke.
    Als seine Atmung ruhiger und gleichmäßiger wird, hüpfe ich in mein Kleid und die Schuhe und schleiche kopfschüttelnd aus dem Zimmer. Wie kann so ein grandioser Kerl, so grottenschlecht im Bett sein? Oder war ich so schlecht? Und warum waren die ganzen Buchhaltungstussis so verzückt, wenn er sie abgeschleppt hat? Ich betrete mit derangierter Frisur wieder den Raum unserer Weihnachtsfeier, suche unter den Blicken der Anwesenden Damen meine Egarette, entwinde sie Ingos gierigen Fingern und mache mich genervt auf den Heimweg.



    Silvester
    Wieder stehe ich lässig an der Theke, mein Rotweinglas in der Hand in der anderen die Egarette. Kristof steuert durch die Tanzenden auf mich zu. Das gleiche Spiel wie an Weihnachten. Ich denke mir, ok, zwei Chancen hat der Mann, lasse mir das Rotweinglas entwinden, die Egarette legt er diesmal sanft auf die Theke. Die Tanznummer überspringen wir und knutschen gleich wild im Flur herum. Ein Hotelzimmer hat er diesmal nicht, daher besteigen wir, immer noch mit den Mündern aneinander klebend, ein Taxi. Oh Gott, dieser Kerl küsst so gut, das letzte Mal muß eindeutig eine Ausnahme gewesen sein, jemand der so gut küsst, kann einfach nicht so schlecht zu vögeln sein.
    Wir taumeln durch den Flur seiner Wohnung ins Schlafzimmer. Schwarze Satinbettwäsche, wieder hat er mich mit zwei Handgriffen entkleidet. Um seiner Käfer-auf-dem-Rücken-Nummer vorzubeugen, ziehe ich ihn auf meinen Körper und zerre ihm erst dann die Kleider vom Leib.
    GOSSER FEHLER!
    Kaum hat der Mann die Hosen aus, stürmt der kleine Kristof in mich rein und rattert los wie ein Maschinengewehr, rein raus, rein raus, rein raus, mir wird schwindelig, mein Kopf knallt gegen das hölzerne Kopfteil des Bettes. Ich versuche enorm laut zu stöhnen, um ihm einen anderen Rhythmus aufzudrängen aber nichts. Ratter ratter ratter ratter, rein raus, rein raus, rein raus. Sein muskulöser Körper lastet auf mir, so dass auch gegensteuernde Bewegungen meinerseits absolut nicht drin sind. Ich ergebe mich in mein Schicksal, starre an die Decke und zähle die Glühbirnen in der Weihnachtslichterkette an seinem Türrahmen. Rein raus, rein raus, rein raus, ja mein Gott, wird der Kerl denn irgendwann noch mal fertig?
    Ich erinnere mich an mein Schauspiel von vor einer Woche, lege eine gekonnte „Das ist der beste Orgasmus meines Lebens“-Nummer hin und es funktioniert. Kristof krabbelt lächelnd von mir runter und streichelt mich. Dazu brummt er leise „Ja, ich weiß, ich bin gut!“ Meinen irritierten Blick verstecke ich rasch im Kopfkissen, da der kleine Kristof immer noch hoch aufgerichtet in die Landschaft guckt, mime ich vorsichtshalber wieder die Schlafende. Irgendwann höre ich auch neben mir leise schnarchende Töne. Auf Zehenspitzen schleiche ich aus der Wohnung und fühle meine wundgescheuerte arme Weiblichkeit bei jedem Schritt. Wieder denke, ich, wie kann ein Mann, der so gut küsst, so schlecht sein?
    Seufzend fahre ich mit einem Taxi nach Hause.


    Auf der Arbeit.
    Ich sitze am Schreibtisch Kristof naht und ich mime, wie schon in den letzten 10 Tagen die fleißige beschäftigte Arbeiterin. Diesmal wirkt es jedoch nicht, lässig setzt er sich auf meinen Tisch. Meine Gedanken rasen, was mach ich nur, was mach ich nur? Ausrede! AUSREDE! Mir fällt nichts ein und dieser unheimlich gut aussehende Kerl sitzt immer noch auf meinem Schreibtisch. Die Augen der Tippsen aus der Buchhaltung fallen fast raus und mir ist sehr bewusst, gerade die Attraktion hier im Großraumbüro zu sein.
    „Ich wollte heute Abend ein bisschen was kochen, hast du nicht Lust vorbei zu kommen?“ Oha… diese Stimme, geil. Ich zerfließe unter seinem Blick und rutsche unruhig auf meinem Stuhl hin und her. „öhm tja, also…ähm…“ SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE, Junge ich will ja, aber du bist so grottenschlecht, das macht einfach keinen Spaß, aber wie sag ich das, ohne dass du mich aus der Firma wirfst? Bevor ich aus Mitleid und Angst um meinen Job doch wieder ja sage, schmerzt meine immer noch wundgeratterte und immer noch nicht abgeheilte tiefste Innerste …ähm….ach Gott, das Pfläumchen halt.
    Das wirkt!
    Ich fasse mich, betrachte dieses Bild von einem Mann kühl. Ich spüre, wie das gesamte Großraumbüro den Atem anhält und auf meine Antwort wartet. Ich nehme einen kräftigenden Zug aus meiner Egarette, puste den Wasserdampf in seine Richtung und antworte mit vor Bedauern zitternder Stimme: „Sorry, aber Sex ist eigentlich nicht so mein Ding.“
    Aus der Buchhaltungsecke ertönt ein leises Kichern, während Kristofs Gesichtszüge entgleisen und er sich stammelnd von dannen macht.


    Und die Moral von der Geschicht?
    Den Juniorchef den fi**t man nicht! :rofl

  • Und woran liegt das? Weil wir Frauen es einfach nicht fertig bringen, unheimlich gutaussehenden, charmanten, intelligenten usw.... Männern klar zu machen, was guter Sex ist! Aber wer hat schon Lust die Lehrerin raus hängen zu lassen? Ich nicht! Entweder der Typ hat es drauf, oder ich verschwinde von unten drunter! :grin
    Schöne Geschichte, Babyjane! :lache

  • Zitat

    Original von Mortischa
    Und woran liegt das? Weil wir Frauen es einfach nicht fertig bringen, unheimlich gutaussehenden, charmanten, intelligenten usw.... Männern klar zu machen, was guter Sex ist! Aber wer hat schon Lust die Lehrerin raus hängen zu lassen? Ich nicht! Entweder der Typ hat es drauf, oder ich verschwinde von unten drunter! :grin
    Schöne Geschichte, Babyjane! :lache


    Dem letzten Satz stimme ich zu, hab mich gut amüsiert, danke BJ :grin
    Was den Rest von Mortischas Meinung angeht - irgendjemand muss es so nem Kerl ja sagen, sonst lernt es das ja nie :lache

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


    *Bestellungen bei Amazon bitte über Forumlinks (s. Eulen-Startseite) tätigen, um so das Forum zu unterstützen.*

  • Nicht schlecht. Hätte noch weiter lesen können...
    Das Schmunzeln wird noch eine weile andauern :chen

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Zitat

    Original von beowulf


    BJ und alt :yikes


    Gefühltes oder biologisches Alter?
    Hm gefühltes mindestens 120 oder älter... biologisches zarte 27.


    Und danke für die Lacher, das wars wert..... :chen

  • Zitat

    Original von Melkat

    Oh wie nett! Schönes Geschichtchen. Und so herrlich unseriös... :grin


    Seh ich ja grad erst, sag bloß du faules Luder hast die ganz gelesen, die ist doch viel zu lang für dich... :lache

  • Zitat

    Original von Charlotte
    Kurzgeschichten sind eigentlich nicht so mein Ding...


    ....aber deine lese ich immer wieder sehr gern, Babyjane.


    Und auch diesmal hast du wieder völlig ins Schwarze getroffen. Als Langzeitsingle mit HWGP hatte diese Geschichte einen enormen Wiedererkennungwert ;-)


    HWGP??? :gruebelKlär mich auf!