Warum Märchenwelt verlassen?

  • In vielen Fantasybüchern, -filmen, -comics ... findet sich ein ähnliches Thema:
    Der Protagonist/die Protagonistin/die Protagonisten findet/finden ein Tor in eine Märchenwelt, verlieren sich darin und suchen den Weg zurück.
    Beispiele: Narnia, Grabsteinland, das 10. Königreich u.v.a.
    Jetzt meine Frage: Wieso wollen sie wieder zurück, anstatt zu bleiben? Die meisten wären doch froh, wenn sie die Trostlosigkeit unserer technisierten Wirklichkeit eintauschen könnten.

  • Ich würde auch zurück wollen, ganz egal wie schön die Märchenwelt auch ist.
    Die Sehnsucht nach meiner Familie würde mich zum Wahnsinn treiben.
    Auch in Märchenwelten gibt es mit Sicherheit irgendwelche Schwierigkeiten, die gibt es schließlich immer. Außerdem könnte ich mich zwischen den ganzen Fremden niemals wirklich sicher und geborgen fühlen. :grin

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Mir erschließt sich die Frage nicht.
    Würdest du nicht zurück wollen? Deine Freunde? Familie? Dein Leben? Würde dir das nicht fehlen? Dann solltest du etwas an deinem Dasein überdenken, dringend!

  • Ich würde erst gar nicht dahin wollen. Was soll ich denn in einer Fantasiewelt? Das wär was für Leute, die in der Realwelt irgendwie nicht zurechtkommen. Und trostlos finde ich es in meiner Welt überhaupt nicht.

  • Die Autoren würden sich dadurch selbst diverse Eier legen. Einen Roman, der die Botschaft transportiert, dass es in einer Phantasie-/Märchen-/Virtualwelt langfristig besser ist als im richtigen Leben, würden vermutlich weniger Eltern ihren Kindern kaufen.

  • Zitat

    Original von Dichterdämon
    In vielen Fantasybüchern, -filmen, -comics ... findet sich ein ähnliches Thema:
    Der Protagonist/die Protagonistin/die Protagonisten findet/finden ein Tor in eine Märchenwelt, verlieren sich darin und suchen den Weg zurück.
    Beispiele: Narnia, Grabsteinland, das 10. Königreich u.v.a.
    Jetzt meine Frage: Wieso wollen sie wieder zurück, anstatt zu bleiben? Die meisten wären doch froh, wenn sie die Trostlosigkeit unserer technisierten Wirklichkeit eintauschen könnten.


    Vielleicht ist das der Grund, warum ich mit solcher Büchern kaum was anfangen kann - ich möchte meine Welt nicht gegen eine Märchenwelt eintauschen. Ich mag die Technik, die wir heute haben. Und ich finde mein Leben manchmal bescheiden, aber nie so trostlos, dass ich die Welt gegen ne Märchenwelt eintauschen würde.
    Ich habe hier meine Familie, meine Freunde und noch viel mehr.


    Außerdem...pragmatisch gesehen - ich kenn die Bücher nicht, aber ich geh davon aus, dass Großteil der Handlung daraus besteht, dass man das Tor zurück sucht. Was wäre der Sinn des Buches, wenn man das Tor gar nicht suchen will? :gruebel

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ich frage mich das auch jedes mal, wenn ich so einen Fantasy Roman lese. Aber ich denke mal das man nur so den Rahmen schließen kann. Hauptsächlich sind ja Menschen die in diese Fantasywelten gelangen, Menschen denen eine Erfahrung in der "normalen" Welt fehlt, und die sie nur dort machen können um endlich wieder das Schöne in unserer Welt sehen zu können. Also ist es eine logische Schlussfolgerung das sie zurück müssen. Es sei denn du hast vor "12 Kingdoms", eine Japanische Fantsayreihe zu lesen, denn aus dieser Welt gibt es kein Zurück

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Mir erschließt sich die Frage nicht.
    Würdest du nicht zurück wollen? Deine Freunde? Familie? Dein Leben? Würde dir das nicht fehlen? Dann solltest du etwas an deinem Dasein überdenken, dringend!


    :write


    Das ging mir auch durch den Kopf. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Interessante Frage.
    In meinen Augen liegt die Antwort nicht allein im literarischen, sondern eher im sozialpolitischen resp. sozialpsychologischen Bereich.


    Es geht darum, was gesellschaftlich angesehen ist.
    Die Probleme einer Anderswelt vor Ort zu lösen ist erlaubt, auch erlaubt ist es, die eigenen zu überdenken. Lösen soll man sie aber im Hier und Jetzt.
    Alles andere gilt als Flucht und Feigheit.
    Dahinter kann sich z.B. die weit verbreitete Angst vor echter, grundsätzlicher Veränderung verbergen, derentwegen ja auch Utopien so gern angegriffen werden. Sozialromantisch, Flucht vor der Realität, Machinenstürmerei, es gibt viele Beschimpfungen. Ich führe hier nur die höflichsten an.


    Um sich solchen Vorwürfen nicht auszusetzen, führen Autorinnen und Autoren ihre Figuren gern wieder in 'unsere' Welt zurück. Alles andere gilt als 'unrealistisch'.
    Das geschieht oft instinktiv, wir aind ja alle vorgeprägt und reagieren auf solche Reize quasi ein Leben lang.


    Auf die Schnelle fällt mir zumindest ein Jugendbuch ein, in dem ein Junge in einer anderen Welt bleibt, in dem Fall in der Vergangenheit. Das ist 'Der Traum von Arden' von Edith Nesbit. Dabei ist der Protagonist, Dick, in seinem hiesigen Dasein ein armer Straßenjunge und überdies behindert, in seinem 'anderen' leben, im 16. Jahrhundert aber eben nicht. Er wählt das bessere Leben, es hat mich als Kind sehr beeindruckt.


    Ein anderes Buch, das mit der Frage spielt, ist die Starckarm-Saga von susan Price. Das ist ein Zeitreise-Sci-Fi für Jugendliche. Es geht darum, daß es in einer nicht allzufernen Zukunft möglich sein wir, mittesl einer technischen apparatur, eine art 'Time-Tunnel' in die Vergangenhiet zu reisen. Noch ist es ein Forschungsprojekt. Die Wissenschaftler reisen, ins Schiottland des frühen 15. Jhs, glaube ich. Es kommt, wie es kommen muß, eine Wissenschaftlerin verliebt sich vor Ort. Und nun taucht eben die Frage auf, bleibt sie dort, kommt er in die ihre Gegenwart?
    Beiden sagt die jeweils andere Zeit nicht zu. Das wird sehr eingehend diskutiert, beide haben recht. Es geht nicht gut aus.


    Ich denke, daß es noch mehr Bücher in der Richtung gibt.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • C. S. Lewis - Die Chroniken von Narnia.


    Die Kinder haben überhaupt keine Lust, in ihre Welt zurückzukehren.
    Aber Aslan schickt sie wieder fort, wenn alles erledigt ist.


    Erst in Lewis' Version der "Götterdämmerung" (also im letzten Band) sind alle wieder da. Und diesmal werden sie bleiben.


    Vorausgesetzt, ich hab das Finale richtig verstanden.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • @ Blaustrumpf




    @ magali


    Da fallen mir spontan ein:


    Ich spoilere das, weil schon das nennen der Bücher hier deren Ausgang verrät. Und das darf man ja nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • ät SiCollier


    happich das also richtig verstanden.


    Und was dieses Bleiben im Märchenland betrifft:
    "Normalerweise" handeln die Bücher, in denen jemand in eine andere Welt gerät, davon, wie dieser Jemand etwas lernt - und ganz besonders über sich selbst.
    Was für einen Sinn sollte das haben, wenn das Neue dann eben nicht angewendet werden kann. In der Regel handelt es sich ja um Lebenshilfe-Literatur, die "durch die Blume" den Lesenden beibringen soll, dass sie zwar arme kleine Würstel sind, aber auch arme kleine Würstel sämtlich irgendetwas gut können. Und sei es lesen.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Auch ein Grund ist meiner Meinung nach, dass die Helden die Märchenwelt zwar anfangs immer als wunderbar empfinden, mit der Zeit aber auch die dunklen Seiten dieser "perfekten" Welt entdeckten - und oftmals auch in lebensbedrohliche Gefahren geraten.
    Nicht gerade ein Grund, sein Leben dort zu verbringen...

  • Eben. In vielen FantasyWelten gibt es riesige Drachen, böse Stiefmütter, eine Winterkönigin, die die Herrschaft an sich reißen will, ein Monster dass nach 1479-jährigen Schlaf wieder erwacht ... usw. Da wollen die meisten doch lieber in ihre kuschlige Heimatwelt zurück. :grin :grin

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


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  • Ich denke da ganz pragmatisch, vom menschlichen mal abgesehen, daß unsere schrecklich technologisierte Welt so schlimm auch nicht ist. Einmal Zahnweh oder Blinddarmdurchbruch ... Wenn die da keine begabten Heilmagier haben, würde ich mich da eher auf unsere Medizin verlassen.
    Oder Feinheiten wie Klopapier, sichere Empfängnisverhütung oder andere nicht unpraktische Annehmlichkeiten. :lache


    Außerdem stimmt das so nicht. In G.G. Kays "Fionavar" zB

  • SiCollier


    danke für die Hinweise, ich wußte doch, daß es noch mehr von der Sorte gibt.
    Offenbar gehen sie ein wenig unter und sie scheinen auch nicht sehr angesehen zu sein, wenn man die zum Teil heftigen Reaktionen auf die Ausgangsfrage hier betrachtet.


    Mir ist ein wichtiger literarischer Stoff eingefallen, der die Frage, diese Welt/andere Welt auf faszinierende Weise thematisiert, die Tannhäuser-Sage.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo zusammen :wave
    Ich finde es nicht schlimm, wenn der Autor seinen Schützling wieder in die normale Welt zurück lehren lässt. Warum auch? Schließlich verliert eine Märchenwelt das Besondere oder Schillernde, wenn man für immer dort bleibt. Es wird dann irgendwie zu "normal".
    Ich mag diese Wechsel sehr gerne, so wird es nie langweilig und es gibt immer was Neues.


    In dem Buch was ich gerade lese, "Das unendliche Licht von Thomas Finn, leben die Menschen zwischen den magischen Geschöpfen wie Werwölfe, Geister, Klabauter, Feen, Zwerge, Zauberen, usw.
    Finde ich ziemlich gut.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Mir erschließt sich die Frage nicht.
    Würdest du nicht zurück wollen? Deine Freunde? Familie? Dein Leben? Würde dir das nicht fehlen? Dann solltest du etwas an deinem Dasein überdenken, dringend!


    Familie wäre der einzige Grund, aber an sonsten würde ich nichts vermissen und auch am liebsten bleiben.
    Freie Natur, alleine auf weiter Flur wohnen, ein Haus mit Pferd, Hund und Katzen...nö, ich würde nie wieder zurückkommen.

  • Ich denke, daheim ist es dann doch am schönsten. Ich würde auch wieder nach Hause wollten, allein schon wegen meiner Familie und meinen Freunden. Wenn sie das Tor gefunden haben, dann können sie doch immer wieder zurück. So würde ich es machen. Wenn mich "unsere" welt ankotzt, dann einfach für ein paar Wochen zurück in die Märchenwelt...