Ich möchte euch gerne eine kleine Geschichte von meiner Mama zeigen, die sie vor ca. drei Jahren geschrieben hat (ich habe ihre Erlaubnis )
Mein Weihnachtsfest
Es war ein Tag vor Heilig Abend, der Christbaum war schon geschmückt und ich hatte endlich einmal ein wenig Zeit für mich alleine. Erschlagen von der Arbeit der vergangenen Wochen, saß ich einfach nur da und schaute auf den Baum. Die roten Christbaumkugeln schimmerten warm und reflektierten die unzähligen kleinen Lichter die brannten. Im Hintergrund erklang das Ave Maria von Jose´Carreras, dass ich so sehr liebe und das mich Raum und Zeit vergessen ließ. Gegenwart und Zukunft existierten nicht mehr, dafür tauchte ich langsam in die Vergangenheit ein und ich dachte daran, wie wir früher das Weihnachtsfest bei unseren Eltern verbrachten.
Unser Vater starb schon vor 10 Jahren an Krebs; mich an ihn zu erinnern tat nicht mehr so weh als der Verlust unserer Mutter vor 2 Jahren. Sie war nicht nur die Mutter von uns 4 Schwestern, sondern gleichzeitig auch die beste Freundin für
alle. Es gab kein Problem, dass wir nicht mit ihr besprechen konnten. Ihr Leben bestand eigentlich nur darin, für uns dazusein.
Umso länger ich an sie dachte umso trauriger wurde ich.
Die Erinnerungen an sie wurden immer lebendiger und ich vermisste sie so sehr. Ich spürte wie die Tränen in meinen Augen brannten und schließlich, als von einem wunderbaren Kinderchor „Stille Nacht“ erklang, weinte ich nur noch bitterlich. Mir wurde bewusst, dass wir all die vergangenen Jahre wie selbstverständlich den Heiligabend bei unserer Mutter verbrachten; festlich gekleidet und angesteckt von der großen Vorfreude unserer eigenen Kinder. Manchmal verstand man das eigene Wort nicht mehr, weil die Kleinen vor Aufregung keine Sekunde still sein konnten.
Die Bescherung war natürlich, wie in allen Familien, der Höhepunkt. Hinterher lag immer das Wohnzimmer voll mit zerknülltem Packpapier und wir hatten unsere liebe Mühe, all die vielen Geschenke auseinander zuhalten. Ganz zum Schluss der Bescherung blieb noch etwas unterm Christbaum liegen, normalerweise waren es Mama`s Geschenke.
In all den Jahren habe ich oft geglaubt, sie hätte kein Interesse daran, sie zu öffnen. Heute aber weiß ich, dass ich viel mehr daran lag, die Kinder beim Auspacken zu beobachten als selbst irgendein Päckchen zu öffnen. Der Chrisbaum strahlt dieses Jahr eine Ruhe aus
wie noch nie zuvor“, sagte Mama noch an ihrem letzten Heiligabend, 8 Wochen vor ihrem Tod. Ahnte sie ihn bereits voraus?
So vieles ging mir durch den Sinn an diesem Abend und je länger ich auf den Christbaum blickte, umso mehr tauchte ich in die Vergangenheit ein und ich dachte wehmütig an frühere Zeiten. Wieder liefen Tränen über mein Gesicht, weil die Sehnsucht nach meiner Mutter und die Trauer um sie so sehr schmerzten.
Es vergingen 2 Stunden, in denen ich nur dasaß und meinen Gefühlen freien Lauf ließ. Langsam beruhigte ich mich ,und ich versuchte nur die Ruhe und die Ausstrahlung des Baumes zu genießen. Ich haderte nicht mehr mit dem Schicksal, sondern wurde dankbar für die schönen Jahre meiner Kindheit und vor allem für die Jahre, die Mama für uns da war.
Plötzlich zählte für mich nicht mehr ihr Tod, sondern die Liebe, die ich immer noch für sie empfand.
Ich erkannte, dass es einzig und allein die Liebe ist, die wirklich zählt. Nicht nur die Liebe zu unseren Angehörigen, sondern zu allem, was uns das Leben schenkt.
Mir wurde aber auch bewusst, dass man die Gegenwart viel zu sehr vernachlässigt und man erst im Nachhinein erkennt, wie schön das Leben war, dass man vorher gedankenlos an sich vorüberziehen ließ. In mein Herz kehrten wieder Glück und Frieden ein und ich wurde dankbar, für das, was ich besaß: drei wundervolle Kinder, die ich von Herzen liebe.