Hallo Bücherfreunde,
ich bin neu in diesem Forum und mache hier den den Versuch mehr über die von Schmidt und von Weizsäcker herausgegebene o.g. Buchserie "die Deutschen und ihre Nachbarn" zu erfahren.
Ich habe als erstes den Band Schweiz von Iso Camartin gelesen und bin maßlos enttäuscht.
Meine Frage ist daher, hat hier jemand andere Bände dieser Serie gelesen? und möchte hier was dazu sagen. Es könnte ja sein, ich habe zu Anfang gleich den schwächsten Band erwischt?
Über Aussagekräftige Rezensionen würde ich mich freuen, die Bände sind ja nicht gerade Preiswert, ich möcht mir daher nicht noch einen Flop einkaufen.
meine Meinung zum Band Schweiz.
Gruß Seeigel
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Schweiz Iso Camartin
Inhalt: die Schweiz --- für viele Deutsche nicht nur ein Nachbar,sondern Wohn- und Arbeitsort. Iso Camartin lädt in diesem sehr persönlichen Buch in seine Heimat ein und legt dar, was man wissen muss, wenn man das Land verstehen will..........
Iso Camartin ist vielen Schweizern als Kulturwissenschaftler, Schriftsteller und Fernsehmoderator bekannt. Von 2000 bis 2003 war er Leiter der Kulturabteilung beim Schweizer Fernsehen DRS.
Rezension:
Meine Absicht mir die Reihe „die Deutschen und ihre Nachbarn“ nach und nach zuzulegen, hat mit dem Band Schweiz und seinem Autor Iso Camartin ein frühes und jähes Ende gefunden.
Als geborener Konstanzer lag es nahe, mir als Einstieg den Band Schweiz zu gönnen.
Gleich auf den ersten Seiten Verwunderung meinerseits, hier wird sogar Illustriert auf die Existenz eines Rechtspopulisten namens Cristoph Blocher und seinen Gesinnungsgenossen hingewiesen, es dürfte dem Verfasser doch klar sein, dass in Deutschland und auch bei all seinen Nachbarn, derartige Zeitgenossen, mal mehr mal weniger häufig, anzutreffen sind. Meistens haben solche Figuren nur eine sehr geringe Halbwertzeit, deshalb im Buch überbewertet, überflüssig und keine schweizer Spezifität.
Die schweizer Bundesbahn ist dem Autor sicher sehr dankbar, für seine zweifellos brillante Sprach und Erzählkunst, eine besser formulierte Werbebroschüre für Ihre Touristenstrecken kann die SBB nirgendwo bekommen.
Wenn ich eine Chronik der Schweizer Geschichte haben wollte, hätte ich bestimmt ein anderes Werk gekauft. Einfach zuviel chronologische Daten und zu wenig über den vielschichtigen, widersprüchlichen und liebenswürdigen heute lebenden Schweizer Nachbar(in).
Ich wollte mit der Lektüre mehr über die Eigenarten und Widersprüche der Schweizer Seele verstehen lernen, aber leider zum größten Teil Fehlanzeige.
Auch die einfachsten Tatsachen werden einem Hamburger Leser und potentiellen Gast der Schweiz vorenthalten, z.B. dass dieses Nordlicht, in der Sprache der Deutsch-Schweizer(in), zum Schwaben ( Schwob) mutiert.
Ferner könnte es für einen Hannoveraner in der Schweiz von Vorteil sein, den Deutsch-Schweizer(in) nicht auf die Tatsache hinzuweisen, dass der Plural von „Hund“ nicht Hünd sondern Hunde heißt. Der Autor müsste wissen warum; und dies ist kein oberflächliches Beispiel, sondern das Gesagte geht tiefer in die schweizer Seele als es den Anschein hat.
Das für außenstehende kaum verständliche Mirakel, warum die Schweiz, trotz extremer Mentalitätsunterschiede, der drei bzw. vier Sprachzonen, über Jahrhunderte zu einem stabilen Nationalstaat werden konnte kommt im Buch viel zu kurz. Der bis heute bestehende tiefe „Röstigraben“(Grenze zwischen deutschem -und französischem Sprachraum) wird im Buch kaum ausgeleuchtet. Ganz abgesehen von den Ressentiments, die z.B. in den Köpfen, der nur 50 km von einander entfernten Einwohner, der Städte Zürich und Schaffhausen, ihr Unwesen treiben.
Das Buch mag für einen Texaner oder Australier sehr informativ und interessant sein, aber für den Nachbar(in) aus Deutschland, der sein schweizer vis-a-vis näher kennen und verstehen lernen möchte, ist der Inhalt viel zu dünn und dürftig. Ein Deutschlehrer würde seinem Schüler die Bemerkung „Thema verfehlt“ ins Stammbuch schreiben.
Um meiner Kritik polemisch eine Spitze zu verpassen, erlaube ich mir die Aussage, „meine Rezension enthält mehr Information über die Schweizer(in), als im ganzen Werk von Herrn Camartin vorhanden ist.“
Aber letzteren Spaß beiseite, der Autor hätte mehr sein schweizer Bauchgefühl für Land und Leute bemühen müssen, anstatt der Versuchung zu erliegen das Thema nur mit seiner großen intellektuellen Kraft zu bearbeiten.
Gez.
Seeigel