Santiago Roncagliolo - Roter April

  • Titel: Roter April
    Originaltitel: Abril rojo
    Autor: Santiago Roncagliolo
    Verlag: Suhrkamp
    Erschienen: Februar 2008
    Seitenzahl: 333
    ISBN-10: 3518419641
    ISBN-13: 978-3518419649
    Preis: 19.80 EUR


    Der Autor:
    Santiago Roncagliolo wurde 1975 in Lima in Peru geboren und lebt seit einigen Jahren in Barcelona. Er schreibt Drehbücher, Artikel für spanische und peruanische Zeitungen und hat sich vor allem als Romanautor einen Namen gemacht.


    Zum Inhalt (Klappentext):
    Es ist Karwoche in Ayacucho, ein düsteres Spektakel von Blut und Exzess. Als der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Félix Chacaltana, noch neu auf dem Posten in der Andenprovinz, mit seiner ersten Leiche konfrontiert wird, hofft er auf rasche Abwicklung. Erst aber muss er versuchen, mit den hiesigen Machtverhältnissen zurechtzukommen - der Militärkommandant jedenfalls gibt ihm deutlich genug zu verstehen, dass an einer Aufklärung des Falls hier niemand interessiert ist. Doch die Leiche ist so grausig verstümmelt, die Umstände ihres Auftauchens sind so dubios, dass Chacaltana, der an Gesetz und Ordnung glaubt und alles andere als ein Draufgänger ist, nicht anders kann, als weiterzuforschen. Was sind das für Spuren, die auf die Terrororganisation Leuchtender Pfad hinweisen? Und warum drückt ihm der Militärkommandant eine Dienstwaffe in die Hand? Schon bald hat Chacaltana alle Gewissheiten verloren und sieht sich unversehens selbst in einen Strudel aberwitziger Gewalt gezogen.


    Meine Meinung:
    Roncagliolo schafft es Brutalitäten sehr realistisch zu beschreiben um dann aber im nächsten Augenblick ein leichtes Augenzwinkern nicht zu unterdrücken. Dann wiederum schreibt er distanziert und fatalistisch. Ein sehr vielschichtiges Buch mit sehr vielen gewollten Stimmungsschwankungen. Das Buch spielt vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse in Peru zu Beginn dieses Jahrtausends. Es ist eine politische Rückschau aber auch ein Thriller, ein Politthriller. Alles spiegelt sich in der Figur des Staatsanwalts Chacaltana wider, ein Bürokrat und pflichtbewusster Beamter, gehorsam gegenüber der ihm vorgesetzten Obrigkeit und in vielen Dingen aber auch sein schärfster Gegner. Er stellt das System und die Ordnung des Landes über seine eigenen Interessen, aber auch über die Interessen derer die die Macht innehaben. Vorschriften sind dazu um angewendet und durchgesetzt zu werden, gegen alle Widerstände, wenigstens lebt Chacaltana nach dieser seiner Grundüberzeugung. Es ist ein flüssig erzähltes Buch, schnörkellos und von einer teilweise sehr angenehmen sprachlichen Einfachheit. Situationen und Personen werden anschaulich beschrieben und manchmal macht gerade die Nüchternheit der Beschreibung erst ihren ganz besonderen Reiz aus.
    Ein sehr lesenswertes Buch, das durchaus hilfreich dabei zur Hand geht, ein Land besser zu verstehen was für viele von uns doch – auch gedanklich – sehr weit entfernt ist.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Haach, ich hatte gehofft, dass Du das rezensierst :lache
    Und Du hast mich wieder mal nicht enttäuscht, vielen Dank dafür!


    Deine sehr aussagekräftige Rezension deckt sich weitesgehend mit den Meinungen, die ich bis jetzt über den Titel gesammelt hatte, daher werde ich es wohl auf meine Wunschliste packen müssen... :-]



    dankbare Grüße von Elbereth :wave


    edit: schreibfehler

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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