Abe, Rebecca:Das Gedächtnis der Lüge

  • Autor/in: Rebecca Abe
    ISBN-10: 3940695025
    ISBN-13: 978-3940695024
    Verlag: Skalding
    Genre: Belletristik
    Seitenanzahl: 264



    Kurzbeschreibung
    Eine Familie, in der nichts ist, wie es scheint. Eine Lüge, die langsam in Vergessenheit gerät. Und eine Vergangenheit, die dunkler nicht sein kann. Miriam ist vierzig und schwanger, als sie beginnt, die Geschichte ihrer Familie zu hinterfragen. Wohin verschwand die Mutter, als Miriam drei Jahre alt war? Warum ließ der Vater das kleine Mädchen bei der allzu strengen Großmutter zurück? Welche Verbindung hatte die Großmutter zum nahen Lebensbornheim, und welches Geheimnis nahm sie mit ins Grab? Die Vergangenheit, die gemeinsame Geschichte unserer Familie, bestimmt unsere Identität. Miriams Entdeckungen bringen ihr Weltbild ins Schwanken, aber jetzt will sie endlich erfahren, wer sie wirklich ist.



    Meinung
    Dieses Buch gehört für mich zu den Überraschungsbüchern 2008. Die Atorin schafft es in unsere zeit die Vergangene lebendig werden zu lassen. In sehr bildhafter Sprache und flüssigen Schreibstil zeigt sie uns die Welt der Protagonistin Miriam.


    Miriam gerade 40 geworden, erfährt das sie von ihren türkischen freund schwanger ist. Sofort steht für sie fest das sie dieses kind auf keinen Fall haben möchte. Diese Nachricht schockiert sie dermaßen das sie flieht und endlich beginnt sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen.
    Wo ist ihre Mutter? Warum musste sie bei ihrer nazionalsozialistischen Großmutter aufwachsen und warum will man etwas vor ihr geheimhalten.
    In drei eigenständigen Kapiteln bekommen diese Fragen einen eigenen Rahmen und man wird immer tiefer gezogen in Miriams Seele. Daher möchte ich auch hier den Rat geben, das Opfer von Gewalt oder Opfer von Lebensborn Anstalten getriggert werden könnten.


    Für mich ist dieses Buch deswegen eien Überraschung des Jahres 2008 weil dies nicht nur einfach ein Roman ist sondern auch unsere deutsche geschichte ein wenig beleuchtet. Es geht um die Nazizeit und den geförderten Mutterkind-Heimen Lebensborn. Dort konnten Frauen zum großenteil auch Alleinstehende, ihre Kinder entbinden. Bevorzugt natürlich die reinarischen.


    Ich selber bin bei einer Großmutter aus der Nazizeit aufgewachsen und Maria die Großmutter von Miriram ist die beste Kopie von meiner. Leider fehlt mir diese um mich über die alte Zeit zu unterhalten und somit danke ich der Autorin Rebecca Abe das sie diesen Part liebevoll übernommen hat.
    Gerade der Schluß ist leider für mich etwas offen geblieben, auch wenn es ein kleines Happyend gibt, so das ich hoffe das ich irgendwann die Geschichte um Miriam und ihrer Familie weiterverfolgen kann.
    Besser kann man Geschichte und Belletristik nicht verpacken von daher 5 glatte Sterne von mir.

  • Ich habe das Buch vorgestern angefangen und werde es noch heute zu Ende lesen.


    Es stürmt so viel auf einen ein in diesem Buch. Die Stimmung ist sehr beklemmend. Man kann fühlen, wie schlecht es Miriam geht, wie verzweifelt sie ist. Die Enthüllungen, die sie bis jetzt über ihre Familie entdeckt hat, sind unglaublich.


    Ihre Oma hat Miriam ihre Herkunft immer und immer wieder gezeigt. Die Beschimpfungen, die sie erleiden muss - ich will mir gar nicht vorstellen, dass es solche Menschen wirklich gibt.


    Ich denke, ich werde das Buch auf jeden Fall noch mal lesen, einfach um auch die Kleinigkeiten zu entdecken. Ich habe es einfach viel zu schnell gelesen, weil ich es so interessant finde.


    Ich musste mal ein Schulprojekt über die Nazi-Zeit machen. Wir sollten unsere Großeltern befragen, was vorgefallen ist, wie sie es erlebt haben. Meine Oma hat die Einladung zum Kaffeetrinken dankend angenommen, aber mir kein Wort darüber erzählt. ;-)
    Daher bin ich froh, dass ich endlich mal einen Roman entdeckt habe, der über diese Zeit erzählt. Denn ein wirkliches Bild machen darüber konnte ich mir nie.


    Das Buch wird zwar nicht mein Jahreshiglight 2008 werden, aber es steht an sehr hoher Stelle :-)


    Ich kann das Buch auf jeden Fall weiter empfehlen.

  • Ich tu mich schwer mit einer Rezi zu diesem Buch, muss ich sagen. Der Schreibstil und die Erzählweise haben mir gefallen, mit der Umsetzung des Stoffes hatte ich meine Schwierigkeiten. Gerade der mittlere der drei Teile hat sich mir bis kurz vor seinem Ende kaum erschlossen und ich hab lange gerätselt, wie er wohl in die Geschichte passt. Auch die Art und Weise, wie er dem Leser vermittelt wird

    fand ich ziemlich befremdlich.


    Ich habe das Verhalten von Miriams Großmutter gegenüber Miriam nicht als so krass empfunden wie meine Vorschreiber, lieblos vielleicht, aber nicht mit Gewalt behaftet. Zudem war mir nicht klar, woher das abweisende Verhalten letztendlich kam. Ich kann nur vermuten, dass


    Die Oma selbst fand ich von ihrem Verhalten her eher grotesk und ich hatte den Eindruck, sie wäre - vorsichtig ausgedrückt - etwas simpel gestrickt.


    Auch blieb offen, warum


    All das hat mich nach dem Lesen doch recht unbefriedigt zurückgelassen.


    Das Grundthema selbst finde ich sehr interessant. So ganz wird sich das Geheimnis um die Lebensborn-Heime wohl nie lüften.

  • Ich hatte das Buch auch ziemlich schnell durch, aber es sind ja auch nicht so viele Seiten und in einzelne Kapitel unterteilt. Ich bin auch noch ein bisschen zwiegespalten, was die Beurteilung angeht.


    Man kam recht schnell rein in die Geschichte und man musste ständig weiterlesen, um zu verstehen, was eigentlich wirklich passiert ist. All meine Fragen sind auch nicht beantwortet worden, da geht es mir ähnlich wie Bouquineur.


    Im Großen und Ganzen kann ich jedoch sagen, dass mich das Buch sehr berührt hat und mir die Art und Weise, wie Rebecca Abe das Thema angegangen ist, wirklich gut gefallen hat. Ich würde es jedem Empfehlen, der sich ein bisschen für die Thematik interessiert.

  • Hallo Groupie,


    habe Deine Meinung gerade erst entdeckt.
    Danke dafür.
    Ich kann verstehen, dass mein sehr verknappter Schreibstil, die ein oder andere Frage offen lässt.
    Aber wenn Du möchtest, kann ich sie Dir ja hier beantworten :wave


    Liebe Grüße
    Rebecca

  • Das Gedächtnis der Lüge – Rebecca Abe


    Kurzbeschreibung laut Rückseite:
    Eine Familie, in der nichts ist, wie es scheint. Eine Lüge, die langsam in Vergessenheit gerät. Und eine Vergangenheit, die dunkler nicht sein kann. Miriam ist vierzig und schwanger, als sie beginnt, die Geschichte ihrer Familie zu hinterfragen. Wohin verschwand die Mutter, als Miriam drei Jahre alt war? Warum ließ der Vater das kleine Mädchen bei der allzu strengen Großmutter zurück? Welche Verbindung hatte die Großmutter zum nahen Lebensbornheim, und welches Geheimnis nahm sie mit ins Grab? Die Vergangenheit, die gemeinsame Geschichte unserer Familie, bestimmt unsere Identität. Miriams Entdeckungen bringen ihr Weltbild ins Schwanken, aber jetzt will sie endlich erfahren, wer sie wirklich ist.


    Über die Autorin:
    Rebecca Abe wurde 1967 in Starnberg geboren. Nach einer Ausbildung zur Grafik-Designerin in München lebt sie mit ihren Mann und drei Kindern in der Nähe des Starnberger Sees. Sie schreibt, malt und illustriert Bücher für Kinder und Erwachsene. An „Das Gedächtnis der Lüge“ schrieb sie sieben Jahre und recherchierte in Norwegen und Deutschland zum Thema „Lebensborn“.
    http://www.r-abe.de/-Ue-ber-mich.htm


    Meine Rezension:
    Die Sprache der Autorin erzeugt eine düstere Atmosphäre, die schon durch das in Erdfarben gehaltene Cover mit dem unheimlichen Motiv angedeutet wird. Dieses Motiv wird später im Roman eine wichtige Rolle spielen.
    Miriam ist zwar verliebt in den Türken Orhan, doch als sie Schwanger wird, ist sie sich nicht sicher über die Zukunft.
    Eine zweite Handlungsebene spielt sich zur Zeit des Nationalsozialismus ab, mit Miriams Großmutter Maria Ringhofer, die mit dem Postboten Alfred verheiratet ist. Doch sie träumt von mehr, eine Karriere Alfreds bei der SS oder ein Kind für den Führer, sie arbeitet sogar als Küchenhilfe in einem Lebensborn. Ein wenig bekanntes Thema, zu dem die Autorin anscheinend intensiv recherchiert hat.
    Beide Ebenen sind fest miteinander verknüpft. Große Teile der Geschichte werden über Erinnerungen transportiert.
    Durch eine raffinierte Erzählungsvariante, die verschüttete Erinnerungen der Protagonistin freilegt, kommt noch die Geschichte um Tonka aus Norwegen hinzu, die dem berühmten expressionistischen Maler Edward Munch gegen Ende dessen Leben Model stand. Edward Munch tritt als handelnde Figur leider nur ganz kurz auf.


    Es ist überraschend wie viele Details in dem Buch geboten werden, dabei wird auf überflüssiges und ausschmückendes bewusst verzichtet. Dadurch entsteht eine Klarheit in Text und Sprache in vielen kurzen Kapiteln.


    Rebecca Abe wagt das Risiko, über deutsche Vergangenheitsbewältigung der schweren Art zu schreiben, indem Miriam die Vergangenheit ihrer Großmutter und ihrer eigenen Identität erforscht. Der Autorin gelingt es gut, indem sie ihre Figuren nie verrät, aber auch nicht im Geringsten schönt oder schont.


    Ein intensiv erzählter Roman, der eine soghafte Wirkung entwickelt und der mich aufgrund des Ideenreichtums und der eigenständigen Sprache gefesselt und fasziniert hat.