Autobiographischer Roman zur Zeitgeschichte.
Welsch schreibt aus eigenem Erleben als Insasse von Stasi-Foltergefängnissen: Er wollte als 23 jähriger aus der DDR ausreisen und wurde ohne Rechtsverfahren fast sieben Jahre in Zuchthäusern/Foltergefängnissen wegen "Republikflucht" verwahrt.
Diese nahe Vergangenheit, die sich mit der zweiten deutschen Diktatur, der SED und ihrem verbrecherischen Staatssicherheitsdienst befasst, wird in Ost- wie in Westdeutschland gleichermaßen verdrängt und totgeschwiegen.
Um so gelungener und eindringlicher das Werk Welschs, das an dieser Stelle aufs wärmste empfohlen werden soll.
Er schreibt zwar als Ich-Erzähler: Aber bitte - das heißt nicht, dass keine literarische Ausschmückung und Glättung der Ereignisse erlaubt sein darf.
Im Kern ist seine Geschichte völlig zutreffend: Der Staatssicherheitsdienst der DDR, Schild und Schwert der SED, verfolgte den langjährig inhaftierten und gefolterten Schauspieler und Dramaturgen auch nach der Übersiedlung in den Westen mit Mordabsichten, die in diversen Prozessen zu Tage kamen. Seine Orwellgleichen Schilderungen über den menscheverachtenden Alltag hinter dem "antifaschistischen Schutzwall" offenbaren verallgemeinerbares über das Wesen von Diktaturen.
Zugleich halte ich dieses Buch für ein wichtiges Dokument gegen die Geschichtsverfälschung und Verklärung der DDR, die aufkommende Ossi-Gemütlichkeit, in der alle Verbrechen im rosaroten Licht erscheinen - Peter Sodann als Prototyp der Verklärung mal direkt erwähnt.
Trotzdem bleibt das Moralin und der erhobene Zeigefinger außen vor. Seine Auseinandersetzung wird als persönliche Entwicklung erlebbar.
Das ist sicher keine leichte Lekture, aber zumutbar.