Vermächtnis – Joan D. Vinge

Luebbe, 1984, 142 Seiten

OT: Legacy. 1980
Deutsch von Rainer C. Baum

Kurzbeschreibung:
Das Himmelssystem, ein gigantischer Asteroidengürtel, wurde durch einen Bürgerkrieg zerstört. Die überlebenden fristen ihr Dasein, indem sie nach den Überresten ihrer Zivilisation suchen und sie verwerten. Einer von ihnen ist Chaim Dartagnan, von Beruf Medienmann, ein extremer Feigling, der sein Leben lang den Rücken vor den Großen gebeugt und Speichel geleckt hat. Um Karriere zu machen, verrät er sogar Mythili, die Frau, die er liebt.
Als er sich dann doch eines besseren besinnt, sich einmal nicht als Feigling verhält, ist es zu spät: Er hat nicht nur Mythili verloren, sondern auch seine berufliche Existenz. Ihm bleibt nur noch eine Chance, er muss das Vermächtnis seines Vaters in den Asteroiden finden – zusammen mit der Frau, die er verraten hat.

Über die Autorin:
Die amerikanische Autorin Joan D. Vinge ist sehr bekannt für ihre preisgekrönten Romane Die Schneekönigin und Die Sommerkönigin. Sie hat außerdem einige Filmbücher geschrieben: Lost in Space, Rückkehr der Jedi-Ritter. Mad Max, Santa Claus, Der Tag des Falken.
Sie war früher mit dem bekannten Science Fiction Autor Vernor Vingen verheiratet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Joan_D._Vinge

Meine Rezension:
Dieser kurze Roman hat Novellencharakter.
Den obigen Klappentext halte ich für überzogen, teilweise sogar für falsch..Der Protagonist Chaim Dartagnan mag nicht als Held geboren sein, doch ist er wirklich ein extremer Feigling? Gerade diese Problematik macht den Roman so interessant. Dartagnan befand sich in einer Notsituation.
Auf Druck seines skrupellosen Bosses hat er mitgeholfen die Pilotin Mythili, eine Frau in die er sich verliebt hatte, auf einem Planeten auszusetzen. Dadurch verhinderte er zumindest, dass sie gleich ermordet wurde, ohne dass er sie sofort retten kann.
Er tat, was er in diesem Moment für richtig hielt. Dabei war er vielleicht nicht heldenhaft.
Doch kann sein Verhalten verstanden, vielleicht sogar verziehen werden?
Das muss letztlich Mythili entscheiden. Und diesem interessanten Roman ist eine Prise Romantik beigesteuert.

Joan D. Vinge versteht es Charaktere zu entwerfen, die den Leser interessieren. Chaim Dartagnan, genannt Red, ist als Medienmann nicht sehr geachtet. Mit diesem Beruf begleitet ihn auch das Verrufene, was daran hängt. Entsprechend sensibel ist er, hat sogar ein Magengeschwür.
Auch Mythili ist eine gelungene Figur. Als Frau hat sie es nicht leicht im Männerberuf Pilot. Sie hat sich sogar für ihre Tätigkeit im Weltraum sterilisieren lassen, um sich in ihrem Traumberuf als Pilotin durchsetzen zu können.

Die beiden sind eigentlich ein interessantes Paar, da sie jeweils auf ihre Art beide ziemlich isoliert stehen. Die Dialoge sind geprägt von leichter Ironie mit einer Spur Melancholie, das nimmt den Romantikanteil in diesem Science Fiction Roman jeglichen Kitschfaktor.
Auch das Worldbuilding ist gut gemacht. Das baut auf den früheren Roman „In den Trümmern des Himmelssystems“ auf. Beide Romane zusammen wurden auch als Heaven Chronicles veröffentlicht.

Obwohl dieser Roman schon älter ist, hat die Autorin das Interesse an ihrem Werk nicht verloren. Aktuell arbeitet sie an einer Neufassung der Heaven chronicles, dass „Vermächtnis“ vielleicht noch etwas ausbauen wird. Sollte das Buch erscheinen, wird es mich sicherlich interessieren.