Glückspfennig – Elisabeth Alexander

  • Gedichte für das ganze Jahr


    Erb Verlag, 1984, 128 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Gedichtband der Heidelbergerin Autorin und Dichterin mit insgesamt 88 Gedichten, die den 12 Monaten des Jahres zugeordnet sind.


    Über die Autorin:
    Elisabeth Alexander wurde 1922 geboren, lebt seit 1950 bis heute in Heidleberg.
    In den 70zigern startete sie als Schriftstellerin. Auffällig waren ihre Pefomances wie z.B. Straßenlesungen. Ihr Werk wird von sozialkritischen Themen durchzogen. Sie ist also ein „Störenfried“ im positiven Sinne.
    Wikipedia


    Meine Rezension:
    Die Gedichte von Elisabeth Alexander in diesem kleinen Gedichtband sind unspektakulär, getragen von Stimmungen der Monate, so ist beispielsweise der Monat Februar wegen seiner Kürze schwer:


    Knappe Tage
    der Monat
    längst
    fälliger
    Rechnungen
    Kalt und noch zu dunkel
    für große Versprechungen.


    Die meisten Gedichte sind ebenso kurz wie ironisch oder wenigstens lakonisch.


    Dadurch dass die Gedichte so einfach gehalten sind, entsteht erst der Witz:


    Das Bild

    Am wichtigsten
    ist der Nagel
    fehlt er
    fällt die Kunst.



    Sozialkritische Themen werden selbstverständlich nicht ausgespart, so werden schon im ersten Gedicht „Das Wort zum Alltag“ die Überstunden erwähnt, die leider ausgerechnet das Arbeitsamt machen muss.
    Die Abtreibungsthematik findet sich in „Aus Fürsorge“.
    Oder in Der Unterrock: er „hängt am Knochenkörper der Rentnerin, beschwingter wird ihr Gang darin an jedem Monatsletzten zum Sozialamt.“


    Meistens erzählt Elisabeth Alexander aber vom ganz alltäglichen im Leben. Von der Weinbäuerin, von der Marktfrau.


    Es gibt auch privates von ihr, über Liebe.
    Berührend ist das Gedicht Mein Vater:



    manchmal sitze auch ich mit irgendeiner
    Kopfbedeckung an der Schreibmaschine
    sauge Staub mit einem Käppchen
    auf dem Kopf
    spüle mit einem Hütchen
    und schlafe auch gern
    mit einer Mütze auf dem Kopf.


    In Der Aushilfskellner schreibt sie noch einmal über ihren Vater.


    Das großartige Gedicht „Die Gelegenheit“, das die Begegnung mit Gott auf satirische Art schildert, ist zu Recht für das nochmalige Abdrucken auf der Rückseite ausgewählt worden.


    Elisabeth Alexander ist in Deutschland vielleicht nicht so bekannt, wie es gerechtfertigt wäre, dafür war sie eine Zeit lang international, insbesondere in den USA, gut anerkannt. 1985 war sie sogar visiting writer an einer Universität in Texas.


    Der Glückspfennig ist eine sanfte Art, sich mit ihrem Werk zu beschäftigen.
    Obwohl, einiges bissiges gibt es auch hier:


    z.B. in
    Debatten


    Es war
    Käsekuchengeschwätz


    die Parteien
    nickten sich zu
    sleep-in