Hallo,
ich hatte da letztens (wieder mal) ein Erlebnis, habe folgendes dazu geschrieben und möchte Euch das nicht vorenthalten. Mich würde interessieren, wie Ihr darüber denkt oder ob nur ich so "kleinkariert" denke.
Von dem Gefühl, eine Diebin zu sein
Ich bin keine Diebin – wirklich nicht. Habe noch nie etwas gestohlen. Auch nicht als Kind, nicht mal ein Kaugummi aus versehen mitgehen lassen oder so. Und sogar wenn ich schreibe, dann klaue ich keine Zitate, sondern schreibe gewissenhaft alles in meinen eigenen Worten nieder Aber es gibt Menschen, die halten mich für eine Diebin. Das sind sogar sehr viele Menschen, wenn ich es genauer betrachte. Da ich keine Diebin bin, muss es an den vielen Menschen liegen. Sie scheinen eine Phobie entwickelt zu haben, die sogar einen Namen hat: Harpaxophobie – die Angst, bestohlen zu werden. Und ich habe Glück, dass dieses Wort mit einem „H“ beginnt, sonst hätte ich womöglich Stunden gebraucht, um dieses Wort in der Endlosliste der möglichen Phobien bei Wikipedia zu finden.
Die Menschen, die ich meine, sitzen vornehmlich an Supermarktkassen. wie solchen die sich in Nord und Süd aufspalten und denen mit dem schrägen „i“ im Namen, aber auch anderen.
Sie scheuen keine Mühen, sich von ihrem Platz an der Kasse bei jedem Kunden zu erheben und vorwurfsvoll in den leeren Einkaufswagen - alle Waren befinden sich ja auf dem Band – zu schauen. Lässt man den Zwölferkarton Milch, weil er so schwer ist, im Einkaufswagen, wird man aufgefordert, den doch bitte mal hoch zu heben. Ich pflege dann immer zu antworten: “Wenn sie meinen, dass da noch was drunter liegen könnte, dann schauen sie doch bitte selbst nach.“ Dafür ernte ich immer unfreundliche Blicke und die Antwort: „Wir müssen das ja tun.“, während sich die Dame ächzend noch weiter vor beugt und den Karton wirklich hoch wuchtet, um tatsächlich fest zu stellen, dass ich darunter kein Glas Marmelade versteckt habe.
Andere Menschen in meiner Kassenschlange sind nicht so wie ich. Demonstrativ schichten sie die Sechserpackgetränkeflaschen in ihrem Wagen um und öffnen bereitwillig – sogar ohne Aufforderung – ihre Handtaschen. Und sie lächeln dabei noch freundlich.
Soviel Verständnis kann ich bei weitem nicht aufbringen und an besonders selbstbewussten Tagen meinerseits, verspotte ich dies gedanklich sogar als Charakterschwäche.
Nein, mit mir macht ihr das nicht!
Auch nicht, als ich letztens schwingt nach einem Schuhkauf noch in den Laden nebenan wollte, der mit purzelnden Prozenten warb und der seltsamerweise wie ein mexikanisches Nationalgericht klingt, obwohl er zu einer Bekleidungskette gehört. Ich strebte an der Kasse und der Verkäuferin vorbei auf die Sonderangebote zu, als die junge Frau mich freundlich aufforderte, doch bitte meine Einkaufstüte auf dem Tisch an der Kasse stehen zu lassen. Verwirrt drehte ich mich um. Sie meinte wirklich mich. „Warum?“ fragte ich. Die höchstens 20 jährige Angestellte zeigte sich eine Spur zu unsicher, als sie antwortete: „Ja, nur vorsichtshalber“. Ich fragte noch einmal, denn ich wollte sie aus der Reserve locken. Würde sie mir wirklich ins Gesicht sagen, dass sie mich für eine potentielle Diebin hielt?
„Wir müssen das so machen und die Kunden ansprechen.“
Zu meiner Wut über den Verdacht, eine Diebin zu sein mischte sich Mitgefühl mit der jungen Frau, zumal auch schon andere Kunden im Raume zu uns her schauten. Sie konnte vielleicht wirklich nichts dafür. Also sagte ich – aber das noch mal extra laut: „Und ich muss hier nicht einkaufen!“ und verließ dieses Geschäft, was ich bestimmt kein zweites Mal betreten werde.
Christiane