Gebundene Ausgabe: 80 Seiten
Verlag: Suhrkamp, 2005
Aus dem Französischen und mit einer Nachbemerkung von Peter Handke
Kurzbeschreibung:
Der syrische Dichter Adonis, der in Paris lebt, und der griechische Dichter Analis »– aus Gegenden, welche die Geburt der ältesten Zivilisationen begünstigt haben, getränkt von klarem, der Unendlichkeit geöffnetem Licht, Verneiner der Rechtgläubigkeiten, Träumer einer polytheistischen Welt –, vertraut mit dem Krieg, der Liebe und dem Tod, Bürger des Mittelmeeres und Eingebürgerte des Okzidents und der Wüste –: was sie eint, ihre Heimat, das ist die Poesie«.
Über die Autoren:
Dimitri Analis, geboren 1938 in Athen, hat Rechts- und Politische Wissenschaften in Paris, Genf und Lausanne studiert. Danach arbeitete er lange Jahre im diplomatischen Dienst. Er war Spezialist für Minderheiten und Nord-Süd-Beziehungen. Analis hat – zunächst auf Griechisch, bald aber und ausschließlich auf Französisch – Lyrik, Essays und Arbeiten über Internationale Beziehungen publiziert. Heute lebt und schreibt Dimitri Analis in Paris.
Adonis, 1930 unter dem Namen Ali Ahmed Said Esber in Syrien geboren. Als junger Poet schickt er seine Gedichte an eine Zeitschrift. Ohne Erfolg. Erst als er ein zuvor abgelehntes Gedicht unter dem Pseudonym Adonis nochmals einreicht, wird es angenommen und veröffentlicht. Und er behält dieses Pseudonym bei. Adonis lebt heute als libanesischer Staatsbürger in Beirut und Paris. Mit Joseph Brodsky, Derek Walcott und Seamus Heaney gehört er zu den großen Dichtern unserer Zeit.
Meine Rezension:
Adonis, der Syrer und Analis, der Grieche schrieben sich einen anregenden Briefwechsel.
Zwei unterschiedliche Stimmen mit sich treffenden Themen.
Sie diskutieren über den Tod, auch sehr intensiv über das Mittelmeer und über viele andere Themen. Wenn die Dichter über den Mittelmeerraum sprechen, meint man als Leser das grelle, blendende Licht zu spüren. Gedankenassoziationen an Camus Der Fremde blitzen auf.
Analis zitiert des öfteren Schriftsteller, wie Ossip Mandelstam oder Milan Kundera. Auch daraus, durch diese literarischen Wurzeln, ergibt sich ein großer Reiz des Briefwechsel.
Viele Städte der Welt haben die beiden Dichter schon beheimatet, z.B. Athen, Beirut, Palermo, Adonis in New York. Da denkt man sofort an sein großes Poem Grab für New York.
Analis schwärmt von Paris.
„Das höchste aller Vaterländer ist das Exil.
Exil, unsere freie Freiheit.“
Adonis befindet sich am Schluss in Syrien und beschreibt die Poesie seines Heimatdorfes, in dem er geboren wurde, er sieht die Sonne (die schaukelt zwischen zwei Wolken), Pinien, Olivenhaine, aber auch was stört:
„Ein knatterndes Moped sägt dem Dorf den Hals durch“
Aber dann wieder das Meer, die Dorfbewohner:
„Die Himmelskuppel auf den Schultern, gehen sie dahin, breiten die Arme aus, um das Geschick zu empfangen
Alle, die sich bewegenden Bäume, all die Münder, überfließend von Geschichten.“
Das Buch wird abgeschlossen mit einer Nachbemerkung des Übersetzers Peter Handtke, der diesen Briefwechsel anscheinend angeregt hat.
Es macht Spaß, dieses kulturell ansprechende Buch zu lesen, dabei einen Ouzo zu trinken und griechische und arabische Musik zu hören.