Unsymphatische Hauptfiguren in Romanen ???

  • Hallo ihr,


    mal ehrlich ? Gibt es das öfter ??? Das man einen Roman liest, egal welches Genre und die Hauptperson ist einem auf Anhieb unsymphatisch ?


    Ist mir nun gerade passiert : "Das sanfte Gesicht des Todes" von Beatrice Nicodeme - die Protagonistin Laure ist ein egoistisches, selbstherrliches und hinterhältiges Miststück, der ich so richtige Antipathien entgegen bringe. Boah, die geht mir mit ihrem Verhalten so richtig auf den Keks :fetch


    Nun, ich werde das Buch natürlich zu Ende lesen, zumal die Handlung mich ja schon neugierig macht, aber ob dieses Laure noch zu meiner "Freundin" wird, das wage ich zu bezweifeln :grin


    Ist mir bisher immer nur bei den so beabsichtigten garstigen Nebenfiguren passiert, das ich sie verabscheue - was ja auch normal ist !


    Wie sieht es bei euch aus, habt ihr diese Erfahrung auch schon gemacht und wenn ja welches Buch war das ?


    Liebe Grüße :wave


    Hannah


    die sich jetzt mal für den Kino - Abend fertig macht :-]

  • Bisher ist mir das erst ein Mal passiert. Und zwar bei den Büchern um Amelia Peabody von Elizabeth Peters.


    Ich mag die Protagonistin nicht. Hatte das in einem anderen Thread, wo es um diese Bücher ging, schonmal geschrieben. Diese überhebliche Selbstdarstellung ala "Ich bin die Beste und mir macht so schnell keiner was vor". Sowas kann ich nicht leiden.

  • mmh...


    *überleg*


    mmh...


    *bücheregal anguck*


    instruder - hohlbein
    der mann mit dem ich fort ging - keine ahnung jett von wem


    da fand ich die hauptpersonen unsympartisch.
    irgendwie.


    und bei einfach göttlich bin ich jetzt uach nicht so von begeister..
    werd mich jetzt dennoch hinsetzen und lesen :)

  • Beim "Untertan" kann ich mich nur anschließen! Auch Katharina Blum habe ich nie so arg ins Herz geschlossen ("Die verlorene Ehre der Katharina Blum").


    Unsympathisch waren mir in zwei Mary Higgins Clark-Büchern die Hauptpersonen, die Journalisten waren, da sie mit ihrer Fragerei recht penetrant sein konnten und nicht akzeptieren wollten, dass schließlich kein Mensch verpflichtet ist, mit ihnen Interviews zu führen oder ihnen überhaupt irgend etwas zu erzählen. Schließlich und endlich waren diese Hauptersonen nicht von der Polizei.
    Die Titel fallen mir momentan nicht ein.


    Wenn ich an meine Kinderbücher zurückdenke, ist mir im Nachhinein auch "Dolly" unsympathisch, da sie mit zunehmenden Jahren an der Schule immer belehrender wird. Aber damals, als ich sie gelesen habe, habe ich das nicht so gesehen, nur jetzt aus der Erinnerung raus.


    Gruß


    Hundefreund

  • Oh da gibt es einige....


    Am meisten treibt mich jedoch Ayla auf die Palme, das ist auch der Grund warum ich erstmal eine Pause bei den Steinzeitbüchern eingelegt hab, obwohl ich sie eigentlich gut fand.


    Ganz schlimm finde ich immer so naive Dummchen die in den simpelsten Situationen absolut hilflos sind.
    Oder alte Fregatten, die immer noch an urkonservativem Denken festhalten, schrecklich fand ich in meinem letzten Buch blond die neugierige nervtötende Nachbarin........ Ätzend....

  • Ähmmm ... darf ich dazu mal was sagen ...?


    Also ... offen gestanden ... ich mag es, wenn in einer Geschichte unsympathische, mittelmäßige Leute zugange sind ... Das ... das macht die Sache für mich ... nachvollziehbarer ... Bin ja selbst nur ein ... ähmmm ... mittlerer Charakter ... Und was diesen Jamie und die anderen muskelbefrachteten Superliebhaber angeht ...


    Bitte gebt mir Geschichten mit mittelmäßig netten Leuten und Unsympathen, die sich entwickeln!
    Es darf ruhig auch mal schiefgehen ...

  • Wirklich unsympathische Romanfiguren kenne ich eigentlich nicht. Zumindest nich solche, die die ganze Zeit des Romans über unsympathisch bleiben...


    Wenn mir das Verhalten der Protagonisten auf die Nerven geht, liegt das meistens daran, dass sie mir zu glatt und perfekt sind. Ich mag Leute mit Charakter und Fehlern. Deshalb war mir Cinna ("Der Tribun"), der ja eigentlich am Anfang ein rechter Unsympath ist, von Anfang an sympathisch... :lache Paradox, was?

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Original von Morgana Ich mag Leute mit Charakter und Fehlern. Deshalb war mir Cinna ("Der Tribun"), der ja eigentlich am Anfang ein rechter Unsympath ist, von Anfang an sympathisch... :lache Paradox, was?


    Das finde ich absolut nicht paradox. Solche Charaktere sind viel interessanter als solche "glatten", makellosen Menschen, die Everybody's Darling sind.


    Mir sind viele Protagonisten eigentlich nicht sympathisch, d.h. ich würde nicht mit ihnen befreundet sein wollen. Trotzdem finde ich ihr Schicksal bemerkenswert und lese gerne darüber. Dazu zähle ich auch Cinna, Orlando und Lea :kiss an Iris und Gheron

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Morgana
    Paradox, was?


    Nöö, eigentlich nicht -- jedenfalls was mich betrifft. Musils Törless war mir auch so gar nicht sympathisch, das opportunistische Weichei, aber was habe ich darum gezittert, ob er es noch kapiert und die Kurve kriegt.
    Da ich innere, psychologische Entwicklungen spannender finde als einstürzende Hochhauser und explodierende Vulkane, müssen Figuren für mich "mittlere" Charaktere sein. Ein perfekter Held kann sich nun mal nicht mehr zum Guten entwickeln (edit: oder aufs Maul fallen).

  • Zitat

    Original von Iris Ein perfekter Held kann sich nun mal nicht mehr zum Guten entwickeln (edit: oder aufs Maul fallen).


    Genau... Und das ist es auch, was diese Helden eben zu langweilig macht... Manchmal ist das ja ganz nett, aber in den meisten Fällen nervt sowas nur... Ich will in den Büchern nicht von perfekten Frauen/Männern lesen, da ich mich ja dann nicht mit ihnen identifizieren kann... :grin

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Also, ich greife da gerne das von Mary genannte Beispiel auf: Intruder von Hohlbein. Da hat er es geschafft durchweg ALLE Charaktere als unsympathische und unfähige "Deppen" zu charakterisieren. Das war echt eine Qual, denen beim Durchwursteln, durch die noch dazu total überforderte Story, zuzugucken. Die waren mir allesamt unsympathisch.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Das war echt eine Qual, denen beim Durchwursteln, durch die noch dazu total überforderte Story, zuzugucken. Die waren mir allesamt unsympathisch.


    So ging es mir mit Tanja Kinkels Söhne der Wölfin: eine restlos distanzierte "Heldin" an die man nicht rankommt, immer von außen betrachtet, ohne die geringste Chance, ihre unlogischen (obenfrein meist von äußeren Faktoren bestimmten) Handlungsweisen zu verstehen.
    Da ich mich auch im täglichen Leben von unnahbaren Personen möglichst fernhalte, hatte das Buch keine Chance, richtig gelesen zu werden.
    Tanja Kinkel sagte einmal, sie habe das absichtlich so gemacht -- ich fürchte - jetzt nur mal aus Leserperspektive -, dieses Experiment ist leider schlichtweg gescheitert.

  • Ist das nicht zweierlei - eine Person, die einem "unsympathisch" ist und eine Person, die "nicht perfekt und daher entwicklungsbedürftig" ist?


    Wenn mir die Hauptfigur unsympathisch ist, hat der Roman bei mir vermutlich keine so grosse Chance, da ich mich beim Lesen bis zu einem gewissen Grad mit der Figur identifizieren und mit ihr mit-fühlen und mit-leiden will. Bei unsympathischen Leuten ist das schwer - tu ich ja im richtigen Leben auch nicht.


    Wenn sie mir aber sympathisch ist, dann darf sie gerne auch mal Mist machen, das macht ja das Buch aus.


    Und umgekehrt wird auch ein Schuh draus: eine fehlerfreie, perfekte Hauptfigur ist mir eher unsympathisch, also ist die Chance nicht gross, dass mir das Buch gefällt. (Abgesehen davon, dass es auch schwierig sein dürfte, das Buch überhaupt interessant zu machen.)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Ist das nicht zweierlei - eine Person, die einem "unsympathisch" ist und eine Person, die "nicht perfekt und daher entwicklungsbedürftig" ist?


    Okay, dann variieren wir das mal dahingehend, daß wir sagen, eine Hauptfigur darf ruhig unsympathische Charakterzüge haben, aber es sollte ein Kern wahrnehmbar sein, der zeigt, daß die Figur sich durchaus zum "guten" entwickeln kann.


    Schiller hat mit seinen Wallenstein-Dramen versucht, die damals grassierende Tragödientheorie (nach der der tragische Held ein bewundernswert Guter sein mußte, der untergeht, weil er an der schnöden Welt scheitert) zu durchbrechen, indem er den Bösewicht Wallenstein zum tragischen Helden machte. Meiner Ansicht nach hat das sogar geklappt (Schiller ist eben ein wirklich guter Dramatiker).

  • Zitat

    Okay, dann variieren wir das mal dahingehend, daß wir sagen, eine Hauptfigur darf ruhig unsympathische Charakterzüge haben, aber es sollte ein Kern wahrnehmbar sein, der zeigt, daß die Figur sich durchaus zum "guten" entwickeln kann.


    Ja genau, ich hab nichts gegen eine Person, die am Anfang unsympathisch ist, und ein Held darf auch nicht zu perfekt sein, dann ist es ja langweilig, aber irgendetwas sollte mich zumindest soweit an der Person interessieren, dass ich schauen möchte, wie sie sich weiter entwickelt. Irgendetwas sollte die Person an sich haben.
    Ich glaub, der Untertan ging mir einfach vollkommen am A... vorbei, wobei es Ewigkeiten her ist, dass ich das Buch lesen musste und ich einfach keine Lust habe, es noch mal anzufassen. Und bei Heinrich VIII haben mich einfach 1400 Seiten selbstgefälliges Gelaber genervt, obwohl die Person an sich mich schon interessiert hätte. Wobei es da ja auch an der Autorin liegen mag, dass da was schiefgegangen ist. ;-)


    lg Iris

  • Ich denke mal, bei mir kommt es auch darauf an, auf welche Weise mir der Protagonist unsympathisch ist: Einen arroganten Laffen kann ich noch eher wegstecken als einen lebensuntauglichen Schluffi (ich sage nur: Holden Caulfield). Über ersteren ärgere ich mich, zweiterer treibt mich zur Weißglut. Der lahmarschige Protagonist war ja auch Grund dafür, daß ich den Fänger im Roggen nicht mochte.


    Andere können im Laufe des Buches natürlich noch gewinnen... oder werden zu solchen Scheusalen, daß man ihr Ende sehen möchte.


    Ich habe mal einen Krimi gelesen (müßte von Jan Burke gewesen sein), da war der Mörder so ein widerlich fieses Schwein, daß ich mich richtig gefreut habe (Schande über mich!), als er endlich sein gerechtes Ende bekommen hat.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Wie bei Batcat ist mein :bruell ultimativer Hass-Hauptcharakter Holden Caulfield aus dem "Catcher in the Rye". Das Buch an sich ist sicher nicht schlecht, aber weil mir dieser Holden derart auf die Nerven ging, lasse ich seitdem meine Finger davon.


    Der Fänger im Roggen hat sich für mich erledigt :fetch, ich schätze also, es ist sehr, sehr wichtig, dass die Hauptperson (oder zumindest eine Nebenperson, falls es eine gibt) dem Leser wenigstens ein bisschen sympathisch ist!

  • Holden Caulfield war mir eigentlich nicht unsympathisch, denn ich habe bei ihm immer im Hinterkopf gehabt, dass er in der Pubertät steckt und sich bestimmt noch weiter entwickelt hätte, wenn es Fortsetzungen vom "Catcher in the Rye" gegeben hätte. Das hat ihn in meinen Augen entschuldigt.


    Aber wer mir noch als unsympathische Figuren eingefallen sind: Scarlett O'Hara und Rhett Butler aus "Vom Winde verweht". Beide finde ich recht ekelhaft und ichbezogen - Scarlett noch schlimmer als Rhett. Wobei Ashley Wilkes in dem gesamten Roman überhaupt der Einzige war, den ich mochte oder auch Scarletts jüngste Schwester Careen, die halt selten vorkommt.


    Hier schließe ich mich dem Lob der anderen für Iris und Gheron an: ihre Hauptpersonen sind nicht perfekt, und dennoch mag man sie (wenn auch Cinna erst nach einer gewissen Zeit), weil sie sich weiter entwickeln und nicht am Ende des Romans genauso sind wie am Anfang. Dadurch wird Langeweile vermieden.


    Gruß


    Hundefreund