Unsymphatische Hauptfiguren in Romanen ???

  • Das ist wie im richtigen Leben: Die einen mögen diesen nicht, die anderen jenen. Hat viel mit den eigenen Erfahrungen und natürlich dem eigenen Wesen zu tun.


    Unter unsympathisch verstehe ich bezogen auf diesen Thread literarische Gestalten, die in mir Ablehnung hervorrufen, deren Äußerungen oder Handlungen mich ärgern oder mir zuwider sind.


    Allerdings ist zu beachten, dass ein Buch nicht grundsätzlich schlecht sein muss, nur weil man einzelne Figuren darin als unangenehm empfindet. Das sollte man immer trennen.
    Denn letztlich kommt es auf den Unterhaltungswert an.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers


  • Du hast recht, der Unterschied besteht natürlich. Ich habe auch mal einen Artikel dazu gelesen, dass der Superheld "out" ist, also z.B. Superman.


    Nur so ein Gedankenspiel: Interessant wäre auch, ob sich die Einstellung zu den Antagonisten ändern würde, wenn die wirklich mal gewinnen würden und es kein Triumph des Guten über das Böse geben würde. Da gibt es - wohl nicht ohne Grund - nicht viele Romane, die so enden (gerade im Bereich Fantasy, mit der klassischen Einteilung Gut-Böse fällt mir da keiner ein.) Das ist wohl noch immer gleich geblieben.


    Unsympathisch im Sinne von unterträglich sind für mich Figuren, die eigentlich vom Plan her positiv besetzt sein sollen, ich sie aber nicht mag und mich ihre Handlungen furchtbar nerven. Wenn die eigentlich mit allem durchkommen und ich irgendwie das Gefühl bekomme, ich soll sie jetzt gut finden. Wenn ich einen "Bösen" nicht mag, weiß ich wenigstens, der verliert am Ende und stirbt meistens. Wenn ich einen "Guten" nicht mag, muss ich davon ausgehen, dass er spätestens am Ende triumphiert.
    :hau

  • Zitat

    Nur so ein Gedankenspiel: Interessant wäre auch, ob sich die Einstellung zu den Antagonisten ändern würde, wenn die wirklich mal gewinnen würden und es kein Triumph des Guten über das Böse geben würde. Da gibt es - wohl nicht ohne Grund - nicht viele Romane, die so enden (gerade im Bereich Fantasy, mit der klassischen Einteilung Gut-Böse fällt mir da keiner ein.) Das ist wohl noch immer gleich geblieben.


    Du meinst, dass viele Leute sich auf die Seite der "Bösen" schlagen, weil sie am Ende immer verlieren, also bestraft werden und somit eine Art Mitgefühl-Faktor hinzukommt? Der ja wegfallen würde, wenn sie gewinnen.
    So ein Gedanke ist mir auch mal gekommen. Die Bösen werden ja für gewöhnlich als Außenseiter dargestellt, wodurch sie vielleicht eine besondere Art Identifikationsmöglichkeit darstellen.


    Nerven ist sicher auch eine gute Umschreibung für unsympathisch finden. :grin

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ich sehe es ähnlich wie Clare und Trixi.


    Der Protagonist muss nicht im gängigen Sinne "sympathisch" sein. Er muss interessant, schlüssig, vielseitig und authentisch sein. Wenn er mir zudem eine neue Perspektive (er)öffnet, dann werde ich ihn lieben, selbst wenn er ein A*** ist.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Das ist wie im richtigen Leben: Die einen mögen diesen nicht, die anderen jenen. Hat viel mit den eigenen Erfahrungen und natürlich dem eigenen Wesen zu tun.


    Unter unsympathisch verstehe ich bezogen auf diesen Thread literarische Gestalten, die in mir Ablehnung hervorrufen, deren Äußerungen oder Handlungen mich ärgern oder mir zuwider sind.


    Allerdings ist zu beachten, dass ein Buch nicht grundsätzlich schlecht sein muss, nur weil man einzelne Figuren darin als unangenehm empfindet. Das sollte man immer trennen.
    Denn letztlich kommt es auf den Unterhaltungswert an.


    Gut gebrüllt, Löwe.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Zitat

    Original von LilianFiona


    Echt, du fandest Johanna unsympatisch. Warum? Ich meine ich kann mir schon mehrere Gründe vorstellen warum man sie unsympatisch finden kann, aber ich fand sie immer toll und konnte sie auch verstehen.


    Sie ging mir vor allem ab der Hälfte auf die Nerven, sie weiß alles, sie kann alles und aus allem hat sie sofort die richtigen Schlussfolgerungen gezogen und dass fand ich einfach nur noch nervig. Mir kam sie zum Schluss wie Superwoman im Mittelalter vor. Mit der konnte ich einfach nicht.

  • @ Tamina


    hm, ist halt immer unterschiedlich die Bewertungen. Gerade das war es was ich an ihr mochte. Das sie so schlau war und sich immer überall durchgekämpft hat. Ihr Leben war ja wirklich hart, also fand ich das eigentlich nur fair. Und mir kam das gar nicht so wie ein Superwoman vor sondern einfach natürlich, denn sie war bestimmt nicht die Einzige damals die so schlau war. Aber ich kann deine Meinung auch verstehen.

  • Ich persönlich fand zum Beispiel die Hauptfigur (ich glaube sie hieß Lea) in "Morgenrot" von Tanja Heitmann unglaublich nervig und unsympathisch... Allerdings fand ich das Buch an sich nicht besonders gut - das Durchquälen bis zum Ende hat sich in diesem Fall leider nicht gelohnt.

  • Es besteht keinerlei zwingender Zusammenhang zwischen der Sympathie, der man einer Figur entgegenbringt und der Qualität eines Buches.


    In meinem genannten Beispiel habe ich das Buch für sehr gut befunden und empfehle es gern weiter.
    Das sind, in meinen Augen zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.


    Es gibt allerdings auch Bücher, in denen mich eine Figur dermaßen genervt hat, dass ich das ganze Buch abgebrochen habe, allein aus dem Grund, dass ich mich nicht mehr solchem Dummfug aussetzen wollte.



    manchmal doch angenervte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson


  • :write :write :write :write


    Das kann ich so unterschreiben - einschl. der Grussformel. :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Holden Caulfield (obwohl ich das Buch toll finde, hier kann ich meinen beiden Vorpostern zustimmen, die Sympathie zum Protognisten hat nichts damit zu tun wie ich das Buch insgesamt bewerte) und Bella Swan haben ja schon ihr Fett hier weg bekommen, aber ich will noch die Jane Austen Protagonistinnen hier hinzufuegen. Lizzie Bennet fand ich noch zu ertragen, aber vor allem Fanny Price (aus Mansfield Park) ist mir dann doch so unsympathisch, dass ich das Buch einfach nicht mehr gut finden kann. :wow

  • Holden Caulfield kommt hier ja schlecht weg. :grin Ich nehme ihn bei mir auf, denn mir ist er überaus sympathisch.


    Richtig unsympathische Protagonisten sind mir bisher noch nicht begegnet. Joe aus "Der siebte Tod" von Paul Cleave ist mir zwar nicht sonderlich sympathisch, aber ich habe ihn doch etwas verstehen können, so dass er nicht allzu unsympathisch auf mich gewirkt hat.


    Etwas zu kämpfen habe ich auch mit Hatschepsut bzw. ihrer Darstellung in "Die Pharaonin" von Philipp Vandenberg, aber nicht so dramatisch, dass ich sie gar nicht gemocht hätte.

  • Zitat

    Original von ScoobyDoo
    [...] aber vor allem Fanny Price (aus Mansfield Park) ist mir dann doch so unsympathisch, dass ich das Buch einfach nicht mehr gut finden kann. :wow


    Das dusslige Weib hat mich fast schon aggressiv gemacht. Mir ist noch nie so eine nervtötende Figur begegnet wie diese. Und am Ende war sie auch der entscheidende Punkt, der zum Abbruch des Buches geführt hat. Als ich mich dazu durchringen konnte (eigentliche breche ich Bücher nur ungern ab), war ich richtig froh, dass ich mich mit ihr nicht mehr auseinandersetzen musste.

  • Zitat

    Original von marple


    Das dusslige Weib hat mich fast schon aggressiv gemacht. Mir ist noch nie so eine nervtötende Figur begegnet wie diese. Und am Ende war sie auch der entscheidende Punkt, der zum Abbruch des Buches geführt hat. Als ich mich dazu durchringen konnte (eigentliche breche ich Bücher nur ungern ab), war ich richtig froh, dass ich mich mit ihr nicht mehr auseinandersetzen musste.


    Ich bin froh, dass ich endlich jemanden finde, der genauso denkt.:knuddel1
    Wir haben Mansfield Park letztes Jahr fuer die Uni gelesen und ausnahmslos alle meiner Kollegen meinten ich soll mich nicht so anstellen und ein bisschen Verstaendnis fuer Fanny und ihre Situation haben... :yikes

  • ich lese gerade Rubinrot und bin in den letzten Zügen. Da hab ich ziemlich viele unsympatische Charaktere entdeckt. Ich zähle sie mal auf:


    1. Tante Glenda = die Frau ist einfach schrecklich.
    2. Charlotte = total eingebildet und glaubt sie sei besser als die anderen
    3. Dr. White = fast so wie Tante Glenda
    4. Dieser Graf = einfach furchtbar seine Ansichten besonders über Frauen
    5. Lady Arista = auch sie mag ich einfach nicht, auch wenn sie nicht ganz so schlimm wie Glenda ist.
    6. Gideon = Bisher mag ich ihn noch nicht wirklich. Er hat seltsame Ansichten


    Damit hatte ich eigentilch nicht gerechnet, dass ich hier über so viele unsympatische Charaktere stolpere.


  • Ich denke aber, dass es zumindest bei Tante Glenda und Charlotte Absicht ist, wie sie dargestellt sind. Da die Edelstein-Trilogie ja Bücher für Jugendliche sind, kann es uns da wohl eher mal begegnen, dass Charaktere ein bisschen übertrieben dargestellt werden. :-)
    Und da ja zum Glück keiner der Aufgezählten Protagonist ist, können wir sie wohl genüsslich in die Schublade der "Antagonisten, die man mit Fug und Recht aus ganzem Herzen hassen kann". :chen (Außer Gideon...)

  • Für mich ist es überhaupt nicht von Belang, ob mir eine Hauptfigur symphatisch ist oder nicht. Ich denke da an Julia Kröhn`s "Chronistin", deren Protagonistin wohl kaum jemand symphatisch finden wird. Ich habe das Buch trotzdem - oder gerade wegen der ungewöhnlichen Hauptfigur - geliebt.

  • Es schließt ja auch nicht aus, dass ein Buch trotz einer unsympathischen Hauptfigur gut unterhält oder auf seine Weise fasziniert. Ich finde es wichtig, dass die Geschichte funktioniert.


    Dennoch kann es ja einmal passieren, dass der Protagonist ein derartiger Widerling ist, dass man sich nicht in der Lage sieht, ein Buch zu beenden. Ob mir ein Buch gefällt oder nicht, möchte ich nun wirklich nicht an erster Stelle am Protagonisten festmachen, da scheinen mir andere Dinge ausschlaggebender.