Unsymphatische Hauptfiguren in Romanen ???

  • Für mich persönlich ist es nicht wichtig, dass mir die Hauptperson eines Romans sympathisch ist. Ich komme auch mit Romanen klar, in denen es keine einzige wirklich sympathische Figur gibt. Solche habe ich auch schon einige gelesen, manche gehören sogar zu den Büchern, die mich am meisten beeindruckt haben.


    Ich muss keine Figur nett finden. Solange sie nur echt ist und für sich schlüssig handelt, ist es völlig in Ordnung für mich. Dann kann sie ruhig schwach, böse, gemein, hinterhältig, inkonsequent sein. Wichtig ist, dass ich es ihr abkaufe.

  • Hallo,


    Protagonisten mit Fehlern, Schwächen oder Eigenschaften wie Arroganz oder Egoismus sind für mich nicht zwangsläufig unsympathisch. Es kommt immer darauf an, wie der Charakter gezeichnet wird - ob der Autor versucht, mit diesen Eigenschaften zu arbeiten, oft sind diese (durchaus negativen Wesenzüge) wesentliche Inhalte der Geschichte.


    Richtig unsympathisch wird mir ein Protagonist nur, wenn mir diese Person ohne Reflektion hingeklatscht wird.


    Spontan - bin grad auf Reha und habe meine Bücherregale nicht in Griffnähe - fällt mir da Emma Wünschmann aus Happy Family ein. Diese Frau hat mich sogar zu dem Entschluss getrieben, dass ich zukünftig niewieder ein Safier-Buch lesen werde.


    Trixi

  • Eine Figur ist mir dann unsympathisch, wenn sie Züge von Menschen trägt, die mir auch im realen Leben unsympathisch sind, z.B.


    (Isa-) Bella Swan aus der "Bis(s)"-Reihe. Ein Bis(s) bzw. Buch genügt völlig. :uebel


    Interessant finde ich übrigens, dass viele Leser Figuren als unsympathisch empfinden, die einen ausgeprägten, aber gesunden Egoismus an den Tag legen, und sich nicht scheuen, gesellschaftlichen Konventionen zu brechen (z.B. Lestat de Lioncourt, Scarlett O'Hara, Amber St. Clair).
    Das scheint den Leuten irgendwie gegen das eigene Wertesystem zu gehen.


    Ebenso werden maskulin agierende Frauen oder sensible Männer offenbar eher abgelehnt denn als erfrischende Abweichung vom Konventionellen wahrgenommen.Die Abweichung vom Gewohnten irrtiert die Leser anscheinend.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    (Isa-) Bella Swan aus der "Bis(s)"-Reihe. Ein Bis(s) bzw. Buch genügt völlig. :uebel


    :rofl :rofl :rofl Du Tapfere! Ich habe bereits nach 60 Seiten das Weite gesucht. Nach einem ganzen Buch hätte ich mich vermutlich hinter einen Zug geschmissen... :lache


    Naive Frauen, präpariert mit Märtyrergen und Hundewelpenaugenaufschlag, die der Rettung durch das Männchen harren - da kriege ich das kalte Grausen und einen extremen Fluchtreflex.


    Und - ich gestehe es - "Die Leiden des jungen Werther" habe ich auch nicht beendet, weil mir das selbstmitleidige Gejaule und tatenlose Rumhängen des Protas regelrecht körperliche Schmerzen verursacht hat.

  • mit Bella Swan gebe ich dir Recht Alice Thierry. Nach Band 1 Find ich sie auch ziemlich unsympatisch.


    Momentan hab ich öfter Charaktere unsymaptisch hab ich festgestellt.


    In Das Mädchen mit den gläsernen Füßen von Ali Shaw wimmelte es nur davon. Der einzige der noch ok war, war Midas.


    Gerade lese ich "Nur ein Blick von dir". Rob find ich sehr unsypatisch und Ashley auch, ebenso Abbi und natürlich Catherine. Aber selbst Grace und Alex sind mir nicht mehr so symaptisch wie früher.



    Bei mir war es bei Biss gar nicht so das naive. Das fand ich am Anfang sehr schön. Mich hat dieses hin und her gestört und dass Bella


    Naive Charaktere gehen mir auf den Keks genauso wie Charaktere die nichts kapieren oder Charaktere die auf jeden Fall ihren eigenen Willen durchsetzen müssen, koste es was es wolle. Das nervt einfach. Na ja und dann das übliche unsymaptische wie Zicken, Arschlöcher usw.

  • Zitat

    Original von kleines-schaf
    Die Orks von Michael Peinkofer haben in mir Aggression hervor gerufen.
    Dick und Doof auf orkisch - das war für mich ein erschütterndes Erlebnis ;-(


    ja das würde ich sofort unterschreiben :lache

    Büchereulen sind Listen-Fetischisten :chen


    Lesestatistik 2011:
    31 Bücher
    13924 Seiten
    2,58 Bücher / Monat

  • Da fallen mir 2 Bücher ein wo mir die Hauptfiguren unsympathisch waren, bei dem Buch „Die Waldgräfin“ von Dagmar Trodler war es die Hauptfigur Alienor und bei der „Die Päpstin“ von Donna Woolfolk Cross die Hauptfigur Johanna.


    Obwohl das für mich jetzt kein Grund ist, ein Buch abzubrechen, da müssen mehrere Faktoren aufeinandertreffen, wie z.B. bei dem Buch „Die Kinder der Medusa“ von Edith Kneifl, da hat nicht eine Figur mitgespielt, die mir annähernd sympathisch war und nachdem die Geschichte auch nicht so berauschend war, habe ich es abgebrochen.

  • Mir fiel auch zuallererst Katniss Everdeen ein (im Film ist sie anders). Ansonsten ärgert man sich zwar gelegentlich, aber wirklich unsympathisch...

    "It is necessary to distinguish [...] between languages as such and their speakers. Languages are not hostile one to another. They are, in the contrast of any pair, only similar or dissimilar, alien or akin."
    -J. R. R. Tolkien, "English and Welsh"

  • Mir fiel vor allem in den letzten Monaten stark auf, dass ich die meisten Protagonisten (meist Weibchen) der populärsten Jugendbücher der letzten Zeit (also ca. 10 Jahre) als ziemlich unsympathisch empfinde...
    In fast allen Jugendbüchern heutzutage findet man irgendwie eine Mary Sue vor, die so perfekt ist, dass man einfach das Kotzen davon bekommen möchte.
    Das letzte Buch, bei dem ich dachte, dass ich es auch gleich aus dem Grund in die Ecke pfeffern würde, war "Die Bestimmung" von Veronica Roth. ZUM GLÜCK ist Tris gewaltätig, schadenfreudig und so überhaupt nicht mittelpunktsmäßig geworden, wie anfangs erwartet. Das hat die Lektüre gerettet, auch wenn es stark an der Grenze schwankte, weil ihre Gedanken trotzdem etwas zu morallastig waren... :keks

  • Zeitweise hatte ich mit Lena Adams aus der Karin Slaughter Reihe (mit Sara Linton) so meine Schwierigkeiten. Manchmal ging mir die Frau einfach auf den Keks.



    Mit Lestat de Lioncourt hatte ich zum Beispiel gar keine Schwierigkeiten. Naja, manchmal sind mir auch die "Bösen" sympathisch. :-)

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Zitat

    Mit Lestat de Lioncourt hatte ich zum Beispiel gar keine Schwierigkeiten. Naja, manchmal sind mir auch die "Bösen" sympathisch.


    Nicht nur manchmal. Ich habe fast den Eindruck, dass es mittlerweile zum guten Ton gehört, dass der Held "dunkle Seiten" hat. Je zynischer, distanzierter und auch bedrohlicher er wirkt, desto besser. Weshalb sonst fühlen sich so viele Leser von Vampir- und Dämonenfiguren oder auch Figuren wie Professor Snape oder Darth Vader angezogen?


    Das "schwächere Weibchen" ist dazu der passende Gegensatz, was vielleicht die Tendenzen zu solchen Heldinnen erklärt.
    Diese Entwicklung geht für mich mit einer Abstumpfung gegenüber Gewalt einher und ist eher ein Phänomen der letzten zwanzig Jahre, würde ich sagen.


    Früher endete es übel für Mörder und gewaltbereite Männer, heute enden sie oft in den Armen der Heldin.


    Was auch eine interessante Entwicklung ist: Heute müssen die männlichen Protagonisten immer umwerfend gut aussehen, damit die Heldinnen sie anschmachten können. Wobei mir gleich ein weiterer Nervkandidat einfällt:


    Gideon aus der Edelstein-Triologie von Kerstin Gier.


    Dass so großer Wert auf äußerliche Vollkommenheit gelegt wird, entspricht ebenfalls ganz dem Trend unserer Zeit. Ich würde mir wirklich wünschen, mal wieder etwas über monströse, stinkende und verrottete Vampir zu lesen statt über perfekte, gefallenen Engel.
    Mensch, das sind letzten Endes Leichen, keine Dressmen!

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  • Zitat

    Original von Tamina
    Da fallen mir 2 Bücher ein wo mir die Hauptfiguren unsympathisch waren, bei dem Buch „Die Waldgräfin“ von Dagmar Trodler war es die Hauptfigur Alienor und bei der „Die Päpstin“ von Donna Woolfolk Cross die Hauptfigur Johanna.


    Echt, du fandest Johanna unsympatisch. Warum? Ich meine ich kann mir schon mehrere Gründe vorstellen warum man sie unsympatisch finden kann, aber ich fand sie immer toll und konnte sie auch verstehen.


  • Oft finde ich das "Böse" aber auch nur vorgeschoben, um den männlichen Protagonisten faszinierender zu machen, denn eigentlich hat er ja einen guten Kern und liebt die weibliche Hauptperson. Für sie verändert er sich.


    Das erinnert mich immer an die Pferderomane, die ich als Kind gelesen habe. Da gab es ein Pferd, das ließ sich von niemandem reiten und war bissig und wild, bis das Mädchen kam und mit viel Liebe sein Vertrauen gewonnen hat. :pferd Bei ihr war es dann ein Lämmchen.


    Deshalb haben die ganzen Vampire, Dämonen, etc., auch nichts mehr mit dem zu tun, was ich darunter verstehe. Bei vielen Figuren ist es einfach eine Verkleidung, beliebig austauschbar.

  • Oft entscheide ich schon aufgrund des Klappentextes, ob mir eine Hauptperson sympathisch sein wird. Wenn da schon ihre Intelligenz und Schönheit und Stärke gepriesen wird, lege ich es meistens ziemlich schnell weg.


    Wen ich z.B. nicht mochte, war Claire aus "Feuer und Stein". Ich fand ihr Verhalten einfach daneben, gerade wie sie ihren vergessenen Mann behandelt hat.

  • Zitat

    Original von ElinOft finde ich das "Böse" aber auch nur vorgeschoben, um den männlichen Protagonisten faszinierender zu machen, denn eigentlich hat er ja einen guten Kern und liebt die weibliche Hauptperson. Für sie verändert er sich.


    Da stimme ich teilweise zu. Aber ich denke, dass die Helden früher dennoch aufrichtiger und strahlender waren als heute, weil dies dem damaligen Ideal entsprach.
    Heute haben sie naughty und cool und damit auch ein bisschen böse zu sein.


    Den Vergleich mit den Pferderomanen finde ich sehr amüsant. Da gibt es tatsächlich Parallelen. Das Mädchen, das die Bestie zähmt, den Neandertaler zuivilisiert etc. Auch eine altbekannte Geschichte.


    Trotzdem finde ich es auffällig, wie viele Leute heute fasziniert von den "bösen Jungs", den Antagonisten, in Filmen und Büchern sind. Figuren wie Professor Snape waren sicher nicht als Schmachtobjekte konzipiert.

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  • Hm, eine gute Frage, ich weiss nicht, ob mir je eine Figur unsympathisch war. Wenn die Komposition gut ist, kann ich meistens die Beweggründe der Figur verstehen.


    Figuren mit ambivalenten Charakterzügen sind meist interessanter. Ich hadere zwar oft mit den Handlungen ( Bsp. "Stiller" oder die Figuren von Roger Smith) aber "unsympathisch" ? Kann mir jemand eine wirklich, wirklich unsympathische Figur nennen ? Ich komme tatsaechlich auf keine ?! :gruebel

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Es ist zwar schon lange her, seitdem ich einen Liebesroman gelesen habe, aber eigentlich war der Mann, in den sich die Heldin verliebt hat, immer schwierig und hatte etwas Gefährliches an sich. Daher glaube ich, dass heutzutage in Büchern, in denen Liebe eine große Rolle spielt, einfach übertrieben wird. Der Mann ist nicht mehr Pirat, Räuber oder gesellschaftlicher Außenseiter, sondern ein tödliches Wesen.

  • Zitat

    Original von newmoon
    Kann mir jemand eine wirklich, wirklich unsympathische Figur nennen ?


    Ich denke, es kommt darauf an, was man als unsympathisch empfindet und das ist definitiv bei jedem anders.
    Und nein, mir geht es nicht um Ambivalenz, (hier das Beispiel Harry Hole) sondern um Figuren, die man einfach nicht mag.



    ablehnende Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson