Walter Kempowski - Alles umsonst

  • Walter Kempowski
    Alles umsonst
    BtB 2008
    384 Seiten


    Kurzbeschreibung von Amazon:
    Walter Kempowskis großer Roman zum Thema Flucht und Vertreibung


    Ostpreußen im Januar 1945: Alles ist in Auflösung, Flüchtlingsströme wälzen sich in Richtung Westen. Nur auf dem Gutshof der von Globigs scheint die Welt noch heil zu sein. Bis auch hier die Ordnung zusammenbricht. Wohl niemand ist berufener als Walter Kempowski, der "Chronist des Jahrhunderts" (Die Zeit), das Drama der Flucht aus Ostpreußen in einem großen Roman darzustellen. Auf bemerkenswert unideologische Weise setzt er sich ohne Schuldzuweisung und moralische Wertung mit diesem schwierigen Kapitel deutscher Vergangenheit auseinander.


    Meine Meinung:
    Mit diesem Buch widmet sich der “Chronist der deutschen Nachkriegsgeschichte” der Vertreibung und Flucht am Ende des zweiten Weltkrieges. Dabei beschreibt er mit vielen Details und sprachlich nüchtern, wie das Leben in Ostpreußen, genauer auf dem Gut Georgenhof der Familie von Globig, im Januar 1945 mit aller Wucht zuschlägt. Alle Gutsbewohner werden ausführlich vorgestellt, mit ihren Marotten und Eigenheiten, die Bewohner des nahe liegenden Dorfes und der Siedlung. Katharina von Globig ist nie über den Tod ihrer Tochter hinweggekommen, die vor zwei Jahren an Scharlach starb. Die Tante ist schon aus Schlesien nach Ostpreußen gekommen, während die Zwangsarbeiter und das Gesinde völlig andere Geschichten zu erzählen haben.


    Doch als die Front der Russen immer näher rückt, entschließen sich auch die von Globigs, zu flüchten…


    Doch auf dieser Flucht gelingt nichts so, wie es geplant war. Wollte man erst den Ernst der Lage nicht wahrhaben, wurde nun sehr kopflos gehandelt, die Familie getrennt, verraten, verlassen…


    Dieses Buch ist detailreich, nüchtern und sachlich, ohne Schuldzuweisungen oder Ansprüche auf Vollständigkeit. Und es ist auch kein Buch, daß für Vertriebenenverbände geeignet ist, eher eins für uns Nachgeborene, die sich auch mit Romanen über diese Zeit informieren möchten.


    Mir hat es gut gefallen, wenn auch die Sprache ob ihrer Sachlichkeit nicht immer mein Ding war. Auch wörtliche Rede und Dialoge sucht man fast vergeblich, dafür hat Kempowski es aber verstanden, die Gefühle und Gedanken der Personen wunderbar in die Geschichte einzuflechten und die einzelnen Kapitel aus immer anderer Sichtweise zu erzählen.


    Mein Fazit: Deutsche Geschichte, gut recherchiert und ansprechend erzählt.


    7/10 Punkte


    Anmerkung: Ich habe die Weltbildausgabe gelesen und hoffe, daß sie mit der von btb identisch ist...

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich habe von diesem Autor den "Roten Hahn" gelesen und war begeistert. Mit Deiner schönen Rezi, Caia, hast Du mich wieder an ihn erinnert, und ich werde mir diesen Roman schon mal für meine buchkaufverbotsfreien Zeiten vormerken.

  • Hallo Caia,


    schöne Rezension!
    Ich habe das Buch vor ca. 2 Jahren gelesen (und würde heute vermutlich keine Rezension mehr hinbekommen :-)).
    Was mir aber noch im Gedächtnis ist, ist die Sprache, die sehr nüchtern, distanziert, emotions- und urteilsfrei war. Ich persönlich fand gerade das eindrucksvoll - selbst größte Grausamkeiten werden mit enormer Sachlichkeit konstatiert, meist erst, wenn sie bereits vollendet sind, und z. B. der Tod eingetreten ist. Es gibt viele andere Methoden, solche menschlichen Ausnahmesituationen zu beschreiben - ich fand diese zumindest "intellektuell anregend" (hört sich bescheuert an, ich weiß), weil man eben nicht emotional hineingezogen wird in den Roman, sondern wie der Erzähler distanzierter Betrachter des Geschehens bleibt. Das heißt nicht, dass man die Grausamkeiten dadurch nicht weniger deutlich wahrnimmt, im Gegenteil - wobei das vielleicht von Leser zu Leser unterschiedlich wahrgenommen wird.


    Zweites Charakteristikum des Romans ist für mich die Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit der portraitierten Menschen - sowohl im guten wie im schlechten Sinne.


    Insgesamt glaube ich, dass dies eine sehr ehrliche Darstellung einer Fluchtgeschichte ist, die es wagt darzustellen, dass Menschen gerade in Ausnahmesituationen nicht nur edel und gut sind, dass Menschen sich schnell an die schrecklichsten Dinge gewöhnen - und dies oft die Voraussetzung für das Überleben ist.

  • Prima Rezi, liebe Caia, die einfach neugierig auf dieses Buch macht. Das Buch ist in meinem SUB gleich ein sehr großes Stück nach oben gerutscht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich lese gerade etwas, was moeglicherweise in dieses Schema von Kempowski passt, naemlkich einen Roman aus dem Antiquariat: Constantin
    Virgil Gheorghiu "25 Uhr", ein Roman der anfanegbt eigentlich kurz vor dem II. Weltkrieg dann in diesen hineingeh hier werden in Rumaenien die Lager beschrieben in denen die Juden und "fremdes Volk!" frestgehalten wird und auch geschunden wird. Allerdings sind dies Buecher die es als Neuauflagen nichtmehr gibt. Gut zu finden bei "Amazon" der ja viele Antiquariate fuehrt dort sind diese Romane (Buecher) auch nicht allzu tuere es sind immer mehrere Angeote da. Ich bin ein bisschen auf diese Art der Romane gekommen da ich immer wider feststellen muss das eigentlich unsre jungen Schriuftsteller kaum noch etwas schreiben keonen; Krimis bin ich ziemlich von abgekommen. Auch Dreiser aus Amerika ist teilweise noch gut zu lesen Bei Norman Mailer muss ich feststellen man kann ihn nicht mehr lesen sein Stil ist heute recht ueberholt. Aber Gheorghiu ist recvht spannend und interessant, wen es interessier dem ist sowas nur zu empfehlen zu ermitteln wie gesagt ueber "Amazon"