"Thinking straight" - Robin Reardon (ab 14)

  • Leider keine deutsche Übersetzung.


    Zum Buch


    Der 16-jährige Taylor bereut ziemlich schnell, dass er seinen Eltern (wiedergeborene Christen) erzählt hat, dass er schwul ist und einen Freund hat, nachdem sie immer wieder versucht hatten, ihn mit einem angemessenen Mädchen zu verkuppeln. Insbesondere sein Vater reagiert mit wenig Verständnis und steckt Taylor über die Sommerferien in eine Einrichtung namens "Straight to God", in der Jugendliche, die kriminell geworden sind, Drogen genommen haben oder "unangemessenen Sex" (jede Art von Sex außerhalb der Ehe) aufgenommen und nach einem konservativ-christlichen Konzept therapiert werden. Alle Jugendlichen werden als Sünder bezeichnet, ob sie nun gestohlen oder Drogen genommen haben oder homosexuell sind. Im dem Camp herrschen ziemlich strenge Regeln und Vorschriften, zum Beispiel dürfen die Jugendlichen in der ersten Woche nur schweigen und bekommen bei kleineren Vergehen auch immer mal wieder Schweigegebot, was durch einen gelben Aufkleber auf der Schulter gekennzeichnet wird, sie werden ununterbrochen beobachtet, die Papierkörbe werden durchwühlt und die Jugendlichen haben keine private Minute während des Tages. Taylor hat von seinem Vater die Wahl bekommen, das Camp durchzuhalten und sich zu ändern, oder nach den Sommerferien auf eine Militärschule geschickt zu werden.


    Über die Autorin


    Robin Reardon arbeitet tagsüber im Kommunikationsmangement einer internationalen Finanzinstituts, wo sie Ansätze für die interne Kommunikation über das Intranet entwickelt. Ihre Interessen beinhalten Singen, Fotographie und vergleichende Religionswissenschaften.


    Homepage der Autorin
    Blog der Autorin


    Meine Meinung

    Die Handlung wird in der Ich-Forum von Taylor erzählt, der einen recht sarkastischen Ton drauf hat. Etwas holperig fand ich die eingestreuten Chat-Sprachen-Akronyme, die für ältere Eulen wie mich freundlicherweise immer gleich übersetzt wurden, was aber meinen Lesefluss störte, aber der sarkastische Tonfall war auf jeden Fall klasse. Als Running Gag erwähnte der Ich-Erzähler immer wieder, dass bestimmte Begriffe groß geschrieben wurden (man hörte die Großschreibung manchmal sogar bei gesprochenen Worten. Zum Beispiel: "Inappropriate Sex"). Das ist etwas, das ich tatsächlich auch schon beobachtet habe. Amerikanische evangelikale Christen schreiben alle möglichen Begriffe groß, die kleingeschrieben werden sollten, (bestes Beispiel "the Truth"), dafür schreiben sie "I" (im Sinne von "ich") meist klein. :lache


    Die Beschreibung der Einrichtung entspricht echten Berichten von solchen Camps, die ich gelesen habe und trifft auch ziemlich gut, wie solche Leute denken. Ich fand das Buch ziemlich Jesus-lastig, wenn auch recht freizügig in Bezug auf Sexszenen ist (interessante Mischung :grin). Es wird überwiegend aus einer christlichen Sichtweise heraus gegen die Sichtweise der Camp-Leiter und der Eltern, die ihre Kinder in solche Camps stecken, argumentiert. Obwohl ich nicht religiös bin, hat mich das nicht weiter gestört, da ich das Gefühl hatte, dass man auf diese Weise gerade in den USA mehr Leute erreicht und das Buch außerdem christlichen homosexuellen Jugendlichen eine ganze Reihe an Argumenten bietet, mit denen sie innerhalb ihres Werterahmens argumentieren können. Es werden aber auch einige säkulare Argumente angesprochen (zum Beispiel die Ergebnisse einer Studie über Pheromone). Die Figuren sind bis auf wenige Ausnahmen nicht nur gut oder nur böse. Über weite Teile hinweg, weiß man nicht, wer wirklich welche Seite vertritt, da ein offener und ehrlicher Austausch im Camp gerade nicht ermutigt wird. Auf den Showdown am Ende hätte ich verzichten können, aber insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich nicht immer mit allem einverstanden war. Die Thematik finde ich wichtig und durch Taylors sarkastische Bemerkungen las es sich trotz der ernsten Thematik sehr unterhaltsam.


    Ex-Gay ministries sind sicher in den USA ein größeres Thema als in Deutschland, allerdings haben wir hier zum einen die Offensive Junger Christen (OJC), die Mitglied einer Ex-Gay-Dachorganisation ("Positive Alternatives to Homosexuality") ist und durch das Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) eine Therapierbarkeit von Homosexualität propagiert, was im Widerspruch zu den heute in Psychiatrie und Psychologie etablierten Auffassungen von Homosexualität steht und von der APA und anderen psychologischen und psychiatrischen Organisationen auch kritisiert wird. Und dann gibt es zum Beispiel noch Wüstenstrom e.V. der der deutsche Ableger des amerikanischen Ex-gay ministrys "Living waters" ist. Das Thema des Buches hat also auch für Deutschland Relevanz.
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  • Das erste Buch von Robin Reardon, "A Secret Edge", habe ich voriges Jahr gelesen. Es hat mir gut gefallen, daher hatte ich mir nach Erscheinen auch "Thinking Straight" gekauft und begonnen. Die sarkastisch-witzige Art von Taylor mochte ich, das Thema "christliches Umerziehungscamp" war aber in dem Moment nicht das richtige für meine Stimmung. Ich hatte das Buch nach etwa 30 Seiten abgebrochen (kurz nachdem Taylor in dem Umerziehungscamp angekommen war), allerdings mit dem Gedanken, es zu einem, für das Buch besseren Zeitpunkt, wieder hervorzuholen und zu lesen. Nach Deiner interessanten Rezi werde ich das bald tun. :wave