Ginster und Schwert - Kerstin Tomiak

  • Ginster und Schwert von Kerstin Tomiak


    inzwischen auch als TB erschienen


    Kurzbeschreibung
    Richard sah seinen Bruder an. “Ich würde es bereuen, George. Mein Entschluss steht fest. Ich werde Edward nicht verraten. Auch nicht, wenn ich Anne dadurch verliere.”


    Die Treue, die er seinem Bruder und König geschworen hat, führt dazu, dass Richard von Gloucester die Frau, die er liebt, verlassen muss. Doch trotz Verrat, Intrigen, Flucht und ihrer Hochzeit mit einem anderen kann Richard seine Jugendliebe Lady Anne nicht vergessen...


    Der große historische Roman im England des 15. Jahrhunderts: die Liebe zwischen Richard III. und Anne Neville in den Wirren der Rosenkriege


    Meine Meinung:
    Ich habe lange auf dieses Buch gewartet und mich wahnsinnig auf das Lesen gefreut. Es "sprang" mich im Buchladen schon regelrecht an.
    Und endlich habe ich es geschafft.


    Wie man der Kurzbeschreibung entnehmen kann, geht es um die Liebe von Richard von Gloucester zu Lady Anne Neville.


    Erzählt wird von Anfang an. Als sie mit 11 von Richard Abschied nehmen muss und er sich der Politik beugen muss und dadurch eine Reihe von Ereignissen lostritt, die die Liebe der beiden sehr hart auf die Probe stellt.


    Leider können beide ihr Leben nicht wirklich selbst bestimmen. Und so werden sie (vorallem aber Anne) immer hin und her "geschubst" und fragen sich ein ums andere Mal, ob sie jemals zusammen sein werden.


    Es wird immer wieder zwischen den Perspektiven von Anne und Richard gewechselt und der Erzählstil ist leicht und flüssig.
    Allerdings sollte man sich nicht zu sehr an historischen Details aufhängen.


    Auch wenn ich doch im Endeffekt wußte, wie es enden würde, hat mich das Ende dann doch mehr oder weniger überrascht.


    Ausserdem finde ich es immer wieder aufs neue interessant, die Rosenkriege aus verschiedenen Sichtweisen zu erleben.


    Ich vergebe für dieses gefühlvolle und sehr unterhaltsame Buch 8 von 10 Punkten.
    Den Abzug gibts für die kleinen historischen Ungenauigkeiten.
    Sonst allerdings sehr empfehlenswert.

  • Danke auch für die Rezi. Ungenauigkeiten haben viele Bücher, daher jetzt mal egal. Ab auf die WL. :wave

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Danke für die Rezi - das ist auch einer meiner Lieblinge, der Rosenkrieg.
    Bitte nur noch eine Frage dazu:
    Ist es eher ein Liebesroman? Oder doch eher ein historischer Roman mit Liebesgeschichte als "Rahmenhandlung"? Damit meine ich, ob die Geschichte da überhaupt eine größere Rolle spielt, oder ob es sich rein um eine unglückliche Liebe handelt, die auch in anderen Zeiten angesiedelt werden könnte.

  • Ich finde schon, daß der Geschichtliche Hintergrund eine sehr große Rolle spielt, da es ja dadurch erst zu solch einer verzwickten Lage kommt.
    Zumal die Personen ja historisch belegt sind.


    In einer anderen Zeit wäre die Geschicht um die beiden völlig anders ausgegangen.


    Und es werden auch geschichtlich wichtige Szenen aufgeführt, ohne die es nicht ginge und nicht dasselbe wäre.

  • Habe das Buch vor einiger Zeit gelesen, da mich der historische Hintergrund sehr interessiert und es teils sehr gute Romane zu der Thematik gibt.


    Dieser gehört leider nicht dazu. Er ist weder historisch korrekt noch entführt er sprachlich in die Zeit, mal ganz davon abgesehen, dass die Personen sich wie die Darsteller in einer Soap geben.


    Es tut wirklich weh, vielschichtige historische Persönlichkeiten auf solche Eindimensionalität reduziert zu sehen. Auch die sonstigen Gegebenheiten, Lebensumstände etc. sind nicht besonders anschaulich widergegeben.


    Einzelne Passagen lesen sich wie aus einem Reiseführer entnommen. Und gerade der Schluss, der sich endlos hinzieht, ist ein Muster an konstruierten Beziehungsproblemen, wie man sie sonst nur in der Keinohrhasen-Fraktion findet.


    Kurz und gut: wenn man Wert auf einen handwerklich sauberen historischen Roman, ein Quentchen Anspruch, ordentliche Recherche und Charakterbilder legt - Finger weg! :rotekarte


    Im Übrigen ist dieser Trend, Richard III. als den körperlich benachteiligten, aber guten und klugen König darzustellen, langsam schon recht abgegriffen und macht aus einer wahrscheinlich interessanten Persönlichkeit einen langweiligen Frauenversteher.


    Ich kann statt diesem Buch nur einen Roman etwas älteren Datums empfehlen, der sich wesentlich differenzierter mit dem Thema auseinandersetzt, sprachlich hervorragend ist und die Geschichte auch sehr schön und einfühlsam aufbereitet. Man denkt dabei "so könnte es vielleicht gewesen sein", was einem bei "Gingster und Schwert" ganz entschieden nicht einfallen würde.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Ist es eher ein Liebesroman? Oder doch eher ein historischer Roman mit Liebesgeschichte als "Rahmenhandlung"? Damit meine ich, ob die Geschichte da überhaupt eine größere Rolle spielt, oder ob es sich rein um eine unglückliche Liebe handelt, die auch in anderen Zeiten angesiedelt werden könnte.


    Ein klares Ja. Im Prinzip könnte die in diesem Buch zusammengebastelte Liebesgeschichte in jeder Vorabendsoap angesiedelt werden - traurig, aber wahr. :-(


    Die tatsächliche Rolle einer Erbin aus bedeutendem Haus und ihre Lebensumstände im 15. Jahrhundert wird nicht annähernd wiedergegeben. (Anmerkung: die Töchter des Earls of Warwicks waren zu ihrer Zeit die reichsten Erbinnen Englands und Abkömmlinge der einflußreichsten Familien, weswegen historisch gesehen durchaus von einer Zweckheirat zwischen Anne Neville und Richard Plantagenet gesprochen werden darf.)Alles verschwindet hinter einer albernen Love Story. Die historischen kriegerischen Auseinandersetzungen dienen lediglich als erschwerende Umstände für ein Herz-Schmerz-Szenario.

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  • Gibt es denn zur "Die Rose von York. König Richard III. und Ann Neville." keine Rezi oder bin ich blind? Würd mich auch mal interessieren.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Zitat

    Gibt es denn zur "Die Rose von York. König Richard III. und Ann Neville." keine Rezi oder bin ich blind? Würd mich auch mal interessieren.


    Liebe Gwen, liebe Anita,


    zu der "Rose von York" gibt es leider keine Rezension bei Amazon. Das Buch ist bereits Ende der 1980er Jahre erschienen und wurde wohl zuletzt 1992 aufgelegt. Es ist auch nicht sehr bekannt. Das mag ein Grund dafür sein, dass es bisher keinen Rezensenten gefunden hat, unverdientermaßen wohlgemerkt.


    Ich bin Anfang der Neunziger darauf aufmerksam geworden, als ich eine Biographie über Richard III. gesucht habe. Zu dieser Zeit gab es kaum Romane, die sich mit der Materie beschäftigt haben.


    "Die Rose von York" nimmt sich sicherlich auch einige Freiheiten, was die Darstellung der historischen Persönlichkeiten betrifft, zeichnet jedoch meiner Ansicht nach sehr vielschichtige Charaktere und hält sich zudem gut an den historischen Hintergrund. (Man kann dabei noch eine ganze Menge lernen :-)). Außerdem ist es sprachlich gut.


    Das grundsätzliche Problem ist sicherlich, dass über Anne Neville so gut wie nichts überliefert ist. Bekant ist einzig ihre Lebensdaten, der Umstand, dass und wen sie geheiratet hat, aber nicht einmal, woran sie eigentlich gestorben ist. Das bietet natürlich sehr viel Interpretationsfreiheit.
    Bei Richard III. gibt es das Problem, das in Hinblick auf ihn mehr Belege existieren, aber sich sein Charakter und seine Motivation sehr schwer rekonstruieren lassen, weil es nach seinem Tod eine Menge negative Propaganda durch die Tudors waren, die den Thron sozusagen ursupiert hatten und dies nun rechtfertigen mussten. In diesem Fahrwasser entstand auch Shakrespeares zweifellos geniales Stück "Richard III.".


    Die Rehabilitierungsversuche des Hunchback-King haben schon vor begonnen. Und ein sehr spannender und lesenswerter Roman dazu ist sicher Josephine Teys "Alibi für einen König".


    Ich werde aber mal sehen, dass ich eine Rezension über "Die Rose von York" verfasse. Höchste Zeit dafür.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Ein klares Ja. Im Prinzip könnte die in diesem Buch zusammengebastelte Liebesgeschichte in jeder Vorabendsoap angesiedelt werden - traurig, aber wahr. :-(


    Die tatsächliche Rolle einer Erbin aus bedeutendem Haus und ihre Lebensumstände im 15. Jahrhundert wird nicht annähernd wiedergegeben. (Anmerkung: die Töchter des Earls of Warwicks waren zu ihrer Zeit die reichsten Erbinnen Englands und Abkömmlinge der einflußreichsten Familien, weswegen historisch gesehen durchaus von einer Zweckheirat zwischen Anne Neville und Richard Plantagenet gesprochen werden darf.)Alles verschwindet hinter einer albernen Love Story. Die historischen kriegerischen Auseinandersetzungen dienen lediglich als erschwerende Umstände für ein Herz-Schmerz-Szenario.


    Eines vorweg, ich finde, dass der Roman wesentlich besser ist, aber hier hängt sicher viel davon ab, wo Leser/in seine/ihre Prioritäten setzt.


    Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Liebesgeschichte, was daran zu erkennen ist, dass der historische Hintergrund nicht wirklich ausgearbeitet wurde. Die Historizität beschränkt sich darauf, dass die überlieferten Fakten eingehalten werden. (Tomiak verwendet denselben historischen Rahmen, der sich auch schon Shakespeare in "Henry VI." und "Richard III." findet.)


    Auf eine eigenständige Ausdeutung, Interpretation oder Ausarbeitung bzw. Ergänzung der geschichtlichen Fakten hat Tomiak verzichtet - da sie nach ihrer Biographie (falls die Fakten dort der Wahrheit entsprechen) offensichtlich Fachkenntnisse haben dürfte, hängt das wohl damit zusammen, dass sie eben eine Liebesgeschichte schreiben wollte und keinen Roman mit historischer Zielsetzung, für den die Liebesgeschichte sozusagen der Aufhänger gewesen wäre. Darauf würde auch der Umstand hindeuten, dass es kein Vor- oder Nachwort, indem sich die Autorin als "Historikerin" / "Erzählerin" präsentiert, gibt und auch keine Literaturliste angeführt wird.


    Was die Bewerbung betrifft, so verspricht der Roman ohnehin nur eine "Liebesgeschichte aus der Zeit der Rosenkriege", und dieser (wenngleich nicht besonders hohe Anspruch) wird jedenfalls eingelöst.


    Wer einen historischen Roman sucht, in dem es um die tatsächliche Vermittlung von harten historischen Fakten, Weltanschauung, Philosophie etc. geht oder der wenigstens vortäuscht, solche Qualitäten zu haben, ihm/ihr würde ich von einem Kauf hier sofort abraten.
    Und Tomiaks Roman ist sicher auch nichts für Leser/innen, die sich auf eine positive Richard-Figur nicht einlassen können oder wollen.


    Als sympathische Liebesgeschichte und leichte Unterhaltung für Zwischendurch hat mich der recht flüssig geschriebene Roman jedenfalls überzeugt.


    Die historischen Figuren mögen zwar nicht gerade großartige, mehrdimensionale Charaktere sein, aber dieses Manko trifft auch auf viele Romane des 21. Jahrhunderts zu, die mit gewichtigerem Anspruch vermarktet und von ihrer Leserschaft wahrgenommen werden. Was mir allerdings an den wichtigeren Figuren in diesem Roman gefallen hat, war eine gewisse "Normalität", die auf mich sehr erfrischend gewirkt hat.


    FAZIT: Kein Roman für die Ewigkeit oder die einsame Insel, aber sympathische Unterhaltung, die das, was versprochen wird, einlöst.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)