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'Wer bin ich - und wenn ja wie viele?' - Seiten 184 - 208
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Hallo Ihr lieben...
...die zeit des Vorspiels ist vorbei, denn jetzt kommen die ganz harten Themen.
Erstmal möchte ich Precht meinen Respekt zollen, da er sich nicht mit oberflächlichen philosophischen Betrachtung durchs Buch schaukelt und nur mit einem Schöngeist glänzen möchte.
Mit diesen Kapiteln fragt er den Leser ab, ob das Vorhergegangene tief genug über- und durchdacht worden ist und er sich bei den strittigen philosophischen Fragen über die Definition von Leben nun zurechtfinden kann.
Bei den gewählten, ganz konkreten und aktuellen, Themen wie Abtreibung und Sterbehilfe steigert er sich nicht langsam (zu meiner Überaschung) zu diesen Fragen hin, sondern hat mich direkt mit meinem inneren Engelchen und Teufelchen konfrontiert.
Ich finde es sehr gut, wie er es geschafft hat, ohne dabei den moralischen Finger zu heben , diese streitbaren Themen darzustellen und ich mich dabei nicht gezwungen gefühlt habe, die eine oder andere Position einnehmen zu müssen.
Ich möchte nicht zu sehr polarisieren, daher versuche ich meine Gedanken zum Thema Abtreibung aus meiner Sicht als Mann zu beschreiben und fange ganz im Gegensatz zu Precht lieber erstmal etwas harmloser an:
Wenn ich mir überlege, was ich für ein Gefühl hätte wenn meine Freundin Schwanger wäre - von einem Anderen - dann fällt mir vieleicht Eifersucht ein oder allgemeine Wut oder Entäuschung...
...und jetzt nur mal angenommen meine Haltung zu Kind Ja/Nein wäre auch für meine Freundin maßgeblich (was bestimmt selten so ist) und ich hätte sozusagen auch die Verantwortung für dieses (potentielle) Leben, dann habe ich doch genau genommen die wahl zwischen zwei Polaritäten:Entweder ich überwinde meine persönlichen Ängste - wie Habgier (Eifersucht), Minderwertigkeitsgefühle (Wut) und Selbstzweifel (Entäuschung) und entscheide mich, dass ganz unabhängig von meiner persönlichen Betroffenheit, ein neues Leben liebenswert ist...
...oder eben all diese Gefühle nehmen mich so stark ein, dass ich auch ein Leben zerstören kann.Zwischen diesen Polen gibt es so viele Abstufungen und Schattierungen wie es Menschen gibt... und das ist für mich das eigentlich entscheidende!
Ein allgemeines Gebot zu erstellen, scheint mir nicht sinnvoll. Vielmehr muß jeder einzelne Fall ganz individuell betrachtet werden und das einzige was getan werden kann, ist den betroffenden Menschen zu helfen eine aus ihrer sicht liebevolle Lösung zu finden.Und wenn es Menschen gibt, die sich aus ihrer persönlichen Situation und Geschichte heraus fürs abtreiben entscheiden, dann sollte dies nicht stigmatiesiert werden, auch wenn ich dies selbst nicht befürworten würde.
Also das waren - kurz gesagt - die Gedanken, die mir dazu kamen...
...ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Absolutheit und mit der Hoffnung niemanden persönlich gekränkt oder angegriffen zu haben... das kommt im Netz ab und an ja auch mal falsch rüber.
Wie ich wirklich fühlen und handeln würde, wüßte ich ja ohnehin erst in der konkreten Situation und läßt sich in solchen Gedankenspielchen nur vermuten. -
Über diese beiden Themen bin ich schon beim ersten Lesen gestolpert, zudem ich in der Vergangenheit schon persönliche Erfahrungen und einige Diskussionen dazu geführt habe.
Beiden Themen haben ein Grundthema: Was ist menschliches Leben? Für mich damit eng verbunden ist das Thema Menschenwürde.
Precht zeigt sehr deutlich auf, dass es für den Begriff menschliches Leben eigentlich keine allgemeingültige Definition gibt.
Und wenn man vom Selbstwert des Menschen spricht, kann man auch Materialwert von wenigen Euro meinen.Bei der Abtreibung bin ich Matzes Meinung. Es muss jeder Fall einzeln und ganz individuell betrachtet werden. Und im Zweifel hat die Frau die letzte Entscheidung, denn sie muss damit und mit dem Eingriff in ihren Körper leben.
Das menschliche Verhalten, alles für alle allgemeingültig regeln zu wollen, ist für mich ein Verstoß gegen die Menschenrechte, denn damit wir der Mensch zu einer Sache degradiert über die geurteilt wird.Bei der Sterbehilfe bin ich ebenfalls der Meinung, jeder Mensch soll in einer verbindlichen Patientenverfügung bestimmen dürfen, was mit im geschieht, wenn er nicht mehr selbst entscheiden kann bzw. entscheiden, wann er seinem Leben, aus welchen Gründen auch immer, ein Ende setzt.
Dass unter Umständen Menschen hier Entscheidungen treffen, die möglicherweise ein Leben, das hätte irgendwie weitergehen können, verkürzen, liegt in der Sache. Aber solange ein Mensch seine Entscheidung frei trifft, hat er auch die Folgen zu tragen. Wenn ich der Meinung bin, mein Leben hat für mich nichts menschenwürdiges mehr, ist das meine Entscheidung und niemand hat sich aus welchen Gründen auch immer darüber hinweg zusetzenmeint Dyke
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Diese Kapitel behandeln ganz schön "schwere" Kost: Abtreibung und Sterbehilfe. Wobei ich Euch Beiden nur zustimmen kann: Jeder Fall muß erneut durchdacht werden - man kann keine Verallgemeinerung finden.
Über das Thema Abtreibung hatte ich mir letztes Jahr viele Gedanken gemacht (ich war schwanger mit unserem Sohn). Es kam die Frage auf, ob wir testen lassen wollten, ob er gesund geboren wird (über das Fruchtwasser). Wir haben uns dagegen entschieden, da weder mein Mann noch ich uns vorstellen konnten, unser Kind wegen einer Krankheit abzutreiben. Aber ich kann mir vorstellen, daß für viele das ein wichtiger Grund ist.
Über die Sterbehilfe (ob passiv, indirekt, direkt oder Beihilfe zur Selbsthilfe) hatte ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Wobei ich ein Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Person für sehr wichtig halte (so wie in dem Fall Nicht). Aber mit diesem Thema muß ich mich noch weiter auseinandersetzen...
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Abtreiben würd ich nur, wenn das kleine schwer krank ist, oder ich einen extremen widerwillen gegen den vater habe, der so stark ist, dass ich ihn auf keinen fall in die nächste generation vermehrt sehen will...
Ich würde mich nie in die entscheidung einer anderen frau einmischen, ob sie ihr kind abtreibt oder nicht, geht nur sie etwas an...
Meine schweizer verwandten sind alle bei einem Sterbeverein, ich find die geldmache dieser vereine widerlich, aber meinereiner hat noch immer nicht meine letztwillige verfügung geschrieben...
Aber ich hab meinen ultimativen verstoß gegen das suchtgift-gesetz schon als teenager vorsatzmässig auf mein lebensende aufgespart, denn ich bin der meinung, man muss im leben alles ausprobiert haben, aber mit koks, morphium und co wart ich laut bestehender lebensplanung bis kurz vor mein ableben: hilfreich wäre ein arzt, der mir mir mitteilt, ich hätte nur noch drei monate zu leben, das bräuchte ich als ausrede, um hemmungslos ohne schlechtes gewissen alle psychoaktiven substanzen durchprobieren, die es da gibt, und wahrscheinlich damit schon wegen fehldosierung nach einem monat abzutreten...
Meine wunschtodesursache geht aber nur bei schleichenden krankheiten, wenn es mich unerwartet und unvorbereitet treffen sollte, fände ich das extrem ärgerlich; meine grosstante ist nach ihrem schlaganfall zwei jahre im pflegeheim verendet, maschinen und magensonden mag ich ganz sicher keine haben...
Palliativmedizin mit dem schrittweisen austrocknen find ich nicht grad freundlich, nichts find ich schlimmer als durst, also in einer palliativ-klinik will ich nur sein, wenn man mir zusammen mit meinen medikamenten jede menge rotwein gibt... ich glaub, in der kombination viel alkohol mit diversen wirkstoffen dürfte sich das problem MagMa für die nachwelt ziemlich rasch von selbst lösen...
Ausserdem werden in Ö die gerichtsmedizinen geschlossen und nur noch im zweifelsfall Obduktionen durchgeführt ich brauch im ernstfall nur eine nette krankenschwester, und einen netten arzt mit etwas mut... -
Dieser Abschnitt ist wirklich nicht leicht zu verdauen. Jedes Leben sollte nicht nur auf dem Papier geschützt werden, sondern durch keinen anderen einfach beendet werden. Das kann ich so aus meiner Position heute von mir geben. Ich weiß leider nicht, wie ich darüber denken würde, wenn ich ziemlich mittellos von einem Tag zum nächsten leben würde und auch nicht durch irgendwelche sozialen Organisationen aufgefangen werden könnte. Von daher muss wirklich jede werdende Mutter für sich selber entscheiden, ob sie abtreibt oder eben nicht. Die Entscheidung fällt vermutlich nicht leicht, weil man ja auch mit den Folgen leben muss.
Zum Thema Sterbehilfe sehe ich das ähnlich. Jeder sollte das individuell entscheiden. Aber die Gefahr, dass andere damit auch eine Art Erwartungshaltung aufbauen, ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen. Solange in Krankenhäusern Personalmangel herrscht, solange würde ich skeptisch sein.
Das Thema Menschenwürde spielt dabei natürlich eine große Rolle. Da scheinen wir uns alle einig zu sein.
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Mit der Thematik dieses Abschnitts hab ich mich schon häufiger auseinander gesetzt.
Das Deutsche Recht definiert Leben nach dem 14 Tag der Empfängnis. Sprich ein 14 Tage alter Embryo lebt, ein 13 Tage alter Embryo nicht.Für mich persönlich definiere ich Leben so, daß ich es vom Herzschlag abhängig mache. Ein Tier, Mensch oder Lebewesen lebt für mich, wenn sein Herz schlägt.
Jetzt fragt mich nicht, wie ich den Herzschlag bei nem Einzeller feststellen will. Ich definier das einfach für mich nach meiner naiven Definition.Menschenwürde ist da schon schwieriger, ich erachte es als zugehörig zu meiner Menschenwürde, eben auch in Würde abzutreten und diesen Zeitpunkt im Falle eines Falles selbst bestimmen zu dürfen.
Dieses Recht wird mir in Deutschland auf legalem Weg nicht gewährt werden, somit widerspricht das meiner Meinung nach dem deutschen Grundgesetz. (Wobei mir die Sedation mit der Vertrocknung als Endlösung so nicht bekannt war und ich mich auch mit dem Begriff der Palliativmedizin nur sehr wenig beschäftigt habe bisher)
Diese Diskussion ist aber alt, häufig geführt und zu keinem Ende gekommen.Ich möchte mich daher Dyke anschließen und für eine Einzelfallreglung plädieren:
ZitatDas menschliche Verhalten, alles für alle allgemeingültig regeln zu wollen, ist für mich ein Verstoß gegen die Menschenrechte, denn damit wir der Mensch zu einer Sache degradiert über die geurteilt wird.
In den Fällen der Abtreibung wird das in Deutschland meiner Meinung nach verantwortungsvoll gehandhabt.
In den Fällen der Sterbehilfe totgeschwiegen im wahrsten Sinne des Wortes.Ich für mich konnte mir in jungen Jahren sehr wohl eine Abtreibung vorstellen, wäre ich in meiner Schulzeit oder der Ausbildung schwanger geworden und mir der Unterstützung meiner Eltern nicht sicher gewesen, hätte ich das arme Wesen nicht zur Welt kommen lassen, da ich mich als Mutter überfordert gesehen hätte und auch eine Adoption oder das Leben in Kinderheimen und Pflegefamilien nicht als angenehmes Schicksal ansehe.
Heute ist die Sachlage anders, ich will immer noch keine Kinder, sollte es dennoch dazu kommen, daß ich trotz meiner Schwangerschaftsphobie und doppelt und dreifach Verhütung schwanger werden sollte, wäre ich durchaus auch in der Lage dem Kind finanziell wie sozial ein ordentliches Heim zu bieten. Obwohl ich nie behaupten könnte, das Kind gewollt zu haben, wäre ich auch nicht in der Lage es so sehr nicht zu wollen, daß ich es abtriebe.
Das sehe ich auch bei einem durch Vergewaltigung entstandenen Kind so.Diese Abwägung und Entscheidung ist aber eben die Einzelfallabhängigkeit, die ich oben ansprach.