'Wer bin ich - und wenn ja wie viele?' - Seiten 347 - Ende

  • "Kein Mensch kann so leben, dass er ständig in absoluter Harmonie mit sich selbst ist. Fortwährend in seinem augenblicklichen Tun aufzugehen, alles um sich herum, einschliesslich der Zeit, verschwimmen zu lassen, nirgendwo zu verweilen als im Hier und Jetzt sind schöne Gedanken der fernöstlichen Weisheitslehren... Psychologisch wären sie eine ÜBERFORDERUNG..." :wow
    Äh... :gruebel ich schliesse daraus, dass Precht kein sehr zufriedener Mensch sein kann... ich bin nicht ständig, aber doch weitgehend mit mir in Harmonie... ich gebe mich oft nur damit zu frieden gerade zu SEIN... die meisten augenblicke bin ich eins mit meinem tun, zeit hat für mich nur wenig bedeutung, denn ich merke selten, wie sie vergeht...


    ich finde es äusserst schwierig, mir komplexe gedanken zu machen, die nicht mit meinem aktuellen sein, dem gerade jetzt zu tun haben...
    erwartungen zu haben und auf ziele hin zu planen, und diese erwartungen und ziele einzuhalten, find ich extrem anstrengend, aka ÜBERFORDERND, vor allem, weil ich aus dem augenblick heraus lebe, und ziemlich flexibel in meinem lebensplan bin, und wo immer möglich der spur folge, die sich gerade ergibt... zu meinem lebensziel gehört es, in mir selbst zu ruhen, und in den momenten, in denen mir das nicht vergönnt ist, der strömung des augenblicks zu folgen und dabei links und rechts die zibeben zu pflücken


    wie sagte er: :oha"Denn wer wenig erwartet, dem passiert zumeist auch nicht viel..." *ridiculed* :rofl
    Unterschreib ich nicht, denn mein leben lehrte mich bislang: unverhofft kommt oft. Man kriegt dinge meisst dann, wenn man aufhört ihnen nachzurennen... sobald man aufhört, sich nach etwas zu verzehren, aufhört auf etwas zu warten, fällt es einem in den schoß... - bei mir ist das zumindest so.
    Da mich das so unverhofft erreichte dann meisst nicht mehr sonderlich interessiert, ist ironie des schicksals. Es ist im nachhinein nur mehr erheiternd und amüsant, zu betrachten, welche energien man verschwendet hat, wie schnell und leicht es zu haben war, und wie uninteressant das haben letztendlich ist.


    Das Streben nach Lustgewinn und die Strategie der Leidvermeidung schliessen sich laut pagina 357 aus, eine beobachtung, die ich so noch nie gemacht habe, und nie unterschreiben würde. Wenn man dem angenehmen folgt, vermeidet man meiner erfahrung nach zugleich auch leid...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • wieder einer der unlogischen schlüsse auf pagina 374:
    "...Der Mensch ist nicht einfach Natur. Ansonsten wäre er wohl auch kaum in der Lage, mit Hilfe der Technik die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören; ein klarer Widerspruch gegen die biologische These der Anpassung als allgemeinen Lebensprinzips...."
    ÄHHHH... :gruebel ich lese daraus die aussage, seine eigene lebensgrundlage zu zerstören wäre unnatürlich...


    Das kann doch wohl nicht im ernst von jemandem stammen, der die Matrix gesehen hat: gerade in Matrix hat der wunderbare Agent Smith erklärt, dass in seiner sicht menschen vergleichbar mit viren oder parasiten sind: sie vermehren sich und vergiften ihren wirtskörper so lange bis der vernichtet ist...


    nichts ist biologischer als das: vermehren und lebensboden erobern was das zeug hält (wir als menschen mithilfe der technik), und darauf folgender kollaps des systems, den andere arten - die nicht unbedingt von der reibungslosen funktion des systems abhängig sind (also anpassung an veränderte umstände - im virus-leichen-fall darmbakterien und fadenwürmer, die den verstorbenen wirt verzehren) - überleben, um auf dem humus des vorangegangenen ihre eigene kamikaze-kultur aufzubauen...


    so ähnliche, nicht aus der vorhergehenden argumentation und ihr konsequent bis zum schluss folgenden gedankensprünge sind mir in dem buch des öfteren störend aufgefallen...


    aber vielleicht ist meine geistes- und denk- struktur von seiner grundverschieden: was für mein geistiges gedankenkonzert eine logische schlussfolgerung ist, wird von seinem ausgeklammert...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • So...


    ..nu is also Ende :-(


    Ein recht versöhnliches Ende, wie ich finde.


    Das mit den Glücksökonomen fand ich nicht wirklich überaschend - hat das irgendjemand hier in der Runde ernsthaft anders gesehen - dass Streben nach Geld und materiellen Gütern wirklich glücklich machen könnte?


    Ich ziehe meine Kraft und Lebensfreude fast ausschließlich aus den zwischenmenschlichen Beziehungen :knuddel1 , sei es privat oder auf der Arbeit.


    Der Aussage von Tolstoi kann ich auch nur von Herzen zustimmen - Das Glück liegt darin das du immer willst, was du tust -, auch wenn die Verwirklichung mir dann doch manchmal Schwierigkeiten bereitet... :help


    Auch das der Sinn wohl immer nur persönlich im eigenen Leben gesucht und gefunden werden kann - bzw. erfahren!



    Also dann...


    ...ich werde weiterhin eure Beiträge mit Interesse verfolgen und vieleicht hier und da noch ein bischen mitdiskutieren. :write


    War schön mit euch und ich werd mich mal umgucken, ob ich nicht noch zu einem anderem Buch mal meine Ansichten preisgebe und mir Anregungen von den ganzen Büchereulen hier hole... :wave


  • :write Da kann ich Dir nur zustimmen!


    Auf Platon und das Höhlengleichnis habe ich das ganze Buch über gewartet - es war eins der wenigen Themen, die ich noch von meinem Philokurs in der Schule im Kopf hatte...


    Die Antwort "42" ist auch nicht ohne (ich muß unbedingt mal wieder "Per Anhalter durch die Galaxis" lesen :gruebel).


    Am besten hat mir der letzte Satz gefallen:"...füllen Sie Ihre Tage mit Leben und nicht Ihr Leben mit Tagen." :wave

  • Die kleine Geschichte über den Fischer sagt es wirklich deutlich. Er muss nicht nach noch mehr streben, nur um genau das zu bekommen, was er jetzt schon hat.


    In einigen Punkten hat mich das Buch sehr zum Nachdenken angeregt. Vor allem hat es mich in manchen Themen angeregt, zu denen ich persönlich keinen Bezug habe und dann eher drüber hinweg sehe. Von daher bin ich jetzt doch froh, dass ich nicht auf halber Strecke aufgegeben habe. Auf jeden Fall muss sich das Gelesene aber noch setzen, sodass ich momentan auf eine Bewertung verzichte.

  • Die Geschichte mit dem Fischer hatten wir auch in unserem Lesbuch: Ich fand sie immer sehr weise und hab sie mir immer zu herzen genommen: warum einer goldenen zukunft nachrennen, die man möglicherweise nie sieht, wenn man im hier und jetzt glücklich mit dem, was man bereits hat sein kann?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Die Geschichte mit dem Fischer hatten wir auch in unserem Lesbuch: Ich fand sie immer sehr weise und hab sie mir immer zu herzen genommen: warum einer goldenen zukunft nachrennen, die man möglicherweise nie sieht, wenn man im hier und jetzt glücklich mit dem, was man bereits hat sein kann?


    :write Genau - damit ist alles gesagt! :wave

  • Hallo zusammen,


    große Entschuldigung an alle Leserundenteilnehmer, dass ich mich so spontan und ankündigungslos ausklinken musste. Aufgrund einer aktuellen Entwicklung wurde es bei mir kurz vor Weihnachten im Job extrem stressig; zum Fertiglesen des Buches hat's noch gereicht, zum Mitdiskutieren allerdings nicht mehr. Schade, denn solange ich dabei war, hat mir der Austausch viel Spaß gemacht - es war auch sicher nicht die letzte Leserunde, an der ich teilgenommen habe.


    Dann noch die naive Frage, wie genau das mit der Abschlussrezension jetzt funktioniert: Schreiben wir die "in concerto" (Entwurf, Kommentare, Edit), oder schreibt einer die Hauptrezension und die anderen ergänzen per Kommentar, wie bei einer "normalen" Rezi?

    "Bevor du einen Mann kritisierst, solltest du eine Meile in seinen Schuhen gegangen sein. Wenn du ihn dann kritisierst, bist du nicht nur eine Meile entfernt, sondern hast auch seine Schuhe." (Terry Pratchett)