Andrzej Szczypiorski Die schöne Frau Seidenman

  • Kurzbeschreibung
    Dieser Roman handelt von der Rettung der Irma Seidenman, einer blauäugigen, schlanken und schönen Polin, und einer Vielfalt von Gestalten und Geschichten, die der Autor in einer groáartigen Komposition um sie herum gruppiert.
    Ein Roman wie ein unvergleichliches Gem„lde, voller Poesie und leisen Humors, scharf beobachtet und unsentimental.


    Der Autor
    http://de.wikipedia.org/wiki/Andrzej_Szczypiorski


    Diese Seite hat mir persönlich sehr beim Lesen geholfen, da es mit den Figuren doch ab und an ein wenig durcheinander ging: http://www.dieterwunderlich.de/Szczypiorski_Seidenman.htm


    Zu dem Buch gab es eine Leserunde:
    https://www.buechereule.de/wbb/board/716


    Meine Meinung:
    Die ersten Kapitel waren fantastisch, sehr plastisch und nah am Geschehen, schildert der Autor die Vorkommnisse im Polen unter deutsche Besatzung. Die Handlungsweisen der Menschen sind interessant und der von ihm gewählte Blickwinkel erlaubte zumindest für mich sehr tiefe und neue Einblicke in die damalige Zeit.
    Der Sprachstil ist flüssig, leicht verständlich und durchaus angenehm. Sehr klare Formulierungen und keinerlei Hang zu Ausschweifungen reduzieren hier den Blick angenehm auf das Wesentliche.
    Leider wurde dieser so positive Eindruck für mich durch die letzten 5 Kapitel zerstört, hier wird erklärt, sich in Erläuterungen verstrickt, die Langeweile machte sich breit und das Unverständnis ebenfalls.
    Am Ende bleibt man als Leser ein wenig ratlos zurück, welche Aussage des Buches, denn nun die gewollte ist.


    Dennoch ein interessantes und wichtiges Buch und durchaus lesbar und lesenswert!

  • Andrezej Szczypiorski gelingt es mit seinen Charakteren ein sehr komplexes Bild der polnischen Gesellschaft zur Zeit der deutschen Besatzung zu zeichnen. Selten sieht man ein kleines Buch mit so vielen Personen, deren Begegnungen miteinander sehr gut beschrieben werden. Diese Vielzahl an Persoenlichkeiten mag fuer manchen Leser verwirrend erscheinen, ermoeglicht es aber gerade deswegen auch gewisse Ambivalenzen in der polnischen Gesellschaft aufzuzeigen - da gibt es doch durchaus sehr unterschiedlichen Einstellungen gegenueber den Nazis. Auch Antisemitismus ist vorhanden, der Katholizismus wird ebenfalls in Frage gestellt. Und so kommt mir auch das Land Polen und seine Menschen ein wenig naeher.


    So gesehen ist dies in der Tat ein Buch, das man lesen sollte wie BJ schon sagt. Allerdings ist es m.M. nicht unbedingt ein grosses Lesevergnuegen. Ueber weite Strecken fand ich den Schreibstil eher langweilig, die Gedankengaenge des Autoren zu ausschweifend. Mir fiel es da eher schwer emotional engagiert zu bleiben. Ich blieb beim Lesen recht distanziert.


    Meiner polnischen Schwaegerin ging es da ganz anders. Sie fand das Buch emotional sehr aufwuehlend und konnte nachts drueber nicht schlafen. Inzwischen lebt meine Schwaegerin schon seit etlichen Jahren in D und sie ueberlegt nun das Buch nochmal zu lesen, um zu sehen ob ihre veraenderte Perspektive auch die Bewertung des Buches beeinflussen wird.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Durch die Leserunde kam ich dazu, das Buch endlich durchzulesen. Es stand schon einige Jahre bei mir im Regal und trotz mehrfacher Umrundungen habe ich es nie fertig gelesen. Wahrscheinlich wäre es ohne Leserunde immer noch so. Entweder das buch nimmt einen gefangen oder es lässt dich kalt.
    Es werden soviele personen vorgestellt, ihr Schicksal zieht in Sekundenblende an einem orüber und schon kommt die nächste Einstellung, das nächste Schicksal. Dass alle miteinadner verwoben sind, stellt sich erst im Laufe der Zeti heraus. Es fordert viel Konzentration vom Leser, alle handlungen bis zum nächsten Auftritt der person im Gedächtnis zu halten.
    Ich werde es nicht noch einmal lesen, trotzdem hatte es seinen Reiz.