Aberglaube, Angst vor Übernatürlichen im alten Ägypten

  • Bei http://www.chamasin.de/Religion/zauberei.htm kann man lesen, wie sich der Aberglaube im alten Ägypten auswirkte. Aberglaube und Angst vor Übernatürlichen kommt auch in unserem Buch vor.


    Aber warum werden Menschen abergläubisch?


    Nun ich denke, besonders Menschen, die ständig Krisensituationen erleben, Zukunftsangst haben, von Katastrophen erschüttert werden, sind besonders "gefährdet", abergläubisch zu werden. Diese Punkte treffen besonders auf das Alte Ägypten zu. Ägypten wurde oft mit Kriegen und Konflikten konfrontiert, sei es gegen die Assyrer, Nubier oder sonstigen Parteien. Der Wohlstand war in Ägypten nicht überall der Fall, Dürre und Hungernöte taten ihr übriges. Die Menschen brauchten einfach eine Sache zum Festhalten. Dafür dienten die Götter, ihr Pharao, und bei vielen auch der Aberglaube. Es gab im alten Ägypten sogar Sekten, Kulte und Vereinigungen, die offiziell verboten waren.


    Wie denkt ihr über den Aberglaube. Früher - heute - besonders im Alten Ägypten?


    mfg

  • Ich muss gestehen, dass ich mir über Aberglaube bisher nicht wirklich Gedanken gemacht habe. Was genau ist denn Aberglaube? Der Glaube an Geister? Oder der Glaube daran, dass etwas schreckliches passiert, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft?


    Werde mir gerade mal den Link näher ansehen. Vielleicht ist da ja schon die Antwort auf ein paar meiner Fragen zu finden...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Der Begriff "Aberglaube" kam im 15. Jahrhundert auf. Mit ihm bezeichnet das Christentum abschätzig die außerhalb seiner Lehre herrschenden Glaubensvorstellungen, soweit diese von Resten ungültig gewordener Religionen und in der magischen Weltsicht wurzelnden Überzeugungen bestimmt sind. Zum Aberglauben werden gewöhnlich folgende Überzeugungen gerechnet: 1. der Glaube an Dämonen (wiederkehrende Tote, außerirdische Wesen) 2. der Glaube an übernatürliche Kräfte von Menschen und Dingen (z. B. Hexen, Talismane) 3. der Glaube an die Erforschbarkeit der Zukunft (z. B. durch Kartenschlagen).


    Ich denke, dass die "alten" Ägypter, wie die meisten Menschen bis zur allgemeinen Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, versuchten, ihnen unerklärliche Geschehnisse durch das Wirken von Geistern, Dämonen, Göttern zu erklären versuchten.


    Zitat

    ... das Bedürfnis nach Absicherung in einer Welt voller Unwägbarkeiten und Bedrohungen, hinter der man mehr an Geheimnissen vermutet, als die Wissenschaft erforschen konnte und kann. Absicherung bedeutet irdisches Glück und Erfüllung menschlichen Lebens im Diesseits. Sie bedeutet zugleich, Licht in das Dunkel der Zukunft zu bringen.


    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Aberglaube aus dem Bedürfnis nach Sicherheit in dieser unsicheren Welt (im Altertum genauso wie heute) entsteht. Diese Sicherheit, die wohl jeder Mensch sucht, beinhaltet "Glück und Erfüllung menschlichen Lebens im Diesseits" ebenso wie den Wunsch nach Wissen um die Zukunft (sowohl im Diesseits als auch im Jenseits). Aus dem Versuch, die Unwägbarkeiten des diesseitigen Lebens zu erklären, entsteht der Glaube an Dämonen und Übernatürliches ebenso wie der Glaube an die Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen.


    Aberglaube gab und gibt es zu allen Zeiten. Was als Aberglaube bezeichnet wird, hängt jedoch von der jeweiligen Zeit und Einstellung des Betrachters ab. Die "alten Ägypter" haben ihre Vorstellungen von Göttern und Dämonen nicht für Aberglauben gehalten, sondern sie waren Bestandteile ihrer Religion, Versuche, die Welt um sie herum zu erklären. Zum Aberglauben wird dieser erst aus unserer heutigen Sicht. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass z. B. viele katholische Bräuche von der Reformation als Aberglaube bezeichnet und religiöse Bräuche im Allgemeinen von der Aufklärung für abergläubisch gehalten wurden.

    ToniO



    Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.
    Rabbi Me'ir


    Coincidence is God's way of remaining anonymous.
    Albert Einstein

  • Also erst einmal Dank an Tonio für seine wunderbare Erklärung dazu, was Aberglaube ist. In ganz so schöne Worte werde ich meine Gedanken wohl nicht zu fassen vermögen, aber ich hoffe, dass Ihr großzügig darüber hinweg sehen werdet... ;)


    Also ich denke auch, dass Aberglaube früher eine weitaus größere Rolle gespielt hat als heute. Was mit Sicherheit auch daran lag - wie Tonio schon erwähnte - dass die Leute sich Erklärungen für die naturwissenschaftliche Ereignisse suchten. Ich persönlich muss sagen, dass ich es schön und faszinierend finde. Zum Beispiel die Geschichte im alten Ägypten, wie die Leute den Sonnenauf- und -untergang erklärt haben:

    Zitat

    Jeden Tag fährt eine Barke aus purem Gold 12 Stunden lang über den Himmel. In ihr sitzt Re, der Sonnengott, der "Herr der Flammen". Mit ihm eine gesammelte Mannschaft aus weiteren Göttern. In der Nacht durchquert er 12 Stunden lang das Totenreich.

    Irgendwie vermisse ich so etwas in unserer heutigen, nüchternen Welt... Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum ich mich so sehr in Bücher vertiefe. Um der Nüchternheit ein wenig zu entfliehen und diverse Abenteuer zu erleben....


    Aberglaube heute, war ja auch eine Deiner Fragen. Ich denke, dass die Leute heute vielleicht auch ein wenig die Spiritualität/Mystik (?) der damaligen Zeit suchen. Damals war der Glaube an Geister, Dämonen, Hexen und Zauberer weit verbreiteter als heute. Vielleicht suchen diese Leute auch das Abenteuer und die Abwechslung? Gerade viele Jugendliche fangen ja heute schon früh mit Gläserrücke, etc. an (Ich habe dies auch schon hinter mir ;) ). Dieses gehört doch - sowie ich es verstanden habe - auch zum Thema Aberglaube...


    So, dass einfach nur mal so in Kurzfassung zu meinen Gedanken über dieses Thema... Es ist sehr schwierig für mich, dass alles so in Worte zu fassen und es ist auch nur ein kleiner Teil meiner Gedanken hierzu...

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    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Mir ist klar, dass Aberglaube heutzutage noch sehr weit verbreitet ist.
    Aber ist es wirklich immer Aberglaube??, wenn ausgerechnet jetzt das und das passiert, wenn man dieses und jenes macht. (siehe schwarze Katze, die über eine Straße läuft)


    Können es nicht dir normalen Dinge sein, die einem im Leben so jeden Tag passieren, wenn man nicht genau aufpasst.


    Und was die alten Ägypter betrifft (es trifft nicht nur auf dieses Volk zu), konnten sie sich bestimmte Erscheinungen garantiert noch nicht erklären.
    Ich könnte mir sehr gut vorstellen, wie sie reagiert haben, wenn es eine Sonnenfinsternis gab. Sie wussten nichts damit anzufangen, weil sie es sich nicht erklären konnten.


    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Micha :


    Ich glaube, Du hast die Fragestellung nicht richtig verstanden. Frage war:

    Zitat

    Original von Historikus:
    Warum werden Menschen abergläubisch?

    Warum glaubst Du denn, dass Menschen abergläubisch werden? ToniO hat ja bereits schon sehr schön erklärt, was Aberglaube eigentlich ist:

    Zitat

    Original von ToniO:
    Der Begriff "Aberglaube" kam im 15. Jahrhundert auf. Mit ihm bezeichnet das Christentum abschätzig die außerhalb seiner Lehre herrschenden Glaubensvorstellungen, soweit diese von Resten ungültig gewordener Religionen und in der magischen Weltsicht wurzelnden Überzeugungen bestimmt sind. Zum Aberglauben werden gewöhnlich folgende Überzeugungen gerechnet:


    1. der Glaube an Dämonen (wiederkehrende Tote, außerirdische Wesen)
    2. der Glaube an übernatürliche Kräfte von Menschen und Dingen (z. B. Hexen, Talismane)
    3. der Glaube an die Erforschbarkeit der Zukunft (z. B. durch Kartenschlagen).

    Warum glaubst Du denn gibt es Leute, die an Dämonen, Hexen und Übernatürliches glauben?


    Ich weiß zwar nicht, ob ich Dich jetzt richtig verstanden habe, Du drückst Dich teilweise leider etwas unklar aus, aber ich glaube schon, dass es Aberglaube ist, wenn man z.B. glaubt dass etwas schlimmes passiert wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft. Aber nicht jeder Mensch ist ja abergläubisch. Für die, die es nicht sind, ist es natürlich auch nur etwas ganz normales, was halt immer passieren kann... ;)

    Zitat

    Original von Micha:
    Ich könnte mir sehr gut vorstellen, wie sie reagiert haben, wenn es eine Sonnenfinsternis gab. Sie wussten nichts damit anzufangen, weil sie es sich nicht erklären konnten.

    Ja, dass denke ich auch... Ist heute kaum noch vorstellbar, findest Du nicht auch? Irgendwie seltsam... Solche Naturphänomene gibt es heute kaum noch und wenn, dann wissen wir bereits, dass es dazu eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Irgendwie macht das den ganzen Zauber der Natur kaputt finde ich... ;)

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    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Micha

    Zitat

    Aber ist es wirklich immer Aberglaube??, wenn ausgerechnet jetzt das und das passiert, wenn man dieses und jenes macht. (siehe schwarze Katze, die über eine Straße läuft)


    Dass dir beispielsweise eine schwarze Katze über den Weg läuft, ist kein Aberglaube. Wenn du jedoch abergläubisch bist, schließt du aus der simplen Tatsache, dass die Katze zeitgleich mit dir auf der Straße unterwegs ist, dass dir ein Unglück zustoßen wird. Dabei verdrängst du, dass die Katze aufgrund ihrer genetischen Anlagen schwarzes Fell hat - und nicht etwa, weil sie den Tod und die Unterwelt symbolisiert oder (in der Vorstellung der "alten" Germanen) Begleiterin der germanischen Göttin Freya war oder wie die Europäer im Mittelalter glaubten, der Hausgeist einer Hexe ist. Und vor allem, dass, sollte dir tatsächlich zeitnah ein Unglück zustoßen, dies völlig unabhängig von der die Straße überquerenden Katze geschieht.


    (Dann geschähe mir permanent Unglück, denn ich lebe mit einer schwarzen Katze... Aber zum Glück habe ich schwarze Haare; die schützen ja bekanntlich vor derlei Übel... :lache )

    ToniO



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  • Ja Morgana


    Warum werden Menschen abergläubisch:


    Ich würde sagen, weil sie sich bestimmte Sachen, die ihnen widerfahren sind, nicht erklären können.


    Ich könnte mir vorstellen, dass zum Beispiel im alten Ägypten jemand der irgendeine Sache oder Handlung immer nach dem gleichen Prinzip gemacht und plötzlich von dieser Handlung abweicht (worauf darauf hin irgendetwas nicht Voraussehbares passiert), Abergläubisch geworden sein könnte. Er denkt ganz einfach, wenn er das nicht immer so, wie bisher macht, passiert ein Unglück.
    Und da die alten Ägypter, wie Tonio ja schon geschrieben hatte, den Begriff Aberglaube noch gar nicht kannten, brachten sie das Geschehne mit Göttern in Verbindung.


    In der heutigen Zeit ist doch eigentlich das mitführen von einen Talisman ein Zeichen von Aberglaube. Oder?
    Dieser Talisman soll einen doch dabei helfen bestimmte Aufgaben (Prüfungen) besser durchzustehen. Das dürfte dann die moderne Form des Aberglaubens sein.


    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Endlich! Das ist eine Leserunde! :-) Wenn sich solche Diskussionen öfters im Laufe des Buches entwickeln, haben wir gewonnen. ;)


    @Tonio:


    Zitat

    Ich denke, dass die "alten" Ägypter, wie die meisten Menschen bis zur allgemeinen Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, versuchten, ihnen unerklärliche Geschehnisse durch das Wirken von Geistern, Dämonen, Göttern zu erklären versuchten.


    Durchaus eine logische Erklärung. Nur: Die Ägypter kannten sich nicht schlecht in der Naturwissenschaft aus. :-) Es gab sogar einige Forscher, die sich mit Naturwissenschaft beschäftigten. Ich denke, dass die Ursachen des Aberglaubens im Alten Ägyten eine Mischung aus den von mir und dir genannten Gründen darstellen.


    Zitat

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Aberglaube aus dem Bedürfnis nach Sicherheit in dieser unsicheren Welt (im Altertum genauso wie heute) entsteht. Diese Sicherheit, die wohl jeder Mensch sucht, beinhaltet "Glück und Erfüllung menschlichen Lebens im Diesseits" ebenso wie den Wunsch nach Wissen um die Zukunft (sowohl im Diesseits als auch im Jenseits). Aus dem Versuch, die Unwägbarkeiten des diesseitigen Lebens zu erklären, entsteht der Glaube an Dämonen und Übernatürliches ebenso wie der Glaube an die Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen.


    Stimmt. Das Alte Ägypten war immer ständigen Gefahren ausgesetzt. Durch die Schätze und Rohstoffe Ägyptens war es ein beliebtes Land für Invasoren. Auch war das alte Ägypten ein Land, dass von zahlreichen Naturkatastrophen gezeichnet war. Es war eine unsichere Zeit, und deshalb konnte der Aberglaube auch Hoffung bilden.


    Zitat

    Die "alten Ägypter" haben ihre Vorstellungen von Göttern und Dämonen nicht für Aberglauben gehalten, sondern sie waren Bestandteile ihrer Religion,


    Interessanter Punkt. Wer sich für die Religion des alten Ägyptens interessiert: http://www.egypt-tehuti.org/deutsch/artikel/religion.html


    Morgana :


    Zitat

    Aberglaube heute, war ja auch eine Deiner Fragen. Ich denke, dass die Leute heute vielleicht auch ein wenig die Spiritualität/Mystik (?) der damaligen Zeit suchen.


    Toller Aspekt, den es auszubauen gilt. Deshalb meine Diskussionsfrage: Warum sehnen sich viele Menschen zurück zur damaligen Mystik?


    Zitat

    Ja, dass denke ich auch... Ist heute kaum noch vorstellbar, findest Du nicht auch? Irgendwie seltsam... Solche Naturphänomene gibt es heute kaum noch und wenn, dann wissen wir bereits, dass es dazu eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Irgendwie macht das den ganzen Zauber der Natur kaputt finde ich...


    Nun, ich kann mir gut vorstellen, dass es damals wenn es solche Phänomene auftraten, eine Art Massenpanik gab, mit der Message: "Der Sonnengott ist böse auf uns ..."


    Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns auf die Natur zurückbesinnen. Dennoch ist es schön zu wissen, was jenes Ereignis bedeutet, oder wie etwas entstehen kann.


    Micha :


    Zitat

    In der heutigen Zeit ist doch eigentlich das mitführen von einen Talisman ein Zeichen von Aberglaube. Oder?


    Im Alten Ägypten hatte fast jede Ägypter einen Talismann. Das war eigentlich die Standardausrüstung. :-)


    Mfg

  • @ Tonio


    Aber woher kommt dann der Spruch mit den schwarzen Katzen die eine Straße überqueren.


    Abergläubisch bin ich nicht, aber mir fallen dann immer diese Sprüche (oder wie mann das sonst noch bezeichnen mag) ein, wenn zum Beispiel vor mir eine schwarze Katze die Straße in eine bestimmte Richtung überquert.


    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • @ Morgana


    Danke, habe ich wohl übersehen.


    Habe dabei auch noch Tonio's Symbol entdeckt.


    Dort steht ja wirklich alles über Katzen, höchst interessant.


    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Zitat

    Original von Historikus
    Durchaus eine logische Erklärung. Nur: Die Ägypter kannten sich nicht schlecht in der Naturwissenschaft aus. :-) Es gab sogar einige Forscher, die sich mit Naturwissenschaft beschäftigten. Ich denke, dass die Ursachen des Aberglaubens im Alten Ägyten eine Mischung aus den von mir und dir genannten Gründen darstellen.

    Sie mögen sich ja nicht schlecht ausgekannt haben, aber ich bezweifele doch, dass sie damals das mit Sonne, Erde und Mond z.B. schon wussten... Ich glaube nicht, dass sonst diese Legende/Mythos (?) über den Sonnengott und seine Barke entstanden wäre. Und so glaube ich auch, dass das mir vielen Sachen so war.

    Zitat

    Original von Historikus:
    Toller Aspekt, den es auszubauen gilt. Deshalb meine Diskussionsfrage: Warum sehnen sich viele Menschen zurück zur damaligen Mystik?

    Ich denke, dass das zum Teil auf der Nüchternheit (?) heute beruht. Alles (oder vieles) ist erklärbar und Geheimnisse gibt es kaum noch... Die Faszination der Natur hat nachgelassen und ist selbstverständlich geworden. Ich glaube, dass das viele Menschen nicht befriedigt und dass sie sich einen anderen Ausgleich schaffen. Auch die Angst vor dem Jenseits ist da meiner Meinung nach ein Punkt. Man sucht Erklärungen und findet sie nicht. Man WILL an etwas glauben...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • So jetzt habe ich die Seite ganz durchgelesen, es steht ja definitiv darin, dass die alten Ägypter sich der Katze gegenüber sehr wohlwollend verhalten haben, weil sie der Meinung waren, sie währe eine Gottheit. (Die Katze sei eine Reinkarnation der Göttin Bastat)


    Sie wurde so verehrt (ihre Geschicklichkeit, das fangen von Ratten), dass es bei Strafe verboten war, sie zu töten. Sie durfte nicht verkauft, noch gekauft werden.


    Dieses steht alles auf dieser Seite, es steht auch noch dass es erwiesener Maßen nicht an der Katze liegt, dass sie schwarz ist.


    Aber wo her der Ausspruch nun kommt, mit der schwarzen Katze, die über die Straße geht, dass habe ich nicht gefunden.


    Tonio hilf und erkläre es mir?


    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Das Thema Aberglaube, wie ja eure Beiträge allesamt schon bezeugen, entzieht sich einer monokausalen Erklärung. Über Jahrtausende gewachsen haben wir es hier mit einem äußerst komplexen Thema zu tun.


    Aber, nicht untätig, will auch ich ein paar Überlegungen anstellen:


    Im Jahre 1789 stellte der Aufklärer Johann Adolph Liebner eine Liste des „Aberglaubens im
    gemeinen Leben” zusammen, die Stichworte wie „Freitag als Unglückstag”, „Abracadabra”,
    „Mondphasen”, „Kaffeetasse dient zur Weissagung” oder „Zahl 13" enthielt. Liebner hielt
    diese Vorstellungen für einen falschen, irrigen oder lächerlichen Glauben, den es mit den
    Mitteln von Skepsis, Vernunft und Kritik zu überwinden galt.
    Zwischen Aufklärung und Aberglaube herrscht bis heute ein Antagonismus, doch das Verhältnis
    der beiden konträren Haltungen ist komplexer und paradoxer als vielfach angenommen.
    Was seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Aberglauben bezeichnet wurde, war einmal Gegenstand ernsthafter Auseinandersetzung wissenschaftlich geschulter Eliten.
    Vieles, was als Aberglauben verworfen wurde, war einmal Bestandteil der Magie, also eines durchaus komplexen, intellektuell anspruchsvollen Systems zur Welterklärung.
    Aus dem Zusammenhang gelöst, fragmentiert
    und trivialisiert wurden die Inhalte der Magie zum Aberglauben.
    Unternimmt man eine Begriffsbestimmung ohne dezidierte Gegenposition, dann erweist sich Aberglauben als ein aus Versatz- und Bruchstücken komponiertes Gebilde.


    Bausteine zum Aberglauben lieferten und liefern bis heute auch die der Aufklärung verpflichteten Wissenschaften. Ein Forschungsprojekt
    zur kritischen Reflexion der Aufklärung hat gezeigt, dass zudem Auswirkungen und Effekte der Aufklärung die Ausbreitung der zum Aberglauben gewordenen Magie beförderten.
    Die Überwindung des Hexenglaubens, der Wegfall von Zensur, die Verbesserung bei Buchproduktion und -vertrieb, die enorme Steigerung der Lesefähigkeit und die Entstehung einer auf die Verbreitung von Okkultem spezialisierten Industrie trugen dazu bei, dass immer
    mehr Menschen an magisches „Wissen” gelangten. Parallel kamen seit dem 18. Jahrhundert neue okkulte, esoterische und geheimwissenschaftliche Lehren auf.


    Wissenschaft und Forschung lieferten neue
    Stichworte und Wissensfragmente, die, aus dem Zusammenhang gelöst, ebenfalls dazu beitrugen,
    den alten Aberglauben um einen neuen zu vermehren. Die aufs Okkulte und Esoterische spezialisierte Industrie konnte expandieren und innovative Produkte feilbieten, während die alten im Angebot blieben.


    Bis heute hat die Aufklärung die Auseinandersetzung mit dem Aberglauben nicht für sich entscheiden
    können. Vielmehr zeigt sich, dass heutige Aufklärer eine weitaus umfangreichere Liste des „Aberglaubens im gemeinen Leben” zusammenstellen könnten, als es, wie oben erwähnt, Johann Adolph Liebner im Jahre 1789 tat.


    Der Aberglaube hat in einer rational geordneten
    Welt dadurch überlebt, weil sowohl die Magie als auch die Wissenschaft zu ungewöhnlichen Ergebnissen kommen, die unerklärlich / unverständlich scheinen.


    Um zu nachvollziehen zu können, weshalb gerade heutzutage das Thema Aberglaube so von allgemeinem Interesse ist, habe ich die Epoche der "Aufklärung" wegen ihrer immensen Bedeutung angeführt. Ergänzend daher nachstehender historischer Rückblick:


    Vier Modernisierungsprozesse prägen den Verlauf der Moderne: Verweltlichung, Verwissenschaftlichung, Industrialisierung und Demokratisierung. Die Verweltlichung entzaubert die Natur und untergräbt die Mythen und Religionen. (wie von euch schon mehrfach ebenfalls angeführt).
    Sie hat in Verbindung mit der Verwissenschaftlichung zu einem physikalischen Weltbild von faszinierender Komplexität und Reichweite geführt.
    Die auf einfache Weltdeutungen angewiesene Masse aber in eine Sinnkrise gestürzt. Scharlatane, Sekten und Aberglaube haben Konjunktur.


    Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Diskrepanz zwischen den bürgerlichen Ansprüchen der Vernunft und den proletarischen Elendsverhältnissen der Massen immer offensichtlicher. So wie heute angesichts der ökologischen Katastrophe/globalen soziale Missstände, stellten sich damals konfrontiert mit dem sozialen Elend viele Zeitgenossen die Frage, ob nicht der Aufbruch in die Moderne insgesamt gescheitert sei?


    Rechte Kritiker diagnostizierten damals wie heute einen allgemeinen Kultur- und Sittenverfall, dem durch Rückbesinnung auf religiöse- und kulturelle Werte begegnet werden müsse.
    Im Zuge der Globalisierung hat der Konflikt gegenwärtig Weltniveau erreicht. Zwischen beiden Lagern schreitet mit einem nie dagewesenen Ungestüm der technische Fortschritt voran.
    Ihm gegenüber erlahmt zunehmend das demokratische Gestaltungsvermögen. D.h., Wissenschaft und Technik rationalisieren mehr und mehr alle Lebensbereiche.


    In dieser Allmacht der wissenschaftlich-technischen Rationalität üben Sinnsuche und alles Unerklärliche eine neue/alte Faszination aus.



    Via

  • @Via


    Bene, Via, molto bene. :anbet Nicht kurz und knapp, sondern umfangreich, wie wir es von dir kennen. Aber du zeigst auf, warum der Aberglaube bis in unsere moderne Zeit Bestand hat. Aus deinen Ausführungen läßt sich ableiten, dass für die Zukunft eher eine Zunahme der abergläubischen Denkweisen zu erwarten ist, denn eine Wandlung in Richtung Vernunft. Dabei werden dann nicht nur die berühmte schwarze Katze und ihre Gesellen weiterhin bestehen, sondern es werden weitere okkulte und esoterische Gruppen auftreten. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, reicht Alphabetisierung alleine nicht aus, dieses Problem zu lösen. Eine umfassende Bildung ist erforderlich, um die Erkenntnisse der Wissenschaft und Technik jedermann verständlich zu machen.

    ToniO



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    Albert Einstein

  • Hi Micha,


    ich habe leider nicht herausgefunden, warum es ausgerechnet Unglück bringen soll, wenn eine schwarze Katze deinen Weg von rechts kreuzt, aber vielleicht versuchst du's mal damit, drei Steine über die Katzenspur zu werfen. Das soll dem drohenden Unglück entgegenwirken. :lache


    Übrigens, Unglück bringt das nur Deutschen – Engländer betrachten es als glücksbringend…


    Solltest du weitere Fragen zu diesem Thema haben, schau doch mal hier nach. Vielleicht findest du dort weitere Infos.

    ToniO



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  • Wow... Den Passus hier von Via, fand ich ja besonders interessant:


    Zitat

    Die Überwindung des Hexenglaubens, der Wegfall von Zensur, die Verbesserung bei Buchproduktion und -vertrieb, die enorme Steigerung der Lesefähigkeit und die Entstehung einer auf die Verbreitung von Okkultem spezialisierten Industrie trugen dazu bei, dass immer mehr Menschen an magisches „Wissen” gelangten. Parallel kamen seit dem 18. Jahrhundert neue okkulte, esoterische und geheimwissenschaftliche Lehren auf.

    So hatte ich das bisher ja noch gar nicht gesehen. Aber ist natürlich logisch: Früher wurde dieses Wissen nicht allzusehr verbreitet und Bücher gab es noch nicht in dem Ausmaß wie heute. Klar, dass sich dann noch viel mehr für diese Themen zu interessieren begannen, als sie endlich den Zugang dazu hatten... Wirklich faszinierend dieser Gedanke... Und eigentlich so einfach und logisch... :]

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    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Morgana
    Tja, die Fähigkeit, lesen zu können, hat leider nicht zwangsläufig zur Folge, dass man auch Wissen erwirbt. Oft genug führt so ein gepflegtes Halbwissen eben auch dazu, dass man sich Dingen zuwendet, die einem "von alters her" vertraut erscheinen, wie z. B. die geheimnisvolle Welt des Magischen und Mystischen, ohne in die Tiefe zu gehen und die Hintergründe zu beleuchten...

    ToniO



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