Okidoki...hab den Thread-Titel abgeändert.
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Zitat
Okidoki...hab den Thread-Titel abgeändert.
Mmh. Es mag sein, dass Gewalt "zunimmt", aber gilt das tatsächlich und belegbar für die Form von Gewalt, um die es indirekt in der Ausgangsnachricht ging? Außerdem richtete sich Dein erstes Posting gegen die Gegner der von-der-Leyen-Initiative, sprach also für die amtsseitige Sperrung von Websites mit kinderpornografischen Inhalten. Durch die Umbennung hast Du jetzt etwas völlig Anderes und sehr viel Allgemeineres daraus gemacht.
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Zitat
Original von Tom
Es mag sein, dass Gewalt "zunimmt"
Ich würde mich hier auch gerne mal einklinken und ganz provokant fragen: Ist das wirklich so? Oder haben wir nur eine andere Wahrnehmung?
Ich hörte mal (ist schon eine Zeitlang her) im Radio von einer Statistik die besagte, dass zwar das Gefühl zunimmt, in einem gewalttätigeren Umfeld zu leben, statistisch aber das Gegenteil zu sehen ist. Als Ursache wurden genannt, dass in den Medien viel mehr Meldungen gebracht werden und auch über Gewaltverbrechen nicht einmal, sondern viele Male berichtet wird (erst war die Tat, dann wird sie aufgeklärt, irgendwann ist ein Prozess ....) und als Leser zählt man diese Berichte nicht als eine Tat sondern nimmt sie als ...Taten wahr. Deshalb "überschätzt" man die Anzahl der tatsächlich erfolgten Gewalttaten (obwohl jede einzlne natürlich ein zu viel ist).
Leider kann ich diese Aussagen überhaupt nicht mehr belegen, wenn also jemand darüber was weiss (vielleicht Babyjane?), bitte mal was dazu schreiben.
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Hallo, Lese-rina.
Genau auf diesen Einwand wollte ich hinaus, vielleicht ist die Ironie meiner Formulierung zu stark verschlüsselt gewesen.
Die Statistiken der Kriminalbehörden sind online einsehbar. Nach meiner Kenntnis sind die Veränderungen insgesamt gering, wobei es auch hier Trends zu geben scheint. Es mag sein, dass sich die Qualität der Straftaten geändert hat. Die Bereitschaft zu härterer Gewalt mag in einigen Bereichen zugenommen haben, aber auch nicht signifikant oder in bedrohlicher Weise. Das hängt auch ein bisschen vom Standpunkt ab.
Bezogen auf die eigentliche Threadthematik hat sich tatsächlich - auch nach meiner Beobachtung - vor allem die Wahrnehmung geändert. Das ist nicht nur schlecht, da das Thema fraglos viel zu lange totgeschwiegen wurde. Dass es mithin etwas aufgebauscht wird, mag man umgekehrt für nicht nur gut halten. Auf jeden Fall entsteht offenbar ein falscher Eindruck. Was zu unverhältnismäßigen Reaktionen führt. Oder zu unverhältnismäßigem Beifall für unverhältnismäßige Reaktionen.
Kinderpornografie ist durch das Internet zu einem Jedermann-Thema geworden, weil das Internet die Macher und Nutzer zu einem Bestandteil einer öffentlichen Kommunikationsplattform gemacht hat (oder sie sich zu diesem). Dadurch lässt sich der Eindruck unterfüttern, jedermann wäre auch nur ein paar Mausklicks von Kinderpornografie entfernt, was vielleicht sogar stimmt oder mal gestimmt hat. Was vorher in schmuddeligen Kneipen, über das Telefon, die Briefpost und einschlägige Umschlagplätze organisiert wurde, findet mithin (scheinbar) im gesamtgesellschaftlich zugänglichen Raum statt. Das gilt übrigens für sehr viele andere Verbrechen auch. Die organisierte Kriminalität ist, was die Techniknutzung anbetrifft, schon immer den Ermittlern ein paar Schritte voraus gewesen. Man muss - zumindest theoretisch - nicht mehr über Bekannte von Bekannten erfragen, was man wo bekommt. Man kann einfach am Rechner sitzenbleiben. Wie gesagt: Theoretisch. In der Praxis stellt sich das vermutlich anders dar. Und ganz blöd sind die Ermittler ja auch nicht.
Dass das Internet dieserart "missbraucht" wird, von Terroristen wie von Kinderpornografen, ist kein schöner Umstand. Vorher wurde das Telefonnetz missbraucht, oder die Briefpost (beides geschieht vermutlich immer noch - ohne dass es Einwirkungsmöglichkeiten gäbe). Davon hat man wenig(er) mitbekommen, weil es bei dieser Art von Kommunikation immer nur genau einen Absender und genau einen Empfänger gab (das gilt für die überwiegende Nutzung des Internets genaugenommen immer noch!). Es ist aber keine Familienministerin auf die Idee gekommen, alle Telefonate abzuhören und alle Briefe zu öffnen. Oder Telefonate an jemanden oder Briefe an jemanden abzufangen - und Form-Antwortschreiben zu schicken, rote A4-Ausdrucke mit einem Stopschild darauf (alternativ: Vor die Telefonverbindung eine Bandansage zu schalten, die vor dem Telefonat warnt). Die Ministerin hätte für diese Maßnahme sicherlich keine Mehrheit gefunden; vermutlich hätte sie die Idee eine Mikrosekunde nach ihrer Geburt wieder zu Grabe getragen. Das Internet ist in dieser Hinsicht sehr viel verlockender, weil die nötigen technischen und personellen Mittel wesentlich geringeren Aufwand erfordern. Trotzdem geschieht genau dasselbe - oder soll geschehen. Und das eben nicht auf Antrag und nach einem Gerichtsentscheid, sondern relativ willkürlich.
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So, nun hab ich den Thread-Titel noch allgemeiner gehalten, weil mir das noch angemessener erschien.
Ich muß zugeben, dass ich Dyke erst jetzt verstehe, als er vor Jahren schrieb, er schreibe manchmal etwas zu einem Thema in Foren, überarbeite dies oft 3x und mehr, warte dann 3 Tage...und sende es dann häufig trotzdem nicht ab.
Ich muß Tom recht geben: ein Mensch, dem Gewalt widerfährt - egal, in welcher Ausformung - verändert sich. Das sehe ich leider fast jeden Tag auf meiner Arbeit.
Nur ein Beispiel und ein recht kleines, für den Rest der Welt kaum wahrnehmbares, unbedeutendes...weil es einfach so gut wie jeden Tag passiert:Einer älteren Dame, die einfach nur zu einem Kaffeeklatsch mit Freundinnen unterwegs war, hatte man alles aus der Handtasche gestohlen. Sie wurde von einem jungen Mädchen angesprochen und gebeten, der den Weg zu zeigen und auf der anderen Seite standen die Kumpels des Mädchens und schlitzten mit einer Rasierklinge die Handtasche der älteren Dame auf.
Die ältere Dame stand vor mir und war völlig verstört und hat sich während unseres 5 Minuten Gesprächs immer wieder umgeschaut.
Was ich damit sagen will, ist genau das, was Tom gesagt hat:
Wir begegnen der Gewalt eigentlich überall und es gab sie auch schon immer. Sie rückt nur stärker und dichter in unsere Wahrnehmung durch z.B. das Internet und verdeutlicht uns lediglich unsere eigene Ohnmacht.
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Zitat
Original von Ikarus
So, nun hab ich den Thread-Titel noch allgemeiner gehalten, weil mir das noch angemessener erschien.Ich muß zugeben, dass ich Dyke erst jetzt verstehe, als er vor Jahren schrieb, er schreibe manchmal etwas zu einem Thema in Foren, überarbeite dies oft 3x und mehr, warte dann 3 Tage...und sende es dann häufig trotzdem nicht ab.
danke!
zum thema: ich finde mich am meisten in den äußerungen von tom wieder,
hätte aber gern je ein beispiel für
"Die Verhaltensmuster sind komplex, vielschichtig und sehr unterschiedlich."
(weil ich die begriffe in diesem zusammenhang nicht richtig zuordnen kann)