Terry Pratchett: Weiberregiment

  • Das kleine, schlammige Land Borograwien, regiert von einer Herzogin, die seit dreißig Jahren niemand mehr gesehen hat, leidet unter dem despotischen Gott Nuggan, der offensichtlich durchgeknallt ist und ständig neue "Abscheulichkeiten" formuliert; Regeln, deren Beachtung zunehmend schwerfällt, so gilt etwa alles Blaue als abscheulich, Marmelade auf Brot und vieles mehr. Schlimmer aber wiegt ein politisches Problem - Borograwien führt pausenlos Krieg, insbesondere gegen das Nachbarland Slobenien. Die Grenze zwischen den Nationen wird durch einen Flußlauf markiert, der seine Position mit jedem Regenguß verändert. Die Kämpfe dauern seit Jahrzehnten an, aber inzwischen haben sich andere Nationen mit dem Nachbarland verbrüdert, und selbst das ferne Ankh-Morpork hat sich eingemischt, weil die neumodischen Nachrichtentürme eine "Abscheulichkeit nach Nuggan" darstellen und alle naselang von den Borograwen abgerissen werden.


    Inzwischen gehen dem Land die Soldaten aus. Feldwebel Jackrum sammelt eine letzte Gruppe junger Rekruten ein, darunter Polly, die sich Oliver nennt, und in den Krieg ziehen will, um ihren verschollenen Bruder zu finden. Die kleine Gruppe macht sich auf den Weg ins Kriegsgebiet; nach und nach offenbart sich, daß Polly nicht das einzige Mädchen in der Einheit ist - der unter anderem ein Troll, ein Vampir und ein "Igor" angehören.


    "Weiberregiment" bricht in vielerlei Hinsicht mit Scheibenwelt-Traditionen. Es gibt viel vordergründige Gewalt, eine sehr amorphe Protagonistengruppe, die schwer auseinanderzuhalten ist, der Plot wirkt müde und wenig überraschend, das Ende ist völlig für die Katz. Vor allem aber ist es nicht lustig; einige Stellen haben mich zum Schmunzeln gebracht, hauptsächlich aber war der neue Scheibenwelt-Roman langweilig, vorhersehbar und thematisch ein völliger Mißgriff. Es bleiben mehr Fragen offen, als beantwortet werden, und die satirischen Elemente gehen gänzlich unter, erschlagen von der Moralkeule. Der schlechteste Scheibenwelt-Roman bisher.

  • Hallo, Morgana.


    Zitat

    Oh jeh... Und ich habs meinem Süßen aus Hannover mitgebracht... Hätt ich dann vielleicht doch lieber gelassen...


    Ein Scheibenwelt-Fan wird's so oder so lesen wollen (müssen), und vielleicht gefällt's ihm ja - die Geschmäcker sind verschieden. :-)

  • Hoffentlich... :-)


    Aber jetzt will er sich erst mal am "Schwarm" probieren, da hat er ja noch einiges vor sich. Bin ja froh, wenn ich ihn überhaupt zum Lesen bekomme... :grin

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Mein Schwiegersohn hat mir dieses Buch als "Einstieg" in die Scheibenwelt geliehen. Ich bin absolut nie ein Fan von Fantasy gewesen.
    Natürlich habe ich keinen Vergleich, ob das "Weiberregiment" wirklich das schlechteste Buch aus der Scheibenwelt ist. Aber es hat zu einem getaugt:
    Es hat die Schwiegermutter angefixt. Sie will jetzt mehr! :grin

  • Ich muss widersprechen :)


    Ich kenne zwar nicht alle, aber eine ganze Menge Scheibenweltromane und dieser hier ist einer meiner Lieblinge. Mag sein, dass die Übersetzung einiges von der Situationskomik und vom Wortwitz unterschlägt. Versucht doch mal das Original: Monstrous Regiment - was mMn auch der bessere Titel ist ;)

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Komisch, es ist immer überraschend, wie sehr doch geschmäcker verschieden sind. :wow Ich mags nicht besonders, und hab so das gefühl, dass es ein lückenfüller ist, um neue figuren vorzustellen. Vielleicht liegts daran, dass ich die 'kriegsbücher' der Scheibenwelt im allgemeinen nicht mag.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Stimmt, es ist nicht das beste Kapitel der Scheibenwelt, aber so schlecht war es nun auch wieder nicht.
    Da ich Häppchenleser bin, so kurz vor dem zu Bett gehen, hat das Buch seine Schuldigkeit getan und mich köstlich unterhalten.
    Es ist nicht der typisch gute Pratchett, aber durchaus lesenswert.

  • Nachdem ich das Buch spontan gekauft und erst danach die Rezensionen gelesen hatte, hatte ich schon das schlimmste befürchtet - aber so schlimm war es dann zum Glück doch nicht. Sicherlich nicht der beste Scheibenwelt-Roman, aber auch nicht der schlechteste. Insbesondere das Ende (bzw. letzte Viertel) hätte ruhig weniger melodramatisch sein können, aber prinzipiell hat mich das Buch trotzdem gut unterhalten und auch einige Male zum Lachen gebracht.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Richtig schlecht ist Weiberregiment nicht, auch wenn Pratchett natürlich besseres geschrieben hat als das. Es ist halt nicht zum Brüllen komisch und hat manche Länge aber insgesamt trotzdem lesenswert und halbwegs lustig- was schon mehr ist als man von sehr vielen anderen Büchern sagen kann. Müsste ich Pratchetts schwächstes Buch benennen, wäre es wahrscheinlich "Eric" oder "Nanny Oggs Kochbuch". Beide sind illustriert und vom Text her nicht sooo dolle. Beim Kochbuch kommt hinzu, dass die Rezepte nicht gut funktionieren, der Humor darin wirkt sehr bemüht.

    Lesen schadet eigentlich nicht.

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  • Ich mochte das Buch...


    Aber der deutsche Titel ist doch mal völlig daneben, oder? Das ist doch ein Megaspoiler für etwas, was vollständig eigentlich erst gegen Ende des Buches rauskommt. Da passt der englische, "Monstrous Regiment", doch deutlich besser.


    Lustigerweise habe ich kurz danach "Shades of Grey" von Jasper Fforde gelesen, kennt noch jemand beide und hat die Ähnlichkeiten bei den sinnlosen Ge- und Verboten bemerkt?

  • Normalerweise kann ich die Scheibenwelt-Romane gar nicht schnell genug weiterlesen und verschlinge sie regelrecht, aber dieses Buch fand ich sehr zäh.
    Für mich das langweiligste, was ich bisher von Pratchett gelesen habe (und da ich chronologisch vorgehe, war das nicht wenig).


    An und für sich eine gute Idee, aber man hätte sicher mehr daraus machen können, besonders, was humorvolle Szenen angeht - ich war vom Autor deutlich Unterhaltenderes gewohnt.


    Zudem hatte ich häufiger Schwierigkeiten, die Rekruten zuzuordnen, da sie alle recht ähnliche Spitznamen hatten. Auch wenn ich mir sicher bin, dass das so gewollt war, hat es mich beim Lesen ganz schön genervt.