Carl Hanser Verlag, 2008, gebundene Ausgabe, 605 Seiten
Originalverlag: Le Dilettante, Paris
OT: La Consolante
Übersetzt von Ina Kronenberger
Kurzbeschreibung (lt. Hanser Verlag):
Charles Balanda, 47, ist ein erfolgreicher Architekt und glücklich mit seinem Leben. Bis er einen Brief bekommt, in dem nur drei Worte stehen: »Anouk ist tot.« Von da an ist nichts mehr, wie es war. Denn Anouk ist nicht nur seine große Liebe gewesen, sie war eine wunderbare Frau, und ihr Sohn, der hochbegabte Alexis, war sein Freund, bis ... Was damals geschah, lässt Charles nicht mehr los. Er begibt sich auf Spurensuche und merkt, dass er sich eigentlich nach einem ganz anderen Leben sehnt. Wieder einmal beglückt uns Anna Gavalda mit einer wunderbaren Geschichte von atemberaubendem Realismus - ein Feuerwerk an witzigen Dialogen und unvergesslichen Szenen.
Anna Gavalda über Anna Gavalda ( Quelle: Hanser Verlag):
Geboren am 9. Dezember 1970 in Boulogne-Billancourt im Großraum Paris. Ältestes von vier Kindern. Kindheit auf dem Land, im Departement Eure-et-Loir: radfahren, angeln, Knallfrösche und feuchte Küsse hinter der Kirche. Mutter Künstlerin, Vater wäre gern Künstler gewesen. Zu Hause viele Bücher, viele Comics, viele Schallplatten, viele Filme. Mit fünfzehn in eine Einrichtung für junge Mädchen in Saint-Cloud geschickt, die von den Dominikanerinnen von Heilig Geist geleitet wurde: Schuluniform, Lateinübersetzungen, Seufzer und Liebeserklärungen hinterm Bushäuschen.
Trübsinniger Vorbereitungskurs auf dem Lycée Molière, dann an die Sorbonne bis zum Magister in Literaturwissenschaften. Viele Gelegenheitsjobs: Verkäuferin, Serviererin, Platzanweiserin, Kassiererin, Arbeiterin, Empfangsdame, Au-pair-Mädchen in den USA, Telefonistin, Texterin von fiktiven Heiratsanzeigen, Kitschromanen und Artikeln über Obst und Gemüse fürs Wochenblättchen... Lebt heute im Departement Seine-et-Marne. Vollzeit-Mutter von zwei Kindern. Nachts, wenn alle Katzen grau sind und die Küche gefegt ist, Schriftstellerin ...
Meine Meinung:
Für etwas Durchhaltevermögen wird man reich beschenkt in diesem Buch.
Charles Balanda ist 47 Jahre und hat in seinem Leben scheinbar alles erreicht. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin Laurence und deren 14-jähriger Tochter Mathilde als erfolgreicher Architekt in Paris. Sein Alltag wird von viel Arbeit diktiert, er jettet ständig zwischen Paris und Moskau.
Charles' Leben ändert sich als er von seinem Jugendfreund Alexis einen Brief erhält: „Anouk ist tot.“
Alte Kindheits- und Jugenderinnerungen kehren zurück. Anouk, die sehr unkonventionelle und liebevolle Mutter seines hochmusikalischen Freundes Alexis, war so etwas wie eine zweite Mutter, engste Freundin und erste Geliebte für Charles. In vielen Rückblenden scheint die Zeit mit Anouk wieder aufzuerstehen. Anouk ist der Dreh- und Angelpunkt, nicht nur für Charles und Alexis, für Nounou, dem verrückten Transsexuellen, sondern auch für ihre Patienten, die Anouk aufopferungsvoll pflegt.
Die Jahre vergehen, Alexis wird drogenabhängig, die Freundschaft zwischen ihm und Charles zerbricht, Charles verliert Anouk aus den Augen.
Auf den Spuren seiner Vergangenheit besucht Charles Alexis, wobei er nicht ahnen kann, dass dies der erste Schritt in Richtung neue Zukunft ist, die sein bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird.
Alexis lebt ein langweiliges Leben mit einer engstirnigen Ehefrau und zwei Kindern, die Musik hat er aufgegeben.
Durch Alexis' Sohn Lucas gelangt Charles auf einen Hof, der eigentlich einmal ein Schloss war, und lernt Kate kennen, die dort mit vielen Kindern und noch mehr Tieren lebt.
Und hier auf dem Land, 500 km von Paris entfernt, könnte Charles es finden, das Glück.
Wie in einem bunten Panoptikum lernt man Charles, Laurence, Mathilde, Claire, Anouk, Alexis, Corinne, Kate, Sam, Alice, Harriet, Yancine, Nedra, und, und, und kennen.
Anna Gavalda reiht Geschehnisse und Gedanken ohne überflüssige Beschreibungen aneinander. Auch wenn der Einstieg in das Buch hierdurch etwas erschwert wird, erliegt man dem Charme der Geschichte, man saugt sie förmlich auf. Man leidet mit, man freut sich mit und am Ende schließt man das Buch – und ist glücklich.