Studie "Vorlesen im Kinderalltag 2008"

  • Heute ist in Berlin die bundesweite Studie "Vorlesen im Kinderalltag 2008" vorgestellt worden. Befragt wurden 875 Kinder. 37 % der befragten Kinder bekommen niemals etwas vorgelesen. Interessant ist, dass sich die "Vorlese-Müdigkeit" der Eltern durch alle Bildungsschichten zieht.



    stiftunglesen.de


    Die Studie selbst findet sich unten auf der Seite von Stiftunglesen.de in Form eines PDFs.

  • Das ist ja erschreckend!
    Ich hätte es mir damals ohne Vorlesen garnicht vorstellen können. Jeden Abend eine Lesestunde war Pflicht. Erst dann konnte ich ins Reich der Träume. :-)
    Auch als ich dann gut selber lesen konnte haben wir zusammen gelesen. Das war meiner Mama auch sehr wichtig, das ich gut und deutlich lesen lerne. Da bin ich ihr und meinen Geschwistern im nachhinein wirklich dankbar.

  • Tja, schon traurig. Wobei ich nicht verstehe, wie es sein kann, dass Kindergartenkinder nicht vorgelesen bekommen? Wozu schickt man sein Kind in den Kindergarten, wenn da nicht mal die grundlegendsten Bildungstechniken verwendet werden? ?( (Ich bin prinzipiell für Kitas, weil ich glaube, dass gerade Kinder aus bildungsfernen Schichten hier die Chance haben sollen, gleiche motorische und sprachliche Fähigkeiten zu entwickeln.)


    Allerdings glaube ich, dass Vorlesen auch nicht alles ist. Mein Bruder hat z. B. massenweise Bücher vorgelesen bekommen und auch darauf bestanden (das GESAMTE Dschungelbuch! :yikes), hatte aber immer Schwierigkeiten mit Sprache, Rechtschreibung, Literatur. Er ist Computerspezialist geworden - ein begnadeter zwar, aber Bücher gehören nicht zu seinem Universum.


    Ich als kleine Schwester war brav und zurückhaltend und habe wenig Erinnerung an Vorlesestunden. Meine Erinnerungen setzen erst ein, als ich in der ersten und zweiten Klasse mir mit Pippi Langstrumpf und anderen Kindergeschichten die Lesewelt erkämpft habe!
    Meine Mama war dafür da, sich Geschichten auszudenken, vorlesen fand ich nicht halb so lustig, wie gerade frisch ausgedachte GEschichten, nur für mich! :-)
    Naja, und das ich trotz Vorlesemangels (den meine Mutter übrigens bestätigt) Büchernarr geworden bin, muss ich nicht weiter erwähnen.

  • Mir ist Vorlesen total wichtig!


    Aber das nur 37% aller Kinder in Deutschland nie vorgelesen wird, überrascht mich... Ich hätte die Zahl auf über 50% eingeschätzt. Zumindest was das zu Hause vorgelesen bekommen betrifft, wird das auch so sein, denn meine Schüler bestätigen es regelmäßig.

  • Mein kleiner Mausebär bekommt jetzt schon jeden Abend eine Geschichte vorgelesen, auch wenn er das noch gar nicht richtig versteht. Aber er findet das immer total lustig.


    Schade, dass so wenig Kinder etwas vorgelesen bekommen.

  • Ich hätte auch vermutet, dass die Zahl höher ist.
    Meine Kinder bekamen schon immer vorgelesen.Gerade heute abend wieder.Obwohl sie schon 9 und 11 sind, genießen sie das.Was aber nicht heißt, dass alle Kinder, die vorgelesen bekommen, selbst zu Büchern greifen.Unser großer Sohn hat noch nie gerne gelesen und ich glaube auch nicht, dass sich das noch ändert.

  • Meine Mädels wollen auch immer noch eine Geschichte, vor dem Schlafen.
    Und auch zwischen drin, wenn Zeit ist, sitzen die beiden mit einem Buch auf der Couch und wollen vorgelesen bekommen.


    Ich denke viele Eltern wollen einfach ihre Ruhe und sich das Vorlesen ersparen, weil sie selbst nichts mit Büchern am Hut haben.
    Schade eigentlich, da verpassen Eltern und Kinder jede Menge...


  • Ich muss gestehen, dass ich, seit ich wieder mehr arbeite,
    auch vorlesefaul geworden bin.Früher haben wir halt auch viel
    über Tag gelesen. Das geht heute nicht mehr. Nur an den Tagen,
    an denen jeweils mein Mann oder/und ich zuhause sind, bekommt sie
    tagsüber noch was gelesen (aber auch nicht mehr sooo viel).
    Aber abends gibt es def. zw. 30-50 min. Vorlesen.
    Ohne gäb's mächtig Ärger. :schlaeger.


    Ich denke auch, dass viele der Nicht-vorlese-eltern sich einfach drücken.
    Selbst keine Leseratten, fehlt ihnen vermutlich der Bezug zum Buch.
    Naja, und wem es selbst nix bringt, der meint auch nicht, dem Kind etwas wertvolles vorzuenthalten.
    Und sicherlich fehlt es manchen Eltern auch an Zeit...
    (ohne dass ich das jetzt entschuldigen will), da sind dann andere
    Dinge wichtiger. Leider...

  • Es ist ja nicht nur das Vorlesen an sich, sondern das Kuscheln gehört doch auch dazu. Futter für Hirn und Seele. Und zwar für beide Seiten.


    Ich lese sehr gerne vor. Habe zum Glück sechs Enkel, nur wohnen die leider weit weg. Die liiieben es, mich zu löchern, damit ich ihnen eine Geschichte ganz geduldig auch vier- oder fünfmal hintereinander vorlese. Dazu haben Eltern nun wirklich keinen Nerv. ;-)


    Tja, und nun habe ich mich im August voller Elan bei einem Vorleseverein als ehrenamtliche Vorleserin gemeldet, habe eine nette Vertröstungsmail bekommen und seitdem nie mehr etwas gehört. Schade. :-(

  • Ja ist unglaublich wie viele Eltern nicht mal das hinbekommen.
    Ich habe und lese meinen Kindern immer vor und zwar jeden Abend und natürlich auch zwischendrin.Speziell im Herbst/Winter haben wir so ein Ritual.Da werden sämtliche Kissen und Decken in der Bude eingesammelt und wir machen es uns mit Tee und Keksen auf dem Wohnzimmer Fussboden gemütlich.Da wird gekuschelt und wir lesen.Mal lese ich was vor,mal meine Jungs,so haben wir viel Spass,machen was schönes zusammen und meine Jungs trainieren noch das Lesen mit Spass!!!

  • Ich habe selten etwas vorgelesen bekommen, und das obwohl meine Mutter Erzieherin ist. Ich hab das aber auch nie gewollt, erfundene Geschichten fand ich eh viel spannender. Selber lesen wollte ich aber schon immer, und mit vier Jahren hab ich dann lesen gelernt und den anderen Kindergartenkindern vorgelesen.
    Auch heute mag ich Vorlesen nicht, hör deshalb auch keine Hörbücher.


    Ich sehe das nicht unbedingt als etwas Negatives, dass mir nicht oft vorgelesen wurde. Mein Bruder war da viel mehr darauf aus, ich musste ihm früher immer Comicbücher und Kinderbücher vorlesen. Und er ist viel lesefauler als ich geworden ;-)

  • Zitat

    Original von 3erMami
    Ich habe und lese meinen Kindern immer vor und zwar jeden Abend und natürlich auch zwischendrin.Speziell im Herbst/Winter haben wir so ein Ritual.Da werden sämtliche Kissen und Decken in der Bude eingesammelt und wir machen es uns mit Tee und Keksen auf dem Wohnzimmer Fussboden gemütlich.Da wird gekuschelt und wir lesen.Mal lese ich was vor,mal meine Jungs,so haben wir viel Spass,machen was schönes zusammen und meine Jungs trainieren noch das Lesen mit Spass!!!


    Das finde ich richtig schön! So möchte ich das auch mal machen, wenn mal Kind/Kinder da sind.
    Ich finde sowas gehört dazu. Mir hat früher sogar meine Cousine vorgelesen, wenn sie bei uns übernachtet hat.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

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  • Zitat

    Original von Trew
    Ich habe selten etwas vorgelesen bekommen, und das obwohl meine Mutter Erzieherin ist. Ich hab das aber auch nie gewollt, erfundene Geschichten fand ich eh viel spannender. Selber lesen wollte ich aber schon immer, und mit vier Jahren hab ich dann lesen gelernt und den anderen Kindergartenkindern vorgelesen.
    Auch heute mag ich Vorlesen nicht, hör deshalb auch keine Hörbücher.


    Ich sehe das nicht unbedingt als etwas Negatives, dass mir nicht oft vorgelesen wurde. Mein Bruder war da viel mehr darauf aus, ich musste ihm früher immer Comicbücher und Kinderbücher vorlesen. Und er ist viel lesefauler als ich geworden ;-)


    Hey, wir sollten eine neue Studie aufmachen: Fördert Vorlesen oder Geschichtenausdenken eher die spätere Leseaktivität? :wave


    Ich glaube, das wirklich Wichtige ist der enge Umgang mit dem Kind, auch sprachlich. Ob man dann vorliest, sich Geschichten zusammenreimt, oder irgendwelche Phantasiespiele miteinanderspielt, ist wahrscheinlich egal.
    Allerdings habe ich es ab dem Teenageralter sehr genossen, bei meinen Eltern in der Bibliothek rumzustöbern - hatte nur den Nachteil, dass ich lange keine Bibliotheken mochte, weil meine Eltern eh so viel hatten. :grin

  • Unsere Nichten bekommen zu Hause gar nichts vorgelesen, da Bücher bei den Eltern keinerlei Stellenwert haben. Bei der Ältern (jetzt 13) haben wir von klein an immer vorgelesen, wenn sie bei uns war (und das war fast jedes Wochenende der Fall). Ihr hat das immer sehr gut gefallen und sie liest auch heute selber sehr viel. Bei der Jüngeren, hatten wir diese Möglichkeit leider nicht mehr und ihr sind Bücher auch etwas "Fremdes", was sehr schade ist.
    Sie hat auch gar keinen Drang vorgelesen zu bekommen und kann auch, wenn wir es versuchen, kaum ruhig bei der Sache bleiben, da sie es wahrscheinlich nur langweilig findet.

  • Hm, das ist wirklich schade, dass sie Bücher allgemein doof findet. Bei mir war das ja eher so, dass ich schon von klein auf selbst lesen wollte, weil das bei Erwachsenen immer so interessant aussah... hab mir dann als Mini-Trew auch schon mal mit Mamis Buch (im Idealfall natürlich verkehrtherum gehalten) vor die Familie gestellt und so getan als würde ich vorlesen :grin

  • Zitat

    Original von Schusselchen
    Sie hat auch gar keinen Drang vorgelesen zu bekommen und kann auch, wenn wir es versuchen, kaum ruhig bei der Sache bleiben, da sie es wahrscheinlich nur langweilig findet.


    Du sprichst etwas an, was ich wichtig finde: Diese Gebetsmühle "Vorlesen" und "Lesen" wird immer wieder bemüht mit dem Zweck, Sprachentwicklung, Konzentration und intellektuelle Entwicklung zu fördern.
    Ich glaube aber, dass Vorlesen nur EIN Mittel dazu ist. Das Problem ist nicht, dass Eltern nicht vorlesen, sondern dass sie insgesamt sich weniger mit dem Kind direkt beschäftigen und es fördern und fordern.
    Ein Kind muss sich auch konzentrieren, wenn es eine Geschichte erzählt bekommt, wenn es den Eltern beim Erklären von Spielregeln zuhören muss. Es lernt auch dadurch massenweise Vokabular.


    Ich verstehe einerseits, dass man nach einfachen Lösungen sucht, und die Gebetsmühle "Vorlesen" ist eben eine. Ich glaube aber nicht, dass sie den Kern des Problems löst. Nämlich das Eltern selbst zu unkonzentriert und abgelenkt beim Umgang mit ihren Kindern sind. Dass Eltern nicht mehr mit ihren Kindern Lego, Eisenbahn usw. spielen, sondern sie vor dem Fernseher parken.


    Zu allen Zeiten gab es Kinder und Jugendliche, die Bücher doof fanden. Schlimm und neu ist, dass Kinder soziale und kulturtechnische Kompetenzen weniger ausprägen als früher - kein Kind stirbt daran, wenn es nicht lesen mag. Aber wenn es gar nicht die Möglichkeit bekommt, durch Spiele, Geschichten, Musik, Basteln, Malen seine Kreativität, Sozial- und Sprachkompetenz zu entwickeln, dann haben künftige Generationen ein Problem.

  • Ich hab von meinen Eltern auch kaum was vorgelesen bekommen, glaub ich :gruebel
    Zwar saßen sie vorm Schlafen oft an meinem Bett, wir haben bisschen geredet und sie haben auch Geschichten erzählt, aber ans Vorlesen kann ich mich kaum erinnern.
    Ich weiß aber, dass meine Oma uns immer vorgelesen hat, als wir zu viert in den Betten lagen. Kann mich noch erinnern, wie ich sie verbessert habe, weil ich manche Geschichten schon auswendig kannte :lache


    Ich glaube, dass viele Eltern heute echt geschafft sind und einfach viel zu müde fürs Vorlesen. Find ich aber schade.


    Sollte ich tatsächlich in den Genuss kommen, mal einen "normalen" Mann zu finden und Kinder zu haben, würd ich ihnen sehr gern vorlesen. Sonst such ich mir ein Patenkind :rofl

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ein Abend ohne Vorlesen ist bei uns gar nicht mehr machbar. Die Kleine würde ernsthaft wütend werden, glaube ich.
    Schade dabei ist es ja nicht nur um das Vorlesen, sondern auch um die Zeit, die ein Kind mit dem Elternteil genießen darf. Ich gebe zu, manchmal ist es wirklich ermüdend noch das ganze "Zu-Bett-Geh-Ritual" durchzuziehen. Allerdings kann ich in solchen Fällen noch glücklicherweise auf meinen Mann zurückkommen. Wenn dem nicht so wäre, würde es ab und an eben kürzer ausfallen aber selten ganz.


    Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern viel vorgelesen bekommen zu haben. :gruebel Ich weiß nur, dass ich, sobald ich lesen konnte, immer Bücher bekommen habe und diese auch stets vor dem Schlafen gelesen habe.

  • Ich kann mich leider nicht mehr wirklich erinnern, ob meine Eltern mir was vorgelesen haben. Aber ich bin ganz sicher, sie haben es getan.
    Sobald ich selber lesen konnte, hab ich ein Buch nach dem anderen verschlungen. Ich kann nicht verstehen - wie man es z. B. bei Supernanny sieht - dass die Eltern ihren Kindern nicht vorlesen. Selbst wir als erwachsene Leute hören jeden Abend Hörbuch. Es gibt doch nichts schöneres als mit einer Geschichte im Ohr und den entsprechenden Bildern im Kopf einzuschlafen... Das sollte das mindeste sein.


    Meine Nichte wird diesbezüglich glaub ich auch sehr vernachlässigt. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ihre Mutter lesen kann :bonk
    Meine Eltern und mein Bruder können das leider in der kurzen Zeit (zwei Tage alle zwei Wochen) nicht auffangen. Sie kennt eher das Fernsehprogramm als Kinderbücher :-(

  • Ich war mal auf einem Vortrag darüber wie man Kinder an Bücher heran führt. Und da wurde u.a. auch gesagt, dass Kinder es sofort merken, wenn man lieblos liest- und dann evtl. auch nicht soo den Bezug zu Büchern bekommen.


    Ich habe früher auch mehr über Tag vorgelesen, was jetzt wegen der Arbeit nicht mehr soviel geht (also beim Großen, bei meiner Tochter wohl). Aber jeden Abend lese ich beiden aus tiefster Seele und mit Betonung vor. Mal beiden zusammen, mal getrennt weil sie ja 3 Jahre auseinander sind. Es macht mir und ihnen total viel Spaß. Und ich finde es auch ganz ganz wichtig.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski