Stell Dir den freundlichsten Ort der Welt vor:
"In Golds Buchladen gab es ein enges, gemütliches Hinterzimmer, (...). Es herrschte ein anheimelndes Durcheinander. Bücher stapelten sich in den Regalen, auf dem Boden, auf dem Tisch. Zigarrenasche bedeckte aufgeschlagene Zeitungen. Überall standen Kaffeetassen, die niemand abwaschen wollte. Auf dem Fauteuil türmten sich Wäsche, Kochgeschirr, Zeitungen und allerhand Kleinigkeiten wie Schreibpapier, Zahnbürste, Rheumamittel und Faschingsmasken. Leicht stieß man sich irgendwo, und ein paarmal am Tag am Tag griff man in einen Fliegenfänger. In einer Ecke qualmte ein undichter Ofen, auf ihm bereitete Gold Tee und Kaffee."
Der gemütlichste Ort jedenfalls für den jungen Carl Haffner, der im Hinterzimmer der Buchhandlung das Schachspiel lieben lernt. Und das - Glavinic lässt es den Leser dieser spannenden Geschichte spüren - ist auch das Handicap des gutmütigen Helden. Er liebt das Spiel, nicht den Wettkampf. Erfolgreich spielt er sich in die Schachelite der Welt, geht seinen Weg, welcher ihm mehr durch seine Freunde als durch Ehrgeiz vorgezeichnet ist.
Vielleicht literarisch nicht das "Große Werk" Glavinics, von der Spannung, der Menschlichkeit und der Schilderung eines zutiefst in sich gefangenen Menschen allerdings ein Meisterstück.
Liebe Grüße
D.M.