Im August 2010 wird endlich das Taschenbuch erscheinen - dann werde ich es mir wohl auch kaufen!
Orhan Pamuk - Das Museum der Unschuld
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Ich bin mir nicht sicher was ich erwartet hatte, aber das was ich gelesen habe, hat mich völlig verwirrt, überrascht und ziemlich unsicher zurückgelassen.
Zum einen, begeistert von der wunderschönen Sprache, die uns Istanbul auf eine Art und Weise nahe bringt, wie es zum Zeitpunkt des Lesens schon lange nicht mehr existiert, und dabei mit den betreffenden Charakteren und Bräuchen auf charmante, liebevolle und ehrliche Art verbindet.
Zum anderen hätte ich mir gewünscht, nachdem Orhan Pamuk Kemal und seine Geschichte äußerst ausführlich erzählt hat, das Füsuns Beweggründe und Handlungen etwas klarer geschildert worden wären.Alles in allem ein lesenswertes und nachdenkliches Buch über die Liebe, das Leben und das dazwischen.
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Ich habe dieses Buch vor einer Woche in Originalsprache zu Ende gelesen. Es hat mich in einer ganz besonderen Art und Weise berührt, da es wie eine Liebeshymne an meiner Heimatstadt Istanbul geschrieben ist.
Sehr gelungen finde ich die großartigen Anspielungen des Autors an die türkischen Filme der 70er und 80er Jahre, der Roman ist ja wie einer dieser Filme aufgebaut, teilweise hochdramatisch bis hin zur Absurdität und immer emotionsgeladen. Trotzdem spürt man die Ironie und die Distanz von diesen Filmen, die einen schmunzeln lässt, wenn man selber mit diesen Filmen aufgewachsen ist. Ich finde es erstaunlich, wie gut er die kleinen Details der Vergangenheit in seinem Buch verewigt hat, wie schön nostalgisch es ist. Ich finde es schön, wie er die Liebesgeschichte mit bestimmten Orten und Ausblicken von Istanbul verwoben hat, das hat natürlich eine besonders große Wirkung, wenn man diese Orte selber kennt. Ich finde die Ironie des Autors sehr gut, wie er in seinem Buch von der Perspektive des Ich-Erzählers sich selber als 23-jährigen Mann beschreiben lässt und einige Informationen über seine Familie gibt (reiche Istanbuler, die pleite gegangen sind), die tatsächlich stimmen. Und wie er im letzten Kapitel die Entstehung des Buches in dem Buch drin darstellt.
Obwohl ich all diese Aspekte sehr positiv schätze, weiß ich nicht, ob und inwiefern jemandem der Zugang zu dem Roman möglich ist, der diese nicht oder nur flüchtig kennt.
Pamuk ist in diesem Roman eine großartige Collage gelungen aus den Erinnerungen von Istanbul der 70er Jahre, den damaligen türkischen Filmen, den klassischen orientalischen Liebesgeschichten (Laila und Mecnun) sowie aus den kleinen, unscheinbaren Gegenständen, die unsere Leben begleiten. Ich schätze seine Mut, den alltäglichen, völlig belanglos aussehenden Dingen und Dialogen einen wesentlichen Platz in seinem Buch einzuräumen.
Als ich den Roman gelesen habe, war ich mehrmals über die Genie des Autors erstaunt, mit der er all diese Dinge und viel mehr (die Moralvorstellungen und Dilemma der türkischen Gesellschaft, die heute noch hoch aktuell sind, die damaligen politischen Entwicklungen, die Diskrepanz der gesellschaftlichen Klassen usw.) sehr geschickt zusammenbringt.Trotz dieses hohen Lobes ein Kritikpunkt: An einigen Stellen fand ich das Buch doch etwas langatmig, etwas kürzer und würziger hätte man es halten und sich weniger Wiederholungen erlauben können.
Von mir 8/10 Punkte, weil ich die anderen Bücher des Autors doch ein klein wenig beeindruckender fand.