New & Selected Poems 1964 – 2006
Verlag Harcorut, 2007, 167 Seiten
Kurzbeschreibung:
Windcatcher is a collection of Breytenbach's poetry from 1964 to 2006, and includes many poems never before published. There are poems here from Paris in the sixties; poems written in prison, when Breytenbach was jailed in South Africa for seven years for his activities against the apartheid regime; poems of exile from New York in the nineties; poems from Vancouver, from Amsterdam, from Dar es Salaam. Windcatcher is a remarkable record of a remarkable life and imagination
Über den Autor:
Breyten Breytenbach wurde 1939 in Südafrika geboren. 1961 ging Breytenbach nach Paris, wo er die Anti-Apartheid-Organisation Okhela gründete. Als er 1975 heimlich nach Südafrika reiste, wurde er verhaftet und kam für sieben Jahre ins Gefängnis. In der gleichen Zeit war einer seiner Brüder der höchstdekorierte Soldat des Landes.
Mehr Informationen über Breyten Breytenbach siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Breyten_Breytenbach und hier: http://www.nyu.edu/fas/Faculty…l/BreytenBreytenbach.html
Buchvorstellung und erster Eindruck:
Diese Gedichtsammlung, die voller Energie ist und vor Schönheit geradezu birst, teilt sich in 3 Abschnitte auf.
Gedichte im Exil 1964 – 1975
Gedicht in Gefangenschaft 1975 -1982
Gedichte von Außen 1983 – 2006
Damit werden wichtige Stationen des Autoren abgedeckt, der lange aus Südafrika verbannt und dann bei einer illegalen Reise im Land verhaftet und für 7 Jahre eingesperrt wurde.
Nur der Druck von Außen auf das Apartheid-Regime bewirkte endlich seine Freilassung, er verstummte auch danach nicht. Seine Werke u.a. Wahre Bekenntnisse eines Albino-Terroristen machten ihn bekannt.
Diese Einteilung bestimmt den Leseeindruck wesentlich mit, daraus ergibt sich eine zusätzliche Spannung.
Breyten Breytenbach ist auch Maler, das Cover dieses Buches stammt zum Beispiel von ihm.
Dieses Gefühl des Betrachtens eines surrealen Gemäldes stellt sich auch beim Lesen Breytenbachs Lyrik ein. Viele seiner Gedichte sind auf Anhieb nicht leicht zu verstehen. Sie besitzen meist einen ungewöhnlichen Rhythmus.
Ein surrealer Stil ist sogar in Breytenbachs Romanen spürbar, z.B. Mouroir. Auch in Mischlingsherz von 1999 waren Gedichte eingestreut.
Manche Gedichte dieses Bandes kennzeichnen das Gefühl im Exil, ganz konkret in „exile, representative“ oder die Orte, wo er in dieser Zeit lebte.
Zum Beispiel Dar es Salaam: Harbour of Peace:
it is when night is at its deepest
just before morning that the muezzin calls the faithful
for they are still asleep
and his sad cry drifts over index fingers of minarets
rooftops and lovers and flowers and docks
his sad cry dawns over city
(kopiert von Amazon.com)
Breyten Breytenbach hielt sich dort auf, als Dar es Salaam Hauptstadt von Tansania war.
Nur eines der Gedichte „not with the pen but with the machine gun“ kannte ich schon in deutscher Übersetzung: Nicht mit dem Stift / mit dem Maschinengewehr.
Überraschend, dass in dem Buch nicht erwähnt wird, dass er es ursprünglich in Afrikaans verfasst hatte.
Breytenbach hat viel in Englisch geschrieben, aber seine frühen Gedichtbände waren in Afrikaans und hießen z.B. Die ysterkoei moet sweet und Voetskrif. Daraus wurde vieles in Englisch übersetzt. Das in Windcatcher keine Anmerkungen über Entstehungsjahr und originalsprache der einzelnen Gedichte enthalten sind, ist eine kleine Lücke des Buches.
Hier enthalten ist auch das berühmte Rebel song:
gib mir einen Stift
denn ich will singen
dass das Leben nicht vergeblich ist
Die Gedichte des zweiten Teils beinhalten die Gefangenschaft in Südafrika als Thema wie schon auch Wole Soyinkas autobiographischer Bericht „Dieser Mann ist leider tot“, in dem der seine politische Gefangenschaft detailliert beschreibt und an die mich Breytenbachs Gedichte erinnern.
Herausheben möchte ich: Poem on toilet paper, das er im Hochsicherheitstrakt in Südafrikas Hauptstadt Pretoria schrieb.
“nights everything is possible
this red labyrinth that I inhabit like a rat
its echoing passages and frowns of steel barriers fade away
only floodlights and solitary warders
ring the darkness in rising towers
the jail becomes a monetary."
(kopiert von Amazon.com)
In Haft zieht sich der Dichter in sich selbst zurück, meist ist Nacht und/oder Dunkelheit in den Gedichten, Träume spielen eine wichtige Rolle.
Eindrucksvoll auch „for François Villon“, in dem sich Breytenbach eins fühlt mit dem mittelalterlichen Dichter, der auch eingekerkert war.
“we all walk that road
of life on its way to death
murderers, burglars, drug addicts and firebugs
thugs, embezzlers, rapists
and fellow terrorists
you like me tattooed in lineament and skin
single in our destiny"
(kopiert von Amazon.com)
Der letzte Abschnitt entstand in der Zeit nachdem er aus dem Gefängnis kam und wieder im Exil, in Paris oder Vancouver, lebte.
Das erste Gedicht ist „There is no time“:
Es gibt keine Zeit
Zeit ist Menschenhaut
raschelt, reißt und schrumpft
im Auf und Ab des Lebens
im Feuer des Daseins
sagt dir die Stunde
und lässt sie vergehn
im ewig vibrierenden
Augenblick der Stille
(Aus dem Englischen von Uljana Wolf)
In „Self-portrait“ und in „Picture“ nutzt Breytenbach wieder die Technik des Malers mit Worten.
Schon früh nach dem Anschlag am 11. September in New York schrieb Breytenbach seine Empfindungen dazu nieder:
New York, 12 September 2001
will the hand endure moving over the paper
will any poem have enough weight
to leave a flightline over a desolate landscape
ever enough face to lift against death's dark silence
who will tell today?
the huge anthill of people remains quiet
somber and shrill, bright and obscure
as if brown effluvium of sputtering towers
still sweeps the skyline with a filthy flag
who will tell today?
Das erschien zuerst in 110 Stories: New York Writes After September 11.
Afrika ist nicht vergessen. Er denkt an sein Land beim einchecken in ein Flugzeug in “embark”.
Dann sind in diesem Abschnitt auch viele Liebesgedichte enthalten.
Teilweise sogar expliziter Natur, wie The Oath.
Empfehlenswert sind die meisten dieser wundervollen Liebesgedichte.
Ich empfehle nur als ein Beispiel „dancing with D at Celra´s village Festival” (Spanien)
Das war jetzt nur meine Buchvorstellung basierend auf einen ersten Eindruck.
Ich denke, ich werde mich noch lange mit diesem wundervollen Buch beschäftigen, denn es ist ein nahezu surreales Leseerlebnis im besten Sinne!