Das falsche Haus - Michael Krüger

  • Michael Krüger "Das falsche Haus" - Eine Novelle
    2002 Suhrkamp Verlag
    174 Seiten


    Inhalt und Autoreninformation stammen von der Suhrkamp-Internetseite.


    Inhalt:
    »Eigentümlich, wie schnell sich die Welt verändern kann, wenn man sie herausfordert.« Wie sehr der Ich-Erzähler in Michael Krügers falschem Haus damit recht behalten soll, ahnt er noch nicht, als er in seinem beschmutzten Hemd vor einer alten Villa steht.


    Eigentlich ist der Redakteur einer Zeitung aus Süddeutschland nur in Hamburg, um einen Artikel über den Kongreß des Verbandes der Bibliothekare zu schreiben. Doch auf dem Weg ins Hotel landet der Ball eines Jungen auf seinem Hemd und hinterläßt einen gewaltigen Fleck. Mißtrauisch einerseits, mit der Aussicht auf ein frisches Hemd andererseits, folgt er der Einladung der Mutter des Jungen in das »falsche Haus«.
    Die erstaunliche Gastfreundschaft nimmt ungeahnte Ausmaße an. Zum frischen Hemd gesellen sich noch Socken und Krawatte, eine Einladung zum Duschen dazu, und innerhalb kürzester Zeit wird der eher schüchterne Redakteur Mitbewohner in der mysteriösen Villa. Er wird Zeuge der Verstrickungen, in die dieses merkwürdige Paar, Mutter und Sohn, verwickelt ist, und bald wird auch er in den Bann ihrer Geheimnisse gezogen: Wer ist der Mann, der Einlaß begehrt und wütend gegen die Tür zum Garten trommelt? Was hat es mit dem Vater der Frau auf sich, vor dem alle Welt zu kuschen scheint? Und wer ist Isabella? Wer eigentlich der Mann, der hier erzählt?
    Spannend wie einen Kriminalroman, mit Witz und großem Tempo erzählt Michael Krüger die Geschichte eines Mannes, der nicht nur den Mythen eines fremden Hauses auf der Spur ist, sondern auch dem »anderen Leben«.


    Autor:
    Michael Krüger wurde am 9. Dezember 1943 in Wittgendorf/Kreis Zeitz geboren. Nach dem Abitur an einem Berliner Gymnasium absolvierte er eine Verlagsbuchhändler- und Buchdruckerlehre. Daneben besuchte er Veranstaltungen der Philosophischen Fakultät als Gasthörer an der Freien Universität Berlin. In den Jahren von 1962-1965 lebte Michael Krüger als Buchhändler in London. 1966 begann seine Tätigkeit als Literaturkritiker. Zwei Jahre später, 1968, übernahm er die Aufgabe des Verlagslektors im Carl Hanser Verlag, dessen Leitung er im Jahre 1986 übernommen hat. Seit 1981 ist er Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente.
    Im Jahr 1972 veröffentlichte Michael Krüger erstmals seine Gedichte, und 1984 debütierte er als Erzähler mit dem Band Was tun? Eine altmodische Geschichte. Es folgten weitere zahlreiche Erzählbände, Romane, Editionen und Übersetzungen. Die Cellospielerin ist sein erster Roman im Suhrkamp Verlag.
    Michael Krüger lebt in München.


    Meinung:
    Ich bin aus dieser Novelle nicht schlau geworden. Da ist dieser Redakteur, der, halb durch Zufall, halb durch eigenes Zutun, in den eigenartigen Haushalt einer blonden Frau gerät und von dieser wie selbstverständlich eingespannt wird. Auch der Sohn im Haus nimmt seine Anwesenheit als völlig normal hin.


    Der Ich-Erzähler ist ein guter Beobachter seiner selbst und seiner Mitmenschen. Er reflektiert, durchaus desöfteren mit Witz, u.a. über den Zwang in der heutigen Gesellschaft, erfolgreich sein zu müssen (siehe z.B. Kinder, die schon während der Schulzeit in Richtung bestimmter Berufe gedrängt werden), über die "Selbstbeobachtung" als "Zivilisationsbewegung nach rückwärts" - dieser Gedanke taucht auf, als er sich in dem verspiegelten Badezimmer seinem vielfachen Spiegelbild ausgesetzt sieht.


    Ein großer Teil der Geschichte ist den Recherchen des Erzählers zum Jesuitenstaat in Paraguay gewidmet. Immer wieder kommt dieses Thema auf, werden Einzelheiten aus den Recherchen vorgestellt, während sich die eigentliche Handlung wie von allein entwickelt.


    Über der ganzen Geschichte liegt etwas Düsteres und Beklemmendes und eine gewisse Spannung kommt auch auf, aber mich hat der Autor ziemlich unbefriedigt zurückgelassen.


    Ich konnte leider die Jesuitenstaat-Geschichte kaum mit der Haupthandlung in Verbindung bringen, die kaum begründete Schicksalsergebenheit der handelnden Figuren empfand ich als belastend und überhaupt hatte ich nach einer Weile das Gefühl, dass der Autor seine Fäden nicht zusammenhalten konnte. Der Ich-Erzähler sagt selbst: "Wer ein Ding - auch ein Buch oder eine Studie - vollkommen haben will, sollte besser nicht damit anfangen oder sich schon vorher um einen Platz im Narrenspital bemühen." So hält es der Autor auch mit der Novelle.


    Gegen Ende der Lektüre wurde ich richtig ungeduldig und wollte dieses Buch nur noch weglegen.


    6/10


    Ich hatte das Buch übrigens sehr günstig (1,99 €) bei Zweitausendeis (auf der Homepage) erworben, es ist dort immer noch zu diesem Preis zu bekommen.