Ich halte grundsätzlich bei Nachfolgern von besonders erfolgreichen Büchern meine Erwartungen niedrig. Autoren sind auch nur Menschen und unter solch einem Druck bekommen die wenigsten einen Nachfolger auf gleich hohem oder gar höherem Niveau hin. Auf Grund der verhaltenen Eulenrezis habe ich hier meine Erwartung sogar noch weiter nach unten gesetzt und muß nun sagen: so schlecht war es doch gar nicht!
Eigentlich war es sogar wirklich gut. Sicher, es hatte bei mir nicht die Sogwirkung von "Der Schatten des Windes" und die letzten 5 Seiten hätte sich der Autor schenken können, aber ansonsten hat es mir wirklich gefallen. Die Atmosphäre ist wirklich einzigartig, düsterer als im Vorgänger und das dunkle Cover der Clubausgabe hebt dies m.E. auch sehr gut hervor.
Bei "Das Spiel des Engels" merkt man deutlich, daß der Autor der spanischen/südamerikanischen Erzähltradition des magischen Realismus´verhaftet ist und ich glaube, damit hat der deutsche Leser mehr Probleme als beispielsweise das spanische Publikum, bei dem das Buch ja ganz gut angekommen sein soll.
Wie gesagt, den Nachklapp hätte ich nicht gebraucht, ich empfinde die Rückkehr Cristinas jedoch keinesfalls als noble Geste Corellis (er sagt ja auch es sei gleichzeitig seine Rache): wie schwer muß es sein einem geliebten Menschen beim Altern, ja beim Leben und auch beim Sterben zu zu sehen und selbst nicht altern zu können, sprich: ein Stück weit ausgeschlossen zu sein?
Insgesamt habe ich das Buch genossen, obwohl ich derzeit lesetechnisch sehr sehr wählerisch bin. Ich freue mich jetzt schon auf den ersten von drei erscheinenden Jugendromanen des Autors, welcher im September rauskommt.