Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon

  • Hallihallo,


    ich habe das Buch heute beendet und den Eindruck gewonnen,



    Vielleicht habe ich etwas Entscheidendes überlesen - das kann sein, weil ich streckenweise ziemlich unkonzentriert gelesen habe. Was mir am "Schatten des Windes" am besten gefallen hat, nämlich die unbändige Erzählfreude und der psychologische Tiefgang, das fehlt mir bei dem Nachfolger ein wenig.


    Schönen Gruß
    Zefira

  • Ich fand es ein unterhaltsames Buch. In der Mitte musste ich mich ziemlich zusammenreissen, weiterzulesen. Die Sprache ist, bis auf wenige Aussetzer, genial. Zafon versteht es mit wenigen Worten die Umgebung detailliert zu beschreiben.

  • Zefira


    Das hört sich aber interessant an. Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen...


  • Ich glaube, ich fand das Buch blöd. Und wenn Ihr jetzt hier noch von Vampiren anfangt, finde ich es gleich doppelt blöd, denn mit Vampiren kann ich rein gar nichts anfangen. ;-)


    Zu Beginn hatte ich natürlich Große Erwartungen und das Warten auf dieses Buch hatte was vom Warten auf das Christkind als Vierjährige: Die Zeit bis zur Bescherung verging erst gar nicht und dann war sie viel zu schnell wieder vorbei.
    Wenn ich jetzt wieder so lange auf ein neues Buch von CRZ warten muss...also, dass halte ich nicht aus :grin


    Ich bin zweigespalten, was dieses Buch angeht. Es kommt natürlich nicht an den Vorgänger ran. Vielleicht, weil "Schatten des Windes" so eine Überraschung war und der Leser eben nur Kleine Erwartungen hatte...ich weiß es nicht.


    An "Das Spiel des Engels" mochte ich:
    - dass es wieder in Barcelona spielt (nicht auszudenken, CRZ hätte seine neue Heimat L.A. zum Schauplatz des Romans gemacht :yikes)
    - dass es im *alten* Barcelona spielt und CRZ uns wieder detailliert durch die Stadt führt
    - mir war nie langweilig beim Lesen
    - dass die Semperes wieder mit dabei waren (wenn auch eine andere Generation).


    Was ich nicht mochte:
    - mir hat sich lange, vielleicht sogar bis zum Schluss, nicht erschlossen, um was es überhaupt geht
    - viele Figuren blieben blass und/oder die Motivation ihres Handelns unklar, z.B. Cristina; mir ist sie nicht ans Herz gewachsen und ich konnte die Liebe Davids zu ihr nicht nachvollziehen
    - das große Sterben und niemand wurde am Ende wirklich glücklich (außer vielleicht - für eine kurze Zeit - Isabella mit Sempere jr.).
    - das Ende: Ich hatte dann doch das ganze Buch über gehofft, dass sich die Geschichte des Engels und dieser "Kram mit den Untoten" sinnvoll und einleuchtend auflöst und erklärt und die ganze Geschichte einen Sinn macht.


    Fazit für mich: CRZ kann toll schreiben, keine Frage. Aber die Geschichte an sich hätte etwas mehr gebraucht, mehr Sinn, mehr Auflösung...ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich das Buch total unbefriedigt zugeklappt habe, als ich die letzte Seite gelesen hatte.


    .

  • Ich habe es diese Woche nach langem Zerren und immer mal wieder beiseite legen endlich fertig und ich muß auch sagen- entweder bin ich zu doof oder ich verstehe das Buch einfach nicht!
    Leider hat mich der Roman so gar nicht überzeugt, stellenweise gut, gerade der Anfang, aber das Ende habe ich einfach nicht mehr verstanden und schon stellenweise in der Mitte habe ich nur noch Fragezeichen über meinem Kopf schweben sehen!
    Sehr schade...naja, es sollen ja noch zwei Bücher rund um den Friedhof folgen.

    Liebe Grüße,
    glücksbärchi


    Mein Name bei BT: nutellamaus86



    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne" (Jean Paul) :lesend

  • Zitat

    Original von glücksbärchi
    Ich habe es diese Woche nach langem Zerren und immer mal wieder beiseite legen endlich fertig und ich muß auch sagen- entweder bin ich zu doof oder ich verstehe das Buch einfach nicht!
    Leider hat mich der Roman so gar nicht überzeugt, stellenweise gut, gerade der Anfang, aber das Ende habe ich einfach nicht mehr verstanden und schon stellenweise in der Mitte habe ich nur noch Fragezeichen über meinem Kopf schweben sehen!


    Da bin ich ja beruhigt, dass nicht nur ich das so sehe... :-(

  • Zitat

    Original von Anton


    Da bin ich ja beruhigt, dass nicht nur ich das so sehe... :-(



    dito! :knuddel1

    Liebe Grüße,
    glücksbärchi


    Mein Name bei BT: nutellamaus86



    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne" (Jean Paul) :lesend

  • Ich hab's jetzt auch gelesen und es fällt mir genauso schwer, eine Urteil abzugeben.


    Einerseits hat mir die Sprache von Zafon außerordentlich gut gefallen. Wie er es schafft, diese düstere Stimmung Barcelonas regelrecht fühlbar zu machen, finde ich großartig und habe ich so bisher eigentlich auch noch nicht gelesen.


    Ich hab mich natürlich auch gefreut, die Buchhandlung Sempere & Söhne wieder besuchen zu dürfen und dabei Daniels Vorfahren kennen zu lernen.


    Andererseits haben mich wieder einmal - wie schon im ersten Buch - die vielen Personen verwirrt, so dass ich zum Schluss komplett den Überblick verloren hatte. Ich bedaure wirklich sehr, dass ich mir keine Notizen gemacht oder zumindest ein Personenverzeichnis angelegt habe. So kann ich auch nicht wirklich behaupten, verstanden zu haben, was denn nun eigentlich "des Rätsels Lösung" ist. Ich glaube, ich werde das Buch irgendwann noch einmal ganz in Ruhe lesen und dabei mitschreiben - vielleicht steige ich ja dann dahinter.


    Und der Schluss (so die letzten 5 Seiten) war richtig blöd. Punkt!

  • Was ich an diesem Buch als besondere Schwierigkeit empfand, waren die vielen gefühlten Parallelen zum Schatten. Zynisch gesprochen fühlt es sich so an, als sei ein Schema nach Vorlage von Schatten des Windes entwickelt worden, in das dann nur Details eingesetzt wurden.
    Grade diese ewige Wiederkehr von Handlungen und Motiven aus der Generation davor, wie sie schon bei Schatten vorkam, fand ich furchtbar. Das ist sicherlich einmal als literarisches Mittel und Handlungsstrang nutzbar, in diesem Fall fand ich es aber relativ öde.
    Und vielleicht aus diesem Grund sprang bei mir der Funke nicht über.
    Die Sprache ist zwar wunderschön und das Buch keineswegs schlecht, aber wie oben schon erwähnt, es fehlen so markante Punkte und Gestalten wie Fermin oder aber der sich immer mehr als Antagonist herauskristallisierende Polizist.
    Während man bei Schatten noch mit dem Protagonisten, seiner Freundin sowie den Gefährten drum herum mitfiebert, geht das dem Spiel eigentlich ab.


    Was die Dialoge mit Corelli angeht: Für mich klang das so, als ob das eine Vorwegnahme der Ideologie des spanischen Faschismus in Form der Falange und dem Regime Francos ist. Grade der erste Entwurf, den David Corelli quasi als Hinhaltetaktik anbietet, klingt auch nach der politischen Religion des NS-Regimes und aller dann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auftauchenden hypernationalistischen Bewegungen.
    Oder auch nach dem fundamentalistischen Islam, Bevölkerungsboom, hohe Quote männlicher junger Unzufriedener, Unterdrückung der Frau...

  • Zitat

    Original von Ouwe


    Was die Dialoge mit Corelli angeht: Für mich klang das so, als ob das eine Vorwegnahme der Ideologie des spanischen Faschismus in Form der Falange und dem Regime Francos ist. Grade der erste Entwurf, den David Corelli quasi als Hinhaltetaktik anbietet, klingt auch nach der politischen Religion des NS-Regimes und aller dann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auftauchenden hypernationalistischen Bewegungen.
    Oder auch nach dem fundamentalistischen Islam, Bevölkerungsboom, hohe Quote männlicher junger Unzufriedener, Unterdrückung der Frau...


    Du meinst, dass es sich bei Corellis Auftrag nicht nur um ein religiös-philosophisches Pamphlet/Teufelsschrift handelt, um Leser zu manipulieren, sondern dass dabei politische Motivation/Manipulation eine Rolle spielt?
    Rein zeitlich würde das ja passen - sozusagen als "Vorbereitung" für Francos Ideologie.
    Da wär ich jetzt gar nicht drauf gekommen...

  • Mir hat sich vielleicht noch etwas zu Corelli erschlossen:


  • Nach den Meinungen hier weiß ich jetzt, dass das Buch nichts für mich ist. Da ich schon mit dem vielgelobten Vorgänger Schwierigkeiten hatte, kann ich mir die Ausgabe sparen. Ist mir alles zu mystisch und unergründlich.


    Den Eulen sei Dank, dass ich die € 26.- in für mich lesbarere Lektüre investieren kann.

  • Zitat

    Original von Ouwe
    Mir hat sich vielleicht noch etwas zu Corelli erschlossen:



  • Es wurde ja schon oft erwähnt, dass das Spiel des Engels die Qualität seines Vorgängers nicht erreicht.


    Mich hat irritiert, dass ich wesentliche Grundelemente schon einmal gelesen habe und zwar bei A.S. Pinols " Pandora im Kongo. Erfolgloser junger Autor erhält von einem Fremden den Auftrag, ein Buch zu schreiben. In beiden Büchern erweist der Auftraggeber kriminelle Energie ohne das zunächst der junge Autor etwas merkt. In beiden Geschichten ist Übernatürliches im Spiel.


    Und beide Autoren kommen aus Barcelona. :gruebel


    Wobei meine Entscheidung zugunsten von Pandora im Kongo ausfällt, weil die Wende, die sich im letzten Drittel ergibt, einfach genial ist.

  • Zitat

    Original von hörb


    Wobei meine Entscheidung zugunsten von Pandora im Kongo ausfällt, weil die Wende, die sich im letzten Drittel ergibt, einfach genial ist.


    Das freut mich. Pandora im Kongo liegt nämlich noch auf meinem SUB und das Spiel des Engels hat mir ja nicht so gefallen. :-)


    Die Parallelen, die du anführst, sind schon auffällig.

  • Zitat

    Original von hörb


    Mich hat irritiert, dass ich wesentliche Grundelemente schon einmal gelesen habe und zwar bei A.S. Pinols " Pandora im Kongo. Erfolgloser junger Autor erhält von einem Fremden den Auftrag, ein Buch zu schreiben. In beiden Büchern erweist der Auftraggeber kriminelle Energie ohne das zunächst der junge Autor etwas merkt. In beiden Geschichten ist Übernatürliches im Spiel.


    Deine Meinung zu "Panora im Kongo" teile ich. Grandioser Roman! wobei wenn man es genau nimmt, rein gar nichts Übernatürliches im Spiel ist ;-)

  • Deine Meinung zu "Panora im Kongo" teile ich. Grandioser Roman! wobei wenn man es genau nimmt, rein gar nichts Übernatürliches im Spiel ist ;-)[/quote]



    Hallo Seestern,


    da hast du recht, doch für jeden, der den Roman noch nicht gelesen hat, kommt es zunächst einmal so vor, insbesondere wer " Rausch der Stille" kennt. Ich wollte auch nicht zuviel verraten

  • Meine Meinung:


    Ein Wiedersehen mit dem "Friedhof der vergessenen Bücher"


    Der junge Schriftsteller David Martin verdient sein Geld hauptsächlich damit, Groschenromane zu schreiben. Diese schreibt er aber nicht unter seinem richtigen Namen, sondern unter einem Pseudonym. Um sein Soll von einem Roman pro Monat erfüllen zu können, versinkt er Tag und Nacht in seiner Arbeit, bis diese ihn schließlich krank macht und an den Rande des Wahnsinns treibt.


    Eines Tages erhält David einen ominösen Brief von dem undurchschaubaren Verleger Andreas Corelli, der ihm ein windiges Angebot macht, dem er allerdings nur schwer widerstehen kann. Mit Hilfe der jungen Dame Isabella, die in sein Leben tritt, weil sie so begeistert von seiner Schreibe ist und selber gerne Schriftstellerin werden möchte, schafft er den Weg zurück ins normale Leben.


    Doch eines Tages gelangt er an den "Friedhof der vergessenen Bücher", den die Zafon-Fans bereits aus dem "Schatten des Windes" kennen und dort gelangt er an das Manuskript eines Buches, welches seine Initialen trägt. Diese Seiten decken plötzlich Machenschaften auf, mit denen David nicht gerechnet hat und er gerät ins Fegefeuer mehrerer Menschen, deren Absichten sich erst am Ende aufklären.


    Meiner Meinung nach kann man dieses Buch nicht mit dem "Schatten des Windes" vergleichen. Gemein haben sie nur die Tatsache, dass der Leser auch in diesem Buch dem "Friedhof der vergessenen Bücher" einen Besuch abstatten darf (welchen ich gerne mal in der Realität ausführen würde!) und dass der Roman ebenfalls wie sein Vorgänger in Barcelona stattfindet. WÜRDE ich diese beiden Bücher aber vergleichen, so würde ich sagen, dass mir der Charme und die Stimmung im Schatten des Windes etwas besser gefallen hat.


    Dennoch ist dieser Roman, ganz eigenständig gesehen, wundervoll. Er beschreibt die Liebe zum Schreiben, die Liebe zu Worten, zu Sätzen, zu Geschichten, die erzählt werden möchten. Gleichzeitig streut Zafon immer die richtige Prise Spannung in die Geschichte, die es mir leicht gemacht hat, die 710 Seiten bis zum Schluss zu lesen. Und natürlich darf auch die Liebe in diesem Buch nicht fehlen. Sehr ergreifend für mich waren die Szenen zwischen David und Cristina, seiner ganz großen Liebe.


    Wunderschön sind auch die Szenen, die in der Buchhandlung des alten Sempere stattfinden. Hier kommt jeder Leser, der Bücher nicht nur liest, sondern sie auch lebt und liebt, voll auf seine Kosten.


    Unterteilt ist das Buch in vier Teile. Während es in dem ersten Teil um den in diesem Buch geschriebenen Roman "Die Stadt der Verdammten" geht, lernen wir im zweiten Teil das Manuskript "Lux Aterna" kennen und im dritten Teil dann das wahre "Spiel des Engels". Am Ende finden wir dann noch einen Epilog, welcher 15 Jahre nach den Geschehnissen stattfindet.


    Ein paar Fragen bleiben letzten Endes offen, die mich mit dem Gedanken, und dem Wunsch, zurücklassen, dass die Geschichte vielleicht weitergehen könnte.


    Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass wir nicht wieder so viele lange Jahre warten müssen, bis es endlich wieder einen neuen Zafon gibt, den ich liebend gerne zu diesen beiden Romanen von ihm in mein Bücherregal stellen werde.